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WrM, W», MMi iid die UuMck«. AmLsbLerLL für die Kgl. KmtshaupLmannschaft zu Weißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtratö zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserat e werden Montag und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 3. Freitag, den 11. Jammr 1889. / ^7.. - . - ^-^4« Bekanntmachung, eine allgemeine polizeiliche Revision -er Maaße und Gewichte sowie -er Waagen un- Meßwerkzeuge betreffen-. Das Königliche Ministerium des Innern beabsichtigt, im Lause dieses Jahres eine allgemeine polizeiliche Revision der Maaße und Gewichte sowie der Waagen und Meßwerkzeuge anzuordnen. Ergangener Verordnung zufolge werden die Gewerbtreibenden des hiesigen Verwaltungsbezirkes hiervon unter Hinweis auf die empfindlichen Nachtheile, welche ihnen erwachsen, wenn bei der Revision unrichtige, unzulässige oder ungestempelte Maaße, Gewichte, Waagen oder Meßwerkzeuge vorgefunden werden, und mit dem Veranlassen in Kenntniß gesetzt, die von ihnen benutzten Aichgegenstände, deren Zulässigkeit im Verkehr zweifelhaft erscheint, oder bei denen in Folge des Gebrauches die Aichstempel nicht mehr erkennbar sind, innerhalb der ersten drei Monate dieses Jahres dem nächsten Aichamte zur Prüfung bez. Wiederaichung zuzuführen. Die Ortspolizeibehörden aber werden angewiesen, die Gewerbtreibenden auf gegenwärtige Bekanntmachung noch besonders aufmerksam zu machen. Meißen, am 3. Januar 1888. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Kirchbach. Bekanntmachung, -ie Anmel-rmg -er Wehrpflichtigen zur Rekrutiruugsstammrolle betreffen-. Auf Grund der Bestimmungen in § 23 der deutschen Wehrordnung vom 28. September 1875 fordern wir alle am hiesigen Orte aufhält lichen männlichen Personen, welche im Jahre 1869 innerhalb des deutschen Reichsgebietes geboren sind oder deren Eltern oder Familienhäupter an irgend einem Orte desselben ihren Wohnsitz haben, sowie alle diejenigen, welche bei früheren Gestellungen vom Militärdienste zurückgestcllt worden sind oder ihrer Militärpflicht überhaupt noch nicht Genüge geleistet haben, bei Vermeidung von Geldstrafen bis zu 30 Mk. —- oder Haft bis zu 3 Tagen andurch auf, in der Zeit vom 15. Januar bis zum 1. Februar 1889 unter Abgabe ihrer Geburts- oder Loosungsscheine sich persönlich zur Aufnahme in die Rekrutirungsstammrolle in der hiesigen Rathsexpedition an zumelden. Diejenigen Militärpflichtigen, welche keinen dauernden Aufenthalt haben, oder von hier, als dem Orte, wo sie ihren dauernden Aufenthalt haben, zeitig abwesend sind — wie auf der Reise begriffene Handlungsdicner oder auf der See befindliche Seeleute u. s. w. — sind von ihren- Eltern, Vormündern, Lehr-, Brod- oder Fabrikherren, bei Vermeidung der angedrohten Strafen während des oben festgestelltcn Zeitraums zur Stammrolle anzumelden. Wilsdruff, am 31. Dezember 1888. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. LageSgefchichte. Der preußische Landtag wird am 14. Januar von dem Kaiser in Person eröffnet werden. Wie die „N. L. C." hört, soll die Thron rede einen der erstmaligen Eröffnung der preußischen Landesvertretung durch den König entsprechenden besonders bedeutungsvollen Inhalt haben. Zur Freilassung des Geheimraths Gcfscken schreibt man der „Köln. Ztg." aus Berlin: Das strafrechtliche Verfahren gegen Professor Geffcken "wegen der Veröffentlichung des kronprinzlichen Tagebuches ist ein gestellt worden, weil, wie der Wortlaut des Reichsgerichtsbescklusses aus weist, keine genügenden Gründe vorhanden waren, um dem Beschuldigten das Bewußtsein von dem landcsverrätherischen Charakter seiner Veröffent lichungen und daher den von dem Gesetz erforderten Vorsatz nachzuweisen. Wenn man davon absieht, daß die Hintermänner der Geffcken'schen Ver öffentlichung, die im Verlaufe der Untersuchung als die eigentlichen Draht zieher an dem Jntriguenspiel gegen den Reichskanzler entlarvt worden sind, der verdienten Strafe entgehen, weil ihr Vorwissen um die Veröffentlichung nicht hat gerichtlich nachgewiesen werden können, wenn, kurz gesagt, in dieser Angelegenheit nicht hohe nationale Jnteressen auf dem Spiel ständen und es sich nur darum handelte, daß wiederum eine jener widerwärtigen Blasen, die der Parteistreit an die Oberfläche des politischen Lebens auf wirft, in Nichts zerplatzt ist, so würde man den Entscheid des Reichsge richts nur mit Freuden begrüßen müssen, denn er hat die deutschfreisinnige Legende, die auch auf dem Boden Frankreichs eifrig gepflegt wird, daß dem mächtigsten Manne in Europa alle Mittel zu Gebote ständen, um seine angeblich persönlichen Gegner zu vernichten, zu Schanden gemacht und ge zeigt, daß, einmal ein Machthaber in unserm Vaterlande Absichten hegen sollte wie die, welche man heute dem Begründer der deutschen Ein heit unterzuschieben wagt, er die Erfahrung machen würde, daß cs noch Richter giebt in Leipzig/ Mainz, 8. Januar. Der Sparkassenrechner Zerban zu Oppenheim ist seit einigen Tagen verschwunden. In der Kasse fehlen etwa 50000 M. München, 8. Januar. Mit Genehmigung der Polizei konstituirtc sich hier gestern ein sozial-demokratischer Verein für volksthümliche Wahlen. Vollmar ist der Vorsitzende des Vereins. Nürnberg, 2. Januar. Der Eissport hat am gestrigen Neujahrs tage hier fünf Menschen gefordert. Von einer Anzahl junger Leute, welche sich am Nachmittage auf dem im Westen der Stadt vorbeiführenden Lud- wigskanal, der die Donau mit dem Main verbindet, mit Schlittschuhlaufen belustigten, brachen an einer Stelle, an welcher vor wenig Tagen Eis zu industriellen Zwecken entnommen worden war, 7 Schlittschuhläufer, sämmt- lich im Alter von 13—15 Jahren stehend, ein, von denen fünf ertranken, wäh'.end einer sich gleich bei Beginn der Katastrophe rettete und ein anderer durch die Hilfe eines herbeigeeilten Militär-Arztes wieder ins Leben zurück gerufen werden konnte. Gerüchtweise verlautet, daß auch ein Mädchen mit ums Leben gekommen sein soll, doch konnte bis heute eine sechste Leiche im Canal nicht aufgefunden werden. Neapel, 7. Januar. Aus dem Vesuv steigen seit heute außerge wöhnlich große Rauchsäulen auf und werden weißglühende Massen bemerkbar. Bis zu dem Fuße des südöstlichen Kegels ergießt sich ein Lavastrom. Die unerquicklichen Verhältnisse, welche seit Jahren auf den Samoa inseln herrschen, haben in den letzten Tagen des abgelaufenen Jahres zu einem blutigen Zusammenstöße zwischen den Eingeborenen und Mann schaften der vor Apia liegenden deutschen Kriegsschiffe geführt. Nachdem der von den Deutschen eingesetzte König Tamasese durch die Anhänger des Gegenkönigs Mataafa oder Malietoa II. geschlagen und auf die durch deutsche Kanonen geschützte und befestigte Landspitze Mulinu zurückgedrängt worden war, wurde die Gefahr eines Konfliktes zwischen den Eingeborenen und deutschen Truppen sehr nahe gerückt, und mit diesen Befürchtungen hängt wohl auch die Anwesenheit dreier deutscher Kriegsschiffe vor Apia zusammen. In letzter Zeit war dort nur ein Schiff, meist der „Adler" stationirt. Seit 1875 sind die inneren Streitigkeiten der Samoaner den rivalisirenden amerikanischen, englischen und deutschen Geschäftsinteressen dienstbar gemacht worden, und man hat schon früher befürchtet, daß es zwischen den verschiedenen Interessenten zu einem ernstlichen Konflikt kommen werde. Wenn auch die deutschen geschäftlichen Interessen (früher Godcfroi, jetzt Plantagengesellschaft) auf den Inseln am stärksten engagirt sind, so sind es doch die Amerikaner gewesen, welche zuerst am 13. Februar 1878 einen Handels- und Freundschaftsvertrag mit Samoa abschlossen, worauf erst Deutschland am 24. Januar 1879 und dann England am 27. August desselben Jahres folgte. Alle drei Staaten haben sich ver pflichtet, die Selbstständigkeit Samoas aufrecht zu erhalten, und dieser Verpflichtung ist Deutschland auch dann nachgekommen, als Kapitän Heimer am 25. August 1887 den Krieg gegen den König Malietoa I. erklärte, denselben gefangen nahm uud Tamasese als König einsetzte. Letzterer ist zwar von den Vereinigten Staaten und England formell nie anerkannt worden, allein, Sir James Fergusson, der englische Unterstaatssckretär im Auswärtigen Amte, erklärte schon im Mai vorigen Jahres im Unter hause, daß Tamasese „thatsächlich" König sei und auch von England als solcher behandelt werde. Seit einigen Monaten ist er e« freilich auch „thatsächlich" nicht mehr. Trotz der gegen die Deutschen herrschenden Erregung scheinen Marinemannschaften auf's Land beurlaubt worden zu sein, wobei dieselben dann insultirt, worden sind. Worauf hin Konsul Becker die Entwaffnung der Eingeborenen verlangt hat, ist unverständlich, denn von deutscher Seite hat man sich bisher in die inneren Streitigkeiten der Samoaner direkt nicht eingemischt. Die Mannschaften der „Olga" scheinen zuerst zurückgeworfen worden zu sein, worauf dann der Angriff der Mannschaften der drei Kriegsschiffe erfolgte, deren Sieg mit 16 Todten und 38 Verwundeten leider viel zu theuer erkauft wäre, wenn dieser Zu sammenstoß nicht zu einer endlichen Beilegung der unerquicklichen Streitig keiten führen sollte. Von englischer Seite würde vielleicht gegen eine Annexion der Inseln durch Deutschland nicht mehr viel eingewendet werden.