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gestaltete sich doch die Aufnahme der heimgckehrten ehemaligen Herrscherin de» Landes durch Belgrader Bevölkerung zu einer ebenso großartigen wie glänzenden Demonstration der Volksmassen für die Königin-Mutter und über deren Bedeutung können alle Abschwächungsversuche der Belgrader Offiziösen nicht hinwegtäuschen. Allersdings wird es sehr bemerkt, daß auch der unlängst wieder in sein Amt eingesetzte Metropolit von Belgrad, Michael, der doch früher mit der Königin Natalie immer unter eine Decke steckte, sich mitsammt seiner Geistlichkeit von der Empfangsscene fernhielt, ja, der Königin sogar die Thore der Kathedrale verschließen ließ, aber vermuthlich wird der Metropolit wohl erst vorsichtig abwarten wollen, wie sich die Dinge «eiter entwickeln werden. Und wenn ferner der russische Gesandte Persiani bei der Ankunft Nataliens in Belgrad ebenfalls nicht zugegen war, so ließ er sich hierbei lediglich durch äußerliche Rücksichten bestimmen, denn noch am Abend des Ankunftstages begrüßte Persiani die königliche Frau in deren Privatwohnung im Hause einer Frau Logitscke- witsch und hatte daselbst mit ihr eine lange Unterredung — daß die Rück kehr der Königin auf serbischen Boden bei dem Eiser, mit dem sie stets die russischen Interessen vertreten hat, einer bedeutsamen Stärkung des russischen Einflusses in Serbien gleichkommt, liegt auf der Hand und namentlich dürfte die Regentschaft, welche dem äußeren Anscheine nach immer noch zu König Milan hält, nunmehr arg ins Gedränge kommen. Der Kamps zwischen der Regentschaft und der Königin-Mutter ist mit de« Unterbleiben ihres offiziellen Empfanges eigentlich schon eröffnet und für erstere ist eS da nicht sonderlich tröstlich, daß der parlamentarische Anhang der Regentschaft sich auf kaum ein Dutzend Abgeordnete beläuft. Nur 15 Liberale, zu welcher politischen Richtung sich die Mitglieder der Regentschaft bekennen, gegen 102 Radikale, also Anhänger des mehr oder weniger als russenfreundlich geltenden Ministeriums Gruic, sind bei den kürzlichen Neuwahlen zur Volksvertretung gewählt worden und dieses Er gebniß bedeutet, daß die Russenpartci in der neuen Skupschtina die er drückende Mehrheit erlangt hat. — Da die Differenzen zwischen der Kö nigin Natalie und der Regentschaft noch unbeglichen sind, ist die Begeg nung mit dem König bisher unterblieben. — Von anderer Seite wird aus Belgrad gemeldet: Die Königin-Mutter hat erklärt, sie wolle ihren Sohn nicht anders sehen, als nachdem sie eine formelle Einladung erhalten habe; sie hat die Bedingungen unter welchen das Ministerium ihr das Wiedersehen gestatten wollte, abgelehnt. Die Regierung erklärt nämlich, Natalie könnte gegen das Versprechen, Belgrad in gewisser Zeit wieder zu verlassen, sofort mit dem jungen König zusammcnkommen. Letzterer hat alle Haltung verloren und ist in Thränen gebadet. Die Lage in Belgrad ist höchst unbehaglich geworden, zumal die der Königin ergebenen Blätter das Volk aufregen, indem sie dasselbe auffordern, den Konak zu erstürmen und der Königin-Mutter den Eingang zu erzwingen. Vaterländisches. — Wendischbora, 30. September. Der Ausschuß fürdieWils- druff-Deutschenbora--Gadewitzer Eisenbahn veranstaltete gestern Nachmit tags 4 Uhr im hiesigen Gasthof eine Versammlung, zu welcher die Be wohner der umliegenden Orte eingeladen waren. Es mochten gegen 40 Per sonen anwesend sein. Der Vorsitzende des Ausschusses, Herr v. Schön derg aus Tanneberg, eröffnete die Versammlung, und auf seinen Vorschlag wurden Herr Rittergutspachter Zschoche zum Vorsitzenden und Herr Ge meindevorstand Arnhold zum Schriftführer gewählt. Herr v. Schönberg machte nun Mittheilungen über die Geschichte und den dermaligcn Stand des von ihm vertretenen Schmalbahn-Projectes. Seit Mitte August macht sich eine Strömung für Weiterbau der Bahn Potschappel-Wilsdruff nach Gadewitz-Mügeln geltend. Am 18. August nahm eine constituirende Versammlung in Rüsseina die Angelegenheit in die Hand, und der gewählte Ausschuß erhielt Vollmacht zur Verstärkung durch Cooptation. Weitere Versammlungen wurden abgehalten in Blankenstein, Helbigsdorf, Neu kirchen, Tanneberg, Choren, Dreißig und Zschaitz. Schon im Jahre 1878 hatte ein Ausschuß für eine normalspurige Bahnlinie Dresden-Deutschen bora eine Petition eingereicht, doch war die Meinung für Potschappel-Wils druff stärker. Letztere Bahn bringt etwas über 1 Prozent; Mügeln-Gade witz hat sich besser verzinst. Außer dem Ausschuß für Wilsdruff-Deut schenbora-Gadewitz giebt es noch einen älteren für Wilsdruff-Nossen und einen jüngeren sür Wilsdruff-Miltitz-Ostrau. Erstgenannter Ausschuß plant die Bahnlinie über Helbigsdorf, Blankenstein, Tanneberg, Rüsseina, Lüttewitz. Auf einer Generalstabskarte war die Linie markirt. Die Bahn würde darnach nördlich an Ober-Eula hinlaufen, am Lindigtgut östlich vorübergehen und westlich von Ilkendorf weitergeführt werden. Nach einem anderen Plane, entworfen von einem Ausschußmitgliede, würde sie Wen dischbora berühren. Auf solche kleine Abweichungen kommt jetzt nicht viel an, sondern nach etwaiger Annahme des Projektes ist es Sache der ein zelnen Gemeinden, endgiltige Regelung durch Petitionen an maßgebender Stelle hcrbeizuführen. Die bezeichnete Linie wäre zweckmäßig. Der Ab satz landwirthschaftlicher Products würde gefördert und das Kohlenbecken im Plauenschen Grunde und die Kalkbccken Ostrau-Mügeln würden für hiesige Gegend vollständig aufgeschlossen werden. Die Einmündung einer Schmalbahn auf eine Breitbahn muß eben immer Schwierigkeiten machen, Die Versammlung erkannte die geplante Bahnlinie zwar nicht als ein Be- dürfniß für die hier vertretene Gegend an, gab aber dem Projekte um an derer Gegenden willen ihre Zustimmung. Endlich wurde noch beschlossen, daß Zeichnungslisten bei den Gemeindevorständen der hiesigen Gegend ausgelegt werden sollen. — Dresden, 1. Oktober. Im Mittelgebäude der Waldschlößchen- brauerei brach heute gegen Morgen Feuer aus, wodurch der Dachstuhl und die oberen Etagen, wo sich die Darrböden befinden, zerstört worden sind. Der Schaden wird auf 70000 Mk. geschätzt. Der Betrieb der Brauerei ist nicht gestört. — Ein eigenthümliches Mißgeschick widerfuhr in Pößneck einem Kirchenbesucher. Derselbe ging in den Nachmittagsgottesdienst, schlief in demselben ein und erwachte erst Nachts nach 12 Uhr in der Kirche. Auf wiederholtes Klopfen wurde ihm von der Wachmannschaft geöffnet. — Aus Kaimberg bei Gera wird eine Schreckensthatgemeldet. Eine Frau hat ihre beiden Kinderchen im Alter von Va und 2 Jahren fest an sich gebunden und ist damit in den Dorfteich gegangen, woselbst alle drei ertranken. — Als der Gutsbesitzer W. in Gölzern bei Grimma ein seit 1871 auf seinem Gute thätiges Ackerpferd, welches als Artilleriepferd im fran zösischen Kriege mitgewcsen war, zuletzt wegen Altersschwäche dem Scharf richter zum Schlachten übergeben hatte, fand dieser beim Zerlegen des ThiereS hinter dem einen Schulterblatt eine vollständige, nur ein wenig gedrückte Chassepotkugel, die das Thier also 19 Jahre mit sich herumge- trägen hatte. — Eine sehr empfindliche Strafe hat das Zwickauer Gericht gegen einen Kaufmann in Eibenstock wegen Einschmuggelung von Perlstickereien aus gesprochen. Er wurde zu einer Strafe von 9239 Mark 92 Pfennigen verurtheilt, außerdem noch zur Ersetzung der geschmuggelten Gegenstände in Höhe von 5699 Gulden 3 Kreuzerund zu einer mit der mitangeklagten Faktorsfrau Meinel gemeinschaftlich zu tragenden weiteren Buße von 1853 Gulden 4 Kreuzer. Unübertroffenes Hausmittel. Ober-Eißeln, Ostpreu ßen. Nach vielen erfolglosen Versuchen hatte ich bereits alle Hoffnung auf Erleichterung meines langjährigen katarrhalischen Hustens aufgegeben, bis mir zufällig von einem Freunde der Rath ertheilt wurde, zu dem welt berühmten Gesundheits-Kräuter-Honig und Kräuter-Thee von C. Lück in Colberg Zuflucht zu nehmen. Ich brachte diese Mittel in Anwendung, nach kurzer Zeit fühlte ich bedeutende Linderung und jetzt bin ich von diesem Uebel ganz befreit. I. Puslat, Invalide. Honig erhältlich in Flaschen u M. 1. —, 1,75 und 3,50, Thee u Packet 50Pfg. inWilS- druff bei Apotheker Tzschaschel. Airchennachrichten aus Wilsdruff. Am 16. Sonntag nach Trinit.: Vorm. 8^ Uhr Gottesdienst mit Predigt über Ev. Luc. 7, 11—17. Die am Gustav-Adolf-Feste von Herrn Oberkonsistorialrath Dr. Rühling gehaltene Predigt ist im Druck erschienen und im hiesigen Pfarr hause zum Preise von 10 Pf. zu haben. Im Monat September: Getauft: Paul Kurt, Karl Ernst Nake's, Tischlermstrs. hier, Sohn; Otto Kurt, Hermann Otto Richters, Schuhmachers hier, Sohn; Friedrich Ernst, Friedrich Moritz Ehrlichs, ans. Bürg, und Zimmermanns hier, Sohn; Kurt Paul, der Marie Emilie Straßberger, geb. Riedrich hier, Sohn; Emma Frieda, Friedr. Aug. Ernst Pinkerts, Handarbeiters hier, Tockter; Otto Richard, Karl Aug. Eidams, Tischlers hier, Sohn; Walther, Ernst Moritz Zalesky's, Rathsregistrators hier, Sohn; Hermann Bruno, Karl Herm. Trobisch, Fabrikarbeiters hier, Sohn; außerdem ein unehel. Sohn Hugo Cäsar Lorenz Otto. Getraut: Ernst Richard Schmidt, Bäcker hier, mit Amalie Martha Schmidt hier; Friedrich Robert Thilo, Drechsler hier, mit Amalie Petschke hier; Karl August Schäfer, Feuermann an der Staatseisenbahn hier, mit Bertha Martha Patzig hier; Karl Heinrich Ranft, ans. Bürg, und Möbel fabrikant hier, mit Marie Auguste Treppte hier. Beerdigt: Max Georg Eugen, der ledig. Marie Elisab. Martha Schlätz, Gärtnereigehilfin hier, unehel. Sohn, 2 M. 29 Tg. alt; Wilhel mine Margarethe, Heinr. Max Fritzsches, Kaufmanns hier, Tochter, 17 Tg. alt; Gustav Adolf Oswald Mehlig, Bürger und Schuhmachermeister hier, 44 I. 3 M. 21 Tg. alt; Friedrich Ernst, Friedrich Moritz Ehrlichs, ans. Bürg. u. Zimmermanns hier, Sohn, 5 Tg. alt; Amanda Valeska, Gust. Robert Langes, Handarbeiters hier, Tochter, 2 M. alt; Alfred Paul, Gust. Adolf Barthold's, ans. Bürg, und Tischlermstrs. hier, Sohn, 6 I. 2M. 30 Tg. alt; verw. Johanne Christiane Haase, geb. Glöckner hier, 65 I. 9 M. 17 Tg. alt; Walther, Ernst Moritz ZaleSkyS, Rathsregistrators hier, Sohn, 8 Tg. alt. Verfälschte schwarze Seide. Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräun licher Farbe. Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt lang sam fort, namentlch glimmen dis ,.Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zurechten Seide nicht kräuselt, sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verkälschten nicht. Das Seidenfabrik-Dopät von ll. Llsirire- berg (K. u. K. Hoflief.) Lürivk versendet gern Muster von seinen ächten Seiden stoffen an Jedermann, und liefert einzelne Roben und ganze Stücke Porto- und zollfrei ins Haus. A u e t i o n. Nächsten Freitag, öen 4. October, findet früh '/a9 Uhr im Hotel Adler eine Versteigerung von folgenden Gegenständen statt: Ein zweithüriger Kleiderschrank, 1 Küchcnschrank, 1 Schreibsecretär, 1 Sopha, 1 gr. Spiegel, Lampen, 1 Lexikon und viele andere Sachen mehr. L MüLIvr, Auktionator. Das größte Glück auf Erde« Gut, sondern die Gesundheit. Viele Kranken erkennen ihre wahre Leiden nicht und lassen sich als Magenkranke, Blutarme, Bleich- und Schwindsüchtige behandeln. Be trachte man nun bei den meisten Kranken die sich zeigenden Symptome genauer, so Wird man finden, daß Wurmkrankheit dis Hauptrolle spielt; so manche Medizin Wird gegen obenstehende Leiden eingenommen, wäre aber bester ersetzt durch ein Wurm mittel des bekannten Spezialisten Theodor Koneßky in Stein bei Säckingen. Die sichersten Symptome eines an Bandwurm, Spuhl- oder Madenwürmer Leidenden sind: Abgang nudel- oder kürbisähnlicher Glieder und sonstiger Würmer, sowie Bläste des Gesichts, matter Blick, blaue Ringe um die Augen, Abmagerung und Verschleim ung, stets belegte Zunge, Verdauungsschwäche, Appetitlosigkeit abwechselnd mit Heiß hunger, Uebelkeiten, Ausstößen eines Knäuels bis zum Halse, stärkeres Zusammen, fließen des Speichels im Munde, Magensäure, Sodbrennen, häufiges Ausstoßen- Schwindel, öfter Kopfschmerz, unregelmäßiger Stuhlgang, Jucken im After, Koliken, Kollern uud wellenförmige Bewegungen, dann stechende, fauchende Schmerzen in den Gedärmen, Herzklopfen, Menstrualionsstörungen. — Zahlreiche Atteste aus allen Kantonen beweisen die Vorzüglichkeit der Methode. — Dauer der Kur 30 bis 60 Minuten ganz ohne Berufsstörung. Bei Bestellung ist Alter und Geschlecht des Patienten anzugeben. Die meisten Kranken, welche solche Mixtur versuchs weise nahmen, waren von Würmern geplagt, während andere damit die dem Körper sehr dienliche Entfernung aller Unreinigkeiten zu ihrer Zufriedenheit erzielten. Die Kur ist unter Garantie der Gesundheit vollständig unschädlich. Eine Dachstube ist zu vermiethen und Neujahr zu beziehen Freibergerstraße 124. Iteudeckmühle. Sonntag, den 6. Oktober Ar<»88«8 Wostksst wobei mit guten Speisen und Getränken bestens aufwartet M. Psitz. Eifenbahnfrachtbriefe — Wechfelformnlarr hält vorräthig die Druckerei diese« Blatte«.