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MchMftUMU WM, W«, Aeckh« M die WMM Amtsbtcrtt für die Kgl. AmLsbaupLmannlchaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Htadtratö zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementvreis vierteljährlich I Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 ll.hr angenommen. Nr. 91. Freitag, den 15. November 1889. Erlaß an die Ortsbehörden, das Ziehkinderwesen betreffend. Unter Bezugnahme auf die amtshauptmannschaftliche Bekanntmachung vom 26. Juni 1884 werden die Herren Bürgermeister von Wilsdruff und Siebenlehn sowie die Herren Gemeindevorstände des hiesigen Verwaltungsbezirkes darauf aufmerksam gemacht, daß sie betreffs der Ziehkinder ihres Ortes ein nach dem unten abgedruckten Schema einzurichtendes Verzeichniß — nach Befinden Fehlschein — bis zum 13. Januar 1880 anher einzureichen haben. Meißen, am 11. November 1889. Königliche Amtshanptmannschaft. v. Airchbach. Uebersicht, die in - im Jahre 188Y untergebrachten Ziehkinder betr. Bestand am Schluffe 1889 neu in Aufsicht Im Jahre 1889 verstorben: Zu- Aus andern Ursachen der Mithin Bestanv am L b o des Vor jahres. ge- unter über über sammen Aufsicht Jahres- nommen 1 Jahre Ibis 7 Jahre 7 bis 14 Jahre ent lassen. schlusse Davon sind Davon sind untcrgebracht Bemerkungen L ehe liche b unehe liche L männ liche d weib liche bei Groß eltern oder Ver wand ten. d bei frem den Per sonen. o in An stalten Bekanntmachung. Es wird hiermit von Neuem zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß für den Bezirk des Amtsgerichts Wilsdruff folgende Altersrenten- bank-Agentnren bestehen: in Tiesselsdsrf r Lotterie-Collection Keinnivk Luslsv Koki und - Wilsdruff: - - r. K. Ossk. Die Agenturen sind zur unentgeltlichen Abgabe der in ihren Händen befindlichen Drucksachen und Formulare der Königlichen Altersrenten bank ermächtigt, werden auch über die Einrichtung der Bank sowie Annahme von Anmeldungen und Einlagen zum Zwecke der Erwerbung von Zeit« und Altersrenten stets bereitwillig Auskunft ertheilen. Dresden, am 4. November 1889. Königliche Altersrentenbank - Verwaltung. Meusel. Stadler. Tagergeschichte. Die Reise Kaiser Wilhelms nach Italien und der Balkanhalb insel hat kurz vor ihrer Bendigung mit der Zusammenkunft des er lauchten Herrschers und des Kaisers Franz Josef in der Hauptstadt Tyrols ein Ereigniß gezeitigt, dessen friedekündende Bedeutung man all seitig anerkennt. Dieselbe tritt um so mehr hervor, als dem Wiedersehen der beiden befreundeten Monarchen der nochmalige Besuch des deutschen Kaisers beim König von Italien unmittelbar vorangegangen ist, während außerdem auch die Friedrichsruher Begegnung zwischen dem Grafen Kalnoky und dem Fürst Bismarck dem Kaisertage von Innsbruck zur überaus wirksamen Folie dient. Mit Recht hebt denn auch das Wiener „Fremden blatt" in einem längeren, diesen Fürsten- und Diplomatenbcgegnungen ge widmeten Artikel hervor, daß dieselben nur dazu dienen könnten, die Friedens hoffnungen der Völker Europas aufs Neue zu stärken und zu festigen. Be sonders bemerkenswcrth ist bei diesen Ausführungen des Wiener Regierungs blattes der Hinweis auf den Gegenbesuch des Czaren in Berlin, der dem „Fremdenblatt" zufolge den Ministerberathungen von FriedrichSruh offenbar zum Untergründe gedient hat und darf man jedenfalls nunmehr annehmen, daß die Politik des Czaren in Bezug auf die Balkanfragen mit derjenigen des Dreibundes mehr und mehr Harmoniken wird. Gestatten schon all diese Vorgänge den Schluß auf eine gedeihliche Weiterentwickelung der gegenwärtigen allgemein politischen Verhältnisse Europas, so erfahren die allseitig auf's Neue geweckten Friedenshoffnungen noch eine weitere Kräftigung durch die jüngste große politische Banketrede Lord Salisbury's, in welcher der englische Premierminister am Schluffe die bestimmte Versicherung aus sprach, daß die Friedensaussichten zur Zeit die denkbar besten wären und daß der politische Barometer deutlich in der Richtung des Friedens steige; hoffentlich wird derselbe auf „Beständig" bleiben. Ueber die Depeschen des Kaisers an den Reichskanzler urtheilt die „Nation" in folgender geschmackvoller Weise: „In Frankreich und in Rußland hat man mit völligstem Gleichmuth die Fahrten des Deutschen Kaisers von Fest zu Fest und von einer Mittelmeerküste zur andern verfolgt; sie wurden aufgefaßt als die Reisen eines jungen Monarchen, der die Welt zu sehen wünscht, und die waren daher weit entfernt, Be unruhigungen bei den Gegnern des Dreibundes hervorzurufen. Wie eine Bestätigung dieser Betrachtungsweise faßte man die Depeschen auf, die der Kaiser an den Fürsten Bismarck in die Heimath gesandt hat: sie enthalten nichts als den Ausdruck wonnevollen Entzückens über landschaftliche Schön heiten und über gelungene Feste. Die Depeschen haben die Frage nahe gelegt: War es nöthig, dieselben zu veröffentlichen? Daß diese Gefühls ergüsse dem Draht anvertraut worden sind, erscheint überaus natürlich, denn warum sollte ein Kaiser nicht berauscht, von der Schönheit der Parthenon- Ruinen, so gut zur Feder greifen, wie tausend andere Besucher der Akro polis? Uud wenn diese eine plebejische Postkarte mit wenigen begeisterten Worten in die Heimath senden, so benutzt ein Monarch den bequemeren Draht. Jene Telegramme, die intime Gefühlsstimmungen ausdrücken, werden aber in ein völlig falsches Licht gerückt, wenn man sich durch offiziöse Korrespondenzbureaux wie große Staatsakte der Oeffentlichkeit prcisgiebt. Die kurzen Telegramme, die eine augenblickliche Stimmung widerspiegeln und die enge persönliche Beziehungen zur Voraussetzung haben, gerathen in eine schiefe und ungünstige Beleuchtung, sobald sie als gewichtige Mani festationen aller Welt mitgetheilt werden." Die „B. B.-Z." glaubt, de« hinzufügen zu dürfen, daß die deutsche Nation über diese Beweise aller persönlichster Huld des Kaisers anders denken wird, als die deutsch gedruckte, aber in Wirklichkeit weder deutsche noch freisinnige „Nation". Wer giebt denn den Depeschen den Charakter einer wichtigen Manifestation? Wie be schämend für deutsche Zeitungsschreiber, daß sie zur Falschheit greifen, daß sie sich dumm stellen müssen, um ihrer Nörgelsucht fröhnen zu können. Wie gut aber muß es bei uns aussehen, wenn die Opponenten um jeden Preis eben dumm und falsch sein oder scheinen müssen, um ihrer Gegner schaft gegen Alles, was „von oben" kommt, das Mäntelchen einer ehrlichen sogenannten freien Meinung umhängen zu können. Die Depeschen des Kaisers zeigen uns, daß die vielfachen Regierungssorgen, die mit einer so überaus verantwortungsreichen Regenten stellung verknüpft sind, unserem jungen Kaiser nicht- von jenem Enthusiasmus zu nehmen vermochten, der der Vorzug edler Seelen ist und dessen Aeußerungen bei allen gemüth- lichen Deutschen ein Echo freudigster Bewegung finden. Vom Deutschen Reichstag ist zu berichten: Es ist zweifellos, daß der Reichstag in dieser Session seit der Präsidentenwahl nicht wieder in be schlußfähiger Anzahl zusammen war; wenn sich die Abgeordneten nicht bald entschließen, ihrer Pflicht gemäß ihre Plätze im Reichstage einzunehmen und für die Beschlußfähigkeit zu sorgen, so wird dies, wie die „Köln. Ztg." ganz mit Recht betont, ganz abgesehen von der Verzögerung der Berathung, zu höchst unliebsamen Zuständen führen. Die Linke ist entschlossen, bei jeder Gelegenheit, wo ihren Anträgen von der Rechten Schwierigkeiten be reitet werden, die Auszählung des Hauses zu beantragen. Hoffentlich werden die bevorstehenden Etatsberathungen vor besetzteren Bänken siattfinden.