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UHM MtMss WrM, Wo, 5ikdm>ch« md die WWM. Amtsblatt für die Zgl. Amtshauxtmannschast M 'Meiszm, das M. Amtsgericht und den Stadtrath zu Msdruff^ Nr. H Freitag, Sen 22. Februar 188S. UschTint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montag und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Tagesgeschichte. Die dem Deutschen Reichstag zugestellte Sammlung von Schriftstücken zur Samoaangelegenheit ergiebt auf das Klarste, mit welcher Mäßi gung, Zurückhaltung und Vertragstreue gegenüber England und Amerika die deutsche Regierung in dieser Frage konsequent verfahren ist. Man kann das Weißbuch nicht lesen, ohne den Eindruck zu empfangen, daß die sicherlich billigenswerthe Haltung der deutschen Regierung eine für die deutschen Interessen in Samoa und in der Südsee überhaupt ungünstige Wirkung gehabt hat. Die englische und sie amerikanische Regierung sprachen bei verschiedenen Anlässen ihre Ucbereinstimmung mit der Auffassung des deutschen Auswärtigen Amtes aus und scheinen ihre Vertreter in Samoa auch entsprechend instruirt zu haben. Aber während der deutsche Konsul und der deutsche Geschwaderkommandant durchaus im Sinne der ibnen ertheilten Anweisungen handelten, ist dies englischerseits nur theilweise und von amerikanischer Seite gar nicht geschehen. Die englischen Marine offiziere haben sich loyal und sachgemäß benommen, der englische Konsul aber keineswegs; ist es deshalb dock einmal geschehen, daß in einer Be sprechung der Konsuln und der Schiffskommandanten der drei Mächte der englische Kommandant aus die Seite des deutschen Konsuls gegen den jenigen Englands trat. Für das Verhalten des amerikanischen Konsuls und des amerikanischen Kapitäns Leary aber ist kein Ausdruck des Tadels stark genug; sie haben absichtlich und systematisch der Herstellung von Ruhe und Ordnung entgegengewirkt. Der Generalkonsul Sewall hat beispiels weise mit eigener Hand einen Verbrecher aus dem Gefängniß geholt; der Kapitän Leary hat Mataafa und seine Leute u. A. durch das Versprechen seiner Unterstützung zur Fortsetzung der Kämpfe angespornt Ob dies nun geschehen ist, um den Waffen- und Munitionshandel von San Fran cisco zu fördern oder aus anderen Gründen, es ist jedenfalls nicht das einer civilisirten Macht unter Wilden geziemende Verfahren. Die noth- wendige Wirkung aber war, daß unter den Eingeborenen Deutschland all mählich als ein entweder unzuverlässiger oder machtloser Freund angesehen wurde, da Tamasese den amerikanischen Uebcrgriffen gegenüber ohne Unter stützung blieb. Im weiteren Verfolg dieser Verhältnisse haben die ange- siedeltcn Deutschen mannichfache Beeinträchtigungen durch die übermüthig gewordenen Anhänger Mataafa's erfahren; es ist geplündert und an den deutschen Niederlassungen sonstiger Schaden angerichtet worden. — Das Auswärtige Amt hält auch jetzt mit Recht an der ruhigen und gemessenen Haltung fest, welche es unausgesetzt beobachtete. In der Erwiderung des Reichskanzlers auf die Anfrage des Chefs der Admiralität wegen der völkerrechtlichen Verhältnisse wird bemerkt: „Der Werth unserer Genug- thuung wird dadurch nicht abgeschwächt, daß Se. Maj. die Durchführung derselben erst nach voller Kenntniß der zu strafenden Vorgänge befehlen wollen. Es kommt bei Bestrafung der Schuldigen mehr darauf an, daß sie gerecht und nachdrücklich sei, als daß sie schnell erfolge." Aber es heißt darin auch: „Wir werden jetzt in Samoa gegen die Anhänger Mataafa's Abwehr und Vergeltung zu üben haben. Wer dann den Banden unserer Gegner bcisteht und den Kampf derselben gegen uns fordert, der wird da durch gleich ihnen in den Wirkungskreis unserer völkerrechtlich begründeten Aktion gegen herrenlose Friedensbrecher treten und sich die Folgen davon zuzuschreiben haben." Die Entlassung des Generalkonsuls Sewall durch die amerikanische Regierung gestattet die Hoffnung, es werde von Washington aus jetzt dafür gesorgt werden, daß den dortigen Worten die amerikanischen Handlungen entsprechen. Der Reichskommissar für Ostafrika, Hanptmann Wißmann, ist am Sonnabend von Halle aus nach Afrika abgereist. In Brindisi er folgt die Ueberfahrt nach Egypten. Uebcr die Verhältnisse, welche zu dem Selbstmorde des Kron prinzen Rudolf führten, wollen die Gerüchte nicht verstummen. Es werden verschiedene Lesarten kolportirt, die von der der Münchener „N. N." mehr oder weniger abwcichen. Neuerdings giebt die „Franks. Ztg." eine mit Bestimmtheit auftrctende Ausführung, deren Inhalt, wie sie hinzusetzt, in einer bevorstehenden amtlichen Darstellung seine Bestätigung finden wird. Indem wir diese Darstellung abwarten, erwähnen wir vorerst nur, baß Kronprinz Rudolf schon im Dezember vorigen Jahres erklärt haben soll, ehe er zugebe, daß die Baronesse Marie Betsera einem Pariser Finanz- mann, den die Faniilie des Fräuleins begünstigte, die Hand zu reichen gezwungen werde, wolle er lieber auf die Thronfolge verzichten und mit der Geliebten im Auslande als Privatier leben. Die Vorbereitungen zur Vermählung wurden indessen weiter betrieben, bis man am 29. Januar Fräulein von Betsera plötzlich vermißte. Am 30. Abends fiel in Mayer ling die Abwesenheü des Kronprinzen auf. Gegen 10 Uhr gab Graf Hoyos Befehl, den Wald zu durchsuchen, da dem Kronprinzen wahrschein lich ein Unfall zugestoßen sei, Gegen 3 Uhr kam der Forstaufseher Wer ner bei diesen Nachforschungen an seine Hütte und sah dort Licht, was ihm, da er allein wohnte (er war unverehelicht), auffallen mußte. Die Thür war versperrt; er sprengte sie und erblickte auf dem einfachen Lager die Leiche der Baronesse Marie und über sie hingeworsen, durch das Ei gengewicht des Körpers halb zur Erde gesunken, die des Kronprinzen. Werner eilte zurück ins Schloß; Graf Hoyos begleitete ihn zur Hütte und stellte fest, daß die Baronesse Strychnin genommen, der Kronprinz sich mit dem Gewehr des Forstaufsehers erschossen hatte. Dies der Kern der Darstellung, deren amtliche Erhärtung also bevorstehen soll. Eine Wien. Corr, des Frankfurter „Generalanzeigers" dementirt die Darstellung der „Franks. Ztg." über die Vorgänge zu Mayerling. Es gebe unter dem gesammten Forstpersonal keinen Forstaufseher Werner. Kronprinz Rudolf sei in seinem Bette zu Mayerling aufgefunden worden. Die ungarische Opposition macht gar kein Hehl mehr daraus, daß ihr Widerspruck gegen das neue Wehrgesetz nur der Deckmantel für ihre sich gegen den Ministerpräsidenten Tisza selbst richtenden Bestrebungen ist. Die große Volksdemonstration, welche am Sonntag in den Straßen Pests iuscenirt wurde, war ersichtlich gegen das Kabinet gemünzt, die Rufe: „Fort mit Tisza!" und die gleichen Inschriften auf den dem Zuge der Demonstranten vorangetragcnen Fahnen ließen hierüber keinen Zweifel. Herr Tisza ist indesfen nicht der Mann, den solche politische Straßen- kvmödien aus der Fassung bringen könnten, er läßt die Schreier gewähren und sucht dafür die Wehrgesetzdebatte im Abgeordnetenhause ihrem Abschlusse zuzuführen; wenn dies erst einmal gelungen ist, wird auch den Demonstra tionen der Straßenpolitiker und ihren Wühlereien der rechte Boden ent zogen sein. Gerüchtweise verlautet, die liberale Partei, als 0 die in Ungarn herrschende politische Partei, beabsichtige, zu Gunsten Tisza's Gegendemon strationen in der Hauptstadt ins Werk zu setzen und außerdem eine in größtem Maßstabe gehaltene Vertrauensadresse an das Ministerium zu ricbten. Die Straßenunruhen in Rom haben in Neapel ein bedenkliches Echo gefunden. Hier kam es am Montag zu wiederholten Ausschreitungen be schäftigungsloser Arbeiter, die dabei mit einer schwarzen und rochen Fahne demonstrirten. Die Gendarmerie schritt jedoch rasch ein und verhaftete etwa 30 der Tumultuanten, worauf sich die übrigen Tumultuanten zer streuten. Der greise holländische Herrscher wird der Zeitlichkeit nun wahr scheinlich dock seinen Tribut zollen müssen. In dem Befinden des Königs Wilhelm ist plötzlich eine derartige erneute Wendung zum Schlimmen ein getreten, daß sich die schleunigste Berufung des Spezialisten Dr. Vinckhuizen von Amsterdam nach Schloß Loo an das Krankenlager des Monarchen nöthig machte. Der König leidet erneut im Munde und Halse, das Schlucken ist erschwert und schmerzhaft und nimmt er nur noch wenig Nahrung zu fick, wodurch der Krästezustand erheblich beeinträchtigt wird. In Amsterdam soll es längst kein Geheimniß mehr sein, daß der König auch geistig mehr und mehr verfällt und daß dies seitens der Regierung nur deshalb verheimlicht wird, weil man die sonst nöthige Einsetzung einer Regentschaft vermeiden will. Die Lösung der französischen Ministerkrisis ist wieder aufgeschoben. Meline, der Kammerpräsident, hat sich den vorhandenen Schwierigkeiten gegenüber veranlaßt gesehen, dem Präsidenten der Republik den Auftrag, ein Ministerium zu bilden, wieder zurückzugeben. Der Lärm der radikalen Presfe, die Abstimmung in der Sitzung der Deputirtenkammer vom 18. Februar über die Vertagung, bei welcher Monarchisten und Ra dikale sich als verschworene Gegner eines opportunistischen Ministeriums erwiesen, haben Meline scheu gemacht. Auch verlautete, die äußerste Linke werde im Einverständniß mit der Rechten das Ministerium über die Ton- kinsrage interpelliren und daö bedeutet den sofortigen Sturz desfelben. Was nun werden wird, darüber fehlt bis jetzt jede Nachricht. Vielleicht wendet sich Carnot an Rouvier, der ja auch in einem Ministerium Meline die eigentliche treibende Kraft gewesen wäre. Paris, 19. Februar. Präsident Carnot ist in Folge des Scheiterns der Mission Meline's überaus verstimmt und erklärte gestern Abend, die heillose parlamentarische Verwirrung werde ihm die Berufung eines außer parlamentarischen Ministeriums, bestehend aus Mitgliedern des Staats raths und Direktoren der Ministerien, aufzwingcn. Man hält auch ein Ministerium Rouvier, welches nunmehr in Aussicht genommen ist, für unmöglich. Unterdessen hält Boulanger mit den bonapartischen Partei führern geheime Zusammenkünfte, worin endgiltige Abmachungen betreffs der bevorstehenden allgemeinen Wahlen getroffen werden. Gestern fand eine große bonapartische Kundgebung im neunten Arrondissement statt. Mehrere Tausend Imperialisten sandten eine Adresse an den Prinzen Vic tor Napoleon, worin sie denselben als Retter Frankreichs bezeichnen. Die Versammlung trennte sich unter dem Rufe: „Es lebe der Kaiser!" Mehrere hervorragende Royalisten, darunter Marquis de Breteuil, bisher Vertrauens mann des Grafen von Paris, sowie Mnnizipialrath Georges Berry, einer der einflußreichsten Royalisten im Seine-Departement, sind in's bona- partistische Lager übergetreten. New-Jork, 18. Februar. Nach Meldungen aus Hartfort, explo- dirten heute früh die im Erdgeschosse befindlichen Dampfkessel des Park centralhotels. Der Haupttheil des fünfstöckigen Hotels wurde vernichtet, die Trümmer geriethen in Brand, die Zahl der darunter begrabenen Opfer ist sehr beträchtlich. Vaterländisches. — Letzten Sonnabend von Nachmittags 3 Uhr an hielt im Gasthofe zur Sonne in Meißen die „Zuchtgenossenschaftfür das Meißner Schwein" ihre erste ordentliche Hauptversammlung ab, zu welcher sich 84 Züchter eingefunden hatten. Die Versammlung wurde vom derzeitigen Vorsitzen den, Gutsbesitzer Kapler-Limbach, eröffnet und geleitet. Nach erfolgter Begrüßung der Erschienenen und vor Eintritt in die Tagesordnung sprach der Vorsitzende Allen, welche im Stillen und öffentlich durch Wort und Schrift für das Zustandekommen der Genossenschaft geplant und gewirkt haben, den Dank der Genosfenschafts-Mitglider aus. Sodann übergehend zu Punkt 1 der Tages-Ordnung theilt der Vorsitzende mit, daß derZucht- genosfenschaft bisher 111 Landwirthe beigetreten seien, unter denen sich 101 Züchter befänden. Im Besitze der Letzteren seien im Ganzen 880 Stück Zuchtsauen und Eber, von denen 294 Sauen und 26 Eber als dem Zuchkziele am Meisten entsprechend angekört worden seien und demnächst