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Der in Rußland schon seit Ende vorigen Jahres herrschenden außerordentlichen Kälte sind sehr zahlreiche Personen bereits zum Opser gefallen. In dem Eisenbahnzuge, welcher bei Sabruntschi im Kaukasus einschneite, erfroren 14 Personen, während zwanzig andere darniederliegen. Aehnliche Meldungen kommen aus Baku, Poti und anderen Orten. In Jekaterinburg erreichte die Kälte plötzlich 35 Grad, und es kamen mehr als 175 Menschen in dem Jekaterinburger Kreise um. Das Schwarze, das Asowsche und das Kaspische Meer sind wieder zugcfroren. Der Senat der Vereinigten Staaten von Amerika hat beinahe ein stimmig einen Antrag angenommen, welcher jedes Eingreifen einer euro päischen Regierung bei der Herstellung eines Kanals durch die Landenge von Panama oder in einer anderen Gegend von Mittelamerika als der Union nachtheilig und als eine Bedrohung derselben bezeichnet. Daß dieser Beschluß sich gegen Frankreich richtet, ist bekannt. Der Antragsteller, Senator Edmunds, sagte, er glaube, die Ehre und die Aufrichtigkeit der Vereinigten Staaten hätten erheischt, die Monroe Doctrin förmlich und freundlich geltend zu machen, noch ehe die freundlich gesinnte Republik Frankreich sich dazu hergebe, dem Plane des Herrn von Lesseps amtliche Unterstützung zu gewähren. Die Regierung der Vereinigten Staaten sollte in freundlicher und maßvoller Weise erklären, daß sie die Einmischung Frankreichs oder irgend einer anderen europäischen Regierung nicht dulden würde. Call sprach sich gegen die Resolution aus, weil dieselbe die Aus führung eines nützlichen Werkes hindere. Reagan vertheidigte Frankreich und erklärte, eine hundertjährige Erinnerung sollte dem Senat Achtung vor Frankreich einflößen. Es sollte einem Volke, welches sich in der Zeit der größten Gefahr Amerikas als ein Freund erwiesen, sicherlich keine Beleidigung zugefügt werden. Aehnlich sprach sich Grey aus. Shermann wies dagegen auf die gegenwärtige Verlegenheit der Panamakanalgesellschaft hin, sowie auf den Vorschlag, daß Frankreich den Weiterbau oder die Kontrole des Kanals übernehmen solle. Unter diesen Umständen werde die Annahme des Antrages als eine Handlung freundlicher Warnung be trachtet werden. Er hätte Grund für die Annahme, daß in Frankreich gewisse Einflüsse thätig seien, um die Regierung zu bewegen, die Leitung der Angelegenheiten der Panamakanalgesellschaft zu übernehmen; auf alle Fälle würde es gut sein, wenn der Kongreß der Vereinigten Staaten seine Meinung über den Gegenstand ausdrückte. Er würde es gerne sehen, daß alle Nationen der Welt, aber nicht deren Regierungen an der Er bauung des Panamakanales mitwirken. Diese Ansicht dürfte in Amerika allgemeine Zustimmung finden und ist ja auch in der vom Senat gefaßten Resolution zum Ausdruck gelangt. Vaterländisches. — Wilsdruff. Ein anscheinend einfacher und doch höchst bedeut samer Vortrag wird den 17. d. M. im hiesigen Gewerbeverein von einem der beliebtesten und redegewandtesten Herrn unserer Stadt gehalten werden, nehmlich über: Das Wasser, erläutert mittelst physikalischer Instrumente. Die geehrten Frauen, für die der Vortrag auch von großem Interesse ist, werden dazu mit eingeladen. — Heute wurden wir durch einen Neujahrsgruß aus Köln überrascht. Derselbe kam von der bekannten Stollwerck'schen Chocoladenfabrik und bestand in einem hübsch ausgestatteten Notiz-Kalender für 1889 mit den Bildnissen aller regierenden deutschen Fürsten, sowie der Reichsminister. Dieser Neujahrsgruß zeigt so recht die patriotische Gesinnung der bekannten Firma und hoffentlich findet diese Gesinnung beim großen Publikum, welches sich noch immer nicht ganz von ausländischen Chocoladen und Cacao- Fabrikatcn in dem Glauben trennen kann, daß solche besser seien, während sie in Wirklichkeit von der deutschen ChocolaNn-Jndustrie in Bezug auf Güte und Preis weit übertroffen werden, die entsprechende Würdigung. Möge die deutsche Industrie bei dem Publikum die Unterstützung finden, die ihr thatsächlich zukommt. — In der Parochie Kesselsdorf wurden im Jahre 1888 208 Kinder geboren: 111 Söhne, 97 Töchter; darunter ein Zwillingspaar, 4 todtgeborene, 11 uneheliche, und zwar in Kesselsdorf 33, Kaufbach 9, Wurgwitz 23, Hammer 5, Kohlsdorf 4, Niederhermsdorf 42, Oberherms dorf 20, Kleinopitz 36, Braunsdorf 36. Getraut wurden 47 Paare. Verstorben sind 134, und zwar 51 Söhne und 30 Töchter unter 14 Jahren, 8 Junggesellen, 4 Jungfrauen, 15 Ehemänner, 7 Ehefrauen, 7 Witwer, 12 Witwen. Communicanten waren 2974, nämlich 1320 männliche, 1054 weibliche; unter ihnen 98 Neuconfirmirte. 60 Haus- communionen. Im Vergleich zum Jahre 1887 sind 4 Kinder mehr ge boren, 19 Paare mehr getraut, 19 Personen mehr gestorben, 248 Com municanten mehr gewesen. — In dem zwischen Freiberg und Nossen gelegenen Orte Groß- voigtsberghat sich in der ersten Stunde dieses Jahres ein Unglücksfall ereignet. Der dortige Gesangverein hatte sein Sylvesterkränzchcn gefeiert und nahm nach 12 Uhr die Versteigerung der den Christbaum schmücken den Gegenstände vor. Als der unter dem Kronleuchter auf einem Stuhle stehende Auktionator einem Mitglied? den erstandenen Gegenstand zuwerfen wollte, traf er dabei einen Arm des Kronleuchters, worauf ein Ballon explodirte und das brennende Petroleum sich über die drei zunächst befind lichen Personen ergoß. Auf's Fürchterlichste erschreckt, drängte Alles dem Ausgange zu, doch ermannten sich einige der Anwesenden, rasch ihre Ueber- zieher über die brennenden Personen zu werfen und die Flammen zu er sticken. Am schwersten verletzt erwies sich ein Fräulein Weihe, die schwere Brandwunden am Kopf, an den Armen und am Oberleib erlitt; Günther wurden die Haare, Arm und Brust, dem Vereinsvorstand, Tischlermeister Schaal, beide Hände arg verbrannt. Andere Personen zogen sich beim Löschen leichtere Verletzungen zu. Die Verwundeten wurden mittelst Wagens in ihre Wohnung gebracht. — Innerhalb des Monats Januar sind von den Altersvormündern die alljährlich zu erstattenden Erziehungsberichte, sowie die Pflegeberichte der Zustandsvormünder von Geisteskranken oder unter Vormundschaft ge stellten Personen, ingleichen von Verschwendern, und endlich die Anzeigen der Abwesenheitsvormünder darüber, ob ihnen über Leben und Aufenthalt der Abwesenden etwas bekannt geworden ist, bei den betreffenden Ge richtsstellen einzureichen. — Folgende kaum glaubliche Geschichte erzählt das „Meiß. Tgbl." seinen Lesern als buchstäblich wahre Begebenheit. Einem schon ziemlich großen Schulmädchen hatten andere Schülerinnen cingeredet, daß man die Engel im Himmel schön singen höre, wenn man einen eisernen La ternenpfahl anlecke. Das Mädchen hat nun zwar nicht gleich auf das Geheiß ihrer Kolleginnen diese sonderbare himmlische Telephonlcitung pro- birt, konnte aber doch, als cs sich allein sah, der Versuchung nicht wider stehen und leckte mit der Breite ihrer ganzen Zunge einen eisernen La ternenständer kräftig an. Aber, o weh, der Engelsgesang schien das Mädchen durchaus nicht zu entzücken, denn kaum hatte sie die Zunge mit dem kalten Eisen in Verbindung gebracht, als sie aus Leibeskräften zu schreien anfig, weil die Zunge natürlich festgefroren war. Mit der Zunge am Laternenständer klebend und laut schreiend stand nun das arme Mäd chen da und mußte sich von den schnell anfammelnden Neugierigen in dieser unangenehmen Situation bewundern lassen. Endlich aber löste sich die Zunge wieder ab, doch blieb die äußere Haut leider am Eisen kleben. Die stark blutende Zunge zum Munde heraussteckend und laut heulend eilte das sür ihre Neugier hart bestrafte Mädchen nach Hause, und dem dabei gefaßten Vorsatz, nie wieder Engelsstimmcn hören zu wollen, wird sie wohl auch treu bleiben. — Der in Meerane in Härtel's Hotel bestehende „Börsentisch" hat während seines nunmehr 25jährigen Bestehens insgesammt über 66,000 Mark durch Weihnachtsbescherungen den Armen zugewendet. Auch dies mal wurden über 2000 Mk. baar und ca. 90 Hl. Kohlen zur Vertheilung gebracht. — Der erste Dresdner Roß markt in diesem Jahre wird am 28, und 29. Januar in der vormaligen Garderreiterkaserne, Wiesenthorstraße abgehalten. — Am 5. d. M. brach im Trockenraume der Fabrik von Keylich, u. Comp. in Crimmitschau Feuer aus. Es hatte sich daselbst die aufbereitete Wolle entzündet. Mit fabelhafter Schnelligkeit gelangte das Feuer an die Treibriemen und durch die für diese bestehenden Oeffnungen nach den oberen Theilen der Fabrik. Bald standen die Leimräumlichkeiten, das Garnlager und ein Websaal in Flammen. Es bedurfte der größten Anstrengung, nachdem der nördliche Flügel des Fabrik-Complexes nieder gebrannt war, die übrigen Gebäulichkeiten zu erhalten. — In diesem Jahre hat verfassungsmäßig wiederum ein Drittel der Mitglieder der 2. Ständekammer auszuscheiden und die deshalb nothwen dig werdenden Ersatzwahlen werden, falls nicht außergewöhnliche Ereig nisse dazwischcntreten, voraussichtlich im August zur Ausschreibung gelangen. Mit Berücksichtigung des einen durch Tod seines bisherigen Inhabers (Abg. Dr. Heine-Leipzig) erledigten Mandates macht sich bis zur Stunde die Neuwahl von 28 Abgeordneten erforderlich. In Erledigung kommen dabei 17 Sitze der conservativen, 3 der nationalliberalcn, 7 der fortschritt lichen und 1 der socialdemokratischen Partei (von Vollmar). — Mit dem 1. Januar d. I. ist die Unfallversicherung der inland- und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen in Kraft getreten. In Folge dessen ist von jedem, in einem land- und forstwirthschaftlichen Betriebe etwa vorkommenden Unfälle, durch welchen eine in demselben be schäftigte Person getödtet wird oder eine Körperverletzung erleidet, welche eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als 3 Tagen oder den Tod zur Folge hat, von den Betriebsuntcrnehmern bei der Ortspolizeibehörde (Stadtrath, resp. Amtshauptmannschaft) sofort schriftlich oder mündlich Anzeige zu er statten. Die genannten Behörden haben dann das Weitere zu veranlassen. — Als am vergangenen Sonnabend Abends ein Lehrling in Reud nitz bei Leipzig durch die Guttenbergstraße mit einem Beutelchen ging, in welchem er einige Hundert Mark trug, die zur Bezahlung der Arbeiter in der Fabrik seines Lehrherrn dienen sollten, schlich sich an ihn ein fremder Mensch heran, der bemerkt haben mochte, daß der Beutel Geld enthielt, und versuchte, dem Lehrling den Beutel zu entreißen. Da dieser jedoch den Beutel festhielt, ergriff der freche Mensch den jungen Burschen, schleu derte ihn zu Boden und brachte ihm auch ein Paar Schläge auf den Kopf bei, ergriff dann aber mit dem Beutel, den er hierbei in seine Gewalt bekam, eiligst die Flucht. Auf das Hülfcrufen des Burschen sprangen sofort ein Schutzmann und einige Straßenpassanten herbei und diesen ge lang es, den flüchtigen Räuber einzuholen und festzunehmen. Es war ein schon bestrafter Handarbeiter aus Untermhaus bei Gera. Den Beutel hatte derselbe kurz zuvor, ehe er eingeholt worden war, von sich geworfen. Der freche Mensch wurde an die königl. Staatsanwaltschaft abgeliefert. * Eigenartig waren die Neujahrswünsche, welche Friedrich der Große an sein Heer zu richten pflegte. So lautete der Neujahrswunsch 1782: „Ihre Majestät der König lassen allen Herren Offiziers zum neuen Jahr gratuliren, und die nicht sind, wie sie sein sollen, möchten sich bessern." 1783 lautete der Armeebefehl: „Ihre Majestät der König lassen allen guten Herrn Offiziers zum neuen Jahr gratuliren, und die nicht sind, wie sie sein sollen, möchten sich bessern, daß Sie ihnen künftig auch gra tulieren könne." Gegengratulationen waren unterlagt. — Eckt soldatisch gestaltete sich der letzte Empfang der Generale, den Kaiser Wilhelm 1. abhielt. Generalfeldmarschall Graf Moltke erschien an der Spitze derselben. Der Kaiser, der an seinem Arbeitstisch mit Schreiben beschäftigt gesessen hatte, stand auf, ging dem Eintretenden entgegen und ohne den Grafen Moltke zu Worte kommen zu lassen, rief er ihm zu: „Wie sind Sie in das neue Jahr hinübergekommcn, lieber Moltke, schlafend oder wachend?" — „Geschlafen habe ich," war die Antwort Moltkes. Der Kaiser hörte das mit Lächeln an. „Ich hoffe," fuhr er zu Moltke gewendet fort: „Ich hoffe, daß Sie mit dem, was in diesem Jahre dienstlich an Sie herantreten wird, zufrieden sein werden." «Kirchennochrichten aus Wilsdruff. Sonntag den 1. Epiph. Vorm. 8^ Uhr Gottesdienst. Predigt über Ev. Luc. 2, 41—52. Nachm. 1 Uhr Missionsstunde. Lb" Extra-Beilage! Der Gesammt-Auflage vorliegender Nummer ist eine Extra-Beilage beigefügt, welche von der Vorzüglichkeit des in handelt und wird dieselbe einer geneigten Beachtung empfohlen. Bei »r«8t- unv Hal8l«r«lvi» angewandt, ist derselbe ein uiiüker- Zu haben m drei Flaschengrößcn L 1 M., 1 M. 75 Pf. und 3 M. 50 Pf. Prospecte mit Gebrauchsanweisung und vielen Attesten bei jeder Flasche. Niederlage einzig und allein in Wilsdruff bei Apoth. VL8vI»«8«I»»I. Barbarische Behandlung muß es bezeichnet werden, Rheumatismus und Gicht durch scharfe Ein reibungen, Pflaster und sonstige äußerliche Mittel kuriren zu wollen, da diese Krankheiten einzig und allein einem schlechten Zustande des Blutes zuzuschreiben sind, in welchem sich ein Ueberschuß von Säure befindet. Dieser versäuerte Zustand des Blutes entsteht aus der Gährung nicht assi- milirter und unverdauter Nahrung im Magen, in Folge der gestörten Thätigkcit des Magens, der Leber und Nieren. Das einzige richtige Ver fahren, Gicht und Rheumatismus gründlich und erfolgreich zu heilen, ist, vor allem gesunde Thätigkcit dieser Organe herzustellen und die Säure aus dem Blute zu entfernen. Das bis jetzt übliche Heilverfahren hat sich keiner günstigen Erfolge zu erfreuen, weshalb die genannten Krankheiten vielfach geradezu als un heilbar angesehen werden. Es ist jedoch thatsächlich bewiesen, daß Warner's Safe Cure auch die hartnäckigsten Fälle von Rheumatismus und Gicht erfolgreich heilt, indem dieselbe die gestörte Thätigkcit der Nieren, Leber und des Magens wieder herstellt, Entzündung beseitigt und den versäuerten Zustand deS Blutes neutralisirt. Zu beziehen von Apotheker Tzschaschel, Löwen-Apotheke in Wilsdruff.