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NchMMWL ShmM, Wi, Meckhii Mi> die MzWdkL Amtsbtalt fLi d« Lgl. UmtshauptmaimschLst zu Weißen, das Kgl- Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden MontagS und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Rr. s». Hrcitaa, v-n 2«. 188». Erlaß, die Theilnahme der Ortsbehörden an den Impfterminen betreffend. Nach § 13 der Verordnung, die Ausführung des Reichsimpfgesetzes vom 8. April 1874 betr., vom 20. März 1875 hat in den Impf- und Revisionsterminen ein Mitgliedeiner jeden betheiligten Ortsbehörde oder ein von derselben Beauftragter zu erscheinen, die Jmpflisten mit den nach Befinden dazu gehörigenBefreiungsnachweisen zur Stelle zu bringen und demJmpfarzte die erforderlich-Assistenz, insbesondere auch bei Führung der Listen zu gewähren. Da in neuerer Zeit dieser Verpflichtung vielfach nicht gehörig Folge geleistet worden ist, so wird den Herren Gemeindevorständen des hiesigen Verwaltungsbezirkes die genaue Befolgung der erwähnten Vorschrift hierdurch eingeschärft. Meißen, am 18. Juli 1889. Königliche Amtshanptmannschast. v. Kirchbach. — Bekanntmachung. In der Zeit vom 1. bis spätestens den 15. nächsten Monats ist der 2. Termin Grundsteuer nach 2 Pf. für die Einheit, 3. „ städtische Anlagen, sowie der 2. „ Hundesteuer bei Vermeidung von Weiterungen an die Stadtkämmcrei abzuentrichten. Hierbei werden diejenigen Pächter städtischer Feld- und Wiesengrundstücke, welche sich noch mit dem diesjährigen s-achtgel-e tni Rückstände befinden, aufgefordert, dasselbe nunmehr unverzüglich an vorgenannter Kassenstelle zu bezahlen. Wilsdruff, am 24. Juli 1889. Der Stadtrath. Ficker, Brgmstr. — Auetion. SM" Sonnabend, den 27. IM 1889, "Wx gelangt von Nachm. 3 Uhr ab auf dem Aisse'schen Felde bez. in dessen Mühlengrundstücke Cat. No. 1 zu Mohorn das auf Mohorner und Herzogs- walder Flur austehende Korn und eine Partie Heu rur Versteiaeruna. Tharandt, am 20. ^uli 1889. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. — Krecker, A.-G.-Wachtmstr. Tagesgeschichte. Ueber den weiteren Verlauf der Heimreise Sr. Maj. Kaiser Wilhelm vom Nordkap besagt eine Meldung vom Vormittag des 22. Juli, daß die „Hohenzollern" beim Passiren des 69. Breitengrades die durch ihren Vogelreichthum berühmte InselHelö anlief und dann die Fahrt durch ein von zahlreichen Tummlern, einer merkwürdigen Fischgattung, belebtes Fahr wasser um die Nordspitze von Andö nach den Lofoten fortsctzte. Die Mitter nachtssonne gewährte ein ungemein farbenprächtiges Bild, welches der Kaiser von Deck aus betrachtete. Dann lies die „Hohenzollern" in den Raftsund ein und erreichte hier gegen Sonntag Mittag die Insel Digermulen, wo der Kaiser an Land ging und die Höhe bestieg, von der aus das Berliner Nordlands-Panorama ausgenommen ist; nach 7 Uhr Abends kehrte der Kaiser im besten Wohlsein an Bord zurück. Am Montag Abend wurde über Bodö nach Bergen fortgesetzt. Die Ankunft des Kaisers in Wilhelmshafen ist, entgegen anderweitigen Gerüchten, spätestens nächsten Sonnabend zu erwarten und wird versichert, daß der Monarch sich alsdann auf einige Tage noch nach Potsdam begiebt,um sichauszuruhen und auf die englische Reise vorzubereiten. Nach der Rückkehr von England empfängt Kaiser Wilhelm in Berlin den Gegenbesuch des Kaisers von Oesterreich, welcher bekanntlich vom 11. bis 15. August währen wird. Daß die Arbeitseinstellung ein gar zweischneidiges Schwert ist, scheint leider den Streiklustigen nur selten bewußt zu sein, sonst würden sie sich gewiß nicht so leicht von den gewerbsmäßigen Hetzern und Agitatoren diese Waffe in die Hand drücken lassen. Recht lehrreich ist in dieser Hin sicht wieder einmal der Berliner Bäckergesellenstreik; in der Brodversorgung Riesenstadt zeigt sich noch keine empfindliche Lücke, ganz abgesehen von den gesteigerten auswärtigen Zufuhren, da die Meister mit ihren Frauen und Lehrjungen wacker weiterarbeiten, auch den Militär-Lieferanten einige Hundert im Backgewerbe ausgelernte Soldaten znr Verfügung stehen; größere Bäckereien aber versehen sich mit Teigtheilmaschienen (diese Specialität der Maschinenindustrie hat in Folge dessen Plötzlich einen bedeutenden Auf schwung genommen), deren Construction so einfach ist, daß sie von einfachen Arbeitsleuten bedient werden können. Für den nächsten Verbandstag des Centralverbandes deutscher Bäckerinnungcn „Germania", welcher in der Zeit vom 10. bis 14. August in Karlsruhe abgehaltcn wird, hat übrigens die Innung Halle einen sehr vernünftigen und wirksamen Antrag angemcldet: bei ausbrechenden Gesellenstreiken die Geschcnkausgabe während der Dauer desselben überall einzustellen. Ueber den schon so viel besprochenen Besuch des Kaisers Alexander in Berlin wird ter „Krz.-Ztg." aus Petersburg geschrieben, daß derselbe nunmehr nach dem 22. August bestimmt in Aussicht steht. Der Kaiser wird auf dem Landwege über Wirballen-Eydkuhnen kommen. Mit der preußischen Direktion der Ostbahn zu Bromberg haben bereits die nöthigen Korrespondenzen über die technischen Fragen der Leitung des Zuges, der Leistungsfähigkeit der Maschinen und dergleichen stattgefundrn. Der für westeuropäische Reisen bestimmte, in Wirballen stationirte kaiserliche Zug, ehemals da» Eiaenthum der Kaiserin Eugenie von Frankreich, wird zur Zeit einer gründlichen Reparatur unterzogen und muß vo-n 22. August an bereit sein. Der Kaiser hat sich für den Landweg entschieden, weil die Ostsee von Mitte August ab sehr unruhig zu sein pflegt und weil die kaiserliche Familie bei der letzten Seereise nach den finnischen Schären unter unruhiger See zu leiden gehabt hat. Die Eisenbahnlinie Petersburg-Wir- ballen, die große eiserne Straße nach dem Westen, die alljährlich die ganze gute Gesellschaft Rußlands in die Bäder führt, ist solide gebaut und in Folge ihrer Frequenz in guter Verfassung. Die Fahrt aus derselben ist zweifellos ebenso sicher, wie die zur See, und jedenfalls bequemer und rascher zum Ziele führend. Die Linie wird wäbrend der Kaiserfahrt durch Eisenbahntruppen besetzt werden, die schon defignirt sind. Schon im Februar dieses Jahres stand der Kaiserbesuch in Berlin unmittelbar bevor, und zwar ebenfalls auf dem Landwege. Aber die Borkier Katastrophe unter brach dies Projekt, zu dem die Einleitungen bereits getroffen waren. Man vergißt, zu erwägen, daß der Kaiser und die Kaiserin damals beide ver wundet waren, und zwar nicht so unbedingt erheblich, wie cs in die Oeffent- lichkeit gekommen ist, von der nervösen und seelischen Erschütterung zu schweigen. Damit war das Projekt einer größeren Eisenbahnfahrt auf Monate hinaus vertagt. Wahrscheinlich wird den Zaren seine ganze Familie begleiten und die Kopenhagner Reise sich unmittelbar an die Berliner an schließen. Aus diesen Mittheilungen geht hervor, daß die Intentionen des Zaren hinsichtlich seines Gegenbesuchs beim Kaiser Wilhelm mehrfachen, sehr erheblichen Schwankungen unterworfen sind. Während, so bemerkt die „Kreuz-Ztg.", unser Korrespondent diesen Besuch als bereits im Feb ruar beschlossen und nahe bevorstehend schildert, wissen wir aus sehr in timer Quelle, daß zur Zeit seines vielbesprochenen Trinkspruches auf den Fürsten von Montenegro der Zar sehr wenig dazu geneigt war. Damals sofort nach dem Bekanntwerden des Toastes, eilte der russische Finanz minister, von Wyschnegradski, zu von Giers und beschwor ihn, den Zaren zur Reise nach Deutschland zu vermögen, um dadurch den sehr unbequemen finanziellen Folgen des Toastes auf, „den einzigen Freund" die Spitze ab zubrechen. von Giers bat dann beim Zaren den Versuch gemacht und auf möglichst schleunige Erwiderung des Besuches gedrungen, darauf aber eine Antwort erhalten, die in ihrer nicht wiederzugebenden slavischen Ursprüng lichkeit keinen Zweifel darüber ließ, daß der Zar nicht reisen werde. Seit her ist eine Reihe von Wochen in's Land gegangen — hat nun der Zar seinen Entschluß geändert, so wollen wir es als verspätetes Einlenken gerne als Friedenssymptom acceptiren; geschieht es aber nicht — nun, so kennen wir die Motive! Die seit einiger Zeit umlaufenden Gerüchte, der Papst beabsichtige ernstlich Rom und Italien zu verlassen und seinen Sitz in einem andern Lande aufzuschlagen, scheinen einer gewissen Unterlage doch nicht zu entbehren. Wenigstens beschäftigen sich die römischen ministeriellen Blätter eingehend mit diesem Thema und erst jüngst wieder hat die „Ri- forma", das Organ Crispi's, dem Gegenstände einen längeren Artikel ge widmet. Derselbe gelangt zu dem Schluffe, daß Italien, welches dem Papste für immer eine freie und würdige Stellung in Nom verbürgt habe, einer etwaigen Abreise desselben vom Rom gleichgültig gegenüberstehen würde, daß aber eine Rückkehr de» Papstes nach Rom alsdann unmöglich wäre.