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M Nachdruck ver oten Nililaxs Erlihsex's röqter. Roman von B. Riedcl-Ahrens. LS, . (Fortsetzung). Mst das Ihr einziger Grund?" Dann nach einer Pause: „Wenn doch zu ergründen wäre, was ich Ihnen gethan habe." »0 — gar nichts, Herr Baron." Doch, doch, Sie haben entschieden etwas gegen mich, und ich möchte beinah behaupten, die Abneigung des Vaters gegen das Geschlecht der Ravensburger sei auf die Tochter übergegangen." Nein, gewiß nicht; das wäre doch ein zu ungerechtes Vorurteil von meiner Seite." „Das finde ich ebenfalls," sagte Albrecht innig. „Gerade ich habe Ursache zu so großem Danke Ihnen gegenüber; Sie wissen, daß ich sehr unglücklich gewesen bin, und gedankenlos dahin lebte, in dem Sumpfe grauer Alltäglichkeit, ohne darauf zu verfallen, mir einen Lebens inhalt zu schaffen, der mich befriedigte. Da traten Sie auf meinen Weg, ich lernte die Welt mit andern Augen betrachten, und wie ein Schreck kam das Bewußtsein über mich, zu jener Sorte unnützer Menschen zu gehören, die einzigen, welche vor Ihnen keine Gnade finden, und das rüttelte mich auf. Jene dunkle Periode liegt hinter mir, ich habe begonnen, ein anderer Mensch zu werden; doch der Schüler kann sobald nicht seines Meisters entbehren; Rahel, einst schlugen Sie mir die Bitte ab — wollen Sie mir jetzt behilflich sein, auf dem begonnenen Wege fort zufahren?" Sie schüttelte den Kopf. „Warum nicht?" „Das, was Sie auf den Weg gebracht, liegt in Ihnen selbst, Herr Baron, folgen Sie diesem inneren Triebe nur weiter und das Ziel wird erreicht werden." „So schlagen Sie auch heute meine Bitte ab?" Eine Pause folgte. In dem vom Spätnachmittags sonnengold durchglühten Walde lag ein gründämmerndes Schattenlicht, das die zarte Gestalt des Mädchens in dem schlichten, Hellen Kattunkleid und die edlen Linien des aus drucksvollen schmalen Antlitzes unter dem braunen Ma donnenscheitel wunderbar klar hervortreten ließ. In Albreöbt wollte es beiß znm Herz-m. „Sie gehen in die Hütten der Aermsten und Elendesten," begann er in verändertem, fast vorwurfsvollem Tone, „ich habe Sie neulich einem eingefangenen Verbrecher teilnahms voll die Hand drücken sehen; Sie weisen keinen zurück, der Hilfe suchend zu Ihnen kommt — nur mich; in Ihnen fand ich eines jener seltenen, begnadeten Wesen, die Licht um sich verbreiten und von denen die Menschen lernen können; wer aber das Licht gesehen hat, der geht ihm nach und will der Dunkelheit entfliehen. Mit dem Rechte des Mannes, der sich keiner Schuld bewußt ist, frage ich Sie, Rahel, was habe ich Ihnen gethan?" Rahel wußte hierauf keine Antwort. Etwas in ihr lehnte sich gegen das Dringende in seinem Wesen auf — sie wollte durchaus keine Annäherung, und wie um sich zu wappnen gegen die wiederkehrende Schwäche, antwortete sie halb trotzig gegen ihren Willen: „Nennen Sie es Mädchenlaune." „Besitzen Sie diese auch?" fragte er lächelnd, „das ist mir neu, ich hielt Sie für vollkommen. Nun, wenn auch das Ideal dadurch an seiner Glorie Einbuße erleidet, so stehen Sie doch als Weib nicht mehr so unerreichbar hoch über mir, seitdem ich weiß, daß auch Sie nicht gänzlich frei sind von den Schwächen, die uns gewöhnlicheren Sterblichen anhasten." Die Worte verdrossen Rahel, das hatte Sie eigentlich nicht beabsichtigt; in seiner Achtung zu sinken? Es war richtig, sie behandelte ihn abscheulich; und diese Ueber- zeugung, sowie zum größeren Teil das verletzte weibliche Selbstgefühl veranlaßten Sie zur Nachgiebigkeit. „Ich hatte Unrecht, Herr Baron, und bin bereit, das Geld für die Armen Westlunds von Ihnen in Empfang zu nehmen." Ein glücklicher Ausdruck umspielte seine Lippen, er wunderte sich selbst über seinen fein berechneten Schachzug; also auch Rahel Erichsen verleugnete doch nicht die Eva, die Eitelkeit, das Weib. Aber wieviel schöner offenbarte sie sich in ihr als in denen, die er bis dahin kennen gelernt. „Darf ich Ihnen die Summe morgen zusenden?" „Lieber nicht ins Haus," entgegnete sie, tiefer errötend, „Sie wissen, Herr Baron, mein Vater hat durch die Ver- ' bindung Leonorens mit Eugen viel gelitten, ich möchte jetzt jede Erinnerung an die Vergangenheit von ihm fern halten; Sie begreifen und verzeihen das, nicht wahr?" „Vollständig. Doch auf welche Weise könnte ich dann die Nebergabe vermitteln?"