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Aävsnt. Die Glocken jubeln hell: Advent! Das Märchen kommt aus weißem Tann Ins dämmerdunlle Haus und brennt In allen Herzen Lichter an. Und alle Herzen werden weit. Auf feinen Schwingen singt und klingt Ein Lied, das von der Weihnachtszeit Den ersten Hauch ins Zimmer bringt. Advent — wie auch die Nächte ruh'n Auf deiner Seele dang und schwer — Es kommt das Glück in Silberschuh'n Bus lichten Himmelshöhen her Und nimmt dich still bei feiner Hand Und füllt dein Herz mit Hellem Schein. Und führt dich aus dem Erdenland Ins Licht von Bethlehem hinein. Advent! Sag' nicht, er blüh' dir nicht, Weil Nacht und Not um deinen Pfad. Advent ist ja das erste Licht Dom Weihnachtsglanz, der wieder naht! Advent will dir ja Kunde sein, Daß Hoffnung dir und Freude frommt, Weil nun aus Gottes Liebesschrein Zu allen Licht und Gnade kommt. Herz, öffne weit nun Tür und Tor! Es führt aus sternenloser Nacht Ein Weg zum goldnen Licht empor, Das Gott für alle angefacht! Wirf ab die Last, die dich bedrückt! Dein Heiland naht. Und du sollst zieh'n Nach Bethlehem, um Hochbeglückt Bor Jesu Krippe still zu knie'n! Felix Leo Göckeritz. Oer Weihnachtsengel -er Winterhilfe Eine winklige, rauchige Gasse in der Innenstadt. Ge dämpftes Tageslicht huscht entlang an kahlen, oft bau fälligen Häuserfronten, die kaum mal durch eine Fenster öffnung unterbrochen werden. Hier liegen die Elends viertel der Großstadt, hier Hausen die Aermsten der Armen Hausen ... zu acht und neun Personen sind sie zusam inengepfercht in eine dumpfige, feuchte Kammer, in dei außer eiuem wackligen Tisch und einigen schadhafter Ttühlen, eiuem wurmzernagten Schrank und zwei Bett kästen nicht viel mehr an Möbeln zu finden ist. Erschüt ternd der Anblick der Volksgenossen, die hier ihr „Heim" finden müssen: aus bleichen und ausgemergelten Gesich tern spricht das ganze Elend und Grauen, die große Sorgenlast und Not, in die eine Regierung von „Arbeiter-, freunden" und „Sozialisten" das Volk in 14jähriger Ge waltherrschaft gestürzt hat. Diese Volksgenossen kennen keinen Festtag und kein Vergnügen, haben weder warme Kleidung auf dem Kör per noch einen wärmenden Ofen in ihrer „Wohnung" stehen, der sie vor der Kälte des Winters schützt, wenn Frost und Sturm durch die Ritzen des verfallenen Ge mäuers dringen. Ihnen fehlt auch die Möglichkeit, sich oon den durch ihre ungesunde Unterkunft in den schwam migen, eiskalten Räumen verursachten Krankheiten und Leiden zn heilen. Nebenan geht es auf einer ausgetretenen engen Stiege hinunter in das Kellergeschoß, und hier — es ist erschüt ternd, so etwas zu sehen — in Verschlüge, in die weder frische Luft noch Tageslicht gelangen, hier „wohnen" deutsche Arbeiter, die noch keinen Arbeitsplatz wiederge- sunden haben; hier liegen Kranke und Sieche mit kleinen mindern in einem Bettgestell, hier ist der Hunger ständiger Gast. Steinfußböden in Kellergewölben, die zur Lagerung von Materialien der großen Feuchtigkeit wegen unbrauch bar sind, dienen Kindern als Spielfläche. Früh bricht hier der Abend an, und die in der fauligen, dunstigen Luft aufflackernde Petroleumlampe gibt nur ein spärliches Licht und kostet teuren Brennstoff. Keiner, der nicht einmal in diese Behausungen ge stiegen ist und diese Not mit eigenen Augen gesehen hat, kann das glauben. Seitdem wir eine nationalsozialistische Regierung haben, seitdem die NS-Volkswohlsahrt ihr ungeheures Arbeitsgebiet in Angriff genommen hat, ist schon viel Not gelindert worden. Das großartige Winterhilfswerk hat ein ganzes Volk in seine Front eingespannt, und alle wollen helfen; doch es fehlt noch sehr an Spenden und Geldopfern, zu groß ist das Elend, zu gewaltig der Mangel. Wollen wir vielleicht, daß die Bittsteller bei den Aus gabestellen des Hilfswerkes abgewiesen werden mit dem Bemerken, wir haben schon alle Wintermäntel verteilt und sie müssen warten, bis wieder mal ein paar gespendet werden? Wollen wir, daß man eine Mutter enttäuschen muß, die für ihre Kleinen um Schuhe gebeten hatte? Wollen wir in einer Zeit, in der Glanz und Glück zur Weihnachtszeit aufleuchten, unsere verarmten Volksgenos sen in ihrem grauen Dunkel und Leid verschmachten und verkümmern lassen? Nein, der Weihnachtsengel des Winterhilfswerkes soll gerade ihnen Freude und Erlösung bringen. Sie sollen der Liebe und Anteilnahme ihrer begüterten Volks genossen teilhaftig werden und wieder ihr tägliches Brot haben. Winterhilfswerk und NS-Volkswohlfahrt, die schon so vielen Volksgenossen ein menschenwürdiges Dasein ver schafft haben, die schon in unzähligen Fällen die Armen mit Kleidung und Nahrung, mit Hausrat und Brenn material versorgt haben, werden auch in diesem Winter ihren Mann stehen und die noch Notleidenden in ihrem Kampf gegen Hunger und Kälte nicht im Stich lassen. Dazu ist es aber unbedingt erforderlich, daß wir alle, die wir dazu imstande sind, nach wie vor unserer Pflicht als Volksgenossen bewußt sind und weiter unsere Opfer bringen .Was wir nur irgendwie entbehren können, was für das Hilfswerk noch irgendwie einen Nutzen und Wert hat, das laßt uns zusammensuchen und den Sammlern geben, die an unsere Tür klopfen. unv wenn wir auch nur unsere Arbeitskraft zur Ver fügung stellen können und mithelfen beim Sammeln und Werben, beim Zurechtmachen der Spenden für die Aus lieferung und bei der Beförderung an die Bedürftigen, so ist das auch ein dankbar angenommenes Opfer. Auf diese Weise bereiten wir nicht nur den Armen eine Weihnachtsfreude — und uns selbst wahrscheinlich auch — sondern wir Helsen tatkräftig mit an der Schaf fung einer wahren, festgefügten Volksgemeinschaft im Dritten Reich. Spenden für das WHW aus Sachsen Für das Wintcrhilfswerk sind aus Sachsen folgende Spenden eingelausen: Vorstand der Sächsischen Nnwaltskammer, Dresden, 5000 Mark, Dresdener Kaufmannschaft 1000 Mark, Land- ständifche Bank, Bautzen, 1000 Mark, Gesellschaft zur ge genseitigen Hagelschädcnverhütung, Leipzig, 2000 Mark, Hans Georg Bernhardt, Leipzig, 1000 Mark, Kamenzer Bank 1200 Mark, Fr. Joachim, Leipzig, 1000 Mark, Max Joachim, Leipzig, 1000 Mark, Karl Glanzberg, Leipzig, 1000 Mark, AG. sür Haus- und Grundbesitz, Leipzig, 1000 Mark, Fabrikbesitzer Schubert, Zittau, 8000 Mark, Ernst Berndt G.m.b.H., Leutersdorf, 3000 Mark, Breit kopf u. Härtel, Leipzig, 1000 Mark, Gardinenfabrik Plauen, 1000 Mark, Kommerzienrat Waldenfels, Plauen, 10 000 Mark, Kurt Roßtümple, Schlettau, 1000 Mark. Die Leistungen des Wintcrhilfswcrkcs im Kreis Dresden Nach dem Stand vom 27. November werden im Kreis Dresden 173 202 Personen, darunter 47 823 Kinder, vom Winterhilfswerk betreut. Bis jetzt wurden den Hilfs bedürftigen 169 469 Zentner Speisekartoffeln und 94 605 Zentner Kohlen übergeben, ferner 137 224 Pfunde aus Pfundsaminlungen sowie 2816 Liter Milch für kinderreiche Familien; außerdem standen 6108 Freitische zur Verfü gung. An Kleidungsstücken wurden an die Hilfsbedürf tigen ausgegeben 1336 Stück Männersachen, 1135 Stück Frauensachen, 1945 Stück Kindersachen, 1187 Paar Schuhe und 1267 Stück andere nützliche Sachen, wie Kopfbedek- kungen, Handschuhe, Strümpfe, Bettwäsche usw. Die Spende der Jäger Der Hegering Reichenau beschloß bei seiner letzten Zusammenkunft, sich gleichfalls am Winterhilfswerk zu beteiligen. Auf 100 Hektar Jagdgebiet soll der Wert eines Hasen als Wildabgabe oder dessen Geldwert bis späte stens 17. Dezember an das WHW abgcliefert werden. Kontrolle beim Zeitungsbezug verboten. Rundschreiben an den Reichsbund Deutscher Beamten. In einem Rundschreiben des stellvertretenden Be amtenführers, Stabsleiters R e u s ch, an die Gliederungen des Reichsbundes Deutscher Beamten wird erklärt: Nach einer Zuschrift der Reichsleitung der NSDAP., Reichsleiter für die Presse, wird stellenweise von Amts waltern des Reichsbundes der Deutschen Beamten auf die Beamtenschaft ein starker Druck zum Bezüge bestimmter Tageszeitungen ausgeübt. Ein derartiges Vorgehen ist durch die Anordnung des Präsidenten der Reichspresse kammer vom >3. Dezember 1933 und die Verfügung des Stellvertreters des Führers vom gleichen Tage und vom 10. Januar 1934 verboten und wird mit Ausschluß aus der Partei bedroht. In der Anordnung des Präsidenten der Reichspresse kammer heißt es u. a.: „Eine,Verpflichtung' zum Bezug bestimmter Zeitungen ist nicht zulässig, besonders nicht durch Anordnung oder Befehle. Ebensowenig darf eine Kontrolle über den Bezug bestimmter Zeitungen ausgeübt werden." In der zu dieser An ordnung ergangenen Verfügung des Stellvertreters des Führers heißt es u. a.: „Alle Parteigenossen, gleichgültig in welchen politischen oder wie immer gearteten Organi sationen sie tätig sind, sind verpflichtet, dieser über Fragen des Pressewesens ergangenen Anordnung innerhalb ihres Arbeitsbereichs nachzukommen. Ich ersuche daher, jede Tätigkeit in der vorstehend angegebenen Richtung un bedingt zu unterlassen." „Warst du in der Wohnung der Evers?" „Klar. Das war doch die Hauptsache. Wozu habe ich denn das Theater mit der Annie aufgeführt und ihr die Schlüssel abgeknöpft? Ich habe dort die Reisekluft von dem gnädigen Fräulein abgeholt und — die übrigen Dinger." Paul lachte und hals Varescu in den Reisemantel. Dann zog er aus seinen Taschen Geldscheine, ein Bank buch, ein Scheckheft, einen Paß und verschiedene Schmuck- etuls. „Hier ist das Bargeld, Gregor. Viel ist's nicht, so etwa zweitausend Mark. Hier der übrige Schmuck. Ganz nette Sachen, aber nicht mehr viel. Die Hauptstücke hatte sich das gute Kind ja für den Ball umgehängt. Und hier ist der Patz der Kleinen." „Schön. Der wird Grit zustatten kommen. Auf den Ramen Lingen wird sie sich rn der nächsten Zeit nicht mausig machen können. Wie ist der Status im Bank buch, Paul?" „Es geht. Zehntausend Mark." „Die wirst du morgen abheben. Gib das Scheckheft her und mache mehr Licht." Paul schaltete zu den Wagenlichtern noch eine starke Taschenlampe ein. Varescu zog den Gepäckversiche rungsschein hervor und prüfte noch einmal Lillis Unter schrift. Dann schrieb er einen Scheck über zehntausend Mark aus und setzte Lillis Namenszug darunter. Paul sah bewundernd auf die genau gleichen Schrift züge, als Varescu ihm den Scheck übergab. „Donnerwetter!" sagte er. „Du bist grotzartig, Gregor. So ganz aus der freien Hand?" „Quatsch! Sobald morgen die Bank offen ist, kassierst du den Scheck und machst dich davon. Gegen elf Uhr geht ein Flugzeug nach dem Süden. Das nimmst du. Du'bist dann in vier Stunden in Venedig und triffst Conti am alten Platz. Er erwartet dich mit der neuen Ware. Ich habe heute ein Telegramm von ihm bekommen." „Sehr gut." „Ihr nehmt dann das Schiff nach Triest und könnt gegen Abend dort sein. Wir treffen uns am besten bei mir an Bord." „Schön, Gregor. Noch etwas für heute?" „Noch allerhand! Einen Teil der Juwelen bringst du heute nacht noch zu dem alten Voigt. Die Smaragd ohrringe und das Halsband. Voigt zahlt für Smaragden am besten. Das andere Zeug nehme ich mit über die Grenze. Latz dich von Voigt nicht zu sehr über's Ohr hauen." „Seh' ich so aus? Außerdem weiß ich, daß er Smaragde dringend für Amerika braucht. Er wird also blechen. Was noch?" „Dann gehst du noch einmal in die Wohnung der Evers und legst Bankbuch und Scheckheft an ihren alten Platz. Mach' auch die Wohnung ein bißchen zurecht. Eindruck: die Dame ist abgereist. Wart' mal! Hier ist der Gepäckversicherungsschein. Den legst du an einen auffälligen Platz. Ist bei der überstürzten Abreise ver gessen worden, mitzunehmen. Verstanden, Paul?" Gregors Komplice grinste. „Natürlich. Die Idee ist ausgezeichnet." „Ich bin eben für ordentliche Arbeit. Pfuschereien Überlasse ich Anfängern. Deshalb wirst du auch die Schlüssel zur Eversschen Wohnung dem Dienstmädchen zurückbringen." „Die kommen wieder in Annies Handtasche." „Die Limousine habe ich einem Ballbesucher entführt. Die lassen wir einfach hier stehen. Du fährst uns jetzt mit dem kleinen Wagen zum Bahnhof. Wo hast du denn die Karre her?" Paul warf sich in die Brust. „Unsereins hat auch manchmal Einfälle, Gregor. Das ist der Wagen von Fräulein Evers. Die Annie sagte mir, daß ihre Gnädige im eigenen Auto zum Ball ge fahren sei. Ich habe es mir dort vom Parkplatz geholt, ganz offiziell im Auftrag der Gnädigen!" „Ich werde Grit sagen, daß sie einen sehr intelligenten Bruder hat," lobte Varescu. „Du bringst den Evers schen Wagen in die Garage. Geht das unauffällig zu machen?" „Natürlich. Ich bin dort bekannt. Habe doch oft genug den Wagen von der Garage für das gnädige Fräulein vorgesahren — als Bräutigam des Dienstmädchens, der der Gnädigen gern eine Gefälligkeit erweist." In diesem Augenblick wurde an die Waqentür ge klopft. Paul öffnete. Grit stand im Reisekleid da. „Fertig, Gregor!" „Dann schaff' das Mädel in dieses Auto herüber. Es ist die höchste Zeit." „Was soll mit den Kostümen geschehen?" fragte Paul. Varescu dachte einen Augenblick nach. „Den Abendmantel und das Kostüm von der Evers bringst du natürlich in deren Wohnung. Grits Sachen müssen irgendwie verschwinden. Los, Grit, sonst ver passen mir den Zug!" „Nmsteigen, Lilli, nmfteigen," redete Fräulein von Lingen auf die Taumelnde ein. Gregor griff zu und zerrte Lilli in den Wagen. Paul faß bereits am Volant. Dann sanfte der Wagen davon. Wenige Minuten vor Abgang des Zuges nach Triest bestieg das Trio den Schlafwagen. Paul reichte die Koffer hinein. „Glückliche Reife, gnädiger Herr," sagte er mit der gleichgültigen Wohlerzogenheit gut gedrillter Diener. Dann setzte sich der Zug in Bewegung. In diesem Augenblick faßte sich Varescu an den Kops und machte eine hastige Bewegung nach der Tasche. Ein weißes Kuvert flog auf den Bahnsteig. „Wichtig, Paul! Morgen früh mit Bahnpost beför dern. Baseler Zug um acht Uhr dreizehn!" Paul machte ein beruhigendes Zeichen und hob den Brief auf. Inzwischen hatte Grit die nunmehr völlig schläfrige Lilli zu Bett gebracht. Dann trat sie ans den Gang hinaus, wo Varescu am Feilster lehnte. „Was war das sür ein Brief, Gregor?" Der Hochstapler grinste. (Fortsetzung folgt.)