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ThmM, Wo, Ätdcckhi md die WM«». Amts b LcrLt für die Kgl. Umtshauptmannschaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Htadtratb zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden R»nt«gs und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 10. Dienstag, deno. Februar 1889. Komilienden Donnerstag, den 7. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgemeinderathssitzung. Wilsdruff, am 4. Februar 1889. Der Stadtgemeinderat h. Ficker, Brgmstr. Im Gasthof zu Klipphausen gelangen Sonnabend, den 9. Februar d. I., Bormittags 11 Uhr folgende, einem Dritten gehörige Gegenstände, als: 2 Stoffanzüge, 1 Regenschirm und 1 Cylinder-Uhr gegen sofortige Barzahlung zur Versteigerung. Wilsdruff, am 4. Februar 1889. MattheS, Gerichtsvollzieher des K. Amtsgerichts. Tagesgeschichte. Wien, 1. Februar. Die „Wiener Zeitung" schreibt in ihrem nicht amtlichen Tbeil: Die gestern von uns gebrachten Mittheilungen über das niederschmetternde Hinscheiden des Kronprinzen stützten sich auf die Wahr nehmungen, die von der nächsten Umgebung des erlauchten Dahingeschie denen unter dem betäubenden Eindrücke des schicksalsschweren Vorfalles hierher gelangten. Von dieser Seite wurde, nachdem die Thüre des Schlafzimmers erbrochen worden war, bei dem Eintritt der Kronprinz entseelt im Bette gefunden. Auf diesem ersten Eindrücke beruhten die hierher gelangten Mittheilungen und die Annahme eines Schlaganfalles. Von den Anwesenden wurde Professor Widerhofer in einem dringenden Telegramm nach Mayerling berufen, wohin er sich alsbald begab. Wider- hofcr konstatirte bei der sofortigen Untersuchung, daß am Kopfe des Ver ewigten eine beträchtliche Schußwunde mit ausgebreiteter Loslösung der Schädeldecke und des Schädelknochms vorhanden war, welche den sofortigen Tod zur Folge gehabt haben mußte. An der Seite des Bettes in un mittelbarer Nähe der rechten Hand befand sich der entladene Revolver. Die Lage der Waffe ließ keinen Zweifel darüber, daß die Tödtung mit eigener Hand erfolgt ist. Da di? Dienerschaft in den Nebenhäusern vcr- theilt war und die der Person des Verewigten zugetheilten Diener Auf träge zur Bestellung für die Jagd erhalten und das Haus auf kurze Zeit verlassen hatten, konnte die erfolgte Detonation nicht gehört werden. Die sofort nach Mayerling entsendete Kommission nahm den Thatbestand und die Nebenumstände protokollarisch auf. Manche Personen in der nächsten Umgebung des Verewigten nahmen in den letzten Wochen mehr fache Zeichen krankhafter Nervenaufregung an demselben war, sodaß man die Ansickt festhalten muß, das schreckliche Ereigniß war ein Ausfluß mo mentaner Sinnesverwirrung. Außerdem klagte der Kronprinz seit einiger Zeit häufig über Kopfschmerz, den er selbst auf einen Sturz mit dem Pferde im letzten Herbste zurückführte; dieser Unfall wurde aber seinerzeit auf ausdrücklichen Befehl des Kronprinzen geheim gehalten. Die „Wiener Abendpost" meldet: Allerseits gingen dem Kaiser die rührendsten Beileidstelegramme zu, so seitens des Kaisers Wilhelm, des Zaren, der Königinnen von England und Spanien, den Königen von Belgien, Sachsen, Serbien, Rumänien, Griechenland, seitens des Papstes, des Prinzregenten von Bayern und seitens aller übrigen Höfe, des Prä sidenten von Frankreich, des Präsidenten von Nordamerika und des Bun- despräses der Schweiz. Ferner telegraphirten hervorragende Staatsmänner und Chefs ausländischer Regierungen ihr Beileid an Kalnoky, so Fürst Bismarck, Salisbury, von Giers, Crispi, Carp, Nicola Christisch. Viele der höchsten Persönlichkeiten, so Kaiser Wilhelm, die Könige von Serbien und Rumänien, der Prinz von Wales, der Kronprinz von Griechenland wünschten dem Leichenbegängniß persönlich beizuwohnen. Dennoch ent schied der Kaiser, daß die Leichenfeier im engsten Familienkreise stattfinden solle. Von fremden Fürstlichkeiten trifft nur das belgische Königspaar ein. Die Leiche ist seit heute früh in einem wahren Blumenhain aufge bahrt. Am Sonntag findet in sämmtlichen Kirchen ein Trauergottesdienst statt. Laut Hofansage findet das Leichenbegängniß nächsten Dienstag, 5. Februar, Nachmittags 4 Uhr statt. Der Berichterstatter der „Magd. Ztg." in Wien erfährt von einer „hochgestellten" Persönlichkeit, man glaube bestimmte Anzeichen dafür zu haben, daß der Kronprinz, als er nach Mayerling fuhr, noch nicht den Entschluß gefaßt hatte, dort freiwillig sein Leben zn enden, sondern daß während des Aufenthaltes in Mayerling ein Ereigniß eintrat, welches ihn zur entsetzlichen That drängte; wohl ist aber Grund zur Annahme vor handen, baß „ sich schon jn früherer Zeit mit Selbstmordgedanken trug, denn er sprach wiederholt Todesahnungen aus. — Der Kronprinz hinter ließ mehrere Vnefe, jedoch in keinem ist eine Aufklärung über die Gründe der entsetzlichen That zu finden. Unter den Briefen ist einer an die Kaiserin sowie ein Schreiben an den Sectionschef Szögenyi mit der Bitte, die in Ordnung zuruckgelassenen Papiere des Kronprinzen zu übernehmen. Es heißt, daß von amtlicher Stelle auch über die Gründe für den Selbst mord Aufklärungen folgen werden. Von der Trauer des kaiserlichen Hofes werden ergreifende Einzelheiten berichtet. Die „Neue^reic Presse" erzählt vom 31. Januar: Heute Morgen erschienen der Kaiser, die Kaiserin und Kronprinzessin Stephanie in den kronprinzlichen Appartements, um an der Leiche des theuren Todten zu beten. Der Kronprinz ruhte in seinem Schlafgemache auf seinem gewöhnlichen Bette, seine Züge sind fast unverändert. Das Kaiserpaar und die Kronprinzessin waren furchtbar erschüttert, der Kaiser konnte seine Bewegung nicht meistern und brach in Thränen aus, die sein Taschentuch ganz durchnäßten. Erst später faßte sich der Monarch und zeigte männliche Entschlossenheit. Nahezu sämmtliche Mitglieder des Kaiser hauses sind in Wien anwesend und haben sich um die gramgebeugten Eltern und die trostlose Wittwe des unvergeßlichen Todten versammelt. Man erzählt aus der Hofburg folgendes einfache, aber tief ergreifende Be gebniß. Als die ganze trauererfüllte kaiserliche Familie beim Kaiser ver sammelt war, wurde auch die kleine Erzherzogin Elisabeth, die Waise deS edlen Verstorbenen, herbeigeführt. Da fragte das bezaubernde Kind, zum heißgeliebten Großvater gewendet: „Nicht wahr, der gute Papa ist nun zum lieben Gott gegangen, zu dem wir sonst beten?" Und als über diese rührenden Worte des Kindes Alle inThränen und Schluchzen ausbrachen, meinte das Kind bestürzt: „Hab ich denn etwas Schlimmes gesagt? . . ." — Des Weiteren berichtet die „Voss. Ztg." vom 1. Februar: „Gestern spielten sich herzzerreißende Sccnen im Todtengemache ab. Der Kronprinz ruhte auf seinem Bett im Schlafzimmer. Seine Züge zeigen keinerlei Veränderung, der Teint ist bräunlich gelb, um den Mund spielt ein sanftes Lächeln. Auf weißer Decke liegen Lieblingsblumen zerstreut. Die Kron prinzessin verharrte stundenlang in dem Anschauen des unverändert schönen bleichen Antlitzes des Kronprinzen am Kopfende des Bettes. Man ver suchte die wiederholt von Ohnmachtsanfällen bedrohte Kronprinzessin, Wenn auch nur für Augenblicke, in das Nebenzimmer zu führen, sie wich aber nicht von ihrem Platze. Als ihr Töchterchen, Prinzessin Elisabeth, die Mutter mit sanfter Stimme bat, sie emporzuheben zum guten Papa, da verließ die Kronprinzessin vollends die bis dahin mühsam bewahrte Kraft und erst nach einer längeren Ohnmacht kam die hohe Frau wieder zum Bewußtsein. Erst um die Mittagsstunde verließ die Kronprinzessin als letzte nach den übrigen Mitgliedern der kaiserlichen Familie das Todtengemach." Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Este, der älteste Sohn des Erzherzogs Carl Ludwig, wurde, wie die „Post" erfährt, zumKaiser berufen. DerMonarch eröffnete ihm, daß er ihn fortan als Thronfolger erachte. Erzherzog Carl Ludwig wird auf die Thronfolge zu Gunsten seines Sohnes verzichten. Erzherzog Franz Ferdinand wird den Namen Este ablegen. Letzterer geht auf den Erzherzog Otto über. Es verlautet, daß der nunmehrige Thronfolger vom Kaiser adoptirt wird. Die Depesche des Kaisers Franz Josef an den deutschen Kaiser hatte folgenden Wortlaut: „Heute ist Dein geliebter Freund, mein innigstge- liebter Sohn Rudolf verschieden. Dein Franz Joseph." Brüssel, 31. Januar. König Leopold empfing die Nachricht vom Ableben des Kronprinzen Rudolf durch eine Depesche des Kaisers Franz Josef, die mit tragischer Kürze den entsetzlichen SchicksalSschlag meldete. Der König war tief erschüttert, aber bei dem wahrhaft männlichen Cha rakter, der ihn auszeichnet, gelang es ihm, sich so weit zu beherrschen, daß er sofort nach Schloß Lacken, wo die Königin weilte, ein Telegramm ab- sendete. Die Hofdame Gräfin d'Oultremont empfing die Depesche, öffnete sie, wagte aber Anfangs nicht, der Königin die Hiobspost zu überbringen. Erst nach einer Weile faßte sie Muth zur Erfüllung der traurigen Pflicht und betrat das Gemach der Königin mit den Worten: „Majestät, ich bin die Ueberbringerin einer traurigen Nachricht: Erzherzog Rudolf ist krank, schwer krank." Königin Henriette ward todesbleich und rief ver zweifelt aus: „Er ist todt!" Hastig griff sie nach der Depesche, welche die Hofdame ihr zitternd reichte. Die Königin brach in Thränen aus, und in ihrem herzzerreißenden Jammer fand sie längere Zeit kein anderes Wort als den Klageruf: „Meine armen Kinder! Mein armes Kindl" Erst als der König von Brüssel nach Schloß Lacken kam und nahezu eine Stunde mit der Königin zubrachte, zeigte sie sich etwas gefaßter. Beide telegraphirten dann lange chiffrirte Depeschen an den Kaiser Franz Jofef, die Kaiserin Elisabeth und Kronprinzessin Stephanie. Die Königin wollte gestern Nachts noch nach Wien abreisen, und eS kostete dem König große Mühe, sie von diesem Vorhaben abzubringen. Jn allen Kreisen der Bevölkerung giebt sich die innigste Theilnahme kund. London, 31. Januar. Gutem Vernehmen nach hat Kaiser Franz Josef den Wunsch ausgesprochen, daß das Leichenbegängniß des Kronprinzen Rudolf einen lediglich privaten Charakter trage, und habe deshalb der Prinz von Wales die Absicht aufgegeben, sich zur Leichenfeier nach Wien zu begeben. Jn derselben Stunde, wo diese in Wien vor sich gehen wird, soll in der hiesigen österreichischen Kapelle ein Trauergottcsdienst abgehalten werden, welchem die Mitglieder der königlichen Familie, die Diplomaten und Minister beiwohnen würden. Unter denjenigen, welche heute in der österreichischen Botschaft Beileidsbesuche abstatteten, war auch die Kaiserin Eugenie. Vaterländisches. — Meißen, 30. Januar. Wie im vorigen Jahre wird auch in i diesem an der hiesigen Landwirthschaftlichen Schule ein Winzercursus ab gehalten werden. Derselbe dauert im Ganzen nach vorläufiger Bestimmung 3 Wochen. Die Theilnehmer an demselben werden je eine Woche lang