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UM F tAG ^-H- g 8 D »WSLHWLWRW »8 S »« IltTB^ß» NII UDMIMMstl LhmM, AM, MeLhi M die NaWidei. AnlLsbLcrtt für die Lgl. UmtshauptmanuschasL zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Aadtrath zu Wilsdru». Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr- 88. Dienstag, den S. November 188S. ErUH " " die Beaussichtignng der zum Verkaufe znsammengebrachte« Viehbestände betr. Behufs Ermöglichung der nach § 8 unter b der Ausführungs-Verordnung vom 9. Mai 1881 vorgeschriebenen Beaufsichtigung der zum öffentlichen Verkaufe in öffentlichen oder privaten Räumlichkeiten zusammengebrachten Viehbestände hat die Königliche Amtshauptmannschaft für ihren Verwaltungsbezirk durch Bekanntmachung vom 5. Juli 1881 angeordnet, daß alle Diejenigen, welche mit den im Reichsgesetze vom 23. Juni 1881 bezeichneten Viehacten Handel treiben, jeden bei ihnen eingehenden Viehtransport unverzüglich nach erfolgtem Eingänge dem Bezirksthierarzte anmelden. Die genaue Beobachtung dieser Vorschrift wird hierdurch mit dem Bemerken eingeschärft, daß Zuwiderhandlungen mit den in § 66 des an gezogenen Reichsgesetzes und 8 145 der Ausführungs-Verordnung bezeichneten Strafen geahndet werden. Meißen, am 30. October 1889. Königliche Amtshanptmannschast. v. Airchbach. Zwangsversteigerung. Die im Grundbuche auf den Namen Larl Gsttlob Nesses, Mühlenbesttzers in Mohorn eingetragenen Grundstücke 1) Mühlengruudstück, Fol. 1 des Grundbuchs für Mohorn, No. 1 des Brandkatasters, bestehend aus Mühle, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden und den Flurstücken 290, 291, 292, 293, 294 und 1493 des Flurbuchs, einschließlich der Mühleinrichtung geschätzt auf 21 500 Mark, 2) Feld, Wiese und Niederwald, Fol. 73 des Grundbuchs für Herzozswalde, vormals Oberreinsberger Antheil, bestehend aus den Flurstücken 196 L, 197 L, 197 6, 198 L, 200 L des Flurbuchs, geschätzt auf 3000 Mark, beide Grundstücke zusammen geschätzt auf 24 800 Mark, sollen an hiesiger Gerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und ist Donnerstag, der 14. November 1889, Vsrinittags 10 Nhr, als Versteigerungstermin, sowie Dienstag, der IS. November 188S, Vsrmittags 10 Nhr, als Termin zu Verkündung des Vertheilungspluns anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Tharandt, am 23. September 1889. Königliches Amtsgericht. Scheufler. Tagesgeschichte. Als die vorvorige Woche zur Rüste ging, wandten sich alle Blicke nach dem Lande der Griechen, dessen klassischen Boden unser Kaiserpaar damals betrat, um an den Vermählungsfeierlichkei ten in Athen theilzunehmen und die Kunstschätze und Denkmäler zu besichtigen, welche an die Zeiten erinnern, wo Hellas, und an seiner Spitze die attische Hauptstadt, die Pflegstätte höchster Menschenbildung war. Die Eindrücke, welche für sein für alles Schöne, Edle und Große offenes Gemüth dabei empfing, gaben dem Kaiser Veranlassung zu jenem begeistertem Telegramm an den Reichs kanzler, welches zugleich auf das innige Verhaltniß, das zwischen dem Monarchen und dem bewährten ersten Rathgeber der Krone besteht, das schönste Licht wirsi. Donnerstag Mittag hat das Kaiserpaar, hochbefrie digt von dem Empfange und dem Aufenthalt in der Hauptstadt der Hellenen, im Piräus sich eingeschifft und mit dem deutschen Geschwader durch die herrliche griechische Inselwelt des ägäischen Meeres hindurch die Fahrt nach dem Bosporus angetrcten und ist vom Sultan m Konstantinopel mit den höchsten Ehrenbezeigungen empfangen worden. Jetzt weilt Kaiser Wil helm II. mit seiner Gemahlin in dem alten Byzanz der schönen Stadt am goldenen Horn, in welcher Abend- und Morgenland von jeher ein ander die Hand gereicht haben, schon früher sind deutsche Kaiser in der Stadt Konstantins des Großen erschienen, aber seit der Halbmond in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts dort seine Herrschaft aufgeschlagen hat, ist dies nicht wieder geschehen. Heute kommt ein deutscher Kaiser in die Hauptstadt des Morgenlandes, aber nicht in kriegerischer Absicht, wie jene Kaiser des Mittelalters, sondern als Friedensfürst, dessen Sinn nicht darauf gerichtet ist, Länder zu erobern, sondern die Herzen aller Völker A gewinnen. Und ohne Zweifel kommt dem Erscheinen des Kaisers in Konstantin opel für die Hebung des Ansehens des deutschen Reiches und ^«ms bei den Völkern des Orients eine große Bedeutung zu. Der „Tarik", ein Konstantinopeler Beatt, widmet dkM Kaiserbesuchc einen Be- grußungsartikel, »essen ganzes Bestreben darin gipfelt, dem hohen Gast ZU Zeigen, wie sehr die Türkei und das gesammte muselmanische Volk das persönliche Erscheinen des mächtigen deutschen Herrschers als Gast des Sultans zu schätzen weiß und welche Hoffnungen sich an den bedeutungs vollen Moment in der Entwickelung der orientalischen Zeitgeschichte knüpfen. Die Festwoche in Athen, an welcher mcn ja auch in Deutschland herzlichen Antheil nahm, ist nun vorüber und h iermit hat auch der Besuch des deutschen Kaiserpaares auf dem klassischen Boden Griechenlands sein Ende erreicht. In den Reise-Erinnerungen Kaiser Wilhelms wird indessen dieser Besuch gewiß eine bevorzugte Stelle behaupten, denn sowohl der geradezu begeisterte Empfang, welcher ihm und seiner erlauchten Ge mahlin in Griechenland bereitet wurde, wie auch die geschichtlich so berühmten Stätten, welche sein Auge daffelbst geschaut, haben auf den Monarchen einen tiefen Eindruck gemacht und von letzterem zeugte auch das enthu siastische Telegramm, welches Kaiser Wilhelm von der griechischen Hauptstadt aus an den Reichskanzler sandte. Aber schon haben sich den hohen Rei senden, nachdem sie am Donnerstag das gastliche Athen wieder verlassen, inzwischen bereits neue fesselnde Bilder entrollt, welche die Meeresfahrt von den Gestaden Griechenlands nach Konstantinopel ja in immer sich steigerndem Reize erschließt, und Konstantinopel selbst, die so wundervoll gelegene Residenzstadt der Sultane mit den tausend Erinnerungen, die sich an ihren Namen knüpfen, bildet den würdigen Beschluß dieser Bilder. Nach dem Rciseprogramm der Majestäten erfolgte ihre Landung in Konstantinopel am Sonnabend und hat man türkischerseits sich nach Kräften bestrebt, dem mächtigsten Monarchen des Abendlandes einen glän zenden Empfang zu bereiten, der den deutschen Kaiser nicht nur persön lich ehren, sondern ihm auch sagen soll, wie sehr der Sultan und seine Berather die politische Bedeutung des Erscheinens des Schirmherr» des deutschen Reiches in Stambul zu würdigen wissen. Soweit bekannt, werden der Kaiser und die Kaiserin, welche sich übrigens beiderseitig des besten Wohlbefindens erfreuen, am 5. November die türkische Hauptstadt wieder verlassen und die Heimreise antreten, welche wiederum über Italien führt. Seit langer Zeit schon beschäftigen die bevorstehenden Reichs tagswahlen die Parteien, insbesondere diejenigen, welche Gegner entweder des herrschenden Regierungssystems oder der bestehenden Staats-und Gesell schaftsordnung überhaupt sind. Seit Monaten treffen dieselben ihre Vor bereitungen und allen Anzeichen nach gehen wir einer ungewöhnlichen und die Leidenschaften auf's Tiefste aufwühlenden Wahlbewegung entgegen. Das erklärt sich aus der politischen Gesan mtlage, aus den großen An strengungen der Deutschsreisinnigen und der Sozialdemokraten, das seit 1887 verlorene parlamentarische Uebergewicht wiederzugewinnen, einerseits wie andererseits aus der zum ersten Male zur Geltung kommenden fünf jährigen Dauer der Mandate. Deshalb ist es nur zu billigen, wenn der Termin für die Reichstagswahlen möglichst bald nach dem Schluß der gegenwärtigen Reichstagssession angesetzt wird. Das soll auch in der Ab sicht der Reichsregierung liegen, die jedoch kaum früher eine Entscheidung über den Termin treffen wird, bis sich die Ausdehnung der letzten Session des bestehenden Reichstages übersehen läßt. Es ist zu wünschen, daß die Wahlagitation möglichst eingeschränkt wird, um die Erregung der Leiden schaften in den gehörigen Grenzen zu halten. Niemand, der nicht vom Wühlen und Hetzen an sich Freude hat, wird wünschen, daß eine solche Wahlbewegung mit dem ganzen Schlamm, der erfahrungsgemäß dabei auf gerührt wird, mit den vergiftenden Folgen für unser öffentliches und ge sellschaftliches Leben länger dauert, als es unvermeidlich nothwendig ist. Wir werden ohnehin des Häßlichen und Widerwärtigen genug erleben. Den Beweis dafür haben bereits die Auslassungen der Oppositionsführer bei Gelegenheit der ersten Lesung des Etats im Reichstage geliefert. Es ist kein gutes Zeichen für die politische Reife unseres Volkes, daß die Wahl kämpfe mit anderen als sachlichen Mitteln ausgefochten werden, und Die jenigen, welche das Beispiel für eine derartige Kampfesführung geben, er werben sich um die moralische Hebung unseres Volkes ebensowenig Ver dienste, als sie zur Hebung ihres eigenen Ansehens beitragen.