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Ailage zu Ao. 47 des Wochenblattes für Wilsdruff etc Men hatten Sie die? Es waren meine Ersparnisse. Und Verein eil, Abends 8 tartin 8 der Lage zu st ausführcn >urch crgcbcnst pril eine erstand. n. , Lieder sprechen, der dichter winkt ihm Schweigen zu. „Ange klagte, ich mache Sie aufmerksam, daß Sie geschworen haben, die Wahrheit und nur die Wahrheit zu sprechen. Ist Ihr - Mann öfter betrunken?" Die Gefragte schweigt. Herrn PmvaudS gequälter Brust entringt sich jetzt der Stoßseufzer: „Herr Richter, zweimal, nur zweimal bis jetzt in unserer zwölf jährigen Ehe ist's mir pafsirt. Einmal, als mir mein Junge geboren ward, und neulich, ich hatte in den Hallen ein über raschend gutes Geschäft gemacht und viel verdient, mehr wie sonst in einer Woche, und da mußte ich meinen Kollegen ein paar Flaschen Wein zum Besten geben, dann spendirte mein Freund Ambert auch was, darauf kam Labadie an die Reihe und dann " „Und dann?" erkundigte sich der Richter. »Dann weiß ich weiter nichts!" schließt Herr Puiboud sehr klein laut. — „So erzählen Eie es uns weiter," wendet sich der Richter an den Zeugen Binot, „denn die Angeklagte scheint öfters von ihrem Grdächtniß in Stich gelassen zu werden." — Der zweite Zeuge, unter dessen Verband schneeweiße Haare hervorschimmern, erzählt nur stockend und mit bescheidener Stimme: „Herr Richter, von mir geht die Anklage nicht aus, ich hätte es nie gethan, jene Herren da," ec wendet sich zu den beiden Polizisten, „haben es verursacht." — „Wie," fragt der Richter verwundert, „Sie wollten nicht einmal, daß jene Frau angeklagt würde, Sie, der Sie von ihr schwer verletzt wurden und zwei Wochen im Krankenhause liegen mußten?" — „Rein, Herr Richter, ich wollte es nicht," sagt der Gefragte schlichten kunst. Heu Frauen wer^ gebenst eingelM Vsrstan-. n, ebenso »Uv iir WilsdriF verborgen unter dem Fußboden im Zimmer Ihrer Mutter in London batte man 400,000 Franken gefunden, wie waren die dahingerathen?" — „Das weiß ich nicht, wahrscheinlich wird sie Herr Octave Mellecio meiner Mutter übergeben haben." Damit ist das Verhör geschlossen. Der Staatsanwalt beantragt Bestrafung wegen gemeinsamen Diebstahls und Unterschlagung, der Vertheidiger in flammenden Worten die Freisprechung: „Sehen Sie hin, meine Herren, die wahre Schuldige ist dort," und sein Finger richtet sich auf die korpulente Madame Mellerio, „warum hat sie ihrem Eohne, diesem Früchtchen, das sich jetzt in Nizza amüstrt, während hier seine " er schluckt ein paar Mal — „seine — Braut so Furchtbares erleidet, warum hat sie diesem jungen Octave nicht eine bessere Erziehung zu Theil werden lasten? Herr Mellerio junior müßte hier unter Anklage stehen, er und seine würdige Mutter. Was ist Ihnen denn geschehen, Madame, Sie haben Ihr Geld wieder erhalten bis auf lumpige 50,000 Franken, die sonst Ihr Söhnlein an einem Abend durchgebracht, und wozu er diesmal drei volle Wochen gebraucht, dank der treuen Freundschaft dieser jungen Dame. Sie allein hätte ihn allmählich auf den richtigen Pfad zurückgeleiten können, und Sie werden es noch einmal bedauern, Madame, daß Sie die Heiraty dieses edlen, uneigennützigen Wesens mit Ihrem Sohn Octave verhindert." — Aber der Gerichtshof ist anderer Meinung über Fräulein Lacroix wie der glühende Vertheidiger; der Vorsitzende verkündet daS Urtheil: Tones, und fährt dann, hierzu aufgefordert, fort: „Ich fand Herrn Puibaud in jener Nacht nicht weit von den Hallen in der Rue Etienne Marcel, er war auf einer Treppenstufe ein geschlafen, es war schon kalt " „Ich wäre erfroren!" rief Herr Puibaud dazwischen, „hätte mich nicht jener edle Mann gerettet Ich weckte ihn auf, erfuhr schließlich von ihm seine Wohnung, brachte ihn dorthin und da, da . .. nun, da geschah das." — „Das heißt," meinte der Richter, „die An geklagte hielt Sie, der Sie zuerst eintratcn, für ihren Mann, schlug Sie mit einem Stiefelknecht auf den Kopf, Sie stürzten blutend und besinnungslos nieder, es entstand Lärm im Hause, die Polizei wurde geholt, — aber nun sagen Sie uns, warum begaben Sie sich in diese Gefahr, kannten Sie Herrn Puibaud?" — „Nein, Herr Richter. Ich fand ihn hilflos, da war es meine Pflicht, ihm beizustehen. „Ich — ich — ich mache das öfter bei Solchen, die — die — die im Zustande Herrn Pui- hauds sind." — „So, Sie machen das öfters? Lassen Sie sich dafür bezahlen?" — „O nein, Herr Richter, nie. Ich brauche wenig zum Leben, das habe ich. Ich hatte nämlich einen Sohn — er studirte in Paris — eines Morgens, er hatte den Abend über mit seinen Freunden verbracht, sie waren alle jung und lustig und mein Sohn auch, da brachte man ihn mir an, er war in einen Streit verwickelt worden, nach wenigen Tagen hielt ich ihn todt in den Armen. Seit dem, Herr Richter, — seitdem wo ich Einen so finde — da begleit' ich ihn dann, damit ihm nichts pafsirt ." „Sie sind ein braver, ein sehr braver Mann, Herr Binot," sagt der Richter ernst, der dann nach einer kurzen Pause verkündet, daß Frau Puibaud zu zwei Monaten Gcfängniß verurtheilt worden ist. Der Weißkopf wirft einen Blick tiefen Mitleids auf die Verurtheilte, Herr Puibaud reibt sich die Hände, aber nur heim lich, ganz heimlich, denn er kennt Madame, er kennt sie seit zwölf Jahren! Eine zierliche, hochelegant gekleidete junge Dame wird von dem Polizisten hereingeführt, sie ist gerade keine Schönheit, aber ihre Mienen sind von äußerst pikantem Reiz, zu den feurigen dunklen Augen bilden die rothblonden Haare — ob Natur oder Kunst, wage ich nicht zu entscheiden — einen fistelnden Gegensatz. Es ist Mademoiselle Marie Lacroix, 28 Jahre alt, aus Paris gebürtig, bis dato unbestraft, onge- klagt von Madame Mellerio, der Inhaberin eines der größten Juweliergeschäfte, deren Sohn entführt und ihn außerdem zu einer Beraubung der mütterlichen Kasse im Betrage von 800,000 Franken angestiftet zu haben. Aus der Anklage geht hervor, daß Fräulein Lacroix mit dem um zwei Jahre jüngeren Octave Melleriv aus Paris entflohen war, sich Beide nach England, dann nach Brüssel gewandt hatten, wo die Verhaf tung Fräulein Marie'ö stattgefunden. Der junge Mellerio — seine Mutter hatte gegen ihn keinen Strafantrag gestellt und Aus den» dunklen Paris. Kriminalistische Skizzen von Paul Lindenberg. (Nachdruck verboten) XI. Im Iustypalast. (Fortsetzung.) Eine Frau erscheint auf der Anklagebank, ihre Gestchts- jüge lassen wenig Gutes v.rmuthen; als Zeugen werden außer zwei Polizisten ihr Gatte, ein kleiner Handelsmann aus der Markthalle, und ein alter Herr, Namens Binot, der noch den Kopf verbunden trägt, aufgecufen: „Erzählen Sie, Frau Pui baud, wie sich dec Unfall zugetrazen hat." — „Der Olle," beginnt sie mit rauher Stimme, wird aber vom Vorsitzenden Unterbrochen: „Wir kennen hier keinen „Ollen", vergessen Sie dicht, wo Sie sind und brücken Sie sich besser aus." — „Na denn, mein Mann, Jener da," und sic weist mit wegwerfenver Handbewegung auf Herrn Puibaud, der sich möglichst entfernt von seiner theuren Ehehälfte hält, „kam wieder einmal betrunken dach Hause." Herr Puibaud will sie unterbreche», wird aber durch einen Zornesblick Madames daran verhindert. Der Richter bat das bemerkt. „Frau Puibaud," fragt er, „ist Ihr Mann öfter betrunken?" — „Na ob!" Herr Puibaud will er weilte zur Zeit der Verhandlung in Nizza — hatte dort unter seinem Eide erklärt, daß seine Begleiterin nicht das Ge ringste von dem Diebstahl gewußt hätte. „Sie bestreiten, den jungen Mellerio entführt zu haben?" fragt der Richter die Angeschuldigte, die häufig mit der zart behandschuhten Hand das feine Spitzentaschentuch an die Augen führt. „Ja, wie hätte ich auch Herrn Octave Mellerio entführen können, jenen jungen Herrn, der —" „Nun, der —? Sprechen Sie weiter " „Der schon so viel durchgemacht hat." — — „So, viel durchgemacht? Madame Melleriv, was sagen Sie zu dieser Aussage?" — Die Angeredete, eine umfangreiche mit blitzendem Schmuck behängte Dame von sehr energischem GesichtsauSdruck, erhebt sich schwerfällig: „Gott, mein Octave machte sich das L-ben etwas angenehm!" — „Das scheint mir auch," meint der Richter mit ironischem Anflug. „Ihr Sohn stand unter Kuratel, nachdem er in den letzten beiden Jahren 300,000 Franken ducchgebracht?" — Frau Mellerio nickt majestätisch mit ihrem Haupte: „Das stimmt!" — „Nun, Mademoiselle Lecroix, waö wollten Sie denn Beide in Eng land?" — „Wir wollten uns dort verheirathcn." — „Und warum gingen Sie von London nach Brüssel?" — „Weil uns Madame Melleriv dicht auf der Spur war." — „In Brüssel fand man in Ihr Kleid eingenäht 30,000 Franken. Woher n abgefahren welk