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WeMMMrU WnM, UW, Mckch md die KmMW. AmLsbLcrLL für die Kgl. Umtshauptmannschaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff.' Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Psg. — Inserate werden Monla-S und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr^38. Dienstag, den 14. Mai 188». Douncrslag, dcu lk. ds. Ms., Nachmittags 6 Uhr, Mlttlichc StMgcmemderathSsiMg. Wilsdruff, am 13. Mai 1889. Der Stadtgemein derath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Zu den geplanten Reisen S. Maj. des Kaisers liegen nachstehende Meldungen vor: Am 24. d. M. wird Se. Majestät mit dem König von Italien in Kiel eintreffen. — Die Stadt Magdeburg wird Se. Majestät anläßlich der bevorstehenden landwirthschaftlichen Ausstellung nicht besuchen, da diese Ausstellung gerade in die Zeit fällt, zu welcher die Feier der Vermählung Sr. königl. Hoheit des Prinzen Friedrich von Preußen mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Louise Sophie von Schleswig-Holstein stattfinden ^wird. Se. Majestät hat jedoch Allerhöchst sich Vorbehalten, später die Stadt Magdeburg zu besuchen. — Auf der Reise nach England wird Se. Majestät der Londoner „Truth" zufolge, in Port Victoria landen und sich von da nach Schloß Windsor begeben, wo die Königin zur Heil des Besuches ihres kaiserlichen Enkels residiren wird. Nach dreitägigem Aufenthalt in Windsor werde Kaiser Wilhelm im Buckinghampalast Ge mächer beziehen. Der Besuch des Kaisers in England wird sich auf zehn Tage erstecken. Andere Nachrichten besagen bekanntlich, daß S. Majestät London nicht beruhen werde. Das Programm für den Aufenthalt des Königs von Italien in Berlin ist, nach der „Post", wie folgt zusammengestellt: Am 21. Mai: Ankunft am Bahnhofe, Empfang durch Ihre Maj. die Kaiserin im Gardes bu Corpssaal im königlichen Schloß, Familientafel, Gala-Abendtafel. Am 22. Mai: Große Parade auf dem Tempelhofer Felde, Spazierfahrt nach Charlottenburg, Besuch der Oper, Abendtafel. Am 23. Ma,: Parade im Lustgarten zu Potsdam, Mittagstafel im königl. Stadtschlosse, Wasserfahrt nach der Pfaueninsel, Abendtafel beim italienischen Botschafter. Am 34. Mai: Exerzitien bei Berlin, Frühstück beim OsfizierkorpS des 2. Garde regiment», Besuch der NuhmeShalle, Familientafcl beim Prinzen Albrecht, Fahrt durch die Stadt, Konzert im Weißen Saale des königl. Schlosses. Am 25. Mai Besuch der Unfallvcrhütungsausstellung, Abschiedstafel bei den Majestäten. Berlin. Angesichts der Schwierigkeit den Reichstag bei der vorge rückten Jahreszeit in beschlußfähiger Zahl zusammenzuhalten, wird, wie die „Post" hört, die Möglichkeit in's Auge gefaßt, die Session nach der Erledigung des Alters- und Jnvalidengesetzes noch vor dem Himmelssahrts- tage zu schließen. Der Präsident des Reichstags, v. Levetzow, hat den Mitgliedern des Reichstages Folgendes zugehen lassen: Die in letzter Zeit wiederholt vor gekommene Beschlußunfähigkeit veranlaßt mich zur Förderung der Ge schäfte des Reichstages die Herren Kollegen dringend zu bitten, in den weiteren Sitzungen des Reichstages pünktlich zu erscheinen und während der Sitzungen nach Möglichkeit im Reichstagsgebäude anwesend bleiben zu wollen, da nur durch einen beschlußfähigen Reichstag unsere nothwen digen Arbeiten zu dem allseitigen gewünschten Ende geführt werden können. Ueber das Schicksal der Alters- und Invalidenversicherung hat die „M. A. Ztg." erfahren: In den Bundesrathskreisen gilt cs als gewiß, daß das Gesetz über die AlterS- und Invalidenversicherung vom Reichstag angenommen werden wird. Aus dem Reichstag selbst hört man daß die national-liberale Partei und die deutsche Reichspartei beide ziemlich geschlossen für daS Gesetz eintrcten, und daß die Srimmzahl, die aus den Deutschkonservativen dem Gesetze abgehe, aus den Reihen des Centrums ersetzt werden dürfte. Die überwiegende Mehrzahl der Deutschkonserva tiven unter Führung der Abgeordneten v. Helldorf, v. Kleist-Retzow, v. Manteufel, Graf Udo Stollberg und Hahn tritt für das Gesetz ein und wird sich durch die Gründe der extremen Agrarier des Ostens der preu- j ßischen Monarchie nicht irremachen lassen. Es hieß, daß Fürst Bismarck, ! von dessen Gesundheit man nur Gutes hört, selbst im Reichstag erscheinen werde, um die Schwankenden zu gewinnen und den Widersachern entgegen zu treten. Aus. die Anfrage eines Wählers, betreffend die Alters- und Jn- validitä tsversicherung, hat der Reichstagsabgeordnete Graf Konrad Preising in emem Briefe geantwortet. Die „Donau-Ztg." theilt daraus folgendes Bruchstück mit: „Zur Vorlage der Altersversorgung kann man ja recht verschiedener Meinung sein. Thatsäcklich ist es auch so. Was mich anbetrifft, so halte ich im Auge, daß es sich um den armen alten Mann handelt. Alt, gebrechlich werden und zu der Last der Jahre auch noch arm und bedürftig sein, thut weh. Man denke sich in die Lage eines Greises, der also verlassen steht, der seinen Angehörigen, die selbst arm sind zur Last fällt. Wenn nun die Reichsgcsetzgebung Rath zn schaffen versucht, wenn sie selbst einen Reichszuschuß für den armen alten Mann in Aussicht nimmt, dann wird es mir schwer, vorweg „Nein" zu sagen. Man hat aufgestellt, daß der Militär- und Marineetat des Deutschen Reiches seit 1871 zehntausend Millionen Mark verschlungen habe. Ange nommen, es sei richtig, dann meine ich doch, daß auch eine Anzahl Mil lionen für den armen alten Mann abfallen dürfen. Am Etat der Greise soll man nicht sparen. Man spare anders, wo es geht." Für Diejenigen, welche die Last der beasichtigten Sozialreform für „unerschwinglich" erklären, ist diese Bemerkung gewiß beachtenswerth. Zu den Arbeitseinstellungen im rheinisch-westfälischen Kohlenrevier bemerkt die „Köln. Ztg.": Es ist sehr begreiflich, wenn die Arbeiter von dem jetzigen guten Geschäftsgänge der Kohlenbergwerke Nutzen ziehen wollen. Die Zechen werden ihnen auch zweifelsohne Zu- geständnisfe machen. Größtenteils hatten sie das auch schon vorher ge- than, und gerade im Bochumer Bezirk war das geschehen, während in an deren Bezirken, wo heute noch kein Ausstand stattfand, die Löhne zum Theil auf den früheren niedrigeren Stand geblieben waren. Daß ein Familienvater in der theueren Gegend hier auch als Arbeiter 3 bis 4M. täglich zum Unterhalt vollauf braucht, bedarf freilich keines Beweises; doch muß andererseits berücksichtigt werden, daß die verheirateten seßhaften Ar beiter in den Zechenhäusern billig wohnen und mit ihren Familien etwas Landwirtschaft betreiben können. Schließlich darf man, um die sittliche Bedeutung der Bewegung richtig zu würdigen, nicht übersehen, daß die Bergleute sich, Angesichts der maßlosen Preistreiberei der Bergwerkspapiere an den Börsen und Angesichts der von den Börscnspielern in Aussicht gestellten hohen Erträgnisse der Bergwerke für das laufende und die fol genden Jahre, deS Gefühls schwer erwehren können, daß die Loose zwischen ihnen und den jetzigen Eigenthümern der Bergwerke doch zu ungleich ver theilt seien. Im Uebrigen herrscht allgemein die Meinung, daß die Zechen die gestellten Forderungen wohl erfüllt hätten, wenigstens der Mehrzahl nach und soweit sie sich auf die Erhöhung der Löhne beziehen, wenn sie ordnungsmäßig gestellt worden wären. Die „Frankfurter Zeitung" meldet, daß der Oberpräsidmt der Provinz Westfalen den Leitern der Zechen den Rath ertheilt haben soll, die For derungen der Bergleute zu bewilligen. Jedenfalls rechnen die Bergleute daraus, daß ihre Forderungen schließlich bewilligt werden. — Der Reichskommissar für Ostafrika hat seine Aktion nunmehr, und zwar mit einem erheblichen militärischen Erfolge, begonnen. Aus Zanzibar wird unterm 10. Mai telegraphisch berichtet: Hauptmann Wißmann hat gestern mit 700 Schwarzen und unterstützt von 200 Marinc- mannschaften das befestigte Lager Buschiri's gestürmt. Buschiri selber ist entkommen. Seine Truppe von 600 Mann ist versprengt; 70 Mann wurden getödtet, 20 gefangen. Lieutenant z. S. Schelle („Schwalbe") und Matrose Toelle („Leipzig") sind gefallen. Von der Wißmann'schen Truppe sind Feldwebel Peter und 40 Schwarze todt. Hauptmann Richel mann, Proviantmeister Illich und Stabsarzt Schmelzkopf wurden leicht verwundet. Die moralifche Wirkung der Niederlage Buschiri's wird aus die Eingeborenen trotz des Entkommen ihres Führers voraussichtlich nicht ausbleiben. Diejenige kurze Phase unserer Kolonialpolitik, welche allen Gegnern der letzteren so große Genugthuung bereitete, neigt sich dem An schein nach ihrem Ende zu. Die Nachricht von der Flucht Buschiri's und dem siegreichen ersten Gefechte der Wißmann'schen Truppen ist von großer Bedeutung wie die „Berliner Börsen - Zeitung" mit Recht bemerkt. Die That- sache, daß es gelang, die Schwarzen so zu disziplinircn, daß sie todes- muthig in den Kampf gehen, ist um so werthvoller, als damit der Phrase, oie Schwarzen seien unzuverlässig, nähmen das Handgeld und benützten die erste Gelegenheit zur Dersertion, oder im Ernstfälle zum verrätherischen Ueberlaufen in's feindliche Lager, ein Ende gemacht wird. Mag der Er folg strategisch auch kein ausschlaggebender sein, — Kenner der Verhält nisse werden wissen, daß ein Sieg über ein sogenanntes befestigtes Lager der Aufständischen Ostafrikas die Schwierigkeiten nicht im Geringsten ver kleinert, die noch zu bewältigen sind — mag der Sieg der Truppen Wiß- mann's in Bezug auf die Niederwerfung des Aufstandes noch als gering fügig angesehen werden, der moralische Erfolg ist ein unabsehbarer. Bei der Raschheit, mit der sich in Afrika Nachrichten verbreiten, wird man in diesem Augenblick bereits an der ganzen Küste die Nachtricht kennen, daß Wißmann offensiv vorgegangen ist und Buschiri in die Flucht geschlagen hat. Einige Zeit dürfte oer halb und halb als Guerillakrieg zu bezeichnende Feldzug noch fortdauern — an der endlichen Besiegung des Gegners, bezw. an der Niederwerfung des Aufstandes ist aber jetzt nicht mehr zu zweifeln. Hamburg, 10. Mai. Seit heute Mittag streiken hier 500 Brauer. Lyon, 11. Mai. In Thizy an der Rhone haben gestern 10,000 Weber die Arbeit eingestellt. Ruhestörungen sind bis jetzt nicht vorge kommen. - . Petersburg, 10. Mai. Auf dem Newadampfer „Sophie" hat eine große Kesselexlosion stattgefunden; ein Theil der Mannschaft wurde getödtet. Seit einigen Tagen häufen sich die Meldungen über neuerdings ent deckte nihilistifche Anschläge in Rußland. Dieselben treten jetzt so be stimmt auf, daß es nothwendig ist, von ihnen Vermerk zu nehmen. Es follen in den letzten Tagen zahlreiche Marine- und Artillerie-Offiziere ver haftet worden sein, weil man unter ihnen Bestrebungen entdeckte, die auf eine Staatsveränderung, jedoch nicht mit gewaltsamen, sondern mit fried lichen Mitteln abzielte. Das wären aber keine nihilistischen Umtriebe. Englische Blätter dagegen behaupten das Vorhandensein von solchen. Daß die Nihilisten neuerdings wieder rührig am Werke sind, wird von Kennern der Verhältnisse bestätigt. So schreibt ein sehr gut unterrichteter Gewährs mann in Petersburg mehreren deutschen Blättern: „Nachdem, was man über die Thätigkeit der Nihilisten zu erfahren vermag, ist es zweifellos, daß alle hiesige nihilistische Gruppen mit den Verbrechern in Zürich gemeinsam arbeiten, ja, es soll sogor gelungen sein, einige der gefährlichen in Zürich angefertigten Bomben nach Rußland einzuschmuggeln. Die Sichcrhcitsbehörden sind daher mit