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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 02.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189606027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18960602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18960602
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-02
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Monat
1896-06
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Jahr
1896
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Ich muß nun wohl so lange warten, bis er hier ist, mein alter Paulsen ist hartköpfig, den kriege ich nicht ohne den Brief mit zurück." „Sie haben ihm noch nichts gesagt?" „Ich konnte es uicht übers Herz bringen, obwohl es nur eine Galgenfrist ist," seufzte Romberg. „Ach, Herr "Sander," setzte er mit einer trostlosen Miene hinzu, „ich bin jung und kann arbeiten, was soll aber aus den beiden alten Leuten werden, die meinem Vater so lange treu gedient haben? Wie soll ichs nur anfangen, meines Vaters Namen und Andenken unbefleckt zu erhalten. „Sie sollen darüber nicht grübeln, mein junger Freund!" versetzte der wackere Holsteiner, ihm die schwielige Hand au die Schulter legend, „Donnerschlag, wofür sind wir denn Lands leute, wenn wir uns nicht beistehen wollen hier im fremden Lande? Ein kleines Bündel Sorgen ist nicht zu verachten, das müssen wir Menschenkinder haben, damit wir uns nicht einspinnen in unsere traurigen Gedanken und darüber den Kopf verlieren. Ihr Vater war Offizier, der drüben für unsere deutsche Heimat gekämpft hat — ich war ein Bursche von 20 Jahren und trat bei der Cavallerie ein, — glauben Sie nicht, daß so was uns hier draußen in der Fremde an einander kettet?" „Aber ich? —" fragte Romberg achselzuckend, „was kann Eie an mich denn ketten? — Ich bin kein Deutscher, bin hier in Amerika geboren." „Ach was, Ihre Eltern waren Deutsche," unterbrach ihn Sander ungeduldig, „und haben Sie ganz deutsch erzogen. Deutsch ist Ihre Muttersprache, deutsch Ihr Charakter. Nein, Herr Romberg, Sie sind kein Aankee und werden's auch mein Lebtag nicht werden. Sehen Sie, Ihr Vater war das, was man hier einen echten Gentleman nennt, da gabs für mich nur noch einen, der sich mit ihm messen konnte, das war mein Rittmeister von Alting, Donnerschlag war das ein Mann!" „Von Alting?" fragte der junge Former aufmerksam werdend, „der ist ja auch hier, Stellen Sie ihn so hoch wie meinen Vater ?" „Gott bewahre, den dänischen Lieutenant Alting meine ich ja nicht, der taugt in meinen Augen keine Bohne, weil er seinen Sohn zu einem Erztaugenichts herausgezozen hat. Ich hab's mal im Wirthshause mit angehört, wie die beiden nämlich Vater und Sohn mit einander verkehrten, wie zwei Kneipen brüder, die sich einander nichts übel nehmen, Haarstreubend! Was mein Rittmeister ist, na, sie waren Brüder, der eine im dänischen, der andere im deutschen Lager, aber das war ein Mann, sag' ich Ihnen, — tapfer wie ein Held und sanftmütbig wie ein Kind, ein Edelmann wie's im Buche steht. Weiß nicht, warum dieser Lieutenant Alting damals seinen Abschied genommen hat, hier hat er's auf keinen grünen Zweig gebracht, und sein Junge, der sich mit allen Koväiu, herumtreibt, noch viel weniger. Na, was geht's uns an, ein Jeder muß seine Haut selber zum Markte tragen. Das aber müssen Sie mir versprechen, Herr Romberg, m>ch nämlich als Ihren väterlichen Freund anzuschen, der stets bereit ist, Ihnen mit Rath und That beizuspringen. Geben S>e mir die Hand darauf, Sie wissen ja, daß ich's ehrlich meine, und justement wie Ihren Vater auch Sie in mein Herz geschlossen habe." Nomberg reichte ihm bewegt die Hand, die Sander mit seiner großen schwieligen Rechten fest umschloß und mit der Be merkung: „Ein Mann — ein Wort!" kräftig schüttelte. „Halloh!" setzte er dann hinzu, „da kommen meine Leute." Mit Peitschenknall und lautem Hoho kamen die Knechte mit ihrer stattlichen gehörnten Schaar, von der die Mehrzahl der letzteren eine Art Frssel trug, da sich recht heimtükische Exemplare darunter befanden. „Nun, Jimmy, wie ist's unterwegs gegangen?" fragte Sander den Ober-Treiber. ,^II riM, Mr. Sander!" erwiderte dieser zu ihm tretend, während die anderen Knechte die Ochsen in die für sie bestimm ten Hürden trieben. „Mußten aber doch unsere Augen und Ohren offen halten, weil der Joe Catton wieder unsere Gegend unsicher machen sollte, wie der alte Paulsen von Rombergs Farm mir steckte. Coääarn, er hatte Recht, der Halunke war such genug, uns am lichten Tage ein Stück Vieh auf die Seite zu bringen, — äumuech, Mr. Sander, wir haben ihm einen Denkzettel gegeben, er kommt so leicht nicht wieder hierher — " „Ich werd's dem Sherif schreiben," erwiderte Sander kalt blütig, „dem Burschen muß das Handwerk jetzt ma^ gründlich gelegt werden. Ich kalkulire, daß dem Vieh nichts Schlimmes dabei passiert ist, Jimmy?" „Nicht die Bohne, Sir! Hab' aber einen Brief vom alten Paulsen, den er mir in Verwahrung gegeben, schien Furcht vor Catton zu haben, als ob der Schuft sich darum kümmerte. Es ist zum Lachen." „Vielleicht witterte er Geld darin," meinte Sander nach denklich, „Paulsen ist auf meinem Grund und Boden nieder geschlagen und geplündert worden." "Oamneck!" rief Jimmy, „dann hat ers gethan, alln^kt, Mr. Sander, — hier ist der Brief, Joe Catton muß gehängt werden." Cr griff in das offene Rockfutter und konnte nur mit großer Mühe den Brief, der sich unten versteckt zu haben schien, heraufholen, wo er allerdings nicht sauberer geworden war. Sander laß die Adresse und reichte Romberg den Brief. „Er ist an Ihren Vater gerichtet, also jetzt ihr Eigenthum." Der junge Farmer n ckte, warf einen Blick auf die Adresse und meinte, daß er nun anspannen und mit Paulsen heim- f-hr-n wolle. > „Ich komme zu Ihnen, um den Herrn Hauptmann noch unmai zu sehen und auch wegen des Begräbnisses," bemerkte Sander theilnehmend. Vor allen Dingen aber den Kopf hoch, mein lieber junger Freund, und nicht zu schwarz sehen." Romberg drückte ihm schweigend die Hand, und ging dann ins Haus, um Paulsen den Brief zu zeigen. „Gott sei Dank, da ist er ja," sagte dieser tiefaufath- mend, „darum wars dem Räuber eigentlich nur zu thun." „Meinst Du, Alter? Sollte der Brief des dänischen wirklich so wichtig sein, um darüber zum Räuber und Mörder zu werden? Und was hätten wir mit diesen ultMgö zu thun?" . „Darüber müssen Sie den Herrn Hauptmann befragen, I nger Herr!" versetzte Paulsen ihn unruhig forschend betrachtend, „sagen Sie mir aufrichtig, wie es mit ihm steht, und ob es wirklich nicht so schlimm ist, — oder — oder — ach, mein Himmel, ich seh es Ihnen an, — er ist todt, wozu es mir verbergen, Herr Romberg?" Der junge Mann nickte stumm und aufstöhnend schlug der Alte die Hände vors Gesicht. „Willst Du lieber noch einige Zeit hier bleiben, mein alter Freund?" sagte Romberg, „Frau Sander meint, es wäre besser für Dich. Du hast daheim nicht die rechte Pflege." „Das ist Ihr Ernst nicht, Herr Romberg," erwiderte Paulsen, sich hastig die Thränen trocknend. „Ich gehöre auf unsere Farm und werde mich von den Schramme» auf meinem dicken Schädel doch nicht zurückhalten lassen von meiner Pflicht. Daß mein Hauptmann nun noch zuletzt hat schlecht von mir denken müßen, weil ich zu lange ausgeblieben bin —" „Nein, Atter, darüber kannst Du ruhig sein," fiel Rom berg ein, „er hat sich nach Dir, seinem alten Kameraden ge sehnt, das ist wahr, aber Dein Ausbleiben nicht übel gedeutet." „Gott sei Dank!" seufzte der alte Mann, „der Gedanke hält' mich umgebracht, junger Herr! Aber den Brief müssen Sie nun dealten und auch lesen, ja, ja, auch lesen, weil er sehr wichtig ,st, wie Lieutenant Alting mir sagte. Aber nun lassen Sie uns heimfahren, ich bin nicht krank, nur ein bischen dumpf im Kopfe, die Schrammen hat Frau Sander zuge. pflastert." Romberg schob den wichtigen Brief, der eine unheimliche Angst auf seine Brust wälzte, in die Tasche und ging wieder hinaus, um selber anzuspannen, während Paulsen sich etwas schwankend erhob und dann stramm aufgerichtet das Haus verließ. Ein Händedruck für den gastlichen Wirth und seine Frau genügte als Dank und mit einer verächtlichen Geberde wies er dos Ansinnen, sich in die mitgebrachten Betten zu legen, zurück, indem er sich neben seinen jungen Herrn setzte, den er von Kindesbeinen an behütet und geliebt hatte. Sein Hauptmann hatte ihm in der Schlacht bei Idstedt das Leben gerettet, eine That, die Unteroffizier Paulsen ihm tausendfach vergolten hatte, als dieser, der keine Angehörigen besaß, sein kleines vererbtes Grundstück verkaufte und mit seinem geliebten Hauptmann das Vaterland verließ, um ihm seitdem in auf- opfernder Treue zu dienen. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Ein Polizeikommissar als Räuberhauptmann. Eine Kriminalgeschichte, wie sie ihresgleichen in den Annalen der Verbrecherstatistik wohl kaum finden dürfte, beschäftigt derzeit die belgische Hauptstadt und versetzt ihre Bewohner in eine geradezu fieberhafte Aufregung; der Polizeikommissar Alexander Courtois, welcher 20 Jahre lang im Dienste der hauptstädtischen Polizei stand, wurde Dienstag früh als Chef einer großen Mord- und Diebesbande verhaftet. Das letzte Verbrechen, welches zur Verhaftung des Polizeikommissars führte, war die unter mysteriösen Begleiterscheinungen erfolgte Ermordung der reichen 80jährigen Rentnerin Baronin Herry. Am Morgen des 26. April wurde die alte Dame in ihrer Wohnung, in der Rue de l'Arbre Benit in der Vorstadt Jxelles, erdrosselt aufgefunden. Der 79 Kilogramm wiegende eiserne Geldschlank, in dem sich Baargeld und Werthpapiere im Betrage von 30—40,000 Franks befanden, war verschwunden und wurde zwei Tage später, des Inhaltes entleert, auf einem freien Felde in der Vorstadt Anderlecht gefunden. Trotz aller polizeilichen Nachforschungen hatte man anfänglich keine Spur von den Mördern, die ihre Mordthat mit der unglaublichsten Kühnheit verübt hatten. Denn die Baronin Herry wohnte nicht blos mit ihrem vierzigjährigen Sohne, sondern auch noch mit drei Bedienten und einem größeren weiblichen Personal zusammen, von denen jedoch Niemand von der Mordthat vernommen hatte. Auch die Beförderung des eisernen Geldschrankes von Jxelles nach Anderlecht, ein Weg, der bei der Entfernung dieser beiden Vorstädte mindestens zwei Stunden in Anspruch nahm, war eine sehr schwierige Arbeit, deren Gelingen auf die außerordent- iche Geschicklichkeit der Mordgesellen schließen ließ. Nur scviel konstatirte die Polizei, daß am Tage nach dem Verbrechen in der Wechselstube Raes in der Rue de la Croix de Fer ein elegant gekleideter Mann erschien, welcher sich Artillerie-Haupt mann Lessvre nannte und eine Anzahl Werthpapiere verkaufte, welche später als vom Raubmorde bei der Baronin Herry her- ührend erkannt wurden. Die Nachforschungen nach diesem Verkäufer führten nun zur Verhaftung des Polizeikommissars Alexander Courtois, welcher, obwohl nicht mehr in aktiven Diensten stehend, doch noch sehr enge Beziehungen zur haupt- kädtischen Polizei pflegte. Zwei Brüsseler Geheimpolizisten erkannten in der Personbeschmbung des angeblichen Hauptmanns Lessvre den ihnen wohlbekannten Polizeikommissar, der bald nach seiner Verhaftung von dem Wechselstubenbesttzer Raes, von dessen Beamten und schließlich auch von einem in derWechsel- iube zufällig' anwesenden Klienten Namens Blond als der Verkäufer der bei der Baronin Herry geraubten Werthpapiere erkannt wurde. Courtois leugnete anfangs hartnäckig und stellte sich als Opfer einer verhängnißvollen Verwechselung hin. Aber in seinem von ihm gemietheten Hause zu Boendal bei Brüssel wurden die noch fehlenden, bei der Baronin Herry geraubten Werthpapiere oufgefunden und so sah sich Courtois zu einem Geständniß genöthigt, welches ihn zu einem wahren Räuber hauptmann stempelt. Er organisirte seit Jahren, also auch während seiner Dienstzeit als aktiver Polizeikommissar, eine förmliche Verbrecherbande, welche große Diebstähle ausführte und, wie man aus dem Falle Herry ersieht, auch vor einer Mordthat nicht zurückschreckte. Wie viele Mitglieder diese Bande zählte, läßt sich vor Abschluß der schwebenden Unter suchung noch nicht sagen. Ihre Zahl wird aber schon jetzt auf ca. 20 geschätzt. Ihr Haupt und Führer, der Polizei kommissar, war selbstverständlich infolge seiner amtlichen Stellung in der besten Lage, seine Helfershelfer vor jeder Behelligung durch die Polizei zu schützen. Die Behörden haben nunmehr die Gewißheit, daß Courtois thatsächlich alle großen Diebstähle der letzten Jahre in Brüssel leitete, insbesondere die kolossalen Juwelendiebstähle im Palaste des Grafen von Flandern. Be kanntlich wurden der Gräfin von Flandern, der Schwägerin des Königs der Belgier, in der Nacht vom 1. zum 2. Febr. 1893, während sie im Brüsseler Konigspalaste auf dem Hofballe weilte, sämmtliche Juwelen im Werthe von 2'/, Millionen Franks ge stohlen. Auch dieser sensationelle Diebstahl wurde mit solcher Geschicklichkeit ausgeführt, daß die Polizei die Thäter nicht zu entdecken vermochte. Jetzt ist das Räthsel gelöst. Der Polizei- Kommissar Courtois, welcher mit einer ehemaligen Kammerzofe der Gräfin von Flandern verheirathet ist, vollfühcte selbst mit Hilfe einiger Diener den Diebstahl. Einer jener Helfershelfer, ein mehrfach abgestraftes Individuum, Namens Pierre Dauze, genannt Pieti Snot, hat dem Untersuchungsrichter Wellens a lle Einzelheiten jenes großen Juwelendiebstahls mitgetheilt. Andere Zeugenaussagen bestätigen diese Angaben, so daß Courtois, der ohnehin nichts weiter zu verlieren hat, wohl bald auch in dieser Diebstahlsangelegrnheit ein volles Geständniß ablegen dürfte. Weitere Enthüllungen sind noch über diese Mords- und Diebes bande und die von ihnen im Laufe der Jahre ausgeführten Verbrechen zu erwarten, und man begreift daher, daß man den Ergebnissen der im Zuge befindlichen Untersuchung mit der größten Spannung entgegensteht. * Unschuldig verurtheilt. In Graz ist jetzt die Unschuld zweier vor 18 Jahren wegen Beraubung und Ermordung eines Postillons zu lebenslanger Haft verurtheilten kroatischen Bauern an den Tag gekommen. Einer starb bereits nach siebzehnjähriger Haft, der andere sichtete aus dem Kerker unzählige Bittgesuche, alle mitseinenUnschuldsbetheuerungen angefüllt. Erst der gemeldete Monstreprozeß gegen die Stenjeoecer Räuberbande, die auch jenes Verbrechen verübte, lenkte die Aufmerksamkeit auf den fortwährenden Petitionirenden und veranlaßte eine Revision des Strafverfahrens gegen ihn. * Der Stadt Luckenwalde ist von dem verstorbenen Fabrik besitzer Wilhelm Heinrich die Summe von 1215000 M. vermacht worden. Außerdem hat der Verstorbene noch 145000 Mark für kirchliche Zwecke, für die Armen, für den Gustav-Adess- verein, für das Rettungshaus in Jüderbogk und für die Arbeiter der Gebr. Heinrichschen Fabrik auSgesetzt. Ein Bauplatz ist von dem Erblasser schon bei Lebzeiten für die Errichtung eines „Gebrüder Heinrich-Hospitals" erworben worden. * Dos betrunkene Findelkind. Einige Zechcumpane kehrten in Paris von einem Gelage heim. Einer unter ihnen, ein ganz kleiner Knirps, war so arg angetrunken, daß er die Zunge nicht mehr rühren konnte. Der Zufall führte die Schaar, die ihren Zwerg halb trug, halb schleppte, in die Nähe des Findelhauses. Ein teuflischer Gedanke bemächtigte sich dabei der erhitzten Köpfe. Sie nehmen den Knirps sofort in Arbeit, entkleiden ihn und bringen ihn, der in seinem Zustande keine Ahnung von dem Bubenstück hat, dessen Opfer er wird, in den Korb der Nische, welcher zur Aufnahme der Säuglinge stets bereit gehalten und, durch eine einfache Vorrichtung nach innen ge schoben, sofort von der Pförtnerin in Empfang genommen wird. Diese wollten eben das arme verlassene Wesen, welches um gastliche Aufnahme zu flehen schien, in ihre Arme nehmen, als sie — beim Scheine des Lichts vor Ueberraschung zurück schreckte. Dieser Säugling war denn doch schon zu ausgewachsen und, wie sein Zustand bewies, mehr auf Wein als auf harmlose Milch geaicht. Es dauerte lange, bevor Jener sich so weit er nüchtert hatte, daß er, nothdürftig bekleidet, sein richtiges Heim aufsuchen konnte. * Eine, die etwas vertragen kann. Der „Pfälz. Courier" berichtet Folgendes: In Eichelberg bei Pressath in der Ober pfalz hat ein Bauernmädchen im Wirthshaus 21 Seidel Bier vertilgt und dann noch den Wirth durchgeprügelt. — Ja, ja, die Bierboyern! ' Um das große Loos gekommen ist bei der letzten Ziehung der preußischen Klassenlotterie auf recht unangenehme Weise ein Destillateur I. in Berlin. I. spielte mit einem anderen Herrn usammen ein Viertel-Loos, welches bei der neuen Vertheilung der Loose in die Hände eines Hallenser CollectcurS gelangt war. Bei der dritten Klasse nun vergaß I., das Loos rechtzeitig zu erneuern, und als er später bezahlen wollte, erfuhr er, daß es bereits in den Besitz eines Anderen übergegangen war. Wer be schreibt nun seinen Schreck, als er jetzt erfuhr, daß jenes LooS in der letzten Ziehung mit dem Hauptgewinn von 500000 Mark herausgekommen sei. Der Destillateur lebt zwar in guten Verhältnissen, doch ist es immerhin selbst für einen Gutsttuirten eine recht unangenehme Sache, auf solche Weise um ein Achtel vom großen Loose gekommen zu sein. * Der Humor verläßt den Berliner auch in kritischen Lagen nicht. Vor einigen Tagen entstand in der Lüzowstraße ein Feuer dadurch, daß einer Frau, die mit dem Kräuseln ihres Haares beschäftigt war, der brennende Spiritusbehälter zu Boden fiel und die Möbel in Brand setzte. Die herbeigerufene Feuerwehr >eseitigte die Gefahr. Als der hinzukommende Ehegatte die Feuerwehrleute mit dem Aufräumen in seiner Wohnung beschäftigt and, meinte er mit einem Blick auf seine halb ohnmächtige Frau: „Na, nu brennen Sie ihr man auch gleich die Haare fertig!" * Umkehren war nie seine Sache. Als der greise Held Blücher, der tapfere und volksthümliche „Marschall Vorwärts", in Krieblowitz auf dem Sterbebette lag, besuchte ihn Friedrich Wilhelm III. mit seinen beiden ältesten Söhnen und sprach zu ihm von „Hoffnung auf Wiedergenesung". Blücher erwiderte ruhig: Ew. Majestät wissen wohl, mein Weg geht stets vorwärts; ich fühle, daß ich nicht mehr weit vom Ziele bin, und — umkehren war nie meine Sache." ' Wörtlich befolgt. „Weshalb trinken Sie denn Ihr Bier durch einen Strohhalm, Herr Huber?" — „Ja wissen's, der Arzt hat mir strengstens verboten, jemals ein Gias anzurühren." ' Zur Vertheidigung. Richter: „Was veranlaßte Sie, in dem Parterrefenster einzusteigen?" — „Herr Jerichtshof 's pcnsteigen wird mir seit einiger Zeit schwer!" * Selbstmord eines neunzigjährigen Greises. Durch Er hängen machte ein neunzigjähriger Greis, der Rentier Karl Bernhard, in der Wohnung seines Schwiegersohnes in Berlin seinem Leben ein gewaltsames Ende. Da keinerlei Motive für die That vorhanden sind, so kann nur angenommen werden, daß Bernhard in einem Anfall von Trübsinn sich entleibt hat. Marktbericht. Dresden, 29, Mai. (Getreidepreise.) An der Börse per 1000 Kilogramm Weizen, weiß, neu 156—163Mk., do. braun 155—162 Mk., Roggen, neu 123—127 Mk., Gerste 135 bis 145 Mk., Hafer 130—140 Mk. — Auf dem Markte: Kartoffeln per Centner 2 Mk. — Pf. bis 2 Mk. 20 Pf. Butter per Kilo 2 Mk. 20 Pf. bis 2 Mk. 40 Pf. Heu per 50 Kilo 2 Mk. 90 Pf. bis 3 Mk. 20 Pf. Stroh per Schock 24 Mk. — Pf. bis 25 M. — Pf. Meißen. 30. Mai. Butter 1 Kilo 2,16—2,32 Mk. Ferkel 6 Stück 8-11 Mk. fi'sMl'iese empfiehlt di« Druckerei dr. Bl. Kartoffeln verkauft s Ctr. 1 Mk. 70 Pf. Lr»r»t
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