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ist dagegen, daß die russische Steuerverwaltung eine Reihe v^n Maßnah men, namentlich ausgedehnte Vermehrung der Waffen-, Munitions- und Monturdepots an den südlichen und westlichen Grenzen angeordnet hat, welche als Vorläufer bevorstehender Verstärkungen der Grenztruppcn an zusehen ist. Rom, 14. März. Bei der Grundsteinlegung zum Baue des Ju stizpalastes bat der die Mauerung des Denksteines überwachende Maurer meister den König Humbert, sich seiner brodlosen Genossen anzunehmcn. Der König erkundigte sich auf's Eingehendste nack den nunmehrigen Ver hältnissen der Arbeiter, und als er hörte, daß noch 4000 derselben unbe schäftigt seien, versprach er, nach Kräften für die Linderung der Noth sorgen zu wollen. Gut unterrichtete Kreise erzählen, die Abdankung Milan's habe auf Natalie einen tiefen Eindruck gemackt. Erschüttert soll sie ausgerufen haben: „Milan brachte über mich und sich viel Unglück! Ich verzeihe ihm und bete, daß Gott ihm verzeihe!" Die Rathgeber Natalie's schlagen ihr vor, sich von der Reise nach Serbien nicht abbalten zu lassen, da die Verfassung ihr die Rückkehr nickt verbiete, und fordern, daß sie tue Wie deraufnahme des Ehescheidungsprozesfes anstrebe. Aus authentiscker Quelle wird gemeldet, daß bei der Abdankung des Königs Milan bezüglich der Erziehung des Königs Alexander ein Staatsakt ausgefertigt, von dem König und den Regenten unterschrieben, vom Ministerium gegengezeicknet wurde, wonach die Regentsckaft sich protokollarisch verpflichte, den König Milan in seinen Vaterrechten zu unterstützen, jeden Einfluß der Königin Natalie aber auf die Erziehung des jugendlichen Königs von nahe oder ferne auszuschließen. Die russische Regierung sagt der Regentschaft zu, auf Natalie dahinzuwirken, daß sie ihre diesbezüglichen Pläne aufgebe. Vaterländisches. Wilsdruff, 18. März. Infolge des heftigen Schneetreibens mußte am gestrigen Mittag der Verkehr auf unserer Bahnlinie wiederholt eingestellt werden, da trotz des Schneeauswerfens die Lokomotive sich durch die förmlichen Schneeberge nicht durchzuarbeiten vermochte. Wie wie hören, soll heute Abend der erste Zug wieder abgelasscn werden, für morgen Dienstag ist die Linie aber bestimmt wieder in vollem Gange. Mit höchster Anerkennung müssen wir bei dieser Gelegenheit aber der Kaiserlichen Post verwaltung allhier gedenken, durch deren taktvolle und umsichtige Leitung bei der früheren längeren Babnsperrung sowohl wie gestern und heute nicht die geringste Störung im Postbetriebe cingetreten ist, indem Herr Post verwalter Jäckel beide Male und zwar theilweise unter recht erschwerenden Verhältnissen sofortige Postverbindung zwischen hier und Potschappel eintreten ließ. Wie wir hören, hat es sich deshalb auch die Kaiserliche Ober-Postdirection in Dresden nicht versagen können, dem in unserer Stadt und Umgegend hochgeschätzten Herrn Postverwalter Jäckel ihre volle Anerkennung für seine ersprießliche Thätigkeit auszusprechen. — Auch an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß morgen Dienstag unser hochgeschätzter Herr Pastor Ficker im „Gemeinnützigen Verein" seinen hochinteressanten Vortrag über „Die Sonne" fortsetzen wird. — Der Untergang zweier großer Elbfahrzeuge in unmittelbarer Nähe Meißens bot am Freitag Vormittag um 10 Uhr ein schauerliches, aber interessantes Schauspiel. Der Dampier „Saxonia" von Böhmen sollte zwei der Oesterr. N.-W.-D.-G. gehörige geladene Fahrzeuge thalwärts nach Ham burg bringen und hatte dieselben nebeneinander ins Schlepptau genommen, links 47 und rechts 152. Als die Fahrzeuge die Eisenbahnbrücke passieren wollten, erhob sich plötzlicher Sturm und Schneegestöber, die Mannschaften konnten nicht aus den Augen sehen. Beide Fahrzeuge wurden dabei gegen den reckten Brückenpfeiler in solcker Wucht angedrückt, daß beide Schiffe Lecke bekamen. Durch denAnprall platzten die Taue und die Fahrzeuge drehten sich nun vom Sturm getrieben, das reckte Fahrzeug rechts, das linke links herum. Das rechte Schiff Nr. 152, Steuermann Balke, passierte nun rückwärts das Fahrjoch am rechten Elbufer, schlug an den Pfeiler und barst, dann wurde es vom Strome bis ziemlich an den Hafendamm hinan getrieben und legte sich dort zerbrochen auf den Grund. Beim Brechen des mächtigen Schiffes, es batte circa 6000 Centner Zucker ge laden, war die Gefahr für die Sckiffbesatzung äußerst groß. Die kleine Schaluppe hing in der Nähe des Steuers und die Bootsleute an der Kaffe konnten dieselbige nicht zeitig genug erreichen, das Wasser überspülte bereits das Runddeck. Am Steuer stand der Steuermann mit feier händeringenden Frau, das Wasfer drang in die Cajüte und machte das Retten der Hab seligkeiten sehr schwierig. Die Bootsleute erreichten aber doch inzwischen das Steucrende und halfen dem Schiffsführer. Betten, Körbe, Kannen und alles Mögliche lagen bereits in der Schaluppe, da stand ein Boots mann noch bis unter die Arme in dem eiskalten Wasser, um noch zu retten, was möglich war. Er trug dabei den schweren, mit Oel getränkten Ledermantel. Der Steuermann mit seiner Frau und die Bootsleute ret teten sich schließlich selbst und fuhren nach dem Lande. Der Anblick der frierenden, nassen und ihrer Habseligkeiten beraubten Leute war rührend. Restaurateur Schneider im „Winterhafen" gab den Leuten sofort ein warmes Zimmer und die nöthigen Kleider rc., sorgte überhaupt in anerkennungs- Werther Weise für die erste Hilfe. Inzwischen war der Kahn Nr. 47 von derselben Gefellfchaft vor die alte Brücke gefahren und zwar vor das Ketten joch. Es krackte an allen Fugen, als sich das mächtige Fahrzeug an die Pfeiler legte. Der Steuermann heißt Borchert, der Häupter Hentschel. Die Mannschaften wollten das Fahrzeug durchaus nicht verlassen, nur durch das Zurufen der Leute von der Brücke ließen sie sich bewegen, in ihre Schaluppe zu steigen. Das Wasser drückte schließlich das Fahrzeug in die Mitte ein und ziemlich auf den Grund, so daß es jetzt nur wenig aus dem Wasser ragt. Der Kahn hatte ebenfalls Zucker geladen und zwar auch 9000 Centner. Da die Havarie eine vollständige ist, so dürfte man jetzt (das Weitere ist abzuwarten), folgendes Excmpcl ausrechnen können. Im Ganzen sind 18000 Centner Zucker untergegangen. Ein Eisenbahnwagen trägt 220 Centner, das ist ein Eisenbahnzug von 81 und '/» Eisenbahnwagen. Eine Maschicne befördert im Mittel 25 Waggons, man kann die Havarie also mit dem Untergang von 4 Eisenbahnzügen vergleichen. Der ungefähre, bei der Havarie verlorne Werth ist folgender: zwei Kähne mit etwa 10000 Centner Ladungsfähigkeit zu 36000 Mk. — 72000 Mk., 18000 Centner Hücker, der Centner 15 Mk. 270000 Mk., zusammen 342000 Mk. (Mßn. Tgbl.) — Auch die Stadt Döbeln hat ihr Programm zur Jubiläumsfeier des 800jährigen Bestehens des Hauses Wettin fertiggestellt. Nach dem selben wird die Feier mit einer Reveille eingeleitet. Hieran schließen sich Vormittags ein Festgottesdienst und ein öffentlicher Schulaktus im Schützen- Hause, Mittags eine Festspeisung von Armen (520 Portionen sollen zur Vertheilung gelangen) und Nachmittags ein Festzug der Schulkinder nach der Schießwiese, woselbst Spiele, Reigen und Konzert aufgeführt werden. Für den Abend ist außerdem noch ein Zapfenstreich mit Fackelbegleitung in Aussicht genommen. Es wird angenommen, daß das Fest einen Auf wand von etwa 1500 M., welcher aus der Stadtkaffe gedeckt werden soll, verursachen wird. — Einige Aufsichtsbeamte in Dresden sahen sich veranlaßt, in den letzten Tagen in einem dortigen größeren Butterverkaufsgeschäft zu einer Prüfung des Gewichts der feilgehaltencn geformten Butter st ückchen zu verschreiten. Der Erfolg ist insofern ein überraschender gewesen, als da bei an mehr als 100 Stückchen ein Fehlgewicht von 2 bis 37 Gramm, im Ganzen aber ein solches von mehr als 1000 Gramm sich herausge stellt bat. Die Erhebung von Ordnungsstrafen wird die Folge davon sein. — Angesichts der im Reichstage stattgefundcnen Debatten über die Rechenschaftsberichte der Regierungen, betr. die nach § 28 des Sozialisten gesetzes erfolgten Anordnungen, wird es nicht unintercsfant sein, zu er fahren, welche gerichtliche Verurteilungen und Maßnahmen der Civil- und Militärbehörden wegen strafbarer Handlungen und sonstiger auf das gesetzlose Treiben der Sozialdemokratie zurückzuführender Ausschreitungen in den Jahren 1887 und 88 allein in Leipzig nothwendig geworden sind: Es wurden in diesem Zeitraum mit Gefängnißstrase bis zu 10 Mo naten belegt: Wegen Verbreitung verbotener sozialistischer Schriften 9 Per sonen; wegen desselben Vergebens in Verbindung mit dem in §§ 128 u. 129 des Str.-Ges.-B. gedachten (Geheimbund) 15 Personen; wegen des letzteren Vergehens allein 35 Personen; wegen Aufreizung zum Classen haß 39 Personen; wegen Majestätsbeleidigung 1 Person; wegen Preßbe- leidigung 2 Personen; wegen Betrugs 1 Person; wsgen Betheiligung an verbotenen Vereinen 45 Personen. Ferner wurden mit Haft bez. Geld bestraft wegen verbotener Demonstration bei einer Beerdigung 4 Personen. Die Entziehung der in Z 24, Abs. 1 des Soz.-Gcs. gedachten gewerb lichen Befugnisse wurde in 2 Fällen ausgesprochen. Verboten wurden auf Grund des Sozialisten-Gesetzes 2 periodische Druckschriften, 1 Nummer einer solchen und 2 Flugblätter. Aufgelöst bez. von vornherein verboten wurden auf Grund des Sozialisten-Gesetzes bez. Dereinsgesetzes 12 Ver eine. Ausweifungen von Personen wurden im Jahre 1887 34, im Jahre 1888 9 verfügt. 27 öffentliche Versammlungen wurden auf Grund des Sozialistengesetzes und des Vereinsgesetzes theils von vornherein verboten, theils aufgelöst. Durch das König!. Garnisonkommando wurde denMili- tärpcrsonen der Besuch von 5, die Zwecke der Sozialdemokratie fördernden Wirthschaften untersagt. — Der Stadtgemeinderath zu Meißen beschloß, den Pfingstjahr markt für dieses Jahr wegfallen zu lassen, da er gerade in die Zeit fallen würde, welche für das Wettiner Jubiläum in Aussicht genommen ist. Kirchennachrickten aus Wilsdruff. Freitag, den 22. März, Vusztagr Vorm. 8 Uhr Beichte. 8^2 Uhr Gottesdienst, Predigt über Ev. Matth. 19, 16—26. Nach der Predigt Feier des h. Abendmahls. An den Kirch- thüren wird eine Collecte für die innere Mission eingesammelt werden. Nachm. 1 Uhr Gottesdienst mit Predigt. l<mn ^U8ten mekr. "WU du» Kut«8 4»v»«88iuitt«L sind Kei allen n»8lv», livuvL»- I»U8t«U, Lisin-, Ikl II8t- u dis Arvisbslbonbons. In Oaolcstsn ä 50, 30 und 10 Ltg. nur allein bei uI Kletrsok. loU bi» b streit "WD von den IÄ8tiAen 8ou»n»vr8pro88vi» dursli den rägUoüen Ooftranob von NE" kepgmann'b l_i!i6nmi!ek-86if6 "Wz deuutLwLrktz. ULg6n-1>opf6n; vortr^Kilob virksnä psi allen Lrankksitsn Lss UaZsns. Athem, Blähung, saurem Ausstößen, Kolik, Magenkatarrh, Sodbrennen, Bildung von Sand und Aries, übermäßiger Schleimproduction,Gelbsucht, Ekel und Erbrechen, Kopfschmerz (falls er vom Magen herrührt), Magen- trampf, Hartleibigkeit oder Verstopfung, Ueberladen des Magens mit Speisen u. Getränten, Würmer-, Milz-, Leber- u. Hämorrhoidalleiden. — Breis L Flasche sammt Gebrauchsanw. 80 kl'., Doppelflaschr l.40. Eentral-Versandt durch Apotheker Oni l lviamsieL (Mähren). Dle Mariazeller Masten-Tropfen sind kein Dre Bestandtheile sind bei jedem Fläschchen in der Gebrauchsanw. angegeben. 0°»") ^cht ru baden in fast allen üpotbeben. » In Wilsdruff bei Apoth. Paul Tzschaschel. NausN-Nepat tue 8scbsen in l-siprig: Lngol-Fpotlisko. 2Ss40fl naoli Vorsokritt des Ssd. Hokrad ?rok. Du. 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An der Börse: pro 1000 Kilogramm: Weizen, weiß 183—190 M., Weizen, braun 182—188 Mk.'Korn 154—157 Mk., Gerste145—160 Mk, Hafer 138—150 M. — Auf dem Markte: Hafer pro Hektoliter 7 Mk. 20 Pf. bis 8 M. 40 Pf. Kartoffeln 4 Mk. 40 Pf. bis 5 Mk. — Pf. Butter 1 Kilo gramm 2 Mk. 20 Pf. bis 2 Mk. 80 Pf. Heu pro Centner4Mk. 50 Pf. bis 5 Mk. 10 Pf. Stroh pro Schock 42—44 Mk. Eisenbahn - Fahrplan für das Winter-Halbjahr 1888/89. Wilsdruff (Abf) Grumbach . . Keffelsdorf . . Niederhermsdorf Zauckerode . . Potschappel (Ank) 6,15 6,83 6,35 6,51 6,57 7,5 Anschluß erbindung von irüh, 12,5 Mittags, 7,55 8,4 8,10 8,26 8,38 8,45 12,30 12,39 12,45 1,1 1,13 1,20 Dresden Böhm. Bahnhof: 6,55 7,30 Abends 11,20 5,50 Potschappel (Abf.) 7,30 11,28 5,58 Zauckerode . . 7,39 11,40 6,10 Nicderhermsdorf 7,45 11,56 6,26 Keffelsdorf. . 8,1 12,2 6,32 Grumbach . . 8,13 12,10 6,40 Wilsdruff (Ank.) 8,20