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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 13.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189610133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18961013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18961013
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-13
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Monat
1896-10
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Jahr
1896
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gegenüber andern, nur in der Ackerkrume gepflügten Ackern. Tue Kosten des Pflügens werden hierbei allerdings etwa verdoppelt, es hält aber diese Art der Bearbeitung auf mehrere Jahre vor. Die praktische Erfahrung hat aber gelehrt, daß das Untergrundpflügen nicht vorgenommen werden darf, wenn der Boden sehr feucht ist, und geschieht es am besten im Herbst oder bei der Brachfurche. Bei einem festen, nicht durchlassenden Untergrund ist das Unter grundpflügen aus den vorangeführten Gründen sehr zu empfehlen. Je mehr sich indessen der Untergrund dem Porösen der Kohle oder der Lockerheit der Gesteine hin neigt, uni so weniger ist das Untergrundpflügen nöthig. ja sogar schädlich. Im Allgemeinen gelten hier dieselben Vorschriften wie bei der Tiefkultnr der Ackerkrume. Auch hier ist Vorsicht geboten, bevor man einen Acker von starker Porosität hochpflügt. Schon mancher Praktiker, der un vorsichtig die Tiefkultur eiuführte, hat seinen Acker un fruchtbar gepflügt und schließlich die alte Weise wieder einführen müssen. Der Schwerpunkt bei Einführung einer tiefen Pflugart ist immer darauf zu legen, den Boden mit einer größerenAnhänfung von organischem und mineralischem Dünger zu versehen. Das Erstere wird am Besten durch Stalldünger und Grunddüngungspflanzen erreicht, das letztere hauptsächlich durch Kalk, Kali und Phosphorsäure. Gewöhnlich aber stehen in einer Wirtschaft größere Ueber- schüsse von Stalldünger nicht zur Verfügung, deshalb ist es rathsam, mit der Tiefkultur schrittweise vorzugehen Die Düngerfrage kommt jedoch bei dem Untergrundpflügen nicht in Betracht, weil der Boden nicht an die Oberfläche gebracht wird, man hat nur darauf zu achten, einen Unter grund mit geringem Absorptionsvermögen mit dem Unter grundpfluge nicht zu bearbeiten. Tagesgeschichte. Das Kaiserpaar hat seinen Entschuß, noch bis Ende dieser Woche in Jagdschloß Hubertusstock zu verweilen, plötzlich aufgegeben und ist bereits am Sonntag Abend von dort im Venen Palais bei Potsdam wieder eingetroffen. Es ist noch nicht bekannt, was die Ursache dieser früheren Rückkehr der Majestäten in ihre Sommerresidenz bildet. Die letzthin aufgetauchten Gerüchte, es würde in Berlin einem Besuche des Czareupaares anläßlich dessen Heimreise nach Petersburg doch noch eutgegeugesehen und richtete man in der russischen Botschaft in Berlin eiligst die Kaiserge mächer für den Empfang des Czareupaares her, werden von anderer Seite entschieden als unbegründet erklärt, mit dem Bemerken, es würden in der russischen Botschaft keinerlei Empfaugsvorbereituugen getroffen. Die Nachricht von dem Kronrathe, welcher vorige Woche in Jagdschloß Hubertusstock unter dem Vorsitz des Kaisers abgehalten wurde, hatte in einem Theile der Presse zunächst die Wiederaufwärmung der alten Minister- crisengerüchte zur Folge gehabt. Indessen gilt es jetzt all gemein als gewiß, daß sich der Krourath in Hubertusstock lediglich mit der Frage der Umwandlung der vierprozentigen Staatsanleihen und dann vielleicht noch mit der beab sichtigten Erhöhung der Beamtengehälter, welche ja mit der Convertiruugsangelegenheit in gewissem Sinne zu sammenhängt, befaßt hat. Unstreitig sprechen mancherlei ernste Erwägungen, volkswirthschaftlicher wie sozialer Natur gegen die Convertiruugsmaßregel, von welcher 2590 Mill, preußischer Staatspapiere uud 450 Mill. Reichsauleiheu betroffen werden würden. Aber ebenso zweifellos sprechen anderseits gewichtige Gründe zu Gunsten dieser finanz politischen Operation, und sie müssen schließlich im Krou- rath überwogen haben, da jetzt also die Zinshcrabsetzuug der genannten Anleihen so gut wie beschlossene Sache ist. Aber wenn demnach die Verhältnisse in der That dieCon- verston als unausweichlich erscheinen lassen, so darf man doch wenigstens hoffen, daß diese so einschneidende Maß regel in einer namentlich die Interessen der „kleinen" Besitzer der Anleihen möglichst schonenden Art und Weise zur Ausführung gelangen werde; Kaiser Wilhelm selber soll einem entsprechenden Wunsche in dieser Frage offenen Ausdruck verliehen haben. Die glänzenden Czarentage in Frankreich haben am Freitag mit der großen Parade von etwa 70000 Mann auserlesener französischer Truppen vor dem Czarenpaare und dem Präsidenten Faure bei Chalons ihren effektvollen Abschluß gefunden, lieber den Verlauf dieses imposanten militärifchen Schauspiels liegen ebenfalls zahlreiche Meldungen vor; aus ihnen läßt sich entnehmen, daß die Truppeurevue ühnx,jeden Zwischenfall bei brillanter Haltung der Truppen vor sich—gegangen ist. Eine ungeheure Menschenmenge wohnte der Parade bei und begrüßte das Czarenpaar bei dessen Ankunft auf dem Paradefeld mit größter Begeisterung. Der Czar nahm die Revue über die einzelnen Regimenter zu Pferde ab, die Czarin uud der Präsident Faure blieben im Wagen. Sodann bestiegen die Majestäten und Herr Faure die Ehrentribüne, vor welcher die Truppen unter dem Oberkommando des Generals Sanssier, von der Menge fortwährend lebhaft begrüßt, divisionsweise vorüberzogen. Am Schluffe der Parade ließ Kaiser Nikolaus den Kriegs minister General Billot zu sich auf die Tribüne entbieten uud drückte ihm seine Befriedigung über die Haltung der Truppen aus. Später, nach der Rückkehr in das Haupt quartier, ließ der Czar deu General Billot nochmals zu sich kommen und überreichte demselben sein mit Diamanten verziertes Bildniß. Der Parade folgte ein Frühstück nach, bei welchem der Czar und der Präsident Faure Triuk- sprüche wechselten. Der Präsident wies in feinem Toast, der den kaiserlichen Gästen galt, daraufhin, daß der Besuch des russischen Kaiserpaares iu Frankreich in den Annalen Rußlands wie Frankreichs eine unauslöschliche Erinnerung hinterlasse, und hob daun hervor, wie das Kaiserpaar in Cherbourg von der Marine in Chalons vom Heere Frank reichs, in Paris von der gesammten Nation begrüßt worden sei. Der Präsident erinnerte weiter an die fortgesetzt aus getauschten Kundgebungen gegenseitiger Kameradschaft zwischen den französischen und den russischen Seeleuten und Soldaten und betonte zuletzt die umwandelbare Freund schaft zwischen den Heeren und den Mannen Rußlands und Frankreichs. Der Czar gab in seinem Trinkspruch seiner Bewunderung für Frankreichs Heer und Flotte lebhaften Ausdruck und wies dann auf die unwandelbare Freundschaft Rußlands und Frankreichs und auf die zwischen den beiderseitigen Heeren bestehende Waffenbrüder schaft hin. Zuletzt trank der Czar aus das französische Heer und auf die französische Flotte sowie auf das Wohl des Präsidenten. Abends 6 Uhr reiste das Kaiserpaar unter begeisterten Kundgebungen der Bevölkerung von Chalons nach Darmstadt ab; Faure hatte sich im Solon wagen von den Majestäten herzlichst verabschiedet; die Paradetruppen bildeten bei der Abreise des Czarenpaares Spalier, die Trommler schlugen einen Wirbel und die Fahnen senkten sich. Die Pariser Presse findet in dem Trinkfpruche des Czaren in Chalons einmüthig eine klare Bestätigung des russisch-französischen Bündnisses, welches nunmehr durch den Czaren selber feierlichst proklamirt worden sei. Der Czar sandte beim Verlassen Frankreichs von der Grenzstation Pagny aus dem Präsidenten Faure einen telegraphischen Abschiedsgruß zu. In demselben drückt der russische Herrscher nochmals seine Genugthuung über den ihm und seiner Gemahlin in Paris gewordenen warmen Empfang aus und betont, die Erinnerung an diese Tage würden tief in seinem und der Kaiserin Herzen eingeschrieben bleiben. Fanre giebt in seiner telegraphischen Erwiderung wiederumn der Freude der französischen Nation über den Besuch des Czarenpaares Ausdruck und schließt mit den besten Wünschen für die Majestäten. Darmstadt, 10. October. Das russische Kaiserpaar ist um 9 Uhr vormittags hier eingetroffen und am Bahn hofe von der großherzoglichen Familie auf das herzlichste begrüßt worden, wo großer militärischer Empfang statt fand. An der Ehrenpforte am Rheinthor begrüßte die Stadtvertretung das Kaiferpaar, wobei der Oberbürger meister eine Ansprache hielt. In dem ersten vierspännigen Wagen hatten der Kaiser und der Großherzog, in dem zweiten die Kaiserin mit der Großherzogin Platz genom men. In anderen Wagen folgten Großfürst Sergius und Gemahlin, die Prinzessin von Battenberg u. A. Die Stadt ist prächtig geschmückt, das Wetter prachtvoll. Das Pub likum brachte den hohen Gästen herzliche Ovationen dar. Der Großherzog ernannte den Kaiser zum ersten Inhaber des großherzoglich hessischen Dragoner-Regiments (Leib dragoner-Regiment) Nr. 24. Lord Rosebery, der von seinem Posten zurückge tretene Führer der liberalen Partei Englands, hat in einer großen liberalen Versammlung in Edinburg die Gründe für seinen so viel Aufsehen erregenden Schritt dargelegt. Aus seiuen Erklärungen geht hervor, daß er in der That durch das feindselige Auftreten Gladstone's gegen die Türkei und durch die bedenklichen Rathschläge, welche der greise Staatsmann der englischen Regierung hierbei ertheilt hat, zu seiner Demission bewogen worden fft. Die meisten Londoner Blätter billigen diese Erklärungen Roseberg's. In Sofia beginnt am 13. Oktober der Prozeß wegen der Ermordung Stambuloffs. Es sind nicht weniger als 730 Zeugen vorgeladen; die bulgarische Regierung scheint Angriffe auf die Zeugen zu besorgen, denn sie hat ange ordnet, daß letztere nöthigenfalls unter Bedeckung an Gerichts stelle gebracht würden. Vaterländisches. Wilsdruff, 12. Oktober. Der Gesangverein „Ana- kreon" feiert morgen Dienstag Abend im „Hotel zum zoldnen Löwen" sein diesjähriges Stiftungsfest durch Konzert und Ball. Das hierzu ausgestellte reichhaltige Programm enthält unter Anderem die Aufführung der „Zigeuner" von Becker für gemischten und Männerchor mit verbindendem Texte und dürfte hierdurch den Mitgliedern und deren Gästen ein be sonderer Genuß geboten werden, denn die Leistungen der Sängerinnen wie Sänger des „Anakreon" haben öfter schon ihre Thatkraft bewiesen. Möge den Aufführenden durch zahl reichen Besuch ein kleiner Beweis der Dankbarkeit entgegenge- dracht werden. — Der bisher von Herrn Gastbossbesitzer Häußler be- wirthschaftete Gasthof „Zur guten Quelle" wird am 1. April n. I. in den Besitz des Herrn Schneider Kny hur übergehen. — Ein sehr wohlklingendes Musikwerk, Polyphon, lat seit wenigen Tagen Herr Hotelier Gietzelt m seinem „Hotel zum Adler" ausgestellt, welches durch Einwurf eines 5 Pfennig stückes dem mustklwbenden Gast angenehme Unterhaltung bietet. — Der von dem Verein „Oekonomia" in vorgenanntem Lokal am gestrigen Sonntag Abend abgehaltene Herbstball war, trotzdem am Nachmittag heftiges Regenwelter eintrat, von Nah und Fern gut besucht und huldigte die Jugend unter den Klängen des hiesigen Stadtmusikchoreö bis in die frühe Morgenstunde in ungezwungenster Weise der Muse Terpsichore. — Birkenhain. Am vergangenen Donnerstag Nach mittag '^3 Uhr brannte auf bisher unaufgeklärte Weise die dicht am Dorfe anstehende, Herrn Gutsbesitzer Wetzel gehörend- Feime nieder, welche ca. 100 Schock Weizen enthielt. — Das Landgericht Dresden beschäftigte eine Strafsache gegen den 23 Jahre alten Dienstknecht Gottlieb August Bautl> aus Schlesien, den 18 Jahre alten Dienstknecht Friedrich August Bock aus Lauenburg und den 23 Jahre alten Ernteknecht Karl Julius Robert Häusler aus Neusalzbrunn in Schlesien, sämmtlich zuletzt in Unkersdorf bei Wilsdruff wohnhaft, wegen Wider standes, Körperverletzung und Sachbeschädigung. Zur Auf klärung deö Sachverhaltes waren 14 Zeugen vorgcladen und als ärztlicher Sachverständiger Dr. med. Starke aus Wilsdruff. Die drei Angeklagten waren während der Nacht zum 3. August d. I. zur Tanzmusik im Gasthofe zu Unkersdorf. Nachdem das Tanzvergnügen zu Ende war, lärmte Baudis in roher Weise und wurde, da er der Weisung des Wirthes, sich ruhig zu verhalten, nicht nachkam, von dem die Aussicht führenden Maurer Richter mit Gewalt aus dem Saale gebracht. Hierbei kamen Bock und Häusler ihrem Genossen zu Hille und schlugen gemeinschaftlich auf Richter los. Nachdem die Störenfriede auf die Straße gebracht worden waren, wurde die Hausthüre von innen geschlossen und von den Steinardeitern Krille und Garde bewacht. Du Angeklagten wuchteten mit solcher Gewalt an der Hausthüre herum, daß dieselbe wieder geöffnet weroen mußte. Bei dieser Gelegenheit stach Baudis mit einem Messer den Steinarbeiter Krille in den linken Handteller und Arm. sowie den WirthschaftSgehilfen Schubert in den Hals. De drei Angeklagten drangen nunmehr mit Zaunlatten bewaffnet wieder in den Gasthof ein, zerschlugen in der Gaststube Stühle, drei brennende Lampen, Tische, Fensterscheiben, die KächenWe, und noch andere Gegenstände. Während Häusler dann unten Wache stand, drangen Baudis und Bock in das Obergeschoß, gingen in den Saal und zerschlugen den brennenden Kron leuchter, daß das Petroleum aus den Fußboden lies und dieser iu Brand gerieth. Nachdem die Vandalen den Saal wieder verlassen und sich in die unteren Räume begeben hatten, zer trümmerten sie die zur Gaststube führenden Fenster, auch eine an der Hausthüre angebrachte große Laterne, die den vor dem Gasthofe liegenden großen freien Platz mit zu beleuchten hatte, und schließlich zerschlugen Baudis und seine beiden Genossen auch einen vor dem Gasthofe hängenden großen Kasten, der die standesamtlichen Bekanntmachungen enthielt. Hierbei ist von den Raufbolden in roher Weise gelärmt und geschrieen, sowie hierdurch die nächtliche Ruhe ganz erheblich gestört worden. Als die Angeklagten dann vor dem Gasthofe standen, riefen sie drohend: „Wer herauskommt, wird gestochen; heute kommt niemand vom Platze, wir wollen Euch zeigen, daß wir Schlesier sind!" Nachdem nunmehr der Gemeindevorstand Sohrmann in Begleitung des Nachtwächters auf dem Platze erschien und Ruhe gebot, gingen die drei Angeklagten, uiit abgebrochenen Zaunlatten und Knütteln bewaffnet, unter Drohreden auf den Gemeindevorstand und den Nachtwächter los, so daß beide flüchten wußten. Die Angeklagten gingen nunmehr in das Dorf und setzten daselbst den Lärm fort. Als der Nachtwächter Feutt- signale blies, erschienen die Dorfbewohner mit Düngergabeln, Rechen und noch anderen Geräthschaften, um gegen die Ange klagten vvrzugehen. Baudis und seine zwei Begleiter schlugen mit Zaunlatten in die Leute hinein, Baudis brachte auch mit keinem Messer dem Milchhändlrr Schlachte erhebliche Stiche in die Brust und den rechten Arm bei. Das Messer wurde am nächsten Morgen mit abgebrochener Klinge auf dem Platze vor dem Gasthofe gefunden. Die Angeklagten führten zu ihrer Vertheidigung an, sie seien damals sinnlos betrunken gewesen und wüßten deshalb nichts. Diese Angaben wurden durch Zeugen als widerlegt zurückgewiesen. Der verursachte Schaden beziffert sich auf ca. 300 Mark. Die Strafkammer erkannte gegen Baudis auf 2 Jahre 10 Monate, gegen Bock auf 3 Jahre 3 Monate und gegen Häusler auf 1 Jahr 5 Monate Gesängniß. — Wer trägt die Folgen? Mit dieser Spitzmarke schreibt die „Conservative Korrespondenz": Wenn die sozialde mokratische Presse gegen den Besitzenden hetzt, so thut sie dies meist aus sicherer Entfernung. Die eigentlichen Hetzer trifft nicht einmal die verhältnißmäßig geringe Gesängniß- oder Geld strafe. Das „Brummen" besorgt der Sitzredakteur und die Geldstrafe bezahlt die von wohlthätigen „Bourgeois" gespickte Porteikasse. Wenn aber gutgläubige Arbeiter durch aufhetzende Zeitungsartikel oder Reden von sozialdemokratischen Abgeordneten, die nur so lange tapfer auftreten, als sie durch die Immunität gedeckt sind, sich verführen lassen und in derselben Tonart sprechen, müssen sie natürlich, so will es das Gesetz, bluten- Es ist also immer die alte Geschichte, die Folgen von revo lutionären Hetzereien tragen niemals die Führer, sondern stets die Verführten. Allein auch ganz Unschuldige haben häufig unter den sozialdemokratischen Verhetzungen zu leiden. Folgende B-; gebenheit zeigt das aufs Deutlichste: Der Pächter eines bei Dresden gelegenen Gutes (des Ostravorwerkes. D. R.) hatte als warmherziger Mann den armen Leuten gestattet, auf einem Stücke Kartoffellandes, das er nicht, wie sonst üblich, nach er folgter Ernte noch einmal Nachlesen lieh, nach Kartoffeln nachzu hacken. Die Ausbeute war nicht unerheblich; in großen Mengen strömten die Bedürftigen herbei. Da auch Kinder sich unter diesen befanden, entschloß sich der Gutspächter, ihnen die Mög lichkeit des Geldverdienens ohne besondere Anstrengung zu ge währen. Er ließ sich von den Kindern das Auslesen der Kar toffeln besorgen und bezahlte dafür korbweise. Dabei verdienten einzelne Kinder bis zu 1,50 Mark täglich. Man wird nun unter allen Umständen zugeben müssen, daß die Handlungs weise des Gutspächters eine durchaus wohlgemeinte und gemein nützige war. Die „Sächsische Arbeiter-Zeitung" aber faßte die Sache natürlich anders auf und bemerkte u. A.: „Diese letztere „Wohlthat" (nämlich die Beschäftigung der Kinder) hat für den Pächter außer dem Ruhm noch den Vortheil, seine Arbeit billig gemacht zu erhalten." Kann man es wohl dem wohlthätigen Manne verdenken, daß er durch diese nichtsnutzige Verlästerung unwillig geworden ist? Leider hat er seinen Un willen an den Armen ausgelassen und seine Felder den Kartoffel suchern gesperrt. Es sind also die Bedürftigen, die die Folgen der sozialdemokratischen Hetzerei zu tragen haben; hoffentlich aber läßt der Gutspachter es bei einem „Schreckschuß" bewenden und giebt sein Kartoffelfeld wieder frei. Die Lehre, die sich aus der vorstehenden Geschichte ergiebt, sollte von den nicht „zielbewußten" Anhängern oder Mitläufern der Sozialdemokratie im eigenen Interesse wohl beachtet werden. — Freiherr von Schorlemer, welcher wegen Wechsel fälschung bisher unter Anklage stand, die Urtheilsfällung ober auf Grund eines Gutachtens des Oberarztes der Dresdner Siechenabtheilung bis zur Einholung eines Obergutachtens aus gesetzt war, ist am Freitag aus der Gefangenenanstalt in Dres den entlassen worden. Freiherr von Schorlemer hat sich nun mehr behufs völliger Wiederherstellung in eine Heilanstalt begeben. — Zu welchen kuriosen Unternehmungen der Wein die Menschen verleiten kann, davon wurde von einem Meißue Einwohner ein drastisches Beispiel gegeben. Zwei gute Freun e hatten mit einem Einspänner eine Ausfahrt in die Umgegen unternommen und hierbei tüchtig gezecht. Schließlich verspraw in Spaar der eine der Freunde eine Flasche Sekt, wenn andere ihn eigenhändig bis zum Bahnhofe fahre. Der F" ging auf diesen Wunsch ein, das Pferd wurde uusgOP" und der kräftige Mann zog den Wagen, in Sektspender setzte, bis zum Bahnhof. Sehr enttäusch das „Pferd" aber, als es die unangenehme Bemerkung Pi - ' daß der Fahrgast unterwegs unbemerkt ausgestiegen und sch e » adgegangen war. der — In der am Mittwoch stattgefundenen Dresdner Gewerbekammer standen u. A- „xw der- stände auf der Tagesordnung: Zu dem ersten 4P - ^r selben, betreffend ein Gutachten über den Gesetzt ? Ah, Zwangsorganisation des Handwerks wurden «H ». änderungövorschläge angenommen. Dieselben sp"^
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