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WmM, Wi, Zicdeilehii Md die MWÜli. Amts b LcrLI für die Kgl. Kmtshauplmannlchaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden MontagS und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 8. Dienstag, den 2S. Januar 1889. Dagesgefchichte. In der Reickstagskommission für das Altersversicherungesetz wurde Mittwoch Abend nach einer Aussprache, welche vier Sitzungen in Anspruch nahm, § 7 erledigt. Derselbe gelangte schließlich in folgender Fassung zur Annahme: „Gegenstand der Versicherung ist der Anspruch auf Gewährung einer Alters- bezw. Invalidenrente. (Dieser Absatz 1 ist unverändert nach der Regierungsvorlage beibehalten.) Altersrente er hält, ohne daß es des Nachweises der Erwerbsunfähigkeit bedarf, derjenige Versicherte, welcher das 65. Lebensjahr vollendet hat. (Die Regierungs vorlage hatte das 70. Lebensjahr angesetzt; die Mehrheit der Kommission folgte aber einem Vorschläge des Äbg. Schmidt-Elberfeld und beschloß, das vollendete 65. Lebensjahr als Beginn des Rentenbezuges festzusetzen.) Invalidenrente erhält ohne Rücksicht auf das Lebensalter derjenige Ver sicherte, welcher in Folge von Krankheit, Gebrechlichkeit oder Siechthum zu regelmäßiger andauernder Lohnarbeit nicht im Stande ist." (Die Fassung dieses Absatzes 3 entspricht einem Anträge des Abg. Schrader.) Angefügt wurde auf Antrag Buh-Struckmann-Veiel folgender7a: „Invalidenrente erhält auch derjenige nicht dauernd erwerbsunfähige Ver sicherte, welcher nachweislich ununterbrochen während eines Jahres erwerbs unfähig war, für die weitere Dauer seiner Erwerbsunfähigkeit. Die Kaiserin Friedrich wird nach den getroffenen Dispositionen, nach den, 20. Februar mit ihren Prinzessinnen-Töchtern in Hamburg mit dem Königsdampfer „Victoria und Albert" eintreffen. Das große Schiff wird mit acht Seeoffizieren, 350 Matrosen und Seesoldaten bemannt sein. Die hohe Frau gedenkt, dem Vernehmen nach, drei Tage in Hamburg zu bleiben und sich erst dann nach Kiel zu begeben. Die Kaiserin war zuletzt in Hamburg bei Gelegenheit des Kaisermanövers bei Itzehoe mit dem Kaiser Wilhelm I. anwesend. Die Kaiserin Friedrich hat das Vermächtniß der Fürstin Galliera angenommen. Dasselbe beträgt fünf Millionen Francs. Es dürfte die Damenwelt interessiren, etwas von der Courschleppe zu erfahren, welche die Kaiserin beim Ordensfest am vergangenen Sonntag trug. Die sechs Ellen lange Schleppe ist, wie der „B. B. C." berichtet, aus feinster, weißer Lyoner Seide gearbeitet, mit den kostbarsten Stickereien in Gold und Silber geschmückt. Drei Berliner hervorragende Modema gazine waren aufgefordert worden, Stoffproben einzusenden. Man ent schied sich für ein Fabrikat, welches als das geeignetste erachtet wurde. Der Preis des Stoffes beläuft sich auf ca. 6000 Mark. In einem Ber liner Atelier haben zwölf junge Mädchen beinahe zwei Monate lang an der Courschleppe der Kaiserin gearbeitet. Das Schicksal des unlängst im Ostsee-Eise mit 13 Menschen ver mißt gemeldeten Lübecker Dampfers „Henriette" scheint besiegelt, da Ladungs theile, darunter Spritfäffer von der Raumladung und Deckladung, an der Küste von Oesel antrieben. München, 16. Januar. Die Vorarbeiten zu dem Ende Juli 1889 dahier stattfindenden VII. deutschen Turnfest sind soweit gediehen, daß das Komitee bereits in großen Umrissen das Programm fertigaestellt hat und einzelne Mitglieder desselben mit der Ausarbeitung der Details beschäftigt sind. Die Arbeit des Komitees ist eine schwierige, da einer seits für vielleicht 25000 Theilnehmer Ouarticre zu beschaffen sind, an dererseits die Ausnützung des Platzes für die Produktionen und für die Tribünen der Zuschauer mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist, da nach den strikten Vorschriften der letzten Generalversammlung dafür Vorsorge zu treffen ist, daß auch bei ungünstiger Witterung daß Fest an den be stimmten Tagen abgehalten werden kann und zu diesem Zwcke neben einem gedeckten Uebungsplatze auch Raum für etwa 5000 Zuschauer zu beschaffen ist. Bekanntlich ist vor etwa Monatsfrist in Holstein eine große Fabrik nie dergebrannt, wobei leider eine Anzahl von Arbeitern in Folge der mangel haften baulichen Einrichtungen ihren Tod fanden. Dies hat, wie berichtet wird, dem Reichsamt des Innern Anlaß gegeben, sich an die Einzelstaaten mit einem Rundschreiben zu wenden, worin auf eine größere Nachachtung der Bestimmungen der Gewerbeordnung hingemiesen wird, gleichzeitig aber die Regierungen ersucht werden, die Aufsichtsbehörden anzuweisen, für die Anlagen neuer Fabrikgebäude solche Einrichtung vorzuschreiben, welche bei Ausbruch von Feuersgefahr die Rettung der in den Fabriken thätigen Arbeiter ermöglichen. Wien.- In hiesigen diplomatischen Kreisen verlautet, daß im Monat Juni nach Schluß der Trauer am Berliner Hofe Kaiser Franz Joseph, der Zar und König Humbert Kaiser Wilhelm einen Gegenbesuch ab- statten werden. Die Monarchen werden jedoch nicht gleichzeitig in Berlin eintrcffen. Paris, 24. Januar. Jules Simon, der gemäßigte Republikaner, veröffentlichte eine Brochüre, betitelt: „Erinnere Dich des 2. Dezembers", worin er die Aufmerksamkeit darauf lenkt, wie auch Louis Napoleon vor dem Staatsstreich für ungefährlich gehalten wurde, nach demselben aber ganz Frankreich niederdrückte, alle Gefängnisse füllte und durch 15 Jahre der Knechtschaft das Land nach Sedan führte. Die Schrift wird viel ge lesen und macht tiefen Eindruck. — In der Kammer war gestern der Ministerpräsident Flcquet auf der Rednerbühne, um wegen der Absetzung eines monarchistischen Maires Aufschlüsse zu geben. Da großer Lärm herrschte, rief er drohend: „Ich erlaube nicht, daß man die Regierung durch höhnische Zwischenrufe unterbreche. Das ist ein Mangel an Erge benheit gegen die Regierung und gegen einen Kollegen." Deputirter Cas- sagnac: „Gegen einen Kollegen, ja; gegen die Regierung, nein!" Floquet: »Dw haben vielleicht Recht, Herr Cassagnac, die Regierung hat Mittel, na.) Achtung zu erzwingen und sie wird dieselben anzuwenden wissen." Großer Lärm. Lamarzelle (Monarchist) schließt eine längere Rede mit der Bemerkung: „Sie werden uns nicht erschrecken, Herr Floquet. In ihrem Alter war Robespierre schon guillotinirt." Floquet: „Aber vorher hatte er einige Andere guillotiniren lassen." Vaterländisches. Wilsdruff. So wie am gestrigen Sonntage die ganze deutsche Nation in allen Gauen des Reichs den Geburtstag unseres erhabenen Kaisers Wilhelm II. in patriotischer Freude gefeiert, so hat denselben auch unsere Stadt in festlicher und würdiger Weise begangen. Öffentliche und private Gebäude hatten Flaggenschmuck angelegt. Nachmittags 5 Uhr vereinigten sich im Saale des Hotels zum Adler eine größere Anzahl Herren von hier und der Umgegend zu einem Festmahle, bei welchem Herr k. Ficker die Festrede hielt. In tiefernsten, wehmüthigen Worten ge dachte der geehrte Redner der beiden entschlafenen Kaiser Wilhelm I. und und Friedrichs III., sie als Helden und Dulder schildernd, in wahrhaft begeisterten Worten feierte hierauf der Festredner unsern jugendlichen Kaiser als echten Hohenzollern, wie derselbe in so kurzer Zeit es verstanden, sich die Liebe Alldeutschlands zu erobern und die Achtung von ganz Europa zu erringen und knüpfte daran die innigsten Glück- und Segenswünsche für den Kaiserthron, denen sich, hingerissen von den wahrhaft begeisternden Worten des geehrten Redners, in dem auf Se. Maj. Kaiser Wilhelm II. ausgebrachten Hoch alle Festtheilnehmer in voller Begeisterung anschlossen. Eine weitere Feier des kaiserlichen Geburtstages hatte der Militär verein im Saale des Schützenhauses Abends 8 Uhr veranstaltet und dazu allgemeine Einladung erlassen, in Folge dessen sich der Saal bis auf den letzten Platz von Festtheilnehmern gefüllt hatte. Die „Liedertafel" leitete die Feier mit Gesang ein, worauf Herr Bürgermeister Ficker in schwung vollen Worten den hohen Geburtstag unseres erhabenen Kaisers feierte, dabei seiner Freude Ausdruck gebend, daß es ihm vergönnt sei, gerade zu diesem Ehrentage des allgeliebten Kaisers dem Militärverein ein kaiser liches Gnadengeschenk, bestehend in einer prachtvollen Fahnen- schlcife und Nagel für die Fahne des Vereins zu überreichen, der ge ehrte Redner that dies unter Hinzufügung eines kräftigen Sinnspruches und forderte speciell die Mitglieder des Militärvereins auf, durch wahre Treue zu Kaiser und Reich sich dankbar zu zeigen, in welchen Tugenden unser allgeliebtester König Albert, der am heutigen Tage als treuer Bundes fürst am kaiserlichen Hofe in Berlin weile, ein leuchtendes Beispiel sei; der geehrte Redner schloß seine mit großem Beifall aufgenommene Rede mit einem dreifachen Hoch auf Se. Maj. den Kaiser Wilhelm, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Der Vorstand des Militärvereins, Herr Gustav Beeger, sprach hierauf im Namen seines Vereins den tief gefühltesten Dank für das prachtvolle kaiserliche Geschenk aus, die Mit glieder auffordernd, stets treu zur Fahne zu halten und dadurch die Treue zu Kaiser und Reich sowie zu dem engeren Vaterland zu bethätigen, schließ lich brachte der Redner ein dreifaches Hurrah auf Se. Maj. Kaiser Wilhelm aus, in das die Festtheilnehmer abermals in warmer Begeisterung einstimmten. Die geehrte „Liedertafel" erfreute die Theilnehmer noch durch mehrere pa triotische Gesänge. Ein Mitglied des Militärvereins feierte die deutsche Armee, die es gewesen, welche unter ausgezeichneter Führung 1870 und 71 so große Siege errungen und durch ihr Blut die Einheit Deutschlands erkämpft und zur Errichtung des Kaiserthrones wesentlich beigetragen habe und sie zu dieser Stunde nicht vergessen werden dürfe, sondern auch für sie die besten Wünsche ausgesprochen werden müßten; in das auf die deutsche Armee ausgebrachte Hoch stimmte die Versammlung wieder stür misch ein; hieran schloß sich der allgemeine Gesang: „Die Wacht am Rhein". Die Versammlung blieb noch längere Zeit in gehobener Stim mung beisammen. Schließen wir diesen kurzen Bericht mit dem innigen Wunsche: „Gott schütze, segne und erhalte unsern Kaiser dem deutschen Vaterlande auf lange, lange Zeiten, damit wir Seinen Geburtstag immer und immer wieder mit Freuden feiern können!" (Eingesandt.) Am letzten Freitag Abend wurde uns durch die geehrte Liedertafel ein musikalischer Genuß zu Theil, wie er uns in ähnlicher Weise hier noch nicht geboten wurde. „Der Rose Pilgerfahrt" von Schumann, ein von tiefem seelischen Empfinden, vereint mit ebenso seltener Vollkommenheit zusammengestelltes Musikwerk, wie es eben nur ein Componist, wie Schumann, ermöglichen kann, war für dieses Concert bestimmt worden. Die Aufführung entzückte die Hörer und die Aufnahme des Werkes war ohne Ausnahme eine ebenso herzlicke, wie begeisternde. Es würde zu weit führen, wollte man das Werk, wie es dasselbe eigentlich verdiente, in seinen 24 einzelnen Nummern ausführlich kritisiren. Wir fassen uns hier nur summarisch und müssend» allerdings bekennen, daß die Liedertafel unter der sicheren und bewährten Leitung ihres Liedermeisters, Herrn Schuldir. Gerhardt, Vorzügliches geleistet hat. Besonders sympathische Kundgebungen erfuhr Fräulein Zimmer mann aus Dresden, welche die schwere und umfangreiche Rolle der Rosa, welche stets in Künstlerhänden liegt, übernommen hatte. Die herrliche Wiedergabe dieser Parthie verdient alle Ehre und Anerkennung. Die be rückend schönen Stimmmittel sind voller Empfindung und Sicherheit. Ihre Stimme ist groß und ausgiebig, ihr gesangliches Können reich entwickelt. Sie macht bei uns mit ihrem Gesänge immer einen gewaltigen Eindruck und aller Herzen schlagen ihr freudig entgegen. Die verbindende und an musikalischen Schönheiten reich geschmückte Tenorrolle, ausgeführt von dem Dirigenten selbst, konnte leider nicht in