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We« siir Wimff Beilage zu No. 44. Dienstag, den 14. April 1896. Ztreihüge Lurch die Berliner Gewerbe- Ausstellung. Bon Paul Lindenberg. (Nachdruck verboten.) Das große Werk dort draußen im Treptower Park nähert sich mit schnellen Schritten seiner Vollendung, viel ist noch zu thun und viel wird auch noch nach der Eröffnung am I. Mai, die bekanntlich in Anwesenheit des Kaisecpaares statlsindet, zu tbun übrig bleiben; aber in immer deutlicheren Linien tritt doch jetzt schon das Bild der Ausstellung hervor und erweckt durch seine Großartigkeit stets von neuem Erstaunen und Bewunderung, soweit sich das Ganze wie seine Einzelheiten vorläufig über sehen lassen. Bis vor kurzem herrschte hier noch ein schwer zu durchdringendes Chaos, und die Notizen wie Berichte, die bisher über die Ausstellung veröffentlicht wurden, sie beschäftigten sich, soweit sie nicht offiziellen Ursprungs waren, größtemheils mit einem Phantasicgemäldc der Ausstellung, oder es guckte ziemlich deutlich bei ihnen der Pferdefuß der Reklame hervor, denn gerade auf letzterem Gebiet wird eine Regsamkeit entwickelt, wie man sic bisher hier noch nicht gekannt und wie sie in diesem Umfange an amerikanische Vorbilder erinnert. Ehe wir uns auf dem Ausstellungöplatze selbst umschauen, dürfte vielleicht ein kurzer Rückblick auf die bisherigen Aus- stellungen nicht uninteressant sein, um einen Vergleich zwischen tcm Heute und Einst zu ermöglichen, und eine kleine Uebcr- sicht dessen, was uns die Ausstellung bieten wird. Weniger, als man im allgemeinen glaubt, ist Berlin bisher als Aus- stellungsstadt hcrvorgctretcn, denn cs hat wohl eine Unzahl kleinerer und mittlerer Sonder-Ausstellungen in seinen Mauern ' letzten Jahrzehnt regelmäßig veranstalteten großen Kunstausstellungen haben stets in der Pros nz ein weiteres Echo gefunden, aber zu einer wirklichen «auöstellerischen Thal", welche die Augen ganz Deutschlands auf sich gezogen, konnte sich Berlin bisher noch nicht aufraffen, das bleibt diesem Frühling und Sommer Vorbehalten. Betrachten wir die bisherigen gewerblichen und industriellen Ausstellungen in Berlin, so spiegeln sie uns deutlich das WachS- thum der Residenz an der Spree wieder. Im Herbst 1822 fand die erste derartige Ausstellung statt, die von 176 Aus stellern beschickt war und mit kaum tausend Gegenständen ein Dutzend Säle und Zimmer des Gewerbehauses füllte; fünf Jahre später bereits wurde im Akademiegedäude eine zwüle Aut- stcllung veranstaltet, an der sich wenig über 200 Au steller be- theiligten und die, wie ihre Vorgängerin, keinerlei Ei fluß aut- übte. Man war eben noch nicht ans Ausstcllen gewösnt, viele scheuten die Kosten, andere waren Mit dem Absatz ihrer Fa brikate zufrieden und bei ihrem kleinbürgerlichen Horizont lag ihnen gar nichts an einer Erweiterung ihres Geschäfts, wieder andere hüteten sich ängstlich, den Konkurrenten ihre Muster und Waaren zu zeigen. Weit erfreulicher in ihren Resultaten, wenn auch nicht in ihren materiellen, denn der Staat mußte einen Fehlbetrag von zehntausend Thalern decken, war die erste all gemeine deutsche Gewerbe-Ausstellung vom Jahre 1844 im Zeughause; sic wies über 3000 Aussteller auf, darunter viele aus den Provinzen und den deutschen Staaten, auch den süd deutschen, und wurde innerhalb ihres zweimonatlichen Bestehens von einer Viertclmillion Menschen besucht. Nun folgte, w-nn wir von einer kleinen lokalen Ausstellung 1849 absehen, eine lange ausstellungslose Zeit, bis uns das Jahr 1879 auf dem Landes-Ausstellungsplatze am Lehrter Bahnhofe die Berliner Gewerbe-Ausstellung brachte, die auf einem Raum von 60000 Quadratmetern 1800 Aussteller vereinte und mit einem Ueber- schuß von einer halben Million Mark abschloß. Weit be deutsamer war aber der gewerbliche Erfolg; die Schlappe, welche die deutsche und m.t ihr auch die Berliner Industrie auf der 76er Philadelphiaer Ausstellung erlitten, wurde hier in erfreulicher Weise vergessen gemacht, und mit wicderbelebtem Eifer und frischem Muth wandten sich die betheiligten gewerblichen und industriellen Kreise neuen und größeren Aufgaben zu. Wie sie dieselben gelöst, das wird unö bald die Aus- strllung in Treptow, die erst nach vielen und erregten Kämpfen ihrer Verwirklichung entgegenging, reizen. Von ihrem Umfang berichtet beredt die gewaltige Fläche von Nebenabtheilungcn (l 000000 Quadratmeter), von welcher der HauptauSstellungspa last allein 50000 qm beansprucht. Die Zahl der Aussteller wird sich im Ganzen auf 4000 belaufen, das erscheint im Verhältnis zu dem großen Platzaufwand nicht viel, hierbei kommt aber in Betracht, daß viele Firmen und Korporationen umfangreiche Sonderausstellungen veranstalten, welche der regsten Aufmerk samkeiten sicher sein dürften, wir nennen nur die der Stadt Berlin mit den hygienischen Einrichtungen, der Königlichen Porzellanmanufaktur, der Ministerien, Schulen u. s. w. Kommen wir zur Ausstellung selbst, so müssen wir zu nächst freudig anerkennen, daß alles .Tingeltangelhafte- von dem Ausstellungsplatze fern gehalten worden ist. Dafür ist ein besonderer Vergnügungspark geschaffen, wo sich jeder nach Herzenslust amüsieren und austobcn kann, und diese Gelegen heit wird aller Voraussicht nach reichlich benutzt werden. In dem lauschigen Treptower Park aber wird man nicht, wie es bei anderen Ausstellungen der Fall, durch Karrvusselgequitsch, durch Akrobatcnkunststücke, durch die orientalisches Zuckerzeug verkaufende schöne Fatme (aus der Ackerstraßc in Berlin), durch lärmende Anpreisen des .muthigen Tauchers", der .Men schenfresser aus Aegypten,", der.elektrischen Dame" und ähnlicher erstaunlicher Sehenswürdigkeiten belästigt werden, und das ist unenduch viel werth. Eine Monotonie, die leicht beim Besuche von Ausstellungen eintritt und eine Erschlaffung der Nerven herbeigeführt, wird nicht zu befürchten sein, dazu ist der Park viel zu schön mit seinen so recht zur Erholung geschaffenen ruhigeren Parthien, und dazu ist für Abwechslung hinreichend gesorgt, denn die Ausstellung umfaßt nicht weniger wie dreißig einzelne, zerstreut liegende Gebäude, die, man könnte sonst er schrecken, zum größeren Theile nur Pavillons sind, der-n In halt zu besichtigen nicht viel Zeit in Anspruch nimmt. Und dieser Inhalt der gesummten Ausstellung, aus welchen Haupltheikn, wird er bestehm? Einen breiten, vielleicht zu breiten Raum wird die Konfektion einnehmen, die 600 Aus steller zählt. Aber was dem .einen seine Eul', das ist dem anderen seine Nachtigall" wird sich auch hier wieder bewahr heiten, denn während bisher unsere Damen mit einigem durch aus gerechtfertigtem Widerstreben die Ausstellungsräume durch wanderten, die mehr Bemerkenswerthes für die Herren der Schöpfung boten, werden sie diesmal schwer nur von den reichen und verlockenden Konfektionsschätzen des Ausstellungspalastes Abschied nehmen können, da ja die Berliner Konfektion haupt sächlich „fsmiium AsnsriZ" ist. Hinter der Konfektion erscheinen am zahlreichsten auf dem Plane die metallischen Industriezweige, denen sich die Kurz- und Golantcriewaaren anschließen; einen breiten Platz wird die Maschinenfabrikation beanspruchen und nicht minder die Gruppe für Nahrungs- und Genußmittel. Der musterhaftesten Vertretung erfreut sich die chemische Industrie und in glänzender Weise ist die Herstellung wissenschaftlicher Instrumente verkörpert, ebenso die Abtheilung der Musikinstrumente. Daß die heutige gewaltige deutsche Kaiserstadt aus einem Fischer- dorfc hervorzegangen, daran werden wir häufig erinnert werden, ist doch der Fischerei und Schiffern ein stattliches Gebäude, das 100 Aussteller vereint, eingeräumt worden, und daß Berlin dereinst noch Seestadt werden will, ist durch besondere Be rücksichtigung maritimer Sachen ausgedrückt worden. Sehr stattlich wird ferner die Holzindustrie, namentlich was Wohnungs einrichtungen anbelangt, auftreten, nicht minder Gartenbau-, In genieur- und Bauwesen, Beleuchtungswesen, graphische und de korative Künste sowie Buchgewerbe und Photographie. Eine neue und sehr dankenswerthe Einrichtung wird sein, daß einzelne wissenschaftliche Institute sich nicht mit einer würdigen Re präsentation begnügen, sondern mit derselben auch zu bestimmten Tagesstunden allgemein interesstrende Vorträge und Vorführungen verknüpfen werden, die Röntgen'schen Strahlen, die Neberraschungen der Elektrotechnik, die neuentdeckten Geheimnisse der Chemie werden hierbei ihre Rolle spielen. Um die, sagen wir eigentliche Ausstellung nun gruppieren sich bekannilich mehrere Sonder-Ausstellungen, die mit ersterer in keinerlei direkter Verbindung stehen, sondern ihre Veran staltung privater Seite mit Aussicht aut möglichst guten Gewinn verdanken. Von ihnen wird jedenfalls Kairo den Vogel ad- schießen; was hier in getreuer Nachbildung und in Erreichung fremdartiger Eindrücke erzielt wurde, ist staunenswertb und über trifft die weitgespanntesten Erwartungen. Viel Neues und Fesselndes wird die Kolonial-Busstellung bieten und regen Besuch finden, wenn schon neuerdings die Theilnahme an den kolonialen Dingen nicht mehr so lebhaft ist, wie noch vor zwei, drei Jahren. Alt-Berlin wird in erster Linie die Berliner selbst intcresstcen, da sich die wenigsten von ihnen eine Vorstellung machen können, wie ihre Stadt zur Zeit des Großen Kurfürsten ausgeschen; die Fremden dürfte das Miniatur-Städtchen etwas enttäuschen, sie haben häufig alles das, was hier mit emsiger Tikt» lei nach gebildet wurde, zu Hause viel origineller und stattlicher, als man cs am Treptower Karpfenteich aufgebaut. Ob das Theater Alt-Berlin sich eines einträglichen Gelingens erfreuen wird, hängt wesentlich von der Witterung ab; bei schönen Eommer- abcnden in gedecktem Raume sitzen und sich geschichtliche Stück anzusehen, ist nicht jedermanns Sache. Und nun nach diesem kurzen einleitenden U-berblick hinaus nach Treptow! Endlich! (Nachdruck Verbote« ) .Und waS thaten Sie schließlich in dieser ärgerlichen An gelegenheit?" fragte jemand au« der Gesellschaft die Dame, die eben eine Episode aus ihrem eigenen Leben zum besten ge geben. „Was ich that? Ei nun, was in solchen Fällen das einzig Richtige ist: Ich habe die Sache todtgeschwiegen." .Todtgeschwiegen!" fiel hier die Herrin des gastlichen Hauses, eine liebenswürdige, heitere Matrone mit weißem Scheitel und blühendem Gesicht, ein. „Und Sie nennen dies das einzig Richtige? O, meine Freundin, wissen Sie denn nicht, daß dieses Unterdrücken des lebendigen, aufklärenden, erlösenden Wortes ein unendlich grausames Verfahren ist, daß es fast dem Todtschlagc gleichkommt? Glauben Sie mir: Viel, viel größeres Menschenelend, als je durch das voreilige Wort angerichtet wurde, hat das ungesprochene, hat das Schweigen verschuldet, und Gott allein weiß, wie viele Herzen brechen um der ungelösten Mißverständnisse, um der Jrrthümer willen, die ein einzige« Wort beseitigt hätte. Ich selbst wäre beinahe solchem hartnäckigen Schweigen zum Opfer gefallen; auch mein Lcbensglück wäre für alle Zeiten vernichtet gewesen, wenn nicht ein Zufall — oder sagen wir lieber Gottes Fügung — das Siegel meiner Lippen gewaltsam gelöst hätte. Lassen Sie mich diese Geschichte meiner selbstverschuldeten Leiden und gnädigen Rettung zu Nutz und Frommen aller derer erzählen, die daö reitende Wort zur rechten Zeit nicht finden können. Ich war eine zwanzigjährige Waise. Meine vor anderthalb Jahren verstorbene verwiltwete Mutter hatte auf ihrem Sterbe bette den Wunsch ausgesprochen, ich möchte der Bewerbung m imS nachmaligen Gatten Gehör geben, der damals zwar erst ein aufstrebendes Talent und noch keineswegs berühmt war, aber außer seinen Einkünften als Litterat ein hübsches Vermögen besaß und mir daher ein behagliches, selbst luxuriöses Heim bieten konnte. Meine erste Liebe hatte ich einem gewissen Robert Berg holz geweiht, doch gerade damals die traurige Erfahrung ge macht, daß dieser meiner Neigung ganz unwürdig war. Beim Tode meines Vaters in den Besitz eines ansehnlichen Ver mögens gelangt, hatte er sich Ausschweifungen aller Art, nament lich der Leidenschaft deS Spiels, hingegebcn und, als er völlig ruiniert war, mich plötzlich verlassen. Ich hotte ihn trotz aller seincr Fehler wahrhaft geliebt und blieb nun mit gebrochenem Herzen trostlos zurück. Erhard, mein nachmaliger theurer Mann, liebte mich schon lange mit einer ebenso reinen, wie aufrichtigen Neigung. Nach Roberts Verschwinden näherte er sich mir als Bewerber, und als ich ihm der Wahrheit gemäß erwiderte, daß ich für keinen Mann mehr Liebe fühlte, erklärte er mir, er werde ge duldig darauf warten, daß die Liebe zu ihm sich nachträglich bei mrr einstelle. Nun, wie gesagt, meine sterbende Mutter hatte mich beschworen, Erhardts Hand anzunehmen, ich stand in jeder Art hilflos da, indem mit dem Tode der Mutter auch das kleine Einkommen derselben aufhörte, und so willigte ich in die Verbindung, so sehr mein verwundetes Herz da gegen sprach. Ich kannte Erhard als einen ehrenhaften, edlen, thatkräftigen und liebenswürdigen Mann, ich bewunderte und verehrte ihn, aber lieben konnte ich ihn nicht. Kaum sechs Monate waren wir verhcirathet, als diese meine Gesinnung einen Umschwung erfuhr. Erhards Güte, seine ritterliche Aufmerksamkeit, sein ganzes Wesen, das so voll nachsichtiger L ebe war. schmolzm die Eisrinde um mein Herz; ich begann ihn zu lieben, und diese Empfindung wurde von Tag zu Tag stärker und inniger, — aber ich war zu stolz, um es ihm zu offenbaren. Hatte ich doch in der ersten Zeit unserer Ehe seine Aufmerksamkeiten mit immer gleicher Kälte und Gleichgiltigkeit ausgenommen, ungerührt von der Langmutb, mit der er dies ertrug, und hatte ich doch mit jeder Miene gezeigt, daß keine Spur von Liebe mehr in meinem Herzen lebte; wie sollte ich nun, wo ich ganz anders empfand, da« Benehmen und die Worte finden, die ihm meine Gefühle auS- drückten? Dazu kam noch, daß ich seiner unveränderten Neig ung gar nicht mehr sicher war. „Die Geduld der Männer," sagte ich mir, „hat schließlich doch ihre Grenzen", und obgleich er sich unverändert nachsichtig und ritterlich zeigte, schien cS mir doch, als sei er meines kalten und lieblosen Benehmens überdrüssig. Wirklich dacht- er damals — wie er mir später gestand —, es wäre für mich an der Zeit, ihm irgendwie feine Güte zu vergelten, selbst, wenn es mir unmöglich wäre, seine Liede zu erwidern, und obgleich er noch immer gütig, ach! so unwillkürlich weniger warm, und eine tiefe Traurigkeit warf ihren Schatten üb<.r alles, was er that und sprach. Ich Unglückliche! In dem Maße, wie ich diese allmähliche Abkühlung seines liebenden Eifers beobachtete, ward ich mir immer deuilicher bevrißt, daß ich ihn liebtc, — nicht mit der maßlosen Leidenschaft, die ich für Robert empfunden, sondern mit einer tiefen, ernsthaften, vertrauensvollen sehnsüchtigen Liebc. „O, wie ich danach verlangte, mich in seine Arme zu werfen und ihm zu sagen, was in meinem Herzen verging! Ader ich konnte, konnte nicht. Noch stillschweigender Ueberein- kunft hatte er nie eine Kundgebung der Neigung von mir vcr- langt, und ich war zu stolz, zu hartnäckig, um ihm auf halbem Wege entgegen zu kommen oder ihn zu ermuthigen. Zurück haltung, Schüchternheit nannte ich das, um mich vor mir selbst zu entschuldigen, aber das war eine Selbsttäuschung; nichts anderes, als mein wahnsinniger Stolz bildete das Hinderniß. Ich wollte durchaus, daß er, mein Gatte, dem ich am Alter Liebe gelobt, au« freien Stücken kommen sollte, um meine Neigung zu betteln. So entfremdeten wir uns gegenseitig mehr und mehr. Ich fühlte, wie die Kluft täglich weiter wurde, wußte, daß ich nur zu sagen brauchte: „Erhard, ich habe dich lieben gelernt," um den edlen Mann sofort zu mir zurückzuführcn, sei es auch nur al« Ritterpflicht und Zartgefühl; aber ich wollte und konnte nicht und litt namenlos, bis ich dahin gelangte, die Sache von einem falschen Standpunkte zr? betrachten und mir einzureden, er verschmähte meine Liebe, während ich es doch war, die die seinige zurückstieß und entmuthigte. So standen die Dinge, al« wir einen Eommeraufenthalt an der Küste der Nordsee nahmen. Erhard war ein passionirter Bootfahrer und an dem kleinen Küstenort hatte er reichliiy Gelegenheit, diesen Sport zu üben. Auch ich liebte dieWaffer- fahrten, aber der elende Zustand meiner Seele machte mich unliebenswürdig und unzugänglich, daher begleitete ich ihn selten. Eines Abends stand ich auf der Düne und betrachtete das wundervolle Schauspiel, das sich hier, wo der Strom sich in das Meer ergoß, meinen Blicken darbot. Die S»nne ver schwand eben hinter den Hügeln an der anderen Seite d-S Stromes, und die ganze Landschaft erschien in dem verschleierten Licht wie ein märchenhaft schönes Bild. Erhard hatte eine längere Bootfahrt unternommen, und mit sehnsuchtsvollem Herzen — um so sehnsüchtiger, je mehr ich mich bemüthe, dieses Gefühl vor mir selbst zu verleugnen —, wartete ich auf das Erscheinen seines Segels am Horizont. Plötzlich hatte ich die Empfindung, daß jemand neben mir stehe; ich blickte hin und sah — Robert! Wäre mir ein Gespenst erschienen, so hätte es mir keinen größeren Schreck einflößen können, als den ich in diesem Augen-