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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 02.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189606027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18960602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18960602
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-02
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Monat
1896-06
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Jahr
1896
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diese Behauptung aber niemals erwiesen. Der Dreibund habe Italien niemals auch nur die geringste Last auferlegt, während .r den Erfolg hatte, den Frieden lange Jahre hindurch erhalten zu haben. Italien befände sich im Dreibunde unter denselben Bedingungen wie Oesterreich und Deutschland; wie könnte man also davon sprechen, daß Italien unter einem Protektorate stehe. Rudini protestirte lebhaft gegen solche Unterstellung; wenn Jm- briani die Ehre gehabt hätte, persönlich den deutschen Kaiser kennen zu lernen, so würde er in ihm einem warmen und auf richtigen Freund Italiens und einen Souverän von sehr edlem Geist und Gesinnung erkannt haben. (Sehr lebhafter und an haltender Beifall.) Die äußere Politik seifortdauernd seit vielen Jahren unverändert; dies beweise, daß sie eine wahrhaft na tionale und populäre sei. Wenn Jmbriani auf die Freundschaft Frankreichs mit Rußland Hinweise, so liefere er damit ein Argu ment, welches den Grundsatz bestätigt, daß kein Staat isoliit bleiben könnte. (Sehr gut!) Redner sei glücklich, daß Jmbriani von den Beziehungen Italiens zu England gesprochen habe, weil er ihm noch einmal die Freundschaft mit England und das vollständige System der italienischen Bündnisse darlegen könne; diese Freundschaft mit England ruhe nicht allein aus Gefühlen, sondern auf Interessen, weil die Jntereffm Englands und Italiens im Mittelmeere gemeinsame seien. (Sehr gut!) Jmbriani, sagte Redner, Hobe von einer Politik von Nörgeleien gegen andere Staaten gesprochen, Redner könne Jmbriani ver sichern, daß dem gegenwärtigen Ministerium eine solche Politik vollständig fremd ist, weil der Dreibund auf den Frieden zwischen allen Großmächten abziele. Einige beschuldigten ihn zu großer Zärtlichkeiten gegen Frankreich und Rußland. Er fühle sich erfreut durch diese Anklage, welche beweise, daß er eine herzliche Politik auch mit Mächten verfolge, die an dem Dreibunde nicht theilnehmen; eine Herzlichkeit, die übrigens auch in den Bezieh ungen zwischen Rußland und Deutschland und zwischen Oester reich-Ungarn und Frankreich existire. Di Rudini schloß, die Politik der Regierung bestehe darin, am Dreibunde sestzuhalten und gleichzeitig herzliche Beziehungen zu allen Mächten, nament lich zu Rußland und Frankreich aufrecht zu erhalten. (Lebhafter Beifall.) — Die Erklärungen des italienischen Ministerpräsi denten über den deutschen Kaiser und den Dreibund berühren um so sympathischer, weil sie, weit entfernt von kalter Geschäfts mäßigkeit und formeller Korrektheit, mit einer entschiedenen Wärme die Sache des Dreibundes vertreten. Dem Reichstage liegt, wie bekannt, ein Gesetz auf Er laß eines Sondergesetzes zur Regelung des Verkehrs mit Kaffee und Kaffee-Ersatzmitteln vor. Gegen diese An regung haben verschiedene deutsche Handelskammern in bcmerkens- werther Weise Stellung genommen. Am schärfsten hat sich die Straßburger Kammer gegen die immer stärker hervortretende Neigung erklärt, für jeden Handelsartikel, bei dem Fälschungen vorkommen, ein Sondergesetz zu erlassen. Sie erkennt jedoch an, daß bei zahlreichen Nahrungsmitteln hinsichtlich der zulässigen Behandlung und Bezeichnung eine bedeutende Rechtsunsicherheit bestehe. Sie hat sich daher dem kürzlich von der Handelskammer zu Duisburg an das Reichsamt des Innern gerichteten Anträge ängeschlossen, wonach das Reichsgesundheitsamt zu einer ständigen Prüfungsstelle für Nahrungsmittel und andere Verbrauchsgegen stände aus den in Betracht kommenden Zweigen eine Samm lung von Gutachten zusammenzustellen hätte, die dem Richter in zweifelhaften Fällen als Unterlage dienen könnte. Auf den selben Standpunkt bat sich jüngst die Handelskammer zu Kob lenz gestellt, die in solchen Fällen eine Spezialgesetzgebung nur dann für angezcigt hält, wenn dies unvermeidlich und die Sach lage klar genug sei, um Las Sondecgesetz auf unanfechtbare Grundlagen stellen zu können. Die Kammer fügt hinzu, daß. wenn der Entwurf über den Verkehr mit Handelsdünger, Kraft futtermitteln und Saatgut Gesetzeskraft erlangen sollte, man ebenfalls weitere ungünstige Erfahrungen auf dem Gebiete der Spezialgesetzgebung zu gewärtigen habe. Dagegen hat die Handelskammer zu Hannover im Reichsgesundheitöamtc ein Ge such befürwortet, worin sich Kaffeehändler für ein Verbot des Röstens von Kaffee und dec Zuführung fremder Substanzen aussprechen, weil »«s Nahrungöwittelgesetz nicht in allrn Fällen Abhilfe schaffte. Thorn, 30. Mai. Heute Vormittag entzündete sich auf dem hiesigen Pionierübungsplatze eine sog. Flattermine von selbst. Hauptmann Adams, Lieutenant Hannemann I und Unteroffizier Plater, sämmtlich von der 2. Kompagnie des zweiten Pionierbataillons, wurden schwer, mehrere Mannschaften leicht verwundet. Alle Verletzten wurden durch die Explosion in die Luft geschleudert. Aus Arhen, 27. Mai, meldet das „Kl. Journal" Der deutsche Kaiser hat 13000 Mk. zum Bau einer deutschen Schule in Athen gespendet. Englischen Blättern zufolge wird das deutsche Kaiserpaar bei der Hochzeit der Prinzessin Maud von Wales sich durch den Prinzen und die Prinzessin Heinrich vertreten lassen. Die Kaiserin Friedrich wird ihre Tochter, die Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, entsenden. Im österreichischen Abgeordnetenhause unternahmen die antisemitischen Redner wiederum einen heftigen Vorstoß gegen Ungarn und die ungarische Milleniumöfeier. Anlaß hierzu gaben die Maßregeln gegen die deutsch-nationalen Wiener Studenten, welche sich zu unstatthaften Kundgebungen gegen die ungarische Staatsjubelfeier hatten Hinreißen lassen. Die Mehrheit des Hauses wollte indessen von dem antisemitischen Anstürme gegen die Magyaren nichts wissen und lehnte daher die Dringlichkeitsanträge der Herren Dr. Lueger und Hauck ab. Der Kaiser Franz Josef ist zur Eröffnung der Dele gationen in Pest eingetroffen, aus welchem Anlaß sich auch der österreichische Ministerpräsident Graf Badeni, der Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski und der Kriegswinister v. Kricghammer nach Pest begeben haben. Auf den Glanz der Moskauer Krönungstage ist gerade zum Zeitpunkte, da sich dieselben ihrem Ausgange zu« neigen, noch der Schatten eines schweren Mossenunglücks gefallen. Auf dem Chodinskyfelde beim Petrowsky-Palast waren schon seit Freitag Abend mehrere hunderttausend Per sonen versammelt, um an der Vertheilung der Gedenkkrüge und Speisen theilzunehmen. Als dieselbe dann am Sonnabend Vormittag begann, erhob sich ein so fürchterliches Gedränge, daß Hunderte von Personen sofort erdrückt wurden und andere Hunderte schwere, theilweise tödtliche Verletzungen erhielten. Nach einer am Abend des Unglückstages erfolgten amtlichen Feststellung der Zahl der Opfer der Katastrophe beträgt dieselbe 1138 getödtete oder ihren schweren Verletzungen erlegenen Per sonen, während über die jedenfalls viel größere Zahl der leichter Verwundeten noch keine näheren Angaben vorliegen. Auf die Kunde von dem erschütternden Unglück befahl der Zar, daß jeder hierdurch verwaisten Familie 1000 Rubel auszuzahlen und die Begräbnißkosten für die Todten auf seine Rechnung zu nehmen seien. Ueber die Einzelheiten der gräßlichen Kata strophe hatte der Moskauer Telegraph bis Sonntag noch nichts gemeldet. Vaterländisches. Wilsdruff, 1. Juni. Ein sehr bedauerlicher Unglücks fall hat die Tischlersfamilie Ernst Richter hierselbst betroffen. Das 3'/2 Jahre alte Töchterchen desselben hatte am Mittwoch Abend voriger Woche durch das Umfallen der etwas defecten Hofthüre im Bäckermeister Hugo Schirmerschen Grundstücke einen Schädelbruch erlitten, woran das arme, bedauernswerthe Kind gestern Nacht gestorben ist. — Für den Besuch der Unteroffizierschule und Unteroffizier-Vorschule Marienberg werden von den königl. Bezirkökommandos die folgenden Bestimmungen bekannt gemacht: Die Unteroffizierschule und die Unteroffizier-Vorschule haben die Bestimmung, junge Leute, welche sich dem Militär stande widmen wollen, zu Unteroffizieren heranzubilden. Die Aufnahme von Aspiranten erfolgt in der Regel nur in die Unteroffizier-Vorschule, bei vorhandenen offenen Stellen aus nahmsweise auch in die Unteroffizierschule. In der Unter offizier-Vorschule werden die jungen Leute in der Zelt zwischen dem Verlassen der Schule nach beendeter Schulpflicht und dem Eintritt in das wehrpflichtige Alter derart fortgebildet, daß sie für ihren künftigen Beruf tüchtig werden. Die Ausbildung in der Vorschule dauert in der Regel zwei Jahre, worauf der Kebertritt in die Unteroffizierschule erfolgt. Die Aufnahme in die Unteroffizier-Vorschule verpflichtet den Betreffenden zum Uebertritt in die Unteroffizierschule unter Uebernahme einer Dienstverpflichtung von vier Jahren im aktiven Heere nach Verlassen derselben. Außerdem ist er verpflichtet, für jeden vollen oder auch nur begonnenen Monat des Aufenthaltes in der Vorschule im Anschluß an die für die Unteroffizierschule übernommene Dienstverpflichtung 2 Monate über die gesetzliche Dienstpflicht hinaus im aktiven Heere zu dienen. Für den Fall, daß ein Vorschüler dieser letzteren Verpflichtung überhaupt nicht oder nicht in vollem Umfange nachkommen sollte, muß er die auf ihn gewendeten Kosten, 465 Mark für jedes auf der Vor schule zugebrachte Jahr, sofort erstatten. Wird ein Vorschüler als zum Unteroffizier nicht geeignet aus der Vorschule entlassen, so ist er zur Erstattung der Kosten nicht verpflichtet. Die Auf nahme in die Unteroffizier-Vorschule ist von folgenden Be dingungen abhängig: 1. Die Aufzunehmenden dürfen in der Regel nicht unter 15 und nicht über 16 Jahre alt und müssen mindestens 147 Centimeter groß sein. 2. Sie müssen voll kommen gesund, im Verhältniß zu ihrem Alter kräftig gebaut, sowie frei von körperlichen Gebrechen und wahrnehmbaren An lagen zu chronischen Krankheiten sein, ein scharfes Auge, gutes Gehör und eine fehlerfreie (nicht stotternde) Sprache haben. 3. Die Aufzunehmenden müssen sich tadellos geführt haben, leserlich und im Allgemeinen richtig schreiben, Gedrucktes ohne Anstoß lesen und die vier Grundrechnungsarten rechnen können. Wer in die Vorschule ausgenommen zu werden wünscht, hat sich, nachdem er mindestens 14 Jahre 6 Monate alt geworden ist, begleitet von seinem Vater oder Vormund, persönlich bei dem für seinen Aufenthaltsort zuständigen Bezirkskommando oder bei dem Kommandeur der Unteroffizier-Vorschule bis zum 15 Januar des betreffenden Jahres, in welchem er die Ein stellung wünscht, vorzustellen und hierbei folgende Papiere vor zulegen: 1. den Geburts-und Taufschein, 2. den Konfirmations schein, 3. ein Führungsattest von der betreffenden Ortsobrig keit, 4. die Fühlungsatteste von den bisherigen Brod- oder Lehrherren, 5. alle Schulentlassungszeugnisse, 6. den Wieder impfschein, 7. bei beoormundeten Aspiranten die schriftliche Ein willigung der Obervormundschaftsbehörde. Nichtsächstsche Aspi ranten melden sich beim nächstgelegenen sächsischen Bezirks kommando an. Insoweit Stellen frei find, erfolgt die Einbe rufung in die Vorschule im April jeden Jahres. Die Einbe rufen haben sich zunächst in das Stabsquartier des betreffenden Bezirkskommandos zu begeben. Hier werden sie nochmals ärzt lich untersucht und erhalten im Falle der Tauglichkeit für die Anreise dorthin eine Vergütung: bei Eisenbahnverbindung 1,5 Pfennig und bei Landweg — nächste Poststraße — ohne Rücksicht auf das wirklich benutzte Beförderungsmittel 10 Pf. für jeden Kilometer. — Gauernitz. Im herrschaftlichen Gasthofe fand am Mittwoch die Verpachtung der diesjährigen Erträge der Kirsch plantagen des Rittergutes Gauernitz statt und hatten sich hierzu, wie bei dem großen Interesse, welches man gerade dieser Ver steigerung allenthalben entgegenbringt, vorauszusehen war, zahl reich die Bewerber — Obsthändler aus ganz Sachsen — ein- gefundcn. Der Zuschlag erfolgte auf das Höchstgebot von 4530 Mark an den Obsthändler Wilhelm Stuhr aus Leipzig. Die Erstehungssumme ist danach immer noch einige Hundert Mark höher als im Vorjahre. — Aus der Lößnitz. Am Donnerstage wurden vom Händler Gustav Mohn in Niederlößnitz die ersten reifen Erd beeren zum Preise von 4 Mark pro Liter aufgekauft und nach Leipzig versandt. Die Ernte wird mit Sonntag ungefähr be ginnen und verspricht eine sehr reiche zu werden. — Das be kannte Volksfest, das Kötzschenbrodaer Erntefest und Vogel schießen, beginnt in diesem Jahre Sonnabend, den 22. August, und dauert bis Dienstag, den 25 August. — Eine wichtige Abänderung der Postordnung, die be sonders für den Drucksachenversandt von großer Bedeutung ist, hat soeben das Reichs-Postamt verfügt. Bisher konnten näm lich Drucksachen und Waarenproben zu dem entsprechenden Porto nicht unter Nachnahme verschickt werden. Sie wurden viel mehr, wenn ein Nachnahmebetrag erhoben werden sollte, als Briefe behandelt, sofern sie unter 250 Gramm wogen. Schwerere Drucksachen aber mußten als Pakete oder als Poflaufträge zu Büchersendungen aufgegebcn werden. Nun hat das Reichspost amt verfügt, daß auch Drucksachen und Waarenproben als solche und mithin zu den für dieselben bestehenden eigenen Portosätzen unter Nachnahme versandt werden können, wonach nunmehr das Erheben von Nachnahmebeträgen auf sämmtliche Arten von Postsendungen zulässig ist. Nur wird dabei den einzelnen Ober-Postdirektionen anheimgestellt, Drucksachen mit Nachnahme im Gewicht von 250 bis 1000 Gramm von dec Beförderung durch Schnellzüge auszuschließen. — An den 3 Pfingstfeiertagen wurden von den Wagen der elektrischen Straßenbahn in Chemnitz befördert 101 S60Personen, und zwar am Sonntag 32384, am Montag 34363 und am Dienstag 35 213 Personen. Es wurde dabei zurückgelegt über 21000 1cm, also mehr als der halbe Erdum fang. Wenn trotzdem dabei kein einziger Unglücksfall zu be klagen ist, kann man wohl den Schluß ziehen, daß das in Frage kommende Fahrpersonal ein gutes ist und freudig und aufmerk sam seinen Dienst thut. Falsches Spiel. Roman von E. von Linden. (Nachdruck verboten.) (Uebersetzungsrecht Vorbehalten.) (Fortsetzung.) „Ich will nicht Christian Paulftn heißen, wcnn's nicht Joe Catton gewesen ist," flüsterte der Alte, „hab's dem Sanden gar nicht verrathen, weil der geschworen hat, ihn an den Galgen zu bringen, und der Herr Hauptmann mit sowas nichts zu schaffen haben mag. Diese gottvergessene Frechheit, mich nieder zuschlagen und zu berauben auf Grund und Boden der Rinder- Farm. Aber den Brief hat er gottlob nicht gekriegt, und dar auf war's just abgesehen. Ich war nämlich zuerst nicht ganz be täubt, obschon er meinen Schädel traf, daß ich die Engel im Himmel singen hörte, aber ganz deutlich sein Fluchen und Toben nach dem Briefe. Hat der Esel, der John Alting wohl zuviel Brandy zu sich genommen, meinte er endlich, und doppelt ge sehen? Diesen Esel hier schlage ich am besten ganz todt. Er wollt' mir just den Genickfang geben, als er Schritte hörte, da machte er sich flugs aus dem Staube. Und dann wußte ich von nichts mehr und kam erst wieder hier bei Sanders zu mir selber." „Und was hattet Ihr denn bei Lieutnant Alting zu thun?" fragte Romberg zerstreut. „Hat der Herr Hauptmann Ihnen nichts davon gesagt, junger Herr?" „Nein, kein Wort —" „Hm, mit L eutenont Alting, Sie kennen ihn doch, —" „Er war einige Male auf unserer Farm, als ich just ab wesend war. Gesehen habe ich ihn niemals." „Richtig, mein alter Schädel brummt mir doch noch ge waltig," meinte Paulsen, einen ingrimmigen Fluch unterdrückend, „aber den Brief müssen wir erst haben. Der Lieutnant, — es sah schlecht mit ihm aus — gab mir heimlich den Brief für den Herrn Hauptmann, und band mir auf die Seele, ihn gut zu verstecken von wegen seinem Sohne, den er mit versiegelten Papieren nach unserer Farm geschickt habe. Ihr könnt überfallen werden , sagte er ganz leise und mit einer gottjämmerlichen Angst — mein Sohn hat einen schlimmen Anhang. — Joe Catton zum Exempel, sagte ich und er nickte mit einem tiefen Seufzer dazu. Na ich steckte den Brief zu mir und verließ das Wirths- haus. — Draußen trieben einige Sander'sche Knechte ein halbes Dutzend stattliche Ochsen daher, die für die Rinderfarm bestimmt waren, wir begrüßten uns und ich sagte leise: „Nehmt Euch in Acht, Jungens, Joe Catton der Pferdedieb, treibt sich hick wieder in Ler Gegend herum. Ihr wißt, daß er auch einen Mastochjen nicht verschmäht. — Wollen die Augen offen halten, sollt Dank haben, olll bo)! Wollen nur einen Brandy hin- untergießen, und dann weiter. Geht Ihr mit uns? Das lag nicht in meinem Plan, denn ich bat den alten Jimmy, mir einen Brief nach der Rinderfarm zu nehmen und band's ihm auf die Seele, ihn sorgfältig zu bewahren, da er für seinen Herrn von größter Wichtigkeit wäre. Jimmy ließ den Bries zwischen daö Futter seines Rocks, das oben an einer Stelle zerrissen war, gleiten und nachdem ich mich von der unteren Dichtigkeit der Naht überzeugt hatte, ging ich meiner Wege. Da prallte ich an der Stallecke mit einem Gentleman zusammen, der mich scharf ansah. Es war der Sohn des dänischen Lieut- nants, ein wüster Geselle, der ganz darnach aussah, daß er gleich mit Revolver und Messer del der Hand war. Ec sah mich scharf an und fragte, ob ich auf Romberg's Farm zu Hause sei und ob ich —" „Hört, alter Freund, Ihr seid verwundet, und ich bin zornig auf mich selber, Euch die lange Geschichte nicht geschenkt zu haben," unterbrach Romberg ihn hastig, „was gehen mich jene fremden Menschen an, die Euch armen Kerl erst hingelockl und dann nach Banditen-Art niedergeschlagen haben? — Es muß eine nette Gesellschaft sein, und ich danke Gott, nichts damit zu thun zu haben." „Aber ich muß dem Herrn Hauptmann den Brief abliefern!" stöhnte Paulsen, beide Hände an den Kopf legend. „Wenn nun der alte Jimmy ihn verloren hätte, was sollte dann auS mir werden?" „Der Brief war doch von diesem kranken Alting, dem Vater des wüsten Sohnes, für meinen Vater geschrieben?" „Na, gewiß, Herr Romberg, haben Sie denn mein Schrei ben, das ich durch den Peter schickte, nicht gelesen?" „Versteht sich, man wird ganz wirr im Kopfe, da ich nicht begreife, was wir mit diesem Gelichter zu thun haben." Der Verwundete sah ihn nachdenklich an. „Der Hauptmann wird's Ihnen schon sagen," meinte er dann, einen Seufzer unterdrückend. „Na, dann beruhigt Euch nur darüber, alter Freund!" sagte Romberg sich erhebend, „denn was den alten Jimmy an- bctrifft, so kann er doch nicht eher kommen als die Andern, — weil die Ochsen oft verzweifelt störrisch sind und nicht von der Stelle wollen." „Das stimmt," nickte Paulsen, dessen Gesicht sich ein wenig aufheiterte, „dachte garnicht an die störrischen Ochsen." Romberg drückte ihm die Hand und verließ die Stube, während Paulsen vor sich hinmurmelte: „Entweder — oder. — Herr oder bankerott! das ist mein Prinzip. Der Haupt mann hätt's ihm nicht sagen sollen, daß er nicht zu ihm ge hörte. Das muß ich ihm auch noch klar machen. Ich kenne ihn, wird sich hüten, seinen Namen mit dem andern zu ver tauschen. Was wird's nun geben?" Der junge Farmer mußte noch draußen in der Küche °e Frau Sander standhalten, die nicht müde wurde, ihm in ihrer Weise Trost einzusprechen, was ihm plötzlich so unerträgli« wurde, daß er Kopfschmerzen vorschützte, um nur hinaus m v frische Luft zu kommen.
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