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für die stickstoffarmen Sandböden immer eine viel be deutendere sein, als für die besseren stickstoffreicheren Boden arten, und nur für diese kann es also gelten, daß die genannten Hülsenfrüchte ein Düngerbedürfnis für Stickstoff haben. Wenn wir aber so, trotz der bekannten Fähigkeit der Hülsenfrüchte, freien Stickstoff aus der Luft zu ver brauchen und eventuell ganz allein aus dieser Stickstoffquelle ihren Bedarf zu decken, von einem Düngerbedürfnis dieser Pflanzen für Stickstoff reden, so kann mit diesem Ausdrucke nicht ausschließlich ein Bedürfnis der Pflanze gemeint sein, durch dessen Nichtbefriedigung dieselbe Not leiden müsse. Es soll vielmehr der Ausdruck „Düngerbedürfnis einer Pflanze" außerdem auch noch bedeuten, daß dieselbe die Fähigkeit hat, den gereichten Dünger wirtschaftlich hoch zu verwerten und trägt diese Erkenntnis hoffentlich dazu bei, daß man auch in weiteren landwirtschaftlichen Kreisen lernen möge, daß wir das Feld nicht düngen, um die Pflanzen zu ernähren, oder um den Stoffentzug früherer Ernten wieder zu ersetzen, sondern um durch Erzielung eines möglichst normalen Pflanzenwachstums das Kapital auszunutzen, welches wir in die Wirtschaft gesteckt haben. Die Kenntniß vom Düngerbedürfnisse des Bodens soll uns zeigen, in welche Form (Phosphorsäure, Stickstoff, Kali rc.) wir unser Düngerkapital zu bringen haben, damit das Grundkapital zu möglichst hoher Ausnutzung kommen könne. Die Kenntnis vom Bedürfnisse der Pflanzen dagegen soll uns zeigen, welche Früchte den schnellsten Umsatz des Düngerkapitals und damit dessen höchste Verzinsung er möglichen. Wirtschaftliche Fragen sind es also in erster Linie, welche die Düngerlehre zu beantworten hat, Fragen nach den Ursachen der Rentabilität der Düngungen, nicht nach dem Chemismus der Pflanze, Untersuchungen, die sich auf letztere beziehen, sind dabei immer nur Mittel zum Zwecke. Wenn wir also von einem Düngerbedürfnis des Bodens oder der Pflanze reden, so denken wir dabei an die wirt schaftlichen Eigentümlichkeiten von Boden und Pflanze, gewisse Formen des Düngerkapitals hoch verwerten zu können; daß diese mit dem Chemismus resp. der Physiologie von Boden und Pflanze im Zusammenhangs stehen, ist selbstverständlich, nur dürfen wir die Fragen der Pflanzen - ernährungslehre nicht für den Inbegriff, nicht für identisch halten mit den Fragen der Düngerlehre. Der scheinbare Widerspruch, der darin liegt, wenn man den Erbsen, Wicken, Pferdebohnen und Buschbohnen beim Anbau auf gutem Boden ein Düngerbedürfnis für Stick stoff nachsagt, trotzdem diese Pflanzen auch unter diesen Anbauverhältnissen einen Teil ihres Stickstoffbedarfs dem Vorräte der Luft an freiem Stickstoff zu entnehmen ver mögen, löst sich also in der Weise, daß diese Pflanzen die physiologische Fähigkeit der Aneignung freien Stick stoffs mit der einer rentablen Verwertung des Dünger stickstoffs vereinigen. Lin Wort zur Frühjahrsdüngung. Daß unsere Kulturpflanzen, falls sie entsprechend ge deihen sollen, im Boden sämtliche nötigen mineralischen Nährstoffe in ausreichender Menge vorfinden muffen, dürfte jedem Landwirt bekannt sein, wie auch, daß vom wirt schaftlichen Standpunkte aus für ihn die Phasphorsäure als der wichtigste dieser Bestandteile anzusehen ist, indem sie am häufigsten dem Boden fehlt, also in Form von Dünger zugeführt werden muß. Phosphorsäure ist in den meisten Böden in so geringer Menge vorhanden, daß der Satz voll berechtigt ist: „Ohne Phosphorsäurezufuhr keine genügende Bildung von Eiweiß, kein Entstehen von Samen und Früchten!" Wo ohne phosphorsäurehaltige Dünge mittel dennoch Körnererträge erzielt werden, da darf ganz unbedenklich gesagt werden, daß diese Erträge bei An wendung solcher Düngemittel jedenfalls viel höhere sein würden. Da aber jede Düngungsfrage zugleich eine Preisfrage ist, so dürfte es sich lohnen, hier kurz zu untersuchen, welches phosphorsäurehaltige Düngemittel mit größtem Vorteil im Frühjahr benutzt wird. Hierbei kann es sich natürlich nur um dir beiden wertvollsten Phosphorsäuredünger: Super phosphat und Thomasmehl handeln. Nach den praktischen Erfahrungen und allen hierauf bezüglichen Mitteilungen besteht zwischen der Wirkung der wasserlöslichen Phosphor säure der Superphosphate und der citratlöslichen Phos phorsäure des Thomasmehls kein Unterschied. Die Super- phoSphat-Phosphorsäure kann also auch bei der Frühjahrs bestellung keine bessere Wirkung für sich in Anspruch nehmen als die Thomasmehl-Phosphorsäure. Nehmen wir nun an, zur Deckung von Sommergetreide würden in dem einen Falle 4 Ztr. 16 "/» Thomasschlacken mehl, in einem anderen Falle 2 V» Ztr. eines 16 °/o SuperphoSphats genommen. Die beiden Düngemittel kosten dann ungefähr den gleichen Preis; jedenfalls kommt der Preisunterschied nicht in Betracht. Nehmen wir nun weiter an, daß wir in beiden Fällen etwa 6 Ztr. Gerste oder Hafer L 6 Mk. ----- 36 Mk. mehr erzielen und die praktische Erfahrung beweist, daß solche MehrertrSge sogar ganz gewöhnliche sind, falls es an den übrigen Pflanzennährstoffen nicht fehlt, so gewinnen wir über die Düngungskosten, die etwa 7 Mark betragen, hinaus ungefähr 29 Mark. Nun haben wir aber dem Boden im Thomasschlackenmehl 64 Psd. Phosphorsäure, im Superphosphat aber nur 40 Pfd. zugeführt, in ersterem Düngemittel also 24 Pfd. mehr; außerdem haben wir in dem Thomasmehl dem Boden 12—16 Pfd. wirksame Magnesia und ca. 200 Pfd. Kalk unentgeltlich gegeben. — Da nun aber die Phosphorsäure im Thomasmehl ihre Wirksamkeit im Boden behält, so ist eine Wiederholung der Phosphorfäuredüngung für die nächsten 2 Jahre nicht erforderlich; es ist eine Vorratsdüngung gegeben, welche Neuankauf und Ausbringen der Dünger unnötig macht. Solches ist aber mit Rücksicht auf die Unbequemlichkeit der wiederholten Düngung und die mit derselben stets ver bundenen Kosten von großer Wichtigkeit. Selbst eine kleine Mehrausgabe für Thomasschlackenmehl würde in jeder Beziehung sicher sehr reichlich ausgewogen. — Wir möchten hier überhaupt darauf aufmerksam machen, daß es von sehr geringer Kenntnis der praktischen landwirt schaftlichen Verhältnisse zeugt, wenn überall eine schwache Düngung und öftere Wiederholung derselben empfohlen wird; viel umständlicher und teurer wird dadurch die Sache in allen Fällen; ganz abgesehen davon, daß in sehr vielen Füllen dabei die nötige Düngung ganz unterbleibt. Denn der kleine Landwirt holt erfahrungsmäßig den nötigen Kunstdünger erst dann, wenn er desselben bedarf, vorrätig hält er ihn für gewöhnlich nicht. Düngt er bei etwas stärkerem Quantum auf mehrere Jahre, so fallen die wieder holten Arbeiten und Störungen vollständig fort, was gerade in der Saatzeit von größter Wichtigkeit ist. Bester kauft und benutzt er in dem einen Falle einige Zentner mehr und er ist manchen Unannehmlichkeiten enthoben, ohne bei den Erträgen irgend welche Nachteile befürchten zu müssen; eher noch ist das Gegenteil der Fall. Die Frühjahrs-Nachtfröste. Alljährlich kommen, wenn der Frühling schon ins Land gezogen ist, noch Nachtfröste vor, die die junge Vegetation in mehr oder weniger erheblicher Weise gefährden. Besonders berücksichtigt sind die drei Eisheiligen des Mai, obwohl es an jedem andern Tage des Mai im Laufe der Jahre wohl ebenso ost gefroren hat, als am 11., 12. und 13., wenigstens was die ersten zwei Drittel des Monats anbelangt. Aber bei jedem solchen Nachtfröste erhebt sich dann ein Streit. Der Landmann, der früh hinausgeht ins Feld, seine Pflanzen zum Teil erfroren findet und den Boden mit einer Reifdecke überzogen sieht, behäuptet natürlich mit Fug und Recht, es hat gefroren. Der Nachbar aber, der vielleicht nur Gelegenheit hat, die Wärme nach dem an der Hauswand hängenden Thermometer zu beurteilen, behauptet, es kann ja gar nicht gefroren haben, ich hatte ja schon bei Sonnenaufgang, wo es doch am kühlsten ist, 3 Grad Wärme. Und beide haben Recht. Wenn man nämlich zwei Thermometer in verschiedener Höhe aufstellt, das eine dicht über dem Boden, das eine in 2 oder selbst nur 1 Meter Höhe, so wird man erstaunt sein, welche gewaltige Differenzen sich da in einer klaren Mainacht ergeben. Unterschiede von 4 bis 5 Grad sind sehr häufig und werden nicht selten noch überschritten. Es können also in 1 oder 2 Meter Höhe ganz gut 3 oder 4 Grad Wärme als niedrigste Temperatur beobachtet sein, und am Boden herrschte dabei eine solche von 2 bis l Grad Kälte; bei dieser niedrigen Temperatur wird dann natürlich Neifbildung erfolgen und zarte Pflanzen werden durch den Frost Schaden erleiden. W TiUucht. M Neber Ziegenzucht ist an dieser Stelle schon öfter berichtet und dürste eS den Lesern nun auch willkommen sein, etwas über die Weiter entwicklung dieses kleinen Zweiges der Landwirtschaft zu erfahren. An der Spitze der Orte, welche zuerst mit dem Importieren von Zuchtmaterial aus der Schweiz (Simmenthal) vorgingen, steht Arendsee in der Altmark. Von Alters her ist hier die Ziegenzucht stark betrieben worden. Bald nach dem ersten Import bildete sich hier auch ein Ziegen zuchtverein, besten eifrigstes Bestreben es war, nach dem man den großen Vorteil der Blutauffcischung unserer Landziege durch Schweizerböcke erkannt hatte, diesen Vorteil der großen Allgemeinheit zugänglich zu machen. Ohne große Reklame fanden sich auch bald zahlreiche Ab nehmer für Lämmer. Die vielen Anerkennungsschreiben, sowie die auf Tierschauen eingeheimsten Preise und über reichliche Nachfrage nach Ziegen und Lämmern ermutigten den Verein, immer stärkere Transporte aus der Schweiz kommen zu lasten, wobei ihn der landwirtschaftliche Zentral verein der Provinz Sachsen in dankenswerter Weise mit Geldmitteln unterstützte. Die Leitung des Zentral-Vereins erkannte eben das uneigennützige Bestreben des Ziegen zuchtvereins Arendsee, die Ziegenzucht zu heben, hoch an. Es finden sich nun leicht Personen, die einen solchen ge meinnützigen Verein in den Augen von Abnehmern in Mißkredit bringen und der Sache gewaltig schaden können. Solche Personen erachten die gute, gemeinnützige Sache eben als Geschäft und handeln nach verachtenswerten Prinzipien. Es kommt ihnen garnicht darauf an, Kreuzungs tiere, namentlich wenn es weiße sind, für echt zu verkaufen. Natürlich verschaffen sie sich dadurch einen großen Verdienst, da Kreuzungstiere bedeutend billiger sind wie die echten, leider haben auch wir darin Erfahrung machen müssen. Unser Verein ist indessen sehr auf der Hut und wird in jedem Falle gerichtlich gegen diejenigen vorgehen, die es versuchen sollten, unter der Flagge unseres Vereins Ziegen oder Lämmer (unreelle Ware) zu verhandeln. Jedem Reflektanten ist daher zu empfehlen, sich nur an den Ziegen züchterverein zu wenden, derzeitiger Vorsitzender ist Herr Aug. Schröder, welcher zu weitgehendster Auskunft gern bereit ist. Ein Garantieschein, vom gesamten Vorstand unterschrieben, wird jeder Sendung beigefügt. Bis vor einem Jahr besorgte der landwirtschaftliche Lehrer, Herr Hilpert, als Vorsitzender die Geschäfte des Vereins, derselbe hat jetzt sein Amt niedergelegt. Vke Tilgung -er Schafrcku-e in ssreuhsn hat im verflossenen Jahre keine Fortschritte gemacht. Die Zahl der Regierungsbezirke, in denen das Badeversahre" angewendet wurde, ist die gleiche wie im Jahre vorher, die Zahl der Kreise hat sich zwar von 48 Kreisen im Jahre 1894 auf ca. 43 Kreise im Jahre 1895 vermindert, doch ist die Zahl der gebadeten Schafe nicht unerheblich gestiegen, nämlich von ungefähr 24300 Stück im Jahre 1894 auf ungefähr 29 555 Stück im Jahre 1895. In größerem Umfange war die Seuche wieder verbreitet in den Regierungs bezirken Hannover, Stade, Osnabrück, Cassel und Arnsberg. Vollständig räudefrei waren im Jahre 1895 die Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Schleswig-Holstein, sowie die Regierungs bezirke Merseburg, Aurich, Trier unf» Aachen. Zur weiteren Unterdrückung der Seuche hat der Land wirtschafts-Minister die Fortsetzung des bisherigen Tilgungs verfahrens angeordnet. Wie im vorigen Jahr sind von Zeit zu Zeit die Schafbeflände, soweit sie räudeoerdächtig erscheinen, durch Vertrauensmänner oder durch Gemeinde beamte zu revidieren und diejenigen Bestände, deren Räude freiheit nicht zweifellos feststeht, nach einer von dem be amteten Tierarzt vorgenommenen Untersuchung, sobald es die Witterung zuläßt, dem Badeverfahren zu unterwerfen. Lähmung -er Schweine ist als eine Nervenstörung zu betrachten, welche auf Un- verdaulichkeit oder mangelhafte Ernährung zurückzuführen sein dürfte. Sie kann nicht mit der Knochenweiche ver wechselt werden, wo die Tiere nur langsam zu laufen ver mögen, wo die verkrümmten Beine kaum zu gebrauchen sind; letztere Krankheit hat ihren Sitz in den Knochen, erstere im Rückenmark und den angrenzenden Körperteilen, Die häufige Verabreichung saueren oder zersetzten Futters, man betrachte nur einmal die Schweinetröge auf dem Lande etwas näher, sowie der Mangel an Gras, Salat, Rüben rc. sind häufig Ursachen dieses Zustandes. Doch auch Ueber- fättigung kann eine wichtige Rolle spielen bei jungen Schweinen, welche sich an Sauermilch überfressen, sie ver enden dann infolge Erstickens durch den Druck, den der zu viel ausgedehnte Magen auf die Lunge ausübt; das Rückenmark wird ebenfalls asfiziert und die das Rückgrat umgebende Haut entzündet, vielleicht auch das Gehirn, st daß wässeriges Blut sich hinein ergießt, wodurch ein Dru^ ausgeübt und der Nerv, welcher die Verdauungsorganc und die Muskeln der Lenden und Hinterfüße reguliert gelähmt wird. Die Lähmung tritt häufig bei Schweine" auf. Die Tiere schleppen die Hinterfüße ähnlich nach, wie wenn sie auf den Hinteren Rückenwirbel einen heftige" Schlag erlitten. Sie bewegen sich nur mit den Vorder- süßen; meistens frißt das Tier, da die Krankheit schmerzlos, da die Nerventhätigkeit unterbrochen, die asfizierten Siellc" ohne Empfindung sind. Hungerkuren sind hauptsächlichste Gegenmittel während der ersten Tage; die Tiere erhalte" reines Wasser oder sehr dünn gekochte Kleienschlempe je einem halben Theelöffel voll schwefelsauren Eisens oder gepulverter Perurinde. Diese Schlempe wird nur einmal des Tages verabreicht. In letzter Zeit hat sich ein Abs"^ von Eicheln, auch Eichelmehl mit Kleie, als dünnflüssig Schlempe gegeben, ausgezeichnet bewährt. (Simmenthaler Viehzüchter) Tkartsffeln als viehfutter. Die Kartoffelknolle enthält im Mittel 2,0 pCt. Protei"- 0,3 pCt. Fett, 20,7 pCt. stickstofffreie Extraktstoffe, 1,1 pA' Holzfaser, 0,9 pCt. Asche und ist als Winterfutter st" jede Viehgattung sehr schätzbar. Werden die Kartoffel" roh verfüttert, so ist es ratsam, sie vorher zu entwässtr"- um von ihnen die scharfen, für das Vieh ungesunde", namentlich Durchfall verursachenden Stoffe auszuscheidest Zu diesem Behufe wirft man die gestoßenen Kartoffeln einen Bottich, überstreut sie mit ein wenig Salz, gstst frisches Wasser darauf, legt einen Deckel auf den BotM und läßt die Kartoffeln sechs Stunden stehen. Nach diest' Zeit ist die Oberfläche des Wassers gelblich gefärbt n"" mit Bläschen bedeckt. Dieses übelriechende und sehr A angenehm schmeckende Wasser wird abgezapft, frisches Wasst, darauf gegossen und dieses Verfahren so lange wiederh""- bis das Wasser ohne Farbe, Geruch oder Geschmack "' Roh und in Tagesmengen von mehr als 10 Pfund ver füttert, haben sie bei Pferden und Rindern leicht schwächen^ Durchfälle und schwere Magen-Darmentzündungen mit Ei' § leerung blutiger Exkremente zur Folge, bei Schafen w sich, wenn die gebührliche Tagesgrenze von zwei Pü", überschritten wird, nach längerer Verabreichung Bleich!" , und Hydrämie ein. Außer dem vorerwähnten Auswam der Kartoffeln macht auch ein Kochen oder Dämpfen Knollen die schädlichen Stoffe wirkungslos.