Volltext Seite (XML)
„Schon gut, mein Herr, ich kenne meine Pflicht," unterbrach ihn Ulrike stolz, „Sie sollen diese sogenannten Verstecke sehen, obwohl meine Nichte auch darin recht hat, daß ein Fremder dieselben unmöglich ent decken könnte." „Vielleicht weiß unser Vogel in solchen alten Gebäuden Bescheid," bemerkte der Commissar ironisch, „doch gleichviel, die Zeit drängt, ich habe schon zuviel davon verloren." Ulrike hatte, als der offenbar etwas gereizte Beamte sich der Thüre zuwandte, einen Blick aufgefangen, welcher ihr das Blut erstarren ließ. Es war ein so angstvoll flehender Blick, daß sie sofort ihre schreckliche Ahnung verwirklicht sah, Hedwiga wußte um das Bersteck des verfolgten Verbrechers! Mit dem Aufgebot ihrer ganzen Willenskraft beherrschte Ulrike ihre gewaltige Aufregung und geleitete den schweigsamen Commissar, der offen bar einen bestimmten Verdacht gefaßt, mit stolz erhobenem Haupte durch die übrigen Räume des Hauses, die verschiedenen Gänge und Winkel, bis sie plötzlich das heftige Klingeln ihrer Schwester vernahm. „Entschuldigen Sie eine Minute Herr Commissar!" sprach sie ge messen, „die Kranke wird meiner bedürfen, ich sende Ihnen sofort den Diener zum weitern Geleite." Sie setzte den Leuchter auf ein an der Wand befindliches Gesims, verneigte sich leicht und schritt eiligst den langen Corridor zurück, wo sie Johann traf, welcher auf Befehl der Gnädigen zu Fräulein Hedwiga sich begeben wollte. „Geleite den Commisfar durch die übrigen Theile, besonders die Winkel und Verstecke des Hauses, Johann!" befahl sie ruhig, „er wittert noch immer den Verbrecher hier irgendwo verborgen. Dort unten im Corridor findest Du den Herrn." „Die kranke Gnädige sendet mich zu Fräulein Hedwiga," stotterte der Alte schreckensbleich. „Ich gehe jetzt zu ihr," beruhigte ihn Ulrike mit einem forschenden Blick in sein verstörtes Gesicht. „Weshalb sich fürchten und ängstigen, alter Freund? Wir können der Polizei selbst das geheimste Versteck, welches ein uneingeweihtes Auge uicht zu entdecken vermag, unanbestandet zeigen, da ein fremder Verbrecher sich dort unmöglich verbergen kann. Sie lächelte ihm zu und ging rasch weiter. „Richtig, richtig, ich bin ein aler Hasenfuß," murmelte Johann, „sie ist zu klug, um nicht etwas zu wittern und schickt mich nicht umsonst als Begleiter des Durchsuchens mit. Es ist haarsträubend in diesem Hause!" Der Commissar hatte mittlerweile, von Ungeduld gepeinigt, den Leuchter vom Gesims genommen, um die Untersuchung der nächsten Umgebung allein vorzunehmen. „Der alte Diener und das junge Fräulein sind mir verdächtig vor gekommen," lautete dabei sein Gedanken-Monolog, „seine Todesangst und ihr triumphirendes Spottlächeln waren verrätherische Anzeigen eines bösen Gewissens. Halt, was ist denn das für ein Gitter? — Verwünschtes Haus, das überall Vexir-Schrullen hat und die schönsten Verstecke bietet, ich bin fest überzeugt, daß der Bursche hier irgendwo verborgen ist, hätte doch lieber Thorsen, der die richtige Spürnase dazu hat, mitnehmen sollen." In diesem Augenblick erschien Johann, um seine Dienste anzubieten. „Na, Alter!" sagte der Commissar ihn scharf anblickend, „welches Geheimniß sperrt denn dieses Gitter ab?" „Kein Geheimniß Herr Commissar!" lächelte Johann, welcher sein, inneres Gleichgewicht wiedergewonnen, „es scheidet nur das Hauptgebäude von seinem rechten Flügel, der in früheren Zeiten ganz separat für die Dienerschaft und die Wirthschafträume bestimmt war." „So, so," nickte der Beamte nachdenklich. — „Und wohin führt der Corridor, der sich hier zur Linken in ein ängstliches Dunkel verliert?" „Nach den Gastzimmern, welche schon seit Jahren unbenutzt geblieben sind." „Kann ich auch diese Räume sehen?" „Recht gerne, Herr Commissar! — habe die Schlüssel dazu vom gnädigen Fräulein erhalten." Er hob lächelnd den Schlüsselbund empor, nahm den Leuchter und schritt ruhig voran. Der Commissar biß sich unmuthig auf die Lippen: er war jetzt über zeugt, in jenen Räumen nichts zu finden und nur unnöthig Zeit zu ver lieren. In der That fand er nur dumpfe Luft und eisige Oede, aber keinen Verbrecher. Der alte Johann zeigte ihm gewissenhaft jeden Winkel und Raum und ging dabei mit einer Gründlichkeit zu Werke, welche den immer ungeduldiger werdenden Beamten in eine gelinde Verzweiflung versetzte. „Es ist gut, mein Freund!" sprach er endlich, „ich merke und sehe schon, daß hier nichts Verdächtiges zu finden ist." „Das freiherrliche Haus von Jmmendorf hat niemals Verdächtiges geborgen," bemerkte der Alte feierlich. Er verschloß die Zimmer und führte den Commissar dann durch einen Seitengang in den rechten Flügel hinnüber, wo das eigentliche Reich der Wendeltreppen und Verstecke begann. „Ah, hier wird's interessant," sprach der Commissar, innerlich auf's neue tief bedauernd, seinen Detectiv Thorsen nicht bei dieser schwierigen Durchsuchung mitgenommen zu haben. (Fortsetzung folgt.) Bon feinen Leiden befreit. Konkolewo. Mit bestem Dank theile ich Ihnen mit, daß ich die Dr. Fernest'sche Lebens-Essenz von C. Lück in Colberg gegen Verdauungsstörung sowie Magen-Katarrh mit Er folg angewandt habe, fo daß ich von meinen Leiden gänzlich befreit bin. Neumann, Mühlenbesitzer. Erhältlich in Flaschen a 50 Pfg., 1 M. und 1,50 M. in Wilsdruff bei Apotheker Tzschaschel. Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 2S. März. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark 40 Pf. bis 2 Mark 50 Pst Ferkel wurden eingebracht 130 Stück und verkauft L Paar 21 Mark — Pf. bis 32 Mark — Pf. — Läufer waren nicht vorhanden. Meißen. 30. März. 1 Ferkel 8 Mk. —Vf. bis 16 Mk.— Pf. Eingebracht 244 Stück. 1 Läufer 23 Mk. — Pf. bis — Mk. — Pf. Butter 1 Kilogramm 2 Mark 40 Pf. bis 2 Mk. 72 Pf. Ein kräftiges Hausmädchen bei hohem Lohn bis 15. Apriel gesucht. Näheres in der Expd.