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02 Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 28.11.1896
- Titel
- 02
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-18961128027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-1896112802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-1896112802
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-28
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Monat
1896-11
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Jahr
1896
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Genossen in das weiche Moos lang hingestreckt, im Arme die^ selten fehlende Büchse zum sofortigen Schüsse bereit. Trotz seines etwas verwilderten Aussehensund dem struppigen Bart erkennen wir in dem Manne einen der dasongelaufenen Studenten, welcher damals in der „Grenzschänke" mit anwesend gewesen war und Karl von Moor den Treuschwur geleistet hatte. Offenbar war derselbe als Posten zur Bewachung des Lagers ausgestellt, um etwa drohende Gefahr sofort dem Hauptmann zu melden, denn infolge der vielen Greuelthaten war man Moor und seinen Leuten gar sehr auf den Hacken, und ganz bedeutende Militärabtheilungen waren schon gegen sie ausgesandt worden. Aber noch immer hatten die Räuber unter Führung ihres furcht losen Hauptmanns sich aus den ihnen gestellten Fallen zu be freien gewußt — ja, einige Male war es sogar vorgekommen, wenn die Räuber plötzlich in irgend einem Theil des Böhmer waldes, wo sie ihr Lager gerade aufgeschlagen, überrascht worden waren, sie ihre in großer Ueberzahl befindlichen Verfolger mit schweren Verlusten in die Flucht geschlagen hatten. Der Wächter dort hinter dem Felsblock schien ein vorzüg liches Gehör zu besitzen und seine Aufmerksamkeit auch nur aus die Bewachung des vorliegenden Geländes gerichtet zu haben, denn plötzlich hob er den Kopf ein wenig wie horchend in die Höhe und legte die Hand an'sOhr, und doch verging noch eine ganze Weile, ehe von kräftigen Armen das Dickicht auSeinander- getheilt wurde und ein Mann in ähnlicher Kleidung und ebenso gut bewaffnet wie der Posten sich herouswand aus dem Gewirr des dichten Unterholzes. Derselbe schritt direkt auf den Wacht posten zu, der ob des Erscheinens eines Bekannten freudig in die Höhe sprang. „Bist Du es wirklich, Spiegelberg? Oder ist es nur Dein Geist?" rief der Wächter schon noch in einigen Schritten Ent fernung dem Ankommenden zu. „Brachte doch vor wenigen Tagen ein Kamerad die Botschaft in's Lager, man Hobe Dich drüben in N. gefangen genommen und nach kurzem Prozeß vom L.ben zum Tode befördert. Wir waren alle recht betrübt darüber, am meisten aber der Hauptmann, der sogar einige Tage nichts gegessen hat." „Das ist nicht übel, mein lieber Razmann, doch Dir zum Beweise, daß ich wirklich noch in höchsteigener Person hierunter Euch weile, so nimm meine Hand!" rief lachend Spiegelberg und die beiden Männer schüttelten sich kräftig die Hände. „Den Spiegelberg hängt man eben auch nicht, bevor man ihn nicht hat. Aber nahe daran war es, Freund. Die Sache muß ich Dir erzählen, die ist tragikomisch und ich darf gar nicht mehr daran denken. Komm, wir wollen uns hier ein wenig in das MooS niederlofsen!" „Da bin ich gespannt, was für einen Teufelsstreich Du wieder ousgeführt hast," entgegnete Razmann. „Du bist und bleibst der Spiegelberg, ohne den wir lange nicht so berühmt wären. Ich habe noch eine Stunde, dann ist meine Zeit hier «uf Posten um, wir können während dem noch gemülhluch mit einander plaudern; ich bin wirklich froh, daß das dumme Ge schwätz sich nicht bewahrheitet. Der, welcher es ausgehcckt und uns dadurch in Betrüblich versetzt hat, verdiente eine exemplarische Bestrafung." Die beiden Männer lehnten ihre Büchsen an den Felsblock, aber so, daß sie dieselben mit einem Griff erreichen konnten, und lagerten sich dann gemächlich auf den Boden, denn der Wald war ja ihre Heimath. „Nun schieß los, Spiegelberg," ermunterte Razmann seinen Spießgesellen, als derselbe nach einer Weile noch immer schwieg und nachdenklich vor sich hinstarrte. „Ich mag nicht gern mehr an die Geschichte denken, aber Dir will ich sie noch erzählen. Komme ich da auf meinem Kundschaftergang auch nach N. Es giebt dort mehrere reiche Filze, wie ich gar bald herausspionirt batte, denen eine kleine Abzapfung ihrer Geldsäcke gar nichts schaden kann. Aber wer beschreibt mein Erstaunen, als ich in den Schänken erfuhr, daß man von unserer Nähe bereits Kenntniß hatte und in den Kreisen der getreuen Spießbürger darob große Furcht herrschte, was mich schließlich belustigte, denn ich hätte gar nicht gedacht, daß man im lieben Bihmerlande solch' heillosen Respekt vor uns hat. Ich war bei der Sache gar nicht so ängstlich, und nach einigem Ueberlegen beschloß ich, in N. einen kleinen Schabernack auszuführen. Am wohlbes-tzten Stammtsch einer Schänke, in welcher die Honoratoren zu verkehren pflegten und darunter auch die Herren Gerichtsleute, gab ich mich für einen reisenden Doktor aus, und dies fiel mir ja auch nicht schwer, hab: ich doch in Leipzig eifrig einige Semester medizinische Wissenschaft studirt. Bei der Erzählung meiner Reise-Erlebnisse gab ich denn auch rum Besten, wie ich mit dem Räuberhauptmann Moor und seinen Genossen zusammengetroffen, und erzählte einige Bravourstückchen von mir selbst. Mil offenen Augen und Ohren lauschte man natürlich derErrählung meiner gruseligen Geschichten und merkten die lieben N.' es gar Nicht, wie ich sie so kräftig ankohlte. Zum Schluß gab ich noch eine genaue Beschreibung von dem Spiegelberg, den ich schon in der Nähe von N. gesehen haben wollte, und schilderte dabei ziemlich genau einen armen Wurmdoktor, den ich tags zuvor in einem Dorfe getroffen und der mir erzählt hatte, daß er auch noch nach N. wolle; meiner Berechnung nach mußte er bald eintreffen. Die Geschichte ward schließlich in der ganzen Stadt erzählt, uud wie der biedere Wurmdoktor die Stadtgrenze überschreitet, wird er auch schon von der heiligen Hermandad in Empfang genommen und im Triumph als der berüchtigte Räuber Spiegelberg nach dem festen Gefängnißthurm übergeführt. Die Freude in der Stadt über den wichtigen Fang ist groß und die tapferen Polizeisoldaten thaten sich wirklich schon was zu gute auf ihre Heldenthat. Der arme Kerl wird parforce inquirirt und in seiner Angst und Dummheit gesteht er Dir wahrhaftig, er sei der Spiegelberg. Donner und Wetter, ich war schon auf dem Sprunge, mich beim Magistrat anzumelden, damit mir der Kerl nicht länger meinen Namen verhunzen sollte — aber da war es schon zu spät, sie hatten den Wurmdoktor inzwischen aufgehangen. Wie ich nach her so am Galgen vorbeispaziere und den Pseudo-Spiegelberg da hängen sah, mußte ich mir eine derbe Prise Tabak in die Nasr reiben. So ist es nun gekommen, daß das Gerücht über mich in alle Welt ausgestreut wurde, während ich gesund und munter einen reichen Halsabschneider in N. um tausend Dukaten erleichtert habe." „Du bist eben immer noch der Alte!" sagte Razmann, als Spiegelberg mit seiner Erzählung zu Ende war. „Bruder, was ich Dir da erzählt habe, bleibt unter uns, der Hauptmann braucht'« nicht zu wissen, verstehst Du?" saate Spiegelberg zu seinem Genosse^ „Ganz recht, ich verstehe Dich schon, er hat so zuweilen eine Grillen," entgegnete Razmann. „Da muß ich Dir noch einen Hauptstreich von ihm erzählen, den er ausgeführt, während Du auf Kundschaft auswarst." „Der Hauptmann allein?" fragte Spiegelberg. „In der Hauptsache ja, aber einige von uns, darunterauch ich, haben da mit geholfen," erwiderte Razmann. „Neulich erfuhren wir in einem WirthShaus, daß ein reicher Graf von Regensburg auf der Landstraße durchkommen würde, der eine Million durch die Kniffe seines Advokaten in einem Prozesse gegen ein armes Bauerndorf gewonnen. Der Hauptmann saß am Tische und hörte die Erzählung mit an." „Wie viel sind wir?" frug er mich, indem er hastig auf- kand; ich sah ihn die Unterlippe zwischen die Zähne klemmen, was er nur thut, wenn der Grimm ihn erfaßt hat. „Nicht mehr als fünf!" sagte ich. „Es sind genug!" entgegnete er, warf der Wirthin das Geld auf den Tisch und ließ den Wein, den er sich haite geben lassen, unberührt stehen. Auf seinen Befehl machten wir uns nun mit ihm auf den Weg. Die ganze Zeit über sprach er kein Wort, ging abseits und allein; nur daß er uns von Zeit zu Zeit fragte, ob wir noch nichts hörten, und als wir dies verneinten, Einem befahl, das Ohr an die Erde zu legen. Nachdem wir so eine Weile auf der menschenleeren Straße dahingewandert waren, kam der Graf gefahren; der Wagen war >chwer bepackt, der Advokat saß bei ihm drinnen, voraus ritt ein Reiter und nebenbei noch zwei. Du hättest unseren Hauptmann sehen sollen, wie er, in jeder Hand eine Pistole, uns allen voran auf den Wogen zu sprang und mit donnernder Stimme rief: „Halt!" Den Kutscher, welcher nicht sofort halten wollte, streckte eine Kugel vom Bock herab, worauf die den Wagen begleitenden Rener nach allen Windrichtungen auseinanderstoben. Der Graf schoß aus dem Wagen auf den Hauptmann, traf aber nicht. „Dein Geld her, Kanaille, das Du den armen Bauern abgenommen hast!" rief der Hauptmann dem Grafen zu, und als dieser zögerte, sich von seinem Mammon zu trennen, traf auch ihn das Schicksal des Kutschers. „Und nun zu Dir, Du Rechtoerdreher!" wandte sich der Hauptmann jetzt an den Advokaten, der während des ganzen Vorganges bleich und mit schlotternden Knieen in der Kutsche gefissen. „Du hast redlich dazu beigetragen, durch Deine Kniffe den armen Leuten das Geld abzunehmen. Hier host Du Deinen Lohn!" Ein dritter Schuß knallte und tödtlich getroffen sank laut los der Advokat von dem Kutschsitz. „Ich habe das Meine gethan!" rief nun der Hauptmann uns zu und wandte sich stolz von uns weg. „Das Plündern ist Eure Sache!" Damit verschwand er in den Wald. „Allen Respekt vor dem Hauptmann, das hat er gut gemacht; da ist wohl ein hübscher Batzen auf Jeden von Euch entfallen, Razmann?" fragte Spiegelberg. „Das will ich meinen!" entgegnete Razmann auf die Frage Spiegelberg's. „Der Hauptmann fragte gar nicht nach senem Theil. Man konnte hierbei wieder einmal recht deutlich bemerken, wie er überhaupt nicht nach Geld schielt, trotzdem er es doch haben kann. Du weißt ja auch, wie er viel lieber arme Waisenkinder oder sonst einem armen Teufel unterstützt, ehe er Jemanden etwas wegnimmt, von dem er nicht ganz ge nau weiß, daß der Betreffende eine Abzapfung verdient, trotz dem er jetzt der gefürchtetste Räuberhauptmann des Böhmer Waldes ist. Dagegen so einem reichen Grundbesitzer, der seine armen Bauern abschindet, oder einem Schurken in goldstrotzen der Uniform oder einem Gesetzesverfälscher etwas anzuhaben, do ist er in seinem Element, da haust er teufelsmäßig, als wenn jede Faser an ihm eine Furie wäre —" Eilige Schritte wurden hörbar und Razmann unterbrach daher seine Rede, denn seine Obliegenheit erforderte es, nach dem strengen Gebot des Hauptmanns Jeden anzurufen. „Halt! Wer da?" rief er daher dem Ankommenden ent gegen, der noch im Gebüsch halb verborgen war und der nur durch das Geräusch sein Kommen verieth. „Ich bin es, der Schwarze!" erfolgte der Ruf zurück und jener Bote, der Karl von Moor in der „Grenzschänke" den verhängnißoollen Brief aus Leipzig überbracht hotte, der den jungen Edelmann in seiner Aufregung zu dem gräßlichen Schwur verleitet und tbn auf die Bohn eines Räuberhaupt manns getrieben, trat hastig aus dem Gebüsch heraus. „Hurtig, huriig! Wo sind die Anderen? — Tausend sakrament! Du und Spiegelberg, Ihr stebt da und plaudert ganz ruhig! Wißt Ihr denn nichts? — Wißt Ihr denn gar nichts?" „Was denn?" fragten Razmann und Spiegelberg er staunt zu gleicher Zeit. „Roller ist gefangen und noch vier Andere von den neu angeworbenen Männern mit!" rief fast außer Athem Schwarze. „Roller? Schwerenoth! Seit wann — woher weißt Du's?" fragte Razmann eifrig. „Schon über drei Wochen sitzt er, dieweil wir ihn auf Kundschaft wähnen, und haben nichts davon erfahren; drei Verhandlungen haben in aller O-ffentlichkeit unter Andrang vielen Publikums stattgefunden und auch da^on wissen wir nichts; man hat ihn auf der Tortur examinirt, wo der Haupt mann und der Haupttrupp seiner Leute sei. Der wackere Roller hat natürlich nichts bekannt; gestern ist ihm der Prozeß end« giltig gemacht worden und diesen Morgen ist er der ominösen Halskrause zum Opfer gefallen!" „Vermaledeit! Weiß es der Hauptmnnn?" fragte Raz mann. Erst gestern hat er es erfahren, wie wir hier in's Lager zurückkehren wollten. Er schäumte wie ein Eber. Ihr wißt, er hat immer viel gehalten auf den Roller. Wir Haden dann gleich Verschiedenes versucht, um ihn zu retten. So hatten wir schon Strick und Leiter an den Thurm gebracht, aber wir wurden dabei ertappt; beinahe war's uns selber an den Kragen gegangen. Als der Hauptmann von der Tortur hörte und wie Roller nichts dabei verrathen hat, ist er selbst in einer Kapu zinerkutte zu ihm in's Gefängniß gegangen und wollte mit ihm tauschen, indem Roller in die Kutte schlüpfen sollte. Doch dies schlug natürlich Roller standhaft aus. Ich würde ein solches Anerbieten vom Hauptmann auch nicht angenommen haben. Als Alles nichts half, unseren treuen Kamerad wieder zu befreien? da schwur der Hauptmqnn in unser aller Gegen- § wart einen Eid, daß es uns eiskalt dabei über den Rücken lief. Ec wollte Roller an seinem Todestage eine Fackel an- zänden, wie sie noch keinem Könige geleuchtet hat, die den Spießbürgern den Buckel braun und blau brennen soll. Mu ist bange für die Stadt, denn er hat schon lange eine Pique auf sie, und Ihr wißt, wenn er sagt: „Ich wills thun!" so ists soviel, als wenn's Unsereiner gethan hat. Ich weiß nun nicht, wie es abgelaufen ist, denn mich hat er vorausgesandt, um seine Ankunft im Lager anzuzeigen; der Hauptmann mit den Leuten kann jede Stunde hier eintrcffen, denn ich hatte den Weg verfehlt und habe mich daher bedeutend verspätet." „Das ist wahr, ich kenne den Hauptmann," pflichtete Razmann bei. „Wenn er dem Teufel sein Wort darauf ge geben hätte, in die Hölle zu fahren, er würde nie beten, wenn er mit einem halben Vaterunser selig werden könnte! — Aber ach, der arme Roller! Der arme Kerl dauert mich wirklich, daß er schon so früh enden mußte, auf halbem Wege zum Ruhm!" ,Memento mori!" mengte sich jetzt auch Spiegelberg ein, „Mir wird er gleichfalls unvergeßlich bleiben, war er doch ein lustiger Bruder Studio in Leipzig und jetzt einer unserer tapfersten Kameraden. Doch lassen wir uns durch sein schreck liches Ende nicht in Angst jagen, hätte ja auch beinahe schon einmal gehangen. Denke wie ich: Geh' ich vorbei am Rabensteine, So blinz' ich nur das rechte Auge zu Und denk', Du hängst mir wohl alleine, Wer ist ein Narr, ich oder Du? „Alle Wetter, war das nicht ein Schuß?" rief Razmann aufspringend. „Wirklich noch einer und jetzt ein dritter. Das ist ohne Zweifel der Hauptmann!" „Dort von jener Seite muß er kommen," sagte Spiegel berg. „Wir wollen sie empfangen, wie ein Feldherr von seinen Soldaten empfangen wird." Schnell faßten die drei Männer mit Gewehr bei Fuß Posta. Deutlich wurde Pferdegewieher, lautes Sprechen und sonstiger Lärm hörbar. Auf einer Lichtung wurde jetzt ein Reiter sichtbar, um ihn eine Anzahl mit Koth und Staub bedeckte Männer, allen voran eine vollständig in Lumpen und zerfetzte Kleidungsstücke gehüllte blutige Gestalt, bei deren Anblick die drei Männer nicht länger in ihrer militärischen Haltung verharren konnten. „Das ist doch der Roller!" rief Razmann auf's Höchst! erstaunt seinen Genoffen zu. „Wahrhaftig, er ist es!" bestätigte Spiegelberg und fiel vor Freude Schwarze um den Hals. „Sie haben ihn noch gerettet! gerettet!" Ein Trupp Männer, wohl dreißig an der Zahl, war jetzt herangekommen an den Standpunkt der drei Männer. „Roller! Blitz, Donner, Hagel und Wetter! Bruder, bist Du es wirklich?" rief Razmann und eilte auf den jämmerlich zerschundenen Mann an der Spitze des Trupps zu, ihn stürmisch in seine Arme schließend. „Nun, bei der Feueressedes Pluto! Bist Du vom Rade auferstanden?" Die laute Stimme des Hauptmanns, der vom Pfirdt herabgesprungen war, freudig seinen Hut in die Luft schwenkte, unterbrach einen Augenblick die stürmische Begrüßung der Männer. (Fortsetzung folgt.) Durch die Liebe erlöst. Weihnachtsnovelle von R. Sturm. (Nachdruck verboten.) Es war drei Tage vor Weihnachten, und auf dem Schlosse Plessen rüstete man sich emsig für das nahende schöne Fest. Die weiblichen Dienstboten fegten mit einem wahren Feuereifer die weiten Räume des Schlosses, und Künstler und Handwerker malten, schmückten und tapezirten eifrig in dem großen Saale und in dem schönen Eckzimmer, sodaß man yätte glauben könne», diese großen Vorbereitungen würden einer Hochzeit oder dem Einzuge eines Neuvermählten Paares gelten, wenn eben n'chi das Weihnachtsfest vor der Thür gestanden hätte. In einem an den Schloßsoal stoßenden Zimmer schmücke» unter der Aussicht der Schloßherrin Baronin von Plessen der alte Diener Wenzel und die Kammerjungfer Minna auch bereits einen besonders großen Tannenbaum, und mit befriedigte» Blicken fah man den Schloßherrn, Baron von Plessen alle diese großartigen Vorbereitungen auf das Fest mustern. Baron von Plessen war ein noch sehr rüstiger Herr, obwohl er bereits sechzig Jahre zählte. Als Kavalleneoffiziec hatte er bis vor elf Jahren in königlichen Diensten gestanden und als Oberstleutnant seinen erbetenen ehrenvollen Abschied erhalten, um sich der Bewirthschaftung des von den Vätern ererbten Rittergutes Plessen zu widmen. Eine etgenthümliche Unruhe und Aufregung, die sich heute in dem sonst so ruhigen und entschlossenen Baron öfters kund gaben, stimmten nicht recht zur bevorstehenden Weihnachtsfreude, und alle Bewohner des Schlosses merkten daran, daß ihr Herr und Gebieter etwas ganz Besonderes vorhabe, wenn man auL nicht genau wußte, in welchem Plane dieses Vorhaben gipfelte- Das Räthsel war um so schwerer zu lösen, weiles im Schlosst Plessen keine beirathöfähige Tochter gab, und von dem einzige» Sohne, dem Baron Curt von Plessen, der als junger Leutnant bei den Husaren stand und durch seine übermüthigen Streiche ein Schrecken der Schloßbewohner war, nicht gut angenommen werden konnte, daß er zu Weihnachten eine Braut in das väterliche Schloß führen werde." „Aber mit dem jungen Herrn hängen diese ganzen kost spieligen Vorbereitungen doch zusammen," flüsterte jetzt le'st die Kammerjungfer Minna dem alten Diener Wenzel zu, „den" es ist im hohen Grade verdächtig, daß der Kutscher den Aust trag erhalten hat, heute morgen zehn Uhr den jungen Herr" am Bahnhof abzuholen." ' „Ich kann Ihre Neugier nicht befriedigen, beste Minna, entgegnete mit leichtem Spotte der alte Wenzel, „denn unser gnädiger Herr hat nicht die Gewohnheit, mich in seine Geheimnisse einzuweihen. Warten wir noch ruhig einige Tage und dann wird das Räthsel gelöst sein." .. „Noch einige Tage warten, Herr Wenzel," AU" flinke Minna, indem sie dem Diener Aepfel und ^"e t Schmücken des Tannenbaumes reichte, „das glauben Sie . selbst nicht. In einer halben Stunde spätestens muß dec I » Herr im Schlosse eintreffen und dann wird man es ja "l^ was hinter der ganzen Aufregung steckt. Ohne Grund
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