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UmM, UM, Zicdriilkhii M die DW«dki. AmLsbLcltt für die Kgl. Umlshauptmamrschaft zu Meißen, das Kgl- Amtsgericht und den Atadtrath zu Wilsdrulf. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierreljührlich 1 Mark. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags l2 Ubr angenommen. Nr. 73. Freitag, den 20. September 188S. Bekanntmachung. Nachdem von dem kommandirenden General, Sr. Königlichen Hoheit Generalfeldmarschall Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen, aus Anlaß der diesjährigen Herbstübungen der Truppen nachstehendes Schreiben anher erlassen word;n ist, so beeilt sich die Königliche Amtshauptmannschaft, das selbe hiermit zur Kenntniß aller betheiligten Kreise zu bringen. Meißen, am 17. September 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. v. «Kirchbach. Dresden, am 16. September 1889. Bei den diesjährigen Herbstübungen haben die Truppen des Armee-Korps, trotz der an Gemeinden und Quarlierwirthe, insbesondere während der Tage der KorpSmanöver, gestellten hohen Anforderungen überall so gute Aufnahme gefunden, daß eS mich drängt, für das bewiesene Entgegen kommen meinen und der Truppen Dank auszusprechen. Die Königliche Amtshauptmannschaft ersuche ich, diesen unseren Dank durch entsprechende Bekanntgabe allen Betheiligten zu übermitteln. Der kommandirende General: Gesrg, H. z. S. An die Königliche Amtshauptmannschaft zu Meißen. DkchntMtMg Wilsdruff- MlchaWl. Am Ssnntag, den 22. -fr. Mir., verkehrt ein Personcnextrazug mit II. und III. Klasse in folgendem Fahrplane: Ab wtts-ruff 9 Uhr 47 Min. Abends, in pstschaxxel 10 - 36 - Der Zug hält an allen Haltestellen. Zur Mitfahrt berechtigen die gewöhnlichen Fahrkarten. Dresden, den 9. September 1889. Königliche Generaldirection der sächsischen Staatseisenbahnen. Tagesg-schicht-, Zn der nächsten Reichstagssession wird man sich auf einen heftigen Anlauf der Deutschfreisinnigen, unterstützt von den Sozialdemo kraten, gegen die Lebensmittelzöllc gefaßt machen müssen. Der Hochdruck und erregte Ton, mit welchem dies Thema in neuerer Zeit seit der Steiger ung einiger Preis- in der Presse dieser Parteien verhandelt wird, kann als Einleitung für eine große parlamentarische Aktion betrachtet werden, VVN der man sich in jenem Lager zur Anfeuerung der Wahlagitation eine mächtige Wirkung versprechen mag. Wie erinnerlich, haben Deutschsrei- sinntg« und Sozialdemokraten auch in der vorigen Session einen Antrag auf Aufhebung der Getrcidezölle eingebracht und es kam darüber zu einer eingehenden Debatte, die indessen ohne praktische- Ergebniß verlief; eine Abstimmung fand überhaupt nicht statt, sie hätte sicherlich zu einer Ab lehnung mit überwältigender Mehrheit geführt. Erklärte dock im Namen der gejammten nationalliberalen Fraktion, auch derjenigen Mitglieder, die seiner Zeit gegen die Getreidezölle gestimmt hatten, der Abg. v. Bennigsen, daß der erst vor einem Jahre beschlossene erhöhte Zoll in seiner vollen Wirkung noch nicht zu übersehen, daß eine Steigerung des Getreidepreises zu ungewöhnlicher Höhe nicht, wohl aber vielfach eine Steigerung der Löhne eingetrcten, daß somit ein dringender Grund zu einseitiger Aufheb ung der Getreidezölle nicht anzuerkennen, eine solche radikale Aenderung gegenwärtig nicht nur aus Rücksicht auf die Reichsfinanzen, sondern auch auf die Stetigkeit der wirthschaftlichen Verhältnisse zu vermeiden sei. Die Gesinnung der Mehrheit des Centrums gegenüber diesen Fragenist ohne hin bekannt. Inzwischen ist ja die Sachlage durch die nicht zu leugnende Preiserhöhung einigermaßen verändert, aber es ist doch sehr wahrscheinlich, daß die Mehrheit des Reichstages in jeder Preisschwankung von vorüber gehender Natur gleich einen Anlaß zu einem Antrag auf Aufhebung der Kebensmittelzölle erblicken wird, zumal wenn die ganze Angelegenheit so wenig sachlich und so agitatorisch betrieben wird, wie es dermalen in der radikalen Presse geschieht. Berlin, 18. September. Der Kaiser Alexander von Rußland wird, wie nunmehr an zuständiger Seite bekannt geworden ist, am Freitag, den 27. September, Vormittags im Neuen Palais zu Potsdam zum Besuche am deutschen Kaiserhofe eintreffen. Fürst Bismarck wird, wie in gut unterrichteten Kreisen verlautet, während des Besuches des Zaren, dem man in der letzten September woche bestimmt entgegensieht, nach Berlin kommen; bestätigt sich dies und findet, wie dies beim letzten Besuche des Zaren vor zwei Jahren der Fall war, zwischen diesem und dem Reichskanzler eine Unterredung statt, so würde der Anwesenheit des russischen Herrschers damit ein politischer Charakter aufgedrückt werden, den man allerdings nicht zu überschätzen braucht und um so weniger überschätzen wird, wenn man sich erinnert, daß die in der Unterredung vor zwei Jahren erfolgte Aufklärung über Mißverständnisse und Fälschungen an dem Verhältnisse der beiden Staaten zu einander wenig geändert hat. Aus Hannover wird übrigens berichtet, daß der russische Thronfolger zunächst nicht nach Paris gehen werde; er kehrt von den Manövern nach Fredensborg zurück. Damit würden auch die Beklemmungen wegfallen, welche der angebliche Besuch der französischen Hauptstadt einem Theile der Presse bereits bereitet hat. Es verlautet, daß der Zar, ehe er nach Berlin kommt, seine Gemahlin nach Mecklenburg begleiten werde, wo dieselbe zum Besuche bleibt und man nimmt an, daß die deutsche Kaiserin sich dorthin begeben wird und daß auf diese Weise eine Etiketteschwierigkeit beseitigt wird, die einem Besuche der Zarin in Berlin entgegenstand. Der Reichkanzler Fürst Bismarck hat an den Ministerpräsidenten Crispi in Rom ein Telegramm gesandt, in welchem er demselben seine Glückwünsche zu der alücklichen Errettung, sowie zugleich dm Wunsch aus- zuspricht, daß der Minister bald wieder hergcstellt werden und die Vor sehung ihn vor ähnlichen Attentaten bewahren möge. Crispi sprach hier auf telegraphisch seinen Dank aus und fügte hinzu: Ich habe der Vor sehung mein Leben zu verdanken, ich werde fortfahren, dasselbe meinem Könige, meinem Vaterlande und dem Frieden Europas zu widmen. Hannover, 16. September. Bei dem gestern von den Provinzial ständen Sr. Maj. dem Kaiser gegebenen Diner brachte ber Botschafter Graf Münster folgenden Toast aus: „Ew. Majestät haben mir huld reich gestattet im Namen der Hannoverschen Provinzialstände Ew. Maje stät hier begrüßen und bewillkommnen zu dürfen. Wir danken Ew. Maje stät für die Ehre, die Sie uns heute erweisen; wir danken unserer hoch verehrten Kaiserin dafür, daß sie bei dem ersten Besuch unseres Kaisers an dem Empfange dieser Stadt hat theilnehmen wollen und dieses Fest beehrt hat. Daß Ew. Majestät in der Uniform eines hannoverschen Regi ments, als Chef desselben, heute unter uns erscheinen, hat uns alle sehr erfreut und die Auszeichnung, die Ew. Majestät diesem braven Regiment zu Theil werden lassen, ist eine Auszeichnung für die Provinz. Wir Hannoveraner sind von alten Zeiten her stets gute Unterthanen, gute Soldaten und gute Patrioten gewesen. Unser Vaterland ist größer ge worden, und wir wissen sehr gut, daß unsere Pflichten für unseren Kai serlichen und königlichen Herrn, für das Deutsche Reich größer geworden sind. Wir hoffen, daß Ew. Majestät, wenn Sie die Provinz verkästen, sie mit der Ucberzeugung verlassen werden, daß wir Hannoveraner treu dem Rufe unseres Kaiserlichen und Königlichen Herrn folgen werden, es sei im Frieden, oder, was Gott noch lange verhüten möge, im Kriege. Se. Majestät, unser Allcrgnädigster Kaiser und König und Ihre Maje stät die Kaiserin und Königin, sie leben hoch! hoch! hoch!" Sr. Maje stät der Kaiser beantwortete den Toast mit folgenden Worten: „Geehrter Graf Münster! Ich danke Ihnen von Herzen für die liebenswürdigen Worte, die Sie an uns gerichtet haben und für die freundliche Einladung, die Sie uns im Namen des hannoverschen Provinziallandtages ausgesprochen haben. Es ist Uns Beiden eine große Freude, dieselbe haben annehmen zu können und in dieser Stunde unter Ihnen zu verweilen. Sie berührten vorhin das Faktum, daß Ich heute zum ersten Mal in der Uniform Meines Königs-Ulanen-Regiments unter Ihnen erscheine. Ich betrachte in diesem schönen und tapferen Regiment die Kardinaltugenden der Pro vinz für verkörpert: felsenfeste Königstreue, Adel der Gesinnung, Vornehm heit der Denkweise und einen opferfreudigen Patriotismus, der zum Aeußer- sten fähig macht und was er einmal ergriffen hat, nie wieder losläßt. Auf diese Gesinnungen, die in der Provinz herrschen, trinke Ich und auf ein Blühen und Gedeihen der Provinz, aus demselben Glase, au« welchem Mein hochscliger Herr Großvater im Jahre 1874 das Wohl der Pro vinz ausbrachte mit deutschem Wein. Die Provinz Hannover, sie lebe hoch! hoch! hoch!" — Die „Post" meldet: Se Maj. der Kaiser verließ heute um 6V, Uhr das Rcsidenzschloß zu Hannover. Tausende umstanden den Palast und brachten dem Kaiser stürmische Ovationen dar. Der Kaiser begab sich nach Wettbergen, wo die Kavallerie-Division versammelt stand, um das Kommando derselben zu übernehmen. Die Stadt Minden, die der Kaiser passiren mußte, brachte ihm eine großartige Huldigung dar. Am Eingänge der Stadt war ein Triumphbogen aus Purpursammet hergestellt worden, wo die Stadtvertretung Se. Maj. den Kaiser begrüßte. Die