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TharM KoD. Menlthn md die UmMliden. tion ndt r heit. Imlslflull für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Agl. ForstrentamL zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro drcigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger m Wilsdruff. — BeraulwerkUcy für die Redaktion Martin Berger daieUffr. chs. »br lr-rnss all rt ge- pp ,v ö' er» ter ton ulde chc» 75 Pb f billigt meines). lNKk sch U. 'lund. Kreist" >ner bl ich A'cc KranN seien Grün- aus der No. 141. Sonnabend, den 28. November 1886. . - - - - ' ' ' . . - ..... . - Abonneinents Ginla-nng. Für den MM' Monat Dezember 'M! werden Bestellungen auf das blatt tüs^ für die Stadt Wilsdruff bei unterzeichneter Geschäftsstelle, sowie für auswärts durch die Kaiserlichen. Postämter zu 44 Pfennige entgegen geuommen. Im Monat Dezember kommt u. A. der sehr spannende Roman „Die Rache der Nihilisten", die in heutiger Nummer begonnene Weihnachtsnovelle „Durch die Liebe erlöst", „Am Sylvesterabend" etc. zum Abdruck. Hochachtungsvoll - Geschäftsstelle des Amts- und Wochenblattes für Wilsdruff. - - - - P . . ' - M „ s Zur Frage der Geldvertheuerung. Die Frage, ob das Geld theurer resp. der Zinsfuß für Bankgeld dauernd hoch bleiben werde, beschäftigt feit einigen Monaten im hohen Grade alle umsichtigen Finanz- wanner und Geschäftsleute. Da sich aber die noch vor einigen Wochen geäußerte Besorgniß, daß. der Diskonto- Zinsfuß wohl bald über fünf Prozent steigen werde, nicht erfüllt hat, sondern vielmehr der 4^P Prozent betragende Privat-Diskonto-Zinsfuß in Berlin schon vielfach anf 4P Prozent ermäßigt wurde, fo glauben wir nicht mehr recht an eine weitere Geldvertheuerung. Die Erhöhung des Diskonto-Zinsfußes war wohl überhaupt mehr eine Vorsichtsmaßregel der leitenden Banken der etwas aus schweifenden Spekulation gegenüber und zugleich eine Schutz maßregel für übermäßigen Goldabfluß. Thatsächlich zeigen die Goldgeldvorräthe in den Banken des In- und Aus landes auch bereits wieder einen Zuwachs. Die Wochen übersicht der deutschen Reichsbank vom 14. November läßt eine Besserung des Standes des Instituts erblicken: die steuerfreie Noteurcserve berechnet sich auf 85,734,000 M. gegen 51,902,000 M. in der Vorwoche und 94,794,000 M. am 15. November des Jahres 1895. Der Ausweis der österreichisch-ungarischen Bank konstatirt ebenfalls das Vor handensein einer steuerfreien Notenreserve von 3,84, Mill. Gulden, deren Ursprung nicht nur auf den Rückgang des Leihgeschäftes der Bank, sondern auf Goldtauschgeschäfte Wiener Banken zurückzuführen rst. Auf Grund feines ßegenwärtigen Standes ist das Noteninstitut ermächtigt, un Ganzen Banknoten im Betrage von 962,80 Millionen Gulden auszugeben, wovon 651,33 Mill. Gulden steuerfrei stnd 301,47 Mill. Gulden steuerpflichtig sind. Die schweize rischen Emissionsbanken haben ihren Diskont anf4> Proz. herabgesetzt. Nach dem letzten Ausweise der Bank von England hat der Stand derselben eine Kräftigung erfahren. Der Wechselbestand ist zwar um 364,000 Psund Sterling Wegen, der Baarvorrath hat aber um 214,000 Psd. zu- genommen. Nachdem der Noteuumlauf um 299,000 Pfund Arückgegangen ist, ist die Totalreserve um 513,000 Pfund Aerl. gewachsen nnd berechnet sich das Prozentverhältniß Derselben zu den Passiven auf 52'P gegen 52V« in der Mivoche und 57^ in 1895. Die Wochenübersicht der Ank von Frankreich weist wieder einen Zufluß an Gold ist Betrage von 3,978,000 Francs auf, nachdem derselben andere Zeit hindurch Gold entzogen worden war. Gleich- Mg vermehrte sich auch der Baarvorrath in Silber nm 5-21,000 Frcs. Das Portefeuille wurde um 19,924,000 mcs. erleichtert, dagegeu haben die Gesammtvorschüsfe eine Anahme um 2,380,000 Frcs. erfahren. Das Verhältnis; .P Notenumlaufs zum Baarvorrath stellt sich auf 87,54 Wen 86,70 Proz. vor 8 Tageu uud 91,21 Prozent im Myahre. Nach den aus New-Jork eingelaufenen Mel angen herrscht dort Geldflüssigkeit. Der Stand der ver- in,. New-Aorker Banken hat auch eine Kräftigung er- Men. Der Metallbestand vermehrte sich um 8,270,000 gleichzeitig habeu die Legal - Teuder - Noten nm zug '00" Doll, und die Depositen um 15,920,000 Doll. Zum 1. Sonntage des Advent. Ev. Marci 1, 7a: Johannes predigte und sprach: Es kommt einer nach mir, der ist stärker denn ich. Wir treten niit dem heutigen Sonntage in die Advents zeit ein. Advent bedeutet Kommen. Wessen Kommen deutet Johannes der Täufer in dem obigen Verse an? Er verkündet das Erscheinen eines Mannes, der stärker sein werde, als er selbst, dem er nicht würdig sei, Sklaven dienste zn leisten. Wir wissen, daß er mit dem Manne !Jesum Christum meint. Tief demüthig tritt der große ! Täufer vor dieser Jüuglingsgestalt zurück, zufrieden, daß er ihm Wegbereiter, ihm Herold fein darf. „Der ist stärker denn ich." Menschlich angesehen schien Johannes der Stärkere zu sein. Er war ein Priestersohn, seine Eltern als Gottes kinder weit und breit bekannt, seine Geburt, trotz des hohen Alters der Mutter, war ein sichtbares Zeichen der Gnade Jehovahs gewesen. Das ernste, der Welt abgewandte Leben des Mannes hatte ihm in weiten Volkskreisen Ansehen und Ehrfurcht verschafft; er staud in dem Rufe eines Heiligen. Es hätte das allein genügt, seiner Predigt Ein fluß zu geben, aber die Gewalt und der erschütternde Ernst seiner Verkündigung steigerten noch die Wirkung. Das ganze Jerusalem ging zu ihm hinaus, auch die oberen Zehntausend. Als er die Worte unseres Textes vernehmen ließ, war Johannes ohne Zweifel die angesehenste Per sönlichkeit in ganz Israel. Jesus dagegeu war fast ganz unbekannt. Er galt für den ältesten Sohn des nazarenischen Zimmermanns Joseph, dessen Abstammung vom königlichen Hause Davids bei seiner Armuth wenig zu bedeuteu hatte, wenn man überhaupt davon wußte. Sein bisheriges Leben bot wellig Auffälliges, wenn man nicht einige dunkle Gerüchte dafür nehmeü wollte, die über seine Geburt, seinen Aufenthalt in Egypten und sein Austreten im Alter von zwölf Jahren im Volke umgingen. Von seiner Predigt war auch uoch nichts in die Oeffentlichkeit gedrungen. Trotz alledem sagt der große berühmte Johannes . diesem Unbekannten: „Der ist stärker als ich." Die Ereignisse haben dem Propheten Recht gegeben: Jesus hat sich als der Stärkere erwiesen. Zuerst durch seine Predigt. Das Wort der Buße erschütterte die Seelen, aber das Wort der Gnade that mehr: es machte die Seelen gesund. Dann durch sein Leiden und Sterben: es bezeugte die Predigt von der Gnade als Wahrheit. Endlich durch sein Aufcrstehen und seinen Eingang in die Herrlichkeit: sie verbürgten diese Wahrheit als eine ewige, alle Zeit überdauernde, denn zu dem lebendigen Jesu kann noch heute Jeder kommeu, wird vou ihm augenommen. Beugst du, lieber Leser, dich gleich Johannes vor dem Stärkeren? Die angebrochene Adventszeit lädt dich dazu ein. Mit dringendem Tone fordert sie dich auf, dem kommenden Herrn dein Herz aufzuthun und ihn anzunehmen als Propheten, Hohenpriester und König. Er ist stärker als wir alle. Ö, daß wir ganz schwach und unserer Schwäche uns demüthig bewußt werden! Eiu Herz, das richtig ist Uud folget Gottes Leiten; Das kann sich recht bereiten, Zu dem kommt Jesus Christ. Ms Räuber. Frei nach Schills bearbeitet von Gustav Lange. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Er schläft doch nicht etwa blos?" flüsterte Franz, als er vor seinem regungslos daiiegenden Vater stand, erfaßte seine Hand, die kalt wie dis eines Todten war, und drückte ihm vollends tue Augen zu, aus denen noch ein ganz klein wenig das Weiße schimmerte. „Nein, nein! Ec ist todt! mausetodt! Es ist ein Schlaf, wo eö niemals wieder „Guten Morgen" heißt — Schlaf und Tod sind eben Zwillinge. Jetzt bin ich Herr! Wer wird nun kommen und es wagen, mich vor Gericht zu fordern oder mir in'ü Angesicht zu sagen: „Du bist ein Schurke. Du hast Deinen eigenen Vater in den Tod getrieben wie Deinen Bruder! Weg denn mit der Larve des Sanftmuthes und der Tugend!"? Nun sollt Ihr Alle den Franz in seiner wahren Gestalt erst kennen lernen, Euch über ihn entsetzen! Mein Vater überzuckerte seine Forderungen, schuf fein Gebiet zu einem Familienzukel um, saß liebreich am Thore und begrüßte das elende Gesindel mit „Brüder und Kinder"! Nichts davon soll mehr zu spüren sein — Angst und Furcht soll Euch schon mein Name ein flößen, zittern sollt Ihr schon bei meinem bloßen Anblick und Lie Falten auf meiner Stirn sollen Euer Wetterglas sein. — In meinem Gebiet soll es soweit kommen, daß Kartoffeln und dünnes Bier die Speise und der Trank für Feststage werden, uud wehe Dem, der mir mit vollen rothen Wangen vor die Augen tritt! Blässe der Armuth und sklavische Furcht sind meine Leibsarbe; in diese Livree will ich Euch kleiden!" 5. Kapitel. Wie ein gebeimnißvolles Rauschen geht es durch den hohen dichten Fichtenwald, und da die innig ineinander verschlungenen Aeste uud Zweige der hundertjährigen Bäume nur hier und da einen verlassenen Strahl der goldenen Mittagssonne hindurch huschen lassen, so herrscht da unten auf dem mit Steingeröll und Felsblöcken übersäten Boden eine eigenthümliche Dämmerung. Nichts stört die feierliche Ruhe, höchstens, daß ein Raubvogel zuweilen einen krächzenden, abscheulich klingenden Schrei aus stößt oder ein durch das Dickicht brechendes größeres Stück Wild oucch das Knacken der Zweige Geräusch verursacht. Dieser Theil des Waldes gehörte zu dem den höher gelegenen Abschnitt des Erzgebirges bedeckenden Böhmer Wald. Seck einigen Monaten verbreiten sich von hier aus Angst und Schrecken weit und breit über Dörfer und Städte — eine starke Räuber bande unter dem kühnen uud verwegenen Karl von Moor haust hier, und schon bei Nennung des bloßen Namens überläuft so manchen reichen Mann, welcher seine Schätze wohlgeborgen in Kisten und Kästen glaubt, ein geheimer Schauer — Niemand >st sicher — keine Mauer ist zu hoch, kein Schloß ist zu fest — Karl von Moor und seine Leute wissen jedes Hinderniß zu be seitigen, und wenn alles Hab und Gut dabei in Flammen auf ging. Besonders waren es solche Personen, welche als Geizhälse oder Leutebedrücker in schlechtem Ruf standen, welche von den Räubern auf's Korn genommen wurden. Wir befinden uns nahe am Zugang des ein größeres Terrain umfassenden Lagers der Räuber, wo die Genoffen in den schwer zugänglichen, durch dichtes Gestrüpp verdeckten, so gut es eben ging wohnt ch eingerichteten Höhlen und Felsschluchten Hausen. Hutter einem hohen schwarzen Felsblock erblicken wir die kräftige Gestalt eines als Jäger gekleideten, bis an die Zähne bewaffneten