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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 30.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189604308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18960430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18960430
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-30
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Monat
1896-04
-
Jahr
1896
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Schwer aufseufzend fuhr er mit der Hand über die Augen und starrte auf's Neue auf den Namen, der mit einer unsicheren Hand geschrieben zu sein schien. Er bemerkte es nicht, daß der Diener, welcher vorhin die Lampe gebracht hatte, wieder eintrat, eine Cigarrenkiste auf den Schreibtilch stellte und sich dann ge räuschlos entfernte. Sein Geist weilte in der Vergangenheit bei einem fröhlichen Knaben, besten Kindheit er in den ersten Lebensjahren mit eifersüchtiger Liebe bewacht und behütet hatte. Justus Alting war zehn Jahre alt, als den Eltern noch ein Spätling geboren wurde, der kleine Hans, ein herziges Bübchen mit braunen Augen und dunklem Haar, das Ebenbild der Mutter, einer Rheinländerin, deren leichtes und fröhliche« Tem perament dieser Knabe geerbt hatte, während Justus dem Vater glich und ein echter Sohn seiner nordischen Heimath war. Leider wurden die Eltern ihnen früh entrissen, der Vater, ein Edelmann der alten Schule, war ebenfalls eine Zeit lang dänischer Offizier und zwar bei der Garde in Kopenhagen ge wesen. Durch seine Heirath mit einer rheinländischen Pro- fessorstochter hatte er sich mißliebig gemacht, seinen Abschied genommen und sein geliebtes Gut Altinghof, das er nach dem Tode des Vaters verpachtet hatte, selber übernommen. Sein ältester Sohn — unser Rittmeister Justus — war als Erde des Rittergutes zum Landwirth bestimmt, doch infolge seiner unüberwindlichen Neigung für den Eoldatenstand Offizier ge worden, nachdem er ausdrücklich zu Gunsten seines Bruders auf sein Erflgeburtsrecht verzichtet hatte. In den Sturmjahren 1848 und 49, welche der alte Baron nicht zu begreifen ver mochte und als loyaler dänischer Untcrthan verurtheilte, stand sein jüngster Sohn Hans auf seiner Seite, weil dieser, der erst sechszehn Jahre zählte, durchaus dänischer Marineoffizier werden wollte. Der verblendete Vater, der befürchte» mochte, daß Preußen siegen und nach seinen militärischen Gesetzen den Sohn später seinem Heere einreihen werde, sandte seinen Liebling wirk lich heimlich nach der dänischen Hauptstadt, wo dieser sofort in die Marineakademie eintrat. Dann kam der niederschmetterndste Schlag für den alten Baron, als sein ältester Sohn sich den Reihen der Schleswig- Holsteiner, der „Insurgenten", wie sie genannt wurden, anschloß. Nur der unablässigen Fürsprache und dem Flehen der Mutter, die ihrem Erstgeborenen zur Seite stand, hatte Justus es zu verdanken, daß er nicht enterbt, nicht verstoßen wurde. Ein unheilbarer Riß war durch die einst so glückliche Familie ge gangen, Zwietracht herrschte, wo sonst der Friede gewohnt, und die beiden Ehegatten, die sich nicht mehr verstanden, fühlten sich durch eine unselige Kluft urplötzlich getrennt. Der alte Herr konnte diesen Zustand nicht lange ertragen. Bevor der für Schleswig-Holstein so verderbliche Friede geschloffen wurde, sank er in's Grab, von einem Herzschlag jählings dahingerafft. Nur der älteste Sohn mit der trostlosen Mutter stand an seiner Gruft, da der jüngste, das Herzblatt des todten Vaters, nicht kommen konnte, weil er ein Feind seiner Heimath geworden war. Nach dem Frieden erschien Hans Joachim, der die Todes nachricht durch den Bruder erhalten hatte, eines Tages in Altinghof und zwar als dänischer Seekadett. Er war in den zwei Jahren seiner Abwesenheit zu einem schönen, kecken Jüng ling herangewachscn, dem die Uniform so prächtig stand, daß selbst dte deutsche Mutter ihre innige Freude an ihm hatte. Und er war ja auch noch derselbe liebe Junge mit dem offenen klaren Blick und dem guten Herzen, das zeigte deutlich genug seine tiefe Trauer um den Vater, sein Glück bei dem Wieder sehen der Mutter und feine Bestürzung, den Bruder nicht da heim zu finden. Dann besann er sich, daß dieser als ehe maliger dänischer Offizier jetzt der ganzen Strenge des Mili tärgerichts verfallen und also für immer, wie er sich überzeugt hielt, aus der schönen Heimath verbannt war. „Armer, unglücklicher Justus!* klagte Hans in aufrich tigem Schmerz, „warum folgte er den Reoolutionshclden und nicht seinem militärischen Pflichtgefühl, dos in dem Fahneneid und in der Disziplin wurzelt. Ich müßte ihn deshalb Haffen und verachten, wenn nicht vor zwei Jahren die halbe Welt ver rückt und Schleswig-Holstein seit dem Entstehen de« verräthe- rischen meerumschlungenen Liedes nicht überhaupt schon unzu rechnungsfähig gewesen wäre. Ich will ihn nicht verurtheilen —" „Das würde Dir, dem unreifen Knaben, auch schlecht an stehend fiel ihm die Mutter streng ia's Wort. „Iustus that, wie es ihm sein deutsche« Gefühl und die Vatcrlandspflicht ge bot. Er muß die Verbannung, welche viele tapfere Kameraden mit ihm theilen, ruhig tragen, bis em schönerer Morgen tagt." Hans zuckte ungeduldig die Achseln und meinte dann, daß es ihm leid thue um den Bruder, weil dieser Morgen niemals tagen werde, daß er aber nicht nach Kopenhagen zurückkchren wolle, ohne ihn vorher gesehen zu haben. „Justus ist augenblicklich noch in Hamburg," sagte die Baronin, welche außerordentlich leidend aussah, wie Hans mit geheimer Angst bemerkte, „er wird aber in den nächsten Wochen eine überseeische Reise antretcn, um die Welt kennen zu lernen. Ich hätte ihn ebenfalls gern noch einmal gesehen, wenn meine Gesundheit cs mir gestattete —' „Du fühlst Dich nicht wohl, Mama?" fiel Hans hastig ein. „Nur äußerst schwach, mein Sohn, ich wollte, Du wärest erst so weit, um Altinghof übernehmen zu können." „Ich, Mama? — Was fällt Dir ein? Wie kann ich als Seemann, als Marineoffizier unser Gut übernehmen? Ich leiste Verzicht darauf." „Du bist noch zu jung und zu unerfahren, um eine solche Verzichtleistung begreifen zu fkönnen. Justus mußte verzichten und ich bin nun erst recht nicht im Stande, für Dich einzu treten. Sprich, was soll geschehen? Da« väterliche Testament nennt nur Dich den Erben von Altinghof, während Justus ein Baarvermigen erhält." „Dann verkaufe ich das Gut, Mama," warf Hans Joachim leicht hin. „Das Haus, wo Eure Wiege gestanden? Das Stamm gut Eurer Vorfahren?" rief die Baronin entsetzt, „niemals darf das geschehen, mein Sohn, Dein Vater würde im Grabe keine Ruhe finden. — Aber Justus wird einen Ausweg er sinnen und deshalb ist Dein Gedanke, ihn in Hamburg zu be suchen, gut. O, könnte ich den armen Jungen nur noch ein mal in diesem Leben wiedersehen," setzte sie mit hervorbrechendem Schmerze hinzu. „Aber laß nur, mein Kind, und mach' ihm das Herz nicht schwer damit, — versprich mir aber, die leidige Politik, welche uns so viel Unglück und Weh gebracht hat, nicht zu berühren, ihm keine Vorwürfe zu machen, und es nie mals zu vergessen, wir sehr er Dich, den Nachgeborenen, stet« geliebt und verhätschelt hat. Bedenke, daß er der Aeltere ist und daß er als deutscher Mann für sein Heimathland gekämpft hat, willst Du dies nicht vergessen, wenn Du Deinem Bruder gegenüberstehst, mein Sohn?" Jans versprach Alles. Er reiste am nächsten Morgen ab und traf den überraschten Iustus noch in Hamburg anwesend. Der junge Kadett hielt sein Wort in Betreff der Politik, hätte es, im Vertrauen gesagt, auch nicht gewagt, dem ernsten, ihm so weit überlegenen Bruder irgend einen Vorwurf zu machen. Auch brach die alte Liebe zu mächtig hervor, um noch Raum für politischen Zwist zu gewähren, weshalb es dem stürmischen Drängen des Jünglings sogar gelang, die gewichtigen Bedenken hes Bruders in Hinblick auf den Herzenswunsch der leidenden Mutter zu besiegen. Justus willigte ein, ihn heimlich in der Livree eines Kutschers nach Altinghof zu begleiten. Hans kaufte sich in Hamburg einen leichten Wagen und ein schnelles Roß, um nicht die Bahn zu benutzen und den Bruder, welcher das Fahren ausgezeichnet verstand, in dieser Vermummung glücklich heimzubringen. Wer jene Jahre nach dem Friedensschluß bis zum Tode Friedrich VII. von Dänemark in Schleswig-Holstein durchlebt hat, der weiß auch genugsam, welche Gefahren mit der Heimkehr eines „Insurgenten", der vordem als Offizier dem dänischen Heere angehört hatte, verbunden waren. Die Baronin Alting erschrak deshalb auch ebenso sehr beim Anblick ihres ältesten Sohnes, wie sie sich seines Opfer- muthes freute, zumal sie es nur zu sicher empfand, daß dieses Wiedersehen das letzte auf Erden sein werde. Und doch athmete die Mutter erst erleichtert wieder auf, als sie noch seinem Scheiden die Anzeige seiner glücklichen Ankunft in Hamburg von ihm empfing. Justus hatte Alles nach Wunsch der Mutter geordnet, indem er einen Scheinverkauf des Gutes mit dem langjährigen erprobten Verwalter abschloß, den die Baronin als Vormünderin ihres minderjährigen Sohnes gerichtlich ausführen ließ, während ein geheimer Kontrakt dem Käufer nur das Pachtrecht zustcherte. Baron Justus Alting wurde darin, wie Mutter und Bruder es verlangten, als Gutsherr beglaubigt. Dieses geheime Dokument war durch den alten Sach walter des verstorbenen Barons angefertigt und mit seinem Notariatsstegel versehen dem ältesten Sohn eingehändigt worden. Als Justus Alting, welcher in der Schleswig-Holsteinischen Armee den Rang eines Rittmeisters bekleidete, seine erste Reife über's Weltmeer gemacht und den amerikanischen Boden be treten hatte, ahnte er nicht, daß seine geliebte Mutter daheim >m Sterben lag und mit einem Segenswunsch für ihre Söhne für immer die Augen schloß. Erst nach zwei Jahren, als er von seiner Amerikareise wohlbehalten in Hamburg wieder eintraf, fand er unter den mittlerweile an ihn eingelaufenen Briefen, die sein Hotelwirth für ihn aufgehoben hatte, auch ein Schreiben seines Bruders mit der Todesanzeige. Diese Nachricht traf ihn wie ein Donnerschlag, weil er sich in seinem Gewissen schwer bedrückt fühlte. Hatte er's doch >n einer unbegreiflichen Zerstreutheit und Fahrlässigkeit, die nur mit dem Gefühl lebenslänglicher Heimathlosigkeit entschuldigt werden konnte, unterlassen, irgend welche Nachricht über's Welt meer gelangen zu lassen — und nun? Er nahm den Bries noch einmal zur Hand, und sah an dem Datum zur schmerz lichen Beruhigung, daß die theure Mutter schon wenige Monate nach dem letzten Wiedersehen dem Vater in's Grab gefolgt war. Und er, der Verbannte, Heimathlose, durfte dos Vater haus nicht aufsuchen, nicht an der Gruft der geliebten Ver blichenen seinen Schmerz ausweinen, Er schrieb an den Verwalter Petersen und legte einen Brief an Hans Joachim bei. Die Antwort erfolgte umgehend mit einer großen Summe in Banknoten und der dazu ge hörigen Abrechnung. Es hatte dem braven Verwalter viele Mühe gemacht, deutsche Kassenscheine zu erhalten, weil deutsche« Geld in Schleswig-Holstein bei Konfiskation und hoher Strafe verboten war. Nur der Umstand, daß dieses Geld an die Adresse des dänischen Konsulats-Sekretärs in Hamburg, welcher dem Verwalter Petersen zu großem Dank verpflichtet und dabei ein braver, verschwiegener Herr war, gerichtet wurde, ermöglichte den richtigen Empfang der hohen Summe. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Es klingt fast wie ein Stückchen aus der guten alten Zett, was im „Protestant" von dem Pfarrer im Hochthai Schaufigg in Graubünden berichtet wird. Derselbe hat für eine sehr geringe Besoldung jeden Sonntag zweimal zu predigen, einmal im Pfarrdorf und dann in der 2 Stunden höher gelegenen Filialkirche. Der Weg dahinauf ist sehr beschwerlich und mit nicht geringen Gefahren verknüpft, da Lawinenstürze eine keines wegs seltene Erscheinung daselbst sind. Bei den kurzen Tagen des Winters kann der Pfarrer am Sonntag den Weg nicht wieder zurück machen und muß deshalb über Nacht oben bleiben, wo er in bestimmten Wohnungen der Reihe nach beherbergt wird. Alle Hausgenossen, Männlein und Weiblein, schlafen da gewöhnlich in einem Raum und auch der Pfarrer erhält hier seine Lagerstätte. Während er noch mit dem Hauswirth im Gespräch ist, sind schon die Frau und die Mädchen ver schwunden und haben ihre Betten gesucht. Der Pfarrer und der Hausherr folgen nach, aber ohne Licht, denn es ist die Sitte des Hauses, daß die Männer ihr Lager im Dunklen finden müssen. Nachdem der Pfarrer noch als letzte Tages aufgabe ein Abendgebet gesprochen hat, schlafen bald alle den Schlaf der Gerechten. Am folgenden Morgen ist der Haus wirth schon sehr früh zu seinem Vieh gegangen, das weibliche Personal ist auch vor Tagesanbruch in aller Stille aus dem Schlafraum verschwunden, sodaß der Pfarrer sich allein ankleiden und darauf in das Wohnzimmer begeben kann, wo die Wirthin seine Morgensuppe bereitet hat. Dann wird die Rückreise, oft gefährlicher als der Aufstieg, angetreten. Ehrwürden setzt sich auf einen kleinen Holzschlitten uud bergab geht's dem Pfarrdorf zu. Wenn ja einmal der „elegante Landauer" umgeworfen wird, so ist das kein großer Schaden, denn der Schnee m Schaufigg ist auch nicht härter als anderswo. Nm Ende der Fahrt nimmt der Pfarrer alle seine Fahrkunst zusammen, um pfeilschnell, aber regelrecht in sein Dorf hinabzukommen, in dem seine der- gestaltigc Ankunft nicht weiter auffällt, sondern Jedermann sich freut über den in allen Lebenslagen tüchtigen Herrn Pfarrer. * Uebcr Noth und Elend in den Vereinigten Staaten schreibt man der „N. Züricher Ztg." aus New-Jork: Amerika gilt noch immer für viele Menschen als das gelobte Land, »o man Schätze und Reichthum auf der Straße finden kann, wo alle Menschen gleichberechtigt und gleichglücklich sind, wo Armuth und Elend zu den Ausnahmen gehören und wo die Freiheit sich förmlich auf den Gaffen und Märkten herumflegelt. That- sächlich geht es hier vielen, die in der alten Heimath kaum satt zu essen hatten, so gut, daß sie sich allerlei Luxus, der ihnen in Europa wohl für immer versagt bliebe — und das selbst bei dem ehrlichsten Streben und Arbeiten — erlauben können, und da darf man sich denn nicht wundern, wenn ihr Rühmen und Preisen der großen Republik kein Ende nimmt. Neben diesen vielen aber, denen es hier gut geht, giebt es noch viel mehr, deren Hoffnungen bitter enttäuscht wurden und die nul deshalb hier aushalten, weil Armuth und Elend hier immer noch leichter zu ertragen sind, als daheim. Amerika ist da« Land der Extreme. Neben prächtigen Marmorpalästen stehen die schmutzigsten armseligsten Holzhütten, neben dem Millionär wohnt der dem Trunk ergebene Bettler. Während einzelne Staaten oder Städte ungeheure Summen für Erziehungs- und Bildungszwecke verausgaben, giebt es Gegenden, in welchen das Volk fast ebenso entfernt von aller Gesittung ist, wie in wilden Ländern, wo es nahezu ebenso unwissend und ebenso traurig arm ist, wie der durchschnittliche chinesische Kuli. Man muß mit den Bewohnern der Gebirge von Nord-Carolina und Tenessee und den angrenzenden Staaten in Berührung gekommen sein, um zu wissen, daß es in der Union eine große Klasse von Menschen giebt — und zwar nicht etwa Neger, sondern Weiße — denen der Staat jede Gelegenheit zur Ausbildung versagt und nach denen auch die Kirchen und religiösen Sekten, die sich sonst um die unglaublichen Dinge kümmern, nichts fragen. Nur wenige von diesen Leuten können lesen oder schreiben, und viele von denen, die in abgelegeneren Gegenden wohnen, sind jeglicher Gesittung bar und so arm, daß ihre Lage an Nothstand grenzt. Sie leben in elenden fensterlosen Hütten, besitzen ein paar Acker mageren Landes, die gerade genug Welschkorn für den Brotbedarf der Familie ergeben und vielleicht noch Nahrung für ein oder zwei Schweine bieten. Das Welschkorn wird gegen eine Theilabgabe an den Müller in der nächsten Mühle gemahlen, das Schwein wird im Herbst geschlachtet und das Fleisch ein gesalzen und davon wird das Leben gefristet. Andere Nahrungs mittel sind unbekannt. Hier und da belädt wohl ein Rührigerer oder Beffergestellter unter diesen Leuten, wenn das Jahr ein außergewöhnlich gutes war, im Herbst einen selbstgezimmertcN Wagen, spannt einen kümmerlich aussehenden Ochsen oder ein Maulthier davor und führt den Ueberschuß des Jahres nach der nächsten Stadt hinab, wobei er nur langsam vom Fleck kommt und des Nachts am Wegrande oder unter dem Wagen schläft. In den Städten des Südens begegnet man zuweilen jolchen bedeckten Wagen und ihren Führern, eckigen zerlumpten Männern und Frauen, die sich stumpfsinnig von Thür zu Thür schieben und ihr Popcorn, ihre Wallnüffe und Acpfel fellbieten. Selten sieht man so hoffnungsloses Elend in so trauriger Weise ausgedrückt, wie in Gang, Stimme und Wesen dieser Bergbewohner — des „armen weihen Gesindels", wie die mit leidigen Neger sagen. Alles Leben scheint diesen Leuten verloren gegangen in der Armuth und dem engen Gesichtskreis, die von Geschlecht zu Geschlecht ihr Erbthcil waren. Familienfchden, die sich von Generation auf Generation fortpflanzcn, veranlassen häufige Mordthaten, aber keine Obrigkeit, keine Polizei kümmelt sich darum. Ein Streit um ein Stück Land, ein Zank wegen deS unberechtigten Weidens eine« Esels endigt oft mit Flinten schüssen und dem Tode eine« oder mehrerer Menschen, den» das Leben ist billig in den Bergen. Achnlichcr Armuth und Verkommenheit kann man oft genug in Amerika begegnen und schon sehr häufig ist auf die gänzliche Vernachlässigung solchtl Menschen durch Staat und Kirche aufmerksam gemacht worden, aber alle Aufforderungen, jene Armen aus ihrer Versumpfung Herauszureißen, waren bis jetzt erfolglos. Das altenglische Sprich wort, daß alle Wohlthätigkeit zu Hause ihren Anfang nimmt, scheint den anglo, amerikanischen Kirchcngesellschaften unbekannt zu sein. Sie schicken alljährlich zahlreiche Missionare nach Chins und Japan, um die gelben Menschen, nach Afrika, um d" Schwarzen, nach Kleinasien, um die Türken und andere zu be kehren und deren Lage zu bessern, und übersehen geflissentlich das große MisstonSfeld, welche« ihr eigenes Land ihnen bietet. * „Hier finden tüchtige Biertrinker dauernde und lohnende Beschäftigung".— so lautet die Inschrift eines Bierschildes in einer Holkenauer Wirthschaft. Dieses verlockende „Arbeits gesuch" hatte sich ein Stuckateurgehilfe aus Kiel als tüchtige' Biertrinker zu Nutze gemacht und in der Wirthschaft sehr an dauernd gezecht. Als der Wirth endlich Zahlung verlangte, hatte der merkwürdige Gast die Kühnheit, mit sardonisch^ Lächeln auf das Bicrschild mit der verh-isung-vollen Inschrift zu verweisen und noch dazu den „Lohn" für seine feuchtfröhlich' Thätigkcit zu beanspruchen. „Er würde den Lohn auch — ab trinken, wenns nicht anders sein könnte", äußerte er mit dcN> vergnügtesten Gesichte der Welt. Dem Wirthe blieb nichts Anderes übrig, als die Polizei zu holen. Diese schrieb wohl den Namen des seltsamen „Arbeiters" auf, ließ ihn aber laufe», da er fortwährend auf das Schild verwies, im besten Glaube» gehandelt haben wollt: und vorschlug, der Wirth solle ihn ver klagen. Dieser mußte nach Lage der Sache auf den Civilwt) verwiesen werden, dürfte aber das verhängnisvolle Schild fort entfernt haben, um nicht noch anderen „Arbeitslosen" nach dieser Richtung hin lohnende Beschäftigung zu geben. * Höflichkeit ist eine Zier. Eine ungewöhnliche Szene fa»° beim Schwurgericht in B. statt. Nach Schluß der letzten Sa^' dankte der Vorsitzende den Geschworenen in üblicher Weise f"' ihre treue und hingebende Mitwirkung. Kaum waren die letzt'" Worte verklungen, als sich der Obmann, ein pensionier» Oberst, erhob und in mächtigen Worten die Verdienste de, Vorsitzenden pries, indem er, wie die „Kölnische Volkszeitung schreibt, ihm im Namen der Geschworenen für seine unparteul« und geschickte Leitung dankte. Darauf brachte er ihm ein dreifach Hoch au«, in welches nicht nur die Geschworenen, sondern au die anwesenden Vertheidiger und Zeugen einfielen. Sogar Angeklagte hat sich, wie erzählt wird, in bescheidener dieser Huldigung angeschlosien. * Ein moderner Spartaner. Schwiegermutter (ihren Dw» gersohn in der Sommerfrische besuchend): „Nun, da bin und gedenke einige Zeit hier zu bleiben. Aber ich bekommen Regen, die Sonne verdunkelt sich . . ." — Schw> ü sohn: „So werden wir im Schatten kämpfen!" für Ersch 9 I HV nächste weich im G< Zack« Bren M werden „B für die 70 Pst 87 Pst Gesch D jüngsten dam ei Besuch besten 8 ihn süd Wien u dem hol in Ber! Ferdin im Lani Neuen ! Allg. Z Bulgari kommen Di Besuchet Die An ViN u Vorstelli dem Ge deren E empfang mit Gei Enthüll im Hote ab. U '/,8 Uh Es verhüllet bloß de sondern Grund wörtlich, Chefs i
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