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UHM MMf MM, Ach», Zicdeckh« M die WMidci. Arntsbkatt für die Kgl- Umtshauxtmaimschaft zu Weitzen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtiath zu Wilsdruff. Nr. 20. Dienstag, den 127 März 188S. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montag und Donnerstags bis Mittags 12 Ubr angenommen. Freitag, den 2». März werden würde und würde dies auch die zu erwartende Proklamation der Regentschaft betonen. Die Könige Alexander I. und Milan theilen sich in die jährliche Zivilliste von 1200000 Frcs. zu gleichen Theilen; die Gehälter der Regenten sind vom König Alexander I. übernommen. Die „Nationalzeitung" tadelt Milan wegen Mangels an Muth und Selbstverleugnung, die Conscquenzen seines eigenen Handelns bei der Schaffung der neuen Verfassung zu ziehen und sich auf die Radikalen allein zu stützen, nachdem die Krisis nicht anders zu lösen war. Gelinge der Regentschaft nicht die Schaffung einer ihr gefügigen Mehrheit, so werde ihre Stellung noch viel fraglicher sein, als die Milans, der doch immerhin königliche Autorität besessen habe. Durch Gruitschs Ernennung zum Minister des Aeußern scheine man die Radikalen gewinnen zu wollen. Die Lage sei damit noch unklarer. Wenn Ristitsch ein stiller Russen freund, so sei Gruitsch ein offener. Die Erklärung Milans, die Regent schaft werde die bisherige äußere Politik sortsetzen, habe wenig Werth, denn die Regentschaft werde nicht so lange wie er ihre Wege von denen des Landes trennen können. Viel komme auf das Verhalten Nataliens und die Stellung der Regentschaft zu ihr an. Die Lage des Orients sei durch die Abdankung unsicher geworden. Milan habe, indem er seinem persönlichen Empfinden folgte, wenig groß gehandelt. In der bulgarischen Hauptstadt hat, wie aus Sofia berichtet wird, die Hcirath des Fürsten Battenberg mit dem Fräulein Loisinger keinen angenehmen Eindruck gemacht. Viele Leute hatten die Regierung körperlich ein fast gebrochener Mann, hat nun Milan I. der Krone ent sagt und mit diesem Schritte ist ganz Serbien in eine ganze neue und noch unberechenbare Phase seines staatlichen Daseins eingetreten. Unruhen hat der Thronwechsel bislang in Serbien nicht hervorgerufen, in der Haupt stadt Belgrad herrscht vollständige Ruhe und Ordnung und bringt die Bevölkerung der Regentschaft volles Vertrauen entgegen. Bezüglich der Regierungspolitik der Regentschaft weiß das „Wiener Fremdenblatt" aus bauten noch auszuführen sind. — Nach der „Hamb. Ref." wird die Kai serin von Berlin nach San Remo reisen, wo sie einen etwa achtwöchigen Aufenthalt zu nehmen gedenke. Kaiser Wilhelm werde noch vor der Ab reise seiner Mutter von Kiel diese dort besuchen. Das Wochenereigniß auf auswärtigem Gebiete bildete die Abdank ung der Serbenkönigs Milan zu Gunsten seines einzigen Sohnes, des Kronprinzen Mcxander. Letzterer wurde am 6. März, dem Jahrestage der Erhebung Serbiens, zum König ausgerufen und König Milan war es selbst, der seinem Sohne und Nachfolger, dem nunmehrigen Könige Alexander I., zuerst den Unterlhaneneid leistete. Wegen der Minderjährig keit des Königs Alexander, der am 14. August 1889 erst dreizehn Jahre alt wird, ist eine Regentschaft, aus Ristic, Protic und Belimarkovic ein gesetzt worden; die Präsidentschaft des gleichzeitig neugebildeten Kabinets bat der Radikale Tausanovic übernommen. König Milan I., geboren den 10. August 1854, wurde am 2. Juli 1868 zum Fürst von Serbien und am 6. März 1882 zum König dieses Landes proklamirt. Am 17. Oktober 1875 vermählte er sich mit Natalie Keschko, der Tochter des rus sischen Obersten Keschko, welcher Ehe nur ein Prinz, der jetzige König Alexander, entsproßt ist. Im Oktober vorigen Jahres ließ sich König Milan aus politischen Gründen von seiner Gemahlin scheiden, aber seit dem begannen für ihn die inneren Schwierigkeiten, die er durch dieVerfaß- ungsrevision nur vorübergehend zu mindern vermochte und welche sich bald um so drohender gestalteten. Ohne eine zuverlässige, königstreue Partei im Parlamente, von der Russenpartei im Lande energisch gehaßt, seelisch wie EageSgefchichte. Berlin. Die Wiederaufnahme der Sitzungen des Reichstags ist auf Mittwoch den 13. d. M. festgesetzt. Auf der Tagesordnung befinden sich dabei einige kleinere Vorlagen, sowie die Denkschrift über die Ver längerung des kleinen Belagerungszustandes in Berlin, Stettin, Frankfurt a. M., Hamburg und Leipzig. In letzterer Hinsicht erhält sich die Nach richt, daß die Vorschläge und Bemühungen, das Sozialgesetz in Form einer Novelle zum gemeinen Recht umzugestalten, noch keineswegs als gänzlich beseitigt gelten können, wenn auch gesagt werden müsse, daß die in Betracht kommenden Schwierigkeiten sehr bedeutende sind. Weitere Auskunft hierüber dürften wohl die betreffenden Berathungen bringen, da im Verlaufe derselben jedenfalls verschiedene Anfragen an die Regierungs vertreter gerichtet werden. Sehr angenehm berührt die Meldung, daß die Kommissions-Vorarbeiten zur Behandlung des Alters- und Jnvaliden- Versicherungsgesetzes zu einer vollkommenen Einigung führten und die Hoffnung, das hochwichtigte Gesetz noch in dieser Session erledigt zu sehen, also neue Nahrung erhalten hat. Was die kürzlich eingebrachten Nach- sorderungen für die Armee und Marine anlangt, so ist die glatte Bewillig- im Herzen tragen." Die Kaiserin Friedrich beabsichtigt der „Nord-Ostsee-Ztg. zufolge nach dem noch mehrere Wochen dauernden Aufenthalt in Kiel sich auf kurze Zeit nach Berlin zu begeben, um alsdann mit den Prinzessinnen eine längere Reise nach Italien zu unternehmen. Die Villa Coburg im Taunus, welche von der Kaiserin zu rund 700000 M. angekauft ist, wird in diesem Jahre noch nicht beziehbar sein, da größere Erweiterungs Bekanntmachung. Der diesjährige hiesige Frühjahrs«,arkt wird Donnerstag, de« 28. und Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. abgehalten. Wilsdruff, am 9. März 1889. ung schon jetzt als feststehend zu betrachten, da die beigegebene Motivirung allen Fraktionen gleich einleuchtend erscheint. — Der am Sonnabend im kaiserlichen Palais stattgefundenen Gedächtnißfeier für weiland Kaiser Wilhelm 1. wohnten die hier anwesenden Mitglieder der kaiserlichen Fa- Mlle, der Großherzog und die Großherzogin von Baden, die in Potsdam wohnenden Prinzen und Prinzessinnen und die vor Jahresfrist und heute im Dienste befindlichen Adjutanten und Hofbeamten bei. Auch der Reichs kanzler Fürst Bismarck und Generalfeldmarschall Graf Moltke waren an wesend. Oberhofprediger Koegel hielt die Rede auf Grund des Bibelwortcs „Ich habe einen guten Kampf gekämpft." Dann sang der Domchor „Sei getreu bis in den Tod." Hierauf folgte das Schlußgebet, und ein weiterer Gesang des Domchors „Wenn ich einmal soll scheiden" schloß die Feier. Das Kaiserpaar fuhr sodann nach Charlottenburg, um einen Kranz am Sarge des Kaiser Wilhelms nicderzulegen. Die Kaiserin Au- , Belgrad zu melden, daß dieselbe genau im Geiste Mllans weitergeleitet gusta fuhr mit dem Großherzog und der Großherzogin von Baden Mittags - ' nach dem Mausoleum in Charlottenburg. Die übrigen Mitglieder der .Familie begaben sich im Laufe des Tages dahin. — Der „Netchsanzeiger" schreibt: „Mit dem heutigen Tage ist ein Jahr dahin- gegangen, seit Kaiser Wilhelm I. nach einem thaten-und ruhmreichen Leben auf immer die Augen schloß. Das Andenken an denselben wird aber nicht vergehen, so lange ein Deutscher lebt. Die ehrwürdige Gestalt dieses kaiserlichen Kriegshelden, welcher Deutschland mit dem Schwerte geeinigt und dann durch 17 ^riedensjahre, reich an Segen und Gedeihen für das Land und Volk, als hochverehrter allgeliebter Herrscher gewaltet, tritt heute wieder lebendig in der Erinnerung vor uns hin. „Ich habe keine Zeit, müde zu sein," das war des Kaisers letztes Wort, der letzte Wiederhall dessen, was seines Lebens Seele und Nerv gewesen. In dieser unermüdeten Pflicht- und Berufstreue ist er gewandelt Gott zu Ehren, seinem Volke zur Nacheiferung. Das Letztere wird stets eingedenk sein Alles dessen, was es seinem großen Kaiser dankt und sein edles, herrliches Vorbild immer Erlaß an die Ortsbehörden, die Fürsorge für die öffentlichen Wege betr. Es ist wahrzunehmen gewesen, daß an manchen Orten, nachdem die starken Schneefälle und Schneeverwehungen aufgehört haben, nur die Hauptverkehrswege ausgeworfen worden sind, für die Freimachung der minder wichtigen Wege aber auch nach Beendigung der auf den Hauptver kehrswegen erforderlichen Arbeiten nichts geschehen ist. Die Ortsbehörden des hiesigen Verwaltuugsbczirkes werden demzufolge auf die wiederholten Bekanntmachungen vom 25. November 1882, 10. December 1884 und 27. December 1886 und die diesen Bekanntmachungen beigefügte Strafbestimmung mit dem Bemerken hingewiesen, daß nicht nur unverzüglich für die Freimachung der bisher noch gesperrten öffentlichen Wege, sondern auch bei dem Eintritte von Thauwetter alsbald für den gehörigen Abfluß der Wässer durch Heben der Gräben und Oeffnen der Schleusen Sorge zu tragen ist. Meißen, am 6. März 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Kirchbach.