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bist Dir selbst und mir zurückgegeben. Das Weib soll sich nicht weigern, die Dornenkrone, welche das Schicksal ihm aus der Notwendigkeit heraus asferlegte, zu tragen, wohl aber soll es die Fesseln abstreisen, welche niedrige Gesinnung zwecklos um ihre Glieder schlingt, denn ein Martyrium, dem der heiligende Grund und Zweck fehlt, ist ein unnützes. Es ist ihr gestattet, sich von dem Mann zu trennen, dessen eheliche Gemeinschaft sie entehrt, weil die Ehe ein Hort der Tugend, des Friedens und der edlen Sitte sein soll, und der Mensch alles verlieren darf, nur nicht sich selbst. Nehmen wir den Kampf um Deine Freiheit auf, Leonore, Deine Heimat ist, wie Du begehrst, von nun an wieder auf Haraldsholm, und hast Du vor Dir selbst gesündigt, so stelle Dich vor den Richter Deiner Seele, den Gott in Dir, und nimm die Buße an, die er Dir auferlegt." (Schluß folgt.) MatzMichk und MmlMdüche Modk. Es giebt zweierlei Dinge, die unter dem Worte „Diode" verstanden werden, das eine ist ein berechtigtes, maßgeb liches, das andere ein unberechtigtes, unmaßgebliches. Berechtigt ist an der Mode der natürliche Trieb zum Wechsel und zur Veränderung, den die Menschen mit der Natur gemein haben, und ohne welchen die Industrie in Stillstand geraten würde, so daß es den Menschen zuletzt am täglichen Brote fehlen müßte. Unberechtigt ist das Drängen und Vorschriftengeben, das aus manchen indu striellen Kreisen heraus erfolgt und zu den ärgsten Ueber- treibungen führt. Ein Beispiel dieser Art gab kürzlich eine tonangebende Berliner Zeitung. Sie gab nämlich als Grund für die ungünstige Lage des Konfektionsgeschäftes die Größe der Kleiderärmel an. Es hieb da folgender maßen: „Das Jacket, der Regenmantel und der Winter mantel erfordern, wenn sie über die Keulenärmel gezogen werden sollen, noch größere Keulenärmel. Das ist einer seits unbequem, anderseits verteuert es den neuen Gegen stand, weil zu ihm schon viel mehr Stoff verwendet werden muß als früher, und endlich weiß die Damenwelt nicht, wie lange die jetzige Mode, die schon zwei Jahre alt ist, noch währen wird, und hat deshalb keine große Lust, viel Geld für die neuen Umhüllungen auszugsben. Man ist deshalb im Sommer auf das Auskunftsmittel der Um hänge gekommen, die sich für den Herbst, das Uebergangs- stadium, verlängerten. Diese Mode ermöglichte, sich davon zu emanzipieren, den Keulenärmel des Kleides mit dem Futteral eines andern Keulenärmels zu umhüllen. Aber dieser Umhang ist, wo man nur einigermaßen mit der Scheere umzugehen weiß und eine leise Ahnung vom Zu schneiden hat, mit Umgehung der Geschäfte verhältnismäßig leicht herzustellen, und weite Kreise des Volkes haben das gethan. Aber auch wenn man das Geschäft in Anspruch nahm, handelte es sich doch nur um einen nicht hoch ins Geld laufenden Artikel. Bei den Jackets aber und den Regenmänteln wird sehr stark zu einem Äuskunftsmittel gegriffen: man behilft sich mit dem Rumpf dieses Bau werks und kauft beim „Resterhändler" einige Meter neuen Stoff, um die Keulen einzusetzen." Klagen dieser Art nötigen den Einsichtigen ein Lächeln ab, denn die Ursachen für den schlechten Umsatz für die Konfektion liegen auf ganz anderm Gebiete, als in der Mode der weiten Aermel. Es wird keinem verständigen Menschen in den Sinn kommen, die unerhörten Geschmack losigkeiten verteidigen zu wollen, die unter der übelange wandten Bezeichnung Aermel gegenwärtig auf den Markt gebracht werden. Lächerlich aber ist es, von den Frauen zu verlangen, daß sie zum besten der Konfektionsbranche auf das gute Recht verzichten sollen, einen Umhang selbst anzufertigen oder in einen getragenen Mantel neue Aermel setzen zu lassen. Nicht die großen Aermel sind für die mißliche Lage der Konfektion verantwortlich, sondern die Maßlosigkeit der Unternehmer auf diesem Gebiete. Es macht sich in den normalen Wandlungen der berechtigten Mode von heute überall der Ueberdruß an der Massen produktion geltend. Nirgends hat aber die Massenproduktion so unumschränkt geherrscht, wie in der Mantelkonfektion. Dabei weiß jedermann, daß auf keinem Gebiete der Industrie so schlechte Arbeitslöhne gezahlt werden, wie für die Kon fektionsschneiderei. Selbst für bessere und beste Konfektions schneider sind die Aussichten auf ein gutes Auskommen gering, während ein tüchtiger Maßschneider, selbst wenn er nicht selbständiger Unternehmer ist, unter die bestbezahlten Arbeiter gerechnet wird und selten über Arbeitsmangel klagt. Der Zug der Zeit geht auch in der Damenmäntel schneiderei auf das Individuelle. Die Frauen in der Reichs hauptstadt kennen durchschnittlich alle irgendwo einen tüch tigen Schneider oder eine Mäntelnäherin, die ihnen einen Mantel arbeitet, wie sie selbst ihn sich wünschen, nicht wie der Herr Konfektionär ihn ihnen vorzuschreiben geruht. Gewiß sind die armen Arbeiter und Arbeiterinnen zu be dauern, die einstweilen unter diesem Wechsel zu leiden haben; allein es ist zu hoffen, daß viele von ihnen dadurch veranlaßt werden, sich bester zahlenden Arbeitsgebieten zu zuwenden und wenigstens zum Teil in die Reihen der selbständigen Hundwerker überzugehen. Humoristisches. Hin Kerzenbrechcr. „Georg, was ist da drüben los?,, — „Ein Damenpensionat ist eingezogen, Herr Leutnant!" — „Man ist aber schon nirgends mehr sicher!" Aruckfehlcrteufek. Der Student leerte drei Lokale bis aus den letzten Tropfen. Hin kleiner Egoist. Mama: „Also das ist der Wunschzettel, den du für dich und Klärchen gemacht hast. (Liest): Ein Schlitten, eine Trommel, Bleisoldaten, ein Schaukelpferd, Schlittschuhe, ein Gewehr und eine Puppe. — Aber Karlchen, der Wunschzettel ist viel zu lang, da mußt du schon etwas streichen!" — Karlchen: „Na, dann laß Klärchens Puppe weg!" Vorsichtig. Kommis: „Diesen Morgenrock, gnädige Frau, kann ich Ihnen besonders empfehlen; elegant, leicht. . . ." — Dame: „Nun, was meinst du, Ferdinand?" — Gatte: „Allerdings, ein hübscher Morgenrock; aber hält er auch noch für übermorgen?" UeXierbisd. Nachdruck aus dem Inhalte dieses Blattes verboten. Gesetz vom 11. Juni 1870. Redaltion, Druck und Verlag von B. Angerstein, Wernigerode.