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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 28.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189605280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18960528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18960528
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-28
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Monat
1896-05
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Jahr
1896
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herrscht augenblicklich auch auf dem Gebiete der auswärtigen Politik, deren Interesse vorläufig von den Moskauer Festlich keiten in Anspruch genommen wird. Ihnen ist es wohl auch zu verdanken, daß gegenwärtig alle dunklen Wolken vom euro päischen Horizont verschwunden sind. Breslau, 25. Mai. Durch Wolkenbruch ist der Damm der Eisenbahnstrecke Strehlen-Gnadenfrei zwischen Station Nimptsch und Groß-Wilkau Montag früh auf einer Länge von 100 Metern bis auf die Sohle weggerissen und der Betrieb zwischen den beiden Stationen daher eingestellt. Ferner ist seit heute Montag die Strecke Reichenbach-Gnadenfrei wegen Hoch wassers gesperrt. Reichenberg, 22. Mai. Aus Anlaß des Arbeiter- st re i ks bei der Firma Lederer u. Wolf in Dörfel sind in letzter Zeit trotz des Verbotes der Bezirkshauptmannschaft Menschen ansammlungen und Zusammenrottungen auf Straßen und Plätzen der Gemeinden Eichicht, Dörfel und Röchlitz vorgekom men. Infolgedessen ordnete eine Bekanntmachung der Bezirks hauptmannschaft an, daß für die Dauer des Streiks alle Ver sammlungen in Eichicht und Dörfel verboten sind und dieses Verbot sich sowohl auf Privathäuser, sowie auf alle Gasthäuser bezieht. Zugleich wurde für die genannten Orte die Polizeisperr stunde um 8 Uhr abends angeordnet. — Gestern Abend kam es zwischen etwa 1000 Arbeitern und Gendarmerie in Dörfel zu einem Zusammenstöße, wobei fünf Arbeiter verwundet und einer getötet wurde. Einer der Verwundeten starb bald darauf im Krankenhause. Der Gendarmerie-Rittmeister wurde durch Steinwürfe verwundet. — Die Arbeiter, welche sich zusammen- rotteten und die Gendarmerie mit Steinen bewarfen, wurden Anfang Mai aus der dortigen Zuckerfabrik entlassen. Gegen wärtig herrscht Ruhe. In Wien hat am Freitag Nachmittag das prunkvolle Leichenbegängniß des Erzherzogs Carl Ludwig unter allgemeiner Theilnahme der Bevölkerung stattzefunden. Der gesammte er greifende Trauerakt fand mit der Beisetzung des Sarges, bei welcher nur der Kaiser, die Erzherzöge und die Vertreter der auswärtigen Herrscher und Höfe zugegen waren, in der Fürsten gruft der Kapuzinerkirche seinen Abschluß. Wien, 22. Mai. Zum ersten Vicebürgermeister wurde mit 95 gegen 11 Stimmen Dr. Lueger gewählt, zum zweiten Vicebürgermeister wurde Neumayer gewählt. Beide wurden durch den Vertreter der Regieiung Dr. von Friebeis vereidigt. In seiner Antrittsrede betonte Dr. Lueger die Nothwendigkeit der Reform des Gemeinde-Gesetzes, sowie der Reform der Wahl ordnung, und sagte Objektivität der Behandlungen und der Behandlung der Beamten zu. Neumayer hob den deutschen Charakter der ReichShauplstadt hervor und sprach sich für die freie Schule, Freiheit des Lehrstandes, deutschnationale Er ziehung der Jugend und Abhilfe der traurigen Lage des ge werblichen Standes aus. Moskau, 26. Mai. Um 11 Uhr Vormittags verkünden Glockcngeläute sämmtlicher Kirchen und Kanonendonner, daß der Kaiser sich mit der Kaiserin die Krone aufs Haupt gesetzt hat. Moskau, 26. Mai. 12 Uhr. Abermaliges Läuten aller Glocken und Kanonensalven verkünden soeben, daß die heilige Salbung an dem Kaiser vollzogen worden ist. Mr. JuleS Herbette, der Botschafter der französischen Republik am Berliner Hofe, wild am I. Juni aus seinem diplomatischen Amte scheiden, um dann, wie es heißt, sortan in das Privatleben überzutnten. Herr Herbette hat seinen Berliner Posten zehn Jadre lang bcgleidel und sich in dieser Zeit unleugbar manche Verdienste um die Wiedeiherstellung leidlicher Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich er worben, obwohl diese Verdienste nicht selten überschätzt worden sind. Aber seine Stellung war nicht länger mehr haltbar, nachdem Herbette die Abberufung eines Mitgliedes der fran zösischen Botschaft, dos sich persönlicher Werthschätzung seitens des Kaisers erfreute, aus noch nicht völlig geklärten Gründen veranlaßt hatte, und es stand seitdem sein Scheiden aus Berlin fest. Als Nachfolger HerbetteS gilt vielfach Mr. Barr 6 re, zur Zeit französischer Gesandter in Bern. Vaterländisches. Wilsdruff, 26. Mai. Das langersehnte Pfingstfest liegt wieder einmal hinter uns. Das seit Wochen andauernde meist regnerische Wetter stellte sich auch am 1. Feiertag in unliebsamer Weise ein, Tausenden ihr Vorhaben, eine kleinere oder größere Pfingstreise, zerstörend. Der zweite Pfingsttag war jedoch ein etwas besserer Geselle und allerorts konnte man auch regeren Verkehr vernehmen. Eine besondere Feier brachte unserer Stadt und namentlich der Kirchgemeinde der Pfingstdienstag. In prächtigster Weise stieg am frühen Morgen die goldene Pfingstsonne am Firmament empor, alles Lebende mit ihren warmen Strahlen erfreuend; ein wahrer Hochgenuß nach langen unfreundlichen, regnerischen Tagen. Dieser Tag war so recht deshalb angethan, um die Feier dec Grund steinlegung zu der neu zu erbauenden Kirche zu St. Nicolai vorzunehmen. Auf vorher gegangene Einladung des Kirchenvorstandes stellten sich Vormittags 11 Uhr am „Hotel zum Löwen" die kaiserlichen und königlichen Behörden, das hiesige Lehrerkollegium und fast sämmtliche Vereine unserer Stadt, sowie eine große Zahl Kirchgemeindemitglieder von hier und einem Theil des eingepfarrten nahen Grumbachs unter Vorantritt der hiesigen Stadtkapelle zu einem festlichen Zuge auf und zog man alsbald hierauf unter Musikbegleitung nach dem festlich geschmückten Kirchenplatz, woselbst Alles bereit war, den Grundstein (Rochlitzer Gestein) zu weihen. Das Ge sangbuchlied: „Allein Gott in der Höh sei Ehr!" eröffnete hier die seltene Feier einer Grundsteinlegung zu einem neu zu erbauenden Gotteshause. Der Seelsorger unserer Kirchengemeinde, Herr Pastor Ficker, hatte in der Nähe eines errichteten Podiums zur großen Freude der Versammelten mit Herrn Superintendent Dr. Kohlschütter. Meißen Aufstellung genommen und betrat ersterer Herr alsbald hierauf das Podium, um an der Hand des Gotteswortes in bekannter fesselnder und erbauender Weise eine Festpredigt zu halten, die die Herzen der Versammelten in stetem Feuer erhielt. Nachdem der sehr ver- chrie Kanzelredner geendet, brachte der Kirchenchor den Gesang „Preis und Anbetung" in bester Weise zum Vortrag. Nun mehr verlas Herr Pastor Ficker die Urkunden und Schriftstücke, welche in die in den Grundstein zu versenkende Blechkapsel ge legt werden sollten. Außer diesen Schriftstücken, welche die Herren Stadtgutsbesitzer Uibrig hier und Erbgerichtsbesttzer Ludewig-Grumbach über „Landwirthschaft und deren Betrieb in der Jetztzeit", Amtsgerichtsrath Dr. Gangloff über „Vater ländisches und Städtisches", Kaufmann Engelmann über „Handel und Gewerbe" und Pastor Ficker über „die kirchlichen und Ge meindeverhältnisse verfaßt hatten, wurde noch ein „Wochenblatt für Wilsdruff" Nr. 61 vom 23. Mai und eine Beilage des selben Blattes, den letzten Schulbericht unserer städtischen Schulen betreffend, sowie ein Gedenkblatt, verfaßt von Herrn Architekt Kandler, den Neubau der Kirche betr., brigefügt. Nunmehr erfolgte die eigentliche Grundsteinlegung. Nachdem Herr Klempnermeister Mütze die Blechkapsel gut verlöthet hatte, wurde dieselbe in den Grundstein gelegt und die Oeffnung mit einem Steinkreuz vermauert. Hierauf erfolgten die üblichen Hammerschläge seitens der Herren Pastor Ficker, Superintendent Dr. Kohlschütter, Stadtrath Kaufmann Goerne, Schuldirektor Gerhardt, Architekt Kandler und der Herren Baumeister Lung witz und Thümmel, worauf die Versammlung das Gesangbuch lied Nr. 564 sang. Ein Dankgebet und der Segen seitens des Herrn Superintendent Dr. Kohlschütter und das Lied „Nun danket alle Gott" schloß die erbebende Feier. Nachdem sich der Festzug nochmals geordnet und die Theilnehmer nach dem Marktplatz zurückbegeben hatten löste sich derselbe auf. Allen Theilnehmern aber wird diese Grundsteinlegungsfeier noch lange in Erinnerung bleiben. — Durch liebenswürdige Ueberlassung von Abschriften der betreffenden Urkunden wird es uns ermög licht sein, in den nächsten Nummern dieselben zum Abdruck zu bringen. D. R. — Das hiesige städtis che Bad, welches sich im Jahre 1895 einer fleißigen Benutzung zu erfreuen hatte, ist nunmehr wiederum oberhalb des Schützenhauses aufgestellt worden und hat der Stadtgemeinderath in seiner letzten öffentlichen Sitzung nach stehende Bestimmungen für die Personen, die das städtische Bad benutzen wollen, aufgestellt: 1. Die Benutzung des städtischen Bades ist nur Per sonen männlichen Geschlechts gestattet. 2. Dasselbe ist während des Sommers an jedem Tage geöffnet, und zwar haben zu baden a) die der Fortbildungsschule entwachsenen Jünglinge und Männer während des ganzen Tages mit Ausnahme der Zeit von 5—7 Uhr Nachmittags in der oberen Bade zelle „für Erwachsene", b) die Schulknaben ebenfalls während des ganzen Tages bis Abends 7 Uhr und die Schüler der einfachen Fort bildungsschule nach 7 Uhr Abends in der unteren Bade zelle „für Knaben", c) die Schüler der höheren Fortbildungsschule jeden Tag von 5—7 Uhr Nachmittags in der oberen Badezelle „für Erwachsene". 3. Um das Sinken des Schwimmbades zu verhindern, vermeide man die zu schwere Belastung desselben. 4. Das Bad selbst, sowie alle dazu gehörigen Utensilien sind möglichst zu schonen; ebenso ist jede Verunreinigung des Bades, des Wassers und der angrenzenden Theile streng verboten. 5. Alles unbekleidete Umherlaufen außerhalb des Bades, das Betreten der Wiesen und das Setzen auf d>e am Eingang des Bades sich befindlichen Stangen ist -benfalls untersagt. 6. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden mit Geldstrafe geahndet. — Wie gefährlich es ist, die Prophezeiungen der Kartenlegerinnen nnd Wahrsagerinnen zu glauben, mußte eine Frau in Coschütz erfahren. Ihr war von einer der artigen Frau gesagt wordeu, sie müsse sechs schwere Jahre durchmachen. Die Angst zerrüttete ihr das Gemüth nach und nach vollständig, so daß ihr Geist jetzt umnachtet ist. Möchten doch die Frauen sich belehren lassen und ihr Herz nicht mehr an den Aberglauben hängen. — Die von vielen Aerzten empfohlenen Luftkurorte Hinter- Gersdorf und Hartha bei Tharandt werven von Erholungs bedürftigen und Nervenleidenden mehr und mehr aufgesucht, namentlich bietet der erstere Ort mit seinen neuerstandenen Gebäuden und Wohnungen, von denen unter anderem das Landhaus „Felicitas" erwähnt sein mögen, in welchem man auch Bäder im Hause nehmen kann, einen angenehmen Auf enthalt. Dieser Ort gewinnt besonders noch durch die vor theilhafte Höhenlage und den viele Stunden im Umkreise sich ausdehnenden Wald an Reiz. Gut gepflegte Wege in demselben, sowie auch namentlich die geringe Entfernung von der Stadt dürfte manchen Ruhesuchenden veranlassen, Erholung und Kräftig ung in dieser wunderbaren Waldluft zu suchen. — In Krögis fiel am 22. d. M. das anderthalb Jahre alte Mädchen des Briefträgers Lantzsch in die Jauchengrube, Es wurde todt herausgezogen. — Meißen, 21. Mai. Ihre Majestäten Kaiser Wilhelm und König Albert, sowie Ihre königl. Hoheiten die Prinzen des königl. Hauses treffen mit dem gesammten Generalstabe und vielen anderen hohen Offizieren am 3. Sep tember nach der Kaiserparade bei Riesa in Meißen zur Theil nahme an der großen militärischen Galatafel in der Albrechts- burg ein. Die Ausstattung der Tafel wird eine besonders glänzende werden. — Meißen, 22. Mai. In dergestrigen Stadtgemeinde- rathssitzung wurde die Penstonirung des Bürgermeisters Schiffner vom 1. Januar 1897 an ausgesprochen mit dem Ausdruck des Dankes für die Verdienste, die er sich in gesunden Tagen um die Stadt erworben. Als Pension wurden bei 22 bis 23 Dienst- jahren 44 Hundertstel des Gehaltes von 6600 Mark festgesetzt. Die Vormundschaft über Bürgermeister Schiffner ist vor etwa l4 Tagen aufgehoben worden und er hat sich von der Anstalt Sonnenstein nach der Dr. Haupt'schen Anstalt in Tharandt begeben, um dort seine völlige Genesung abzuwarten. Für August ist die Neubesetzung des Bürgermeisterpostens in Aus sicht genommen. Es düste sich aber nur um die Wahl eines ersten juridischen Stadtraths handeln, da für den Bürger meisterposten kaum ein Anderer als der neugewählte Stadtrath Dr. Ay Crimmitschau, der am 15. Juni sein Amt antritt, in Frage kommt. — Meißen. Die weltbekannte Stammschäferei Leutewitz verschickt diese Woche wieder eine größere Anzahl der werth- vollsten Zuchtbkcke noch Süd-Amerika, nachdem erst vor Kurzem ein großer Transport von solchen nach Australien (Melbourne) abgegangen. Der Inhaber genannter Stammschäferei, Oekono- mieralh Steiger, hat sich außerdem bereit erklärt, für die hiesige Schweinezucht-Genossenschaft 2 Zuchteber und 4Zucht sauen Meißner Race mitnehmen zu lassen, welche in Buenos- Ayres zur Auction gestellt werden sollen. Die Stellung der ausgesucht guten Zuchtschweine hat der Vorsitzende der Zucht genossenschaft, Gutsbesitzer Lommatzsch-Piskowitz, übernommen- — Die „Dresdner Gerichtszeitung" ist am ersten Pfingst feiertage zum letzten Male erschienen. Infolge Konkurseröffnung über das Vermögen des Besitzers dieser seit 1879 bestehenden Zeitung wird, wie Herr Rechtsanwalt Dr. Damm bekannt macht, das weitere Erscheinen eingestellt. — Dienstmädchen, welche nach Dresden kommen, um dort Stellung zu suchen, sind in der fremden großen Stadt mancherlei Gefahren ausgesetzt. Um sie davor zu schützen, hat der Dresdner Verein zur Hebung der Sittlichkeit in dem Hause Carola straße 4, 2. Etage, nickt weit vom Hauptbahnhof (Altstadt) unter dem Namen „Marthaheim" eine Dienstmädchenherberge gegründet. Dort finden sie gute Wohnung und volle Ver pflegung für den billigen Preis von 60 Pfennigen täglich und kostenfreie Stellenvermittelung. Die Nachfragen von Herr schaften sind im „Marthaheim" sehr häufig und Dienstmädchen mit guten Zeugnissen haben deshalb Aussicht, von dort aus bald eine Stelle zu finden. Es kann ihnen also nur auf'ö Wärmste empfohlen werden, bei ihrer Ankunft in Dresden im „Marthaheim" einzukehren. Eltern und Vormünder, denen am Wohle ihrer nach Dresden gehenden Töchter und Mündel lieg', werden gebeten, sie auf das „Marthaheim" aufmerksam zu machen. — Dresden, 23. Mai. Die dritte Strafkammer des königlichen Landgerichts Dresden verhandelte heute gegen den 16 Jahre alten Schlosserlehrling Florian Jltzsche aus Förder gersdorf bei Tharandt wegen Sittlichkeltsverbrechens. Nach den Ergebnissen der nicht öffentlichen Beweisaufnahme wurde der junge Mann für schuldig erkannt, vor einiger Zeit in Unkersdorf bei Kesselsdorf mit einem Kind? unzüchtige Hand lungen vorgenommen zu haben. Das Gericht ließ Milde walten und verurtheilte den Angeklagten Jltzsche deshalb nach § 178 Absatz 8 des Reichsstrafgesetzbuchs nur zu 14 Tagen Gefängniß. — Dresden. Das regnerische Wetter, welche« am ersten Feiertag von der 8. Morgenstunde an bis in die Mitte des Nachmittags anhielt, hat vielen Leuten bittere Enttäuschungen gebracht, umsomehr, als in der Nacht vorher Luna freundlich gelächelt hatte und der frühe Morgen noch frohe Hoffnungen aufkommen ließ. Von solchen erfüllt, hatten sich frühzeitig Menschenmassen, die nach Tausenden zählten, aufgemacht, um mit Hilft von Eisenbahnen, Dampfschiffen und Straßenbahnen ihre Pfingstausflüge anzutreten, auf die sie sich angesichts der betrübenden Witterung in den letzten Wochen ganz besonders gefreut hatten. So kam es auch, daß sämmtliche Verkehre anstalten in den ersten Morgenstunden in einer Weise bestürmt wurden, welche zum Theil jeder Beschreibung spottete. Aus den Bahnhöfen, namentlich dem Hauptbahnhof, standen die Reiselustigen „wie die Mauern", und alle Fürsorge der Eisen bahnverwaltung, den gestellten Anforderungen zu genügen, er wies sich als nicht ausreichend. Alle nur zur Hand befindlichen Hilfsmittel wurden herangezogen; so befanden sich in manchen Zügen bei Weitem mehr Thiertransportwazcn, in welchen Männlein und Weiblein in drangvoll fürchterlicher Enge Play nahmen, als Personenwagen. Seitens dec Sächs.-Böhmischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft mußten früh s'26 Uhr drei, um 6 Uhr zwci Sonderschiffe nach Schandau abgelassen werden, die voll besetzt waren. Sehr dankbar begrüßte ferner das Pub likum die Vorkehrungen, welche die beiden Slraßenbahngesrü« schäften getroffen hatten; von früh 5 Uhr ab ließen dieselben, namentlich auf den Limen nach den Bahnhöfen, Wagen aller 5 bis 10 Minuten verkehren. Enorm war u. A. auch wieder der Besuch im Großen Garren; im Frühkonzert der „Großen W'rtbschaft" waren über 2000 Personen anwesend. Als aber von 8 Uhr ab der Regen immer dichter niedergmg, da hing denn Mancher seine „weitgehenden" Pfingstpläne an den Nagel, und so ließ der Berkehr von da ab wesentlich nach. Erst aM Nachmittag, als eine Wendung rum Besseren eintrat, wurden Viele wieder ermuthigt, wenigstens nähere Spaziergänge zn unternehmen, und so zeigten sich die Etablissements in del nächsten Umgebung von Dresden auch gut gefüllt, ja bald waren theilweise auch die Gärten voll besetzt. Ganz beveulend war am Abend der Veikehr in den Straßen des Stadtinnern. — Ein hier aufhältlicher Arbeiter aus Preußisch-Polen ertrank am Sonntag Vormittag auf Uebigauer Gebiet in der Elfi- Er befand stch mit mehreren Kollegen dort am Ufer, und hier soll es zu einer verwegenen Wette gekommen sein, in deren Verlauf stch jener Arbeiter anheischig machte, zweimal quer durch den jetzt noch sehr reißenden Elbstrom zu schwimmen. Ec kam auch glücklich hinüber, auf dem Rückwege aber versank er mitten im Strome und kam nicht wieder zum Vorschein. — Auf der Marienbrücke hat in der Nacht zum 2. Pfingstfeier- tag gegen 12 Uhr ein in der Richtung nach Altstadt gehenoer Mann ganz plötzlich seinen Spazierstock von sich geworfen und über das Geländer in die Elbe gesprungen. Dies Alles ging mit überraschender Schnelligkeit vor sich. Zu sehen war in der Dunkelheit von der Gestalt und der Kleidung des Unglück lichen nichts, auch im Wasser war von ihm nichts mehr wahr zunehmen. — Frankenberg, 25. Mai. Ein schwerer Unglücksfall hat stch am Sonnabend in der Kattundruckerei der Firma Uhle mann u. Lantzsch hier zugetragen. Gegen 11 Uhr wurde der daselbst seit circa 22 Jahren beschäftigte, 57 Jahre alle Fabrik arbeiter Johst vermißt. Nach längerem Suchen fand man kurz vor 12 Uhr Johst im Trockenraume der Fabrik entseelt vor. Auf noch unerklärte Weise war derselbe von dem oberen Latten raume in einer Höhe von etwa 15 m herabgestürzt uns hallt hierbei sofort den Tod gefunden. Der Verunglückte ist ver- heirathet und Vater mehrerer Kinder. — Deuben, 16. Mai. Eine Versammlung der Bürger meister in Städten mit mittlerer und kleinerer Slädleordnung und der berufsmäßigen Gemeindevorstände SachsenS wird oa> 6. und 7. Juni im Wagner'schen „Oberen Gasthofe" hier sta'i- findcn. Am ersteren Tage nach der Hauptversammlung ist dii Besichtigung der Glashüttenwerke Grützner u. Winter, der evan gelischen Kirche, chcs katholischen Schul- und Bethauses, sowie des Augustabades beabsichtigt. In letzterem wird der Schwiwm- klub „Saxonia" einige Vorführungen veranstalten. Für den 7. Juni ist eine Uebung der freiwilligen Feuerwehr unter In anspruchnahme des HochdruckwasserwerkeS, firner die Besicht'? ung des Konzert-Stiftes und eine zweite Hauptversammlung in Aussicht genommen, der ein gemeinschaftlicher Spaziergang durch den Rabenauer Grund nach Rabenau folgen wird. — Daß die Zahl der laufenden Invalidenrenten sich'" letzter Zeil beträchtlich vermehrt hat, geht auch aus der neuesten
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