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Imlsßlaü für die Agl. Amtsßauptmannschcift Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den - tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags nnd Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich I M. 30 Pf-, Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — ^nserüonspreK 10 Psg- Pro dmgcsp P Z - Druck und Verlaq von Martin Berqer IN Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H A. Berger daselbst. No. 8S. j Donnerstag, den 3». Juli E Bekanntmachung. Erbtheilungshalber soll das dem Wirthschastsbesitzer Ehregott Daniel Klemm in Herzogswalde gehörig gewesene Grundstück, Fol. 3< dto t mlndvnch-o, . . -orand-Catasters für genannten Ort sammt Inventar und Ernte auszugs- und herbergsfrei am 14. August 189«, 9 Uhr Vormittags . , , In »utcizcichxUer Anitsstelle vel'steigert werden, was unter Bernd auf die an der GelichtstaftI und NN Gasthof zu HerMdwaldc defindüchcn AnslnuM Nnrdne 1 e ann he. "'acht wird. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, am 24 Jnli 1896 I. V. Knnnsssrath. Herr Rittergntspachter Mbcndorfcr in Limbach hat am heutigen Tage die Geschäfte des König!. Friedensrichters wieder übernommen. Wilsdruff, am 27. Juli 1896. Königliches Amtsgericht. I. V. Nietzold, Kmmsssrath. Reichsregieruug hätte wahrlich auch uicht die geringste Ur sache, sich solcher Leute anzunehmen, die bei jeder Gelegen heit auf ihr deutsches Vaterland schmähen. Dagegen dürfte die Frage ernstlich aufznwerfen sein, ob nicht angesichts der Liller Vorgänge ähnliche Ausschreitungen auch gegen die deutschen Gäste nnd Aussteller auf der im Jahre 1900 bevorstehenden Pariser Weltausstellung zu befürchten wären, eine Seite der angekündigten Betheiligung Deutschlands an der Ausstellung in Paris, welche offenbar vollste Beachtung verdient. Die deutschfeindlichen Kundgebungen in Lille. ollten, Tagesgeschichte. Berlin, 27. Juli. Von den Kaiserreisen. Die „Post" theilt mit, daß die Rückkehr des Kaisers von der Nord landreise bereits am Freitag dieser Woche erfolgt, und daß die „Hvhenzollern" an diesem Tage in Kiel eintreffen soll. Der Kaiser geht dann zunächst nach Wilhelmshöhe; ob er Anfang August Westpreußen besuchen wird, steht noch dahin. — Ueber den Besuch des Kaiserpaares in Görlitz wird der „Post" ge schrieben, daß dasselbe am 6. September, bald nach 8 Uhr von Breslau kommend, in Görlitz eintrifft, wo auf dem Bahnhofe großer militärischer Empfang staltfindet. Im Ständehause nehmen die Majestäten Wohnung. Auf dec Fahrt durch die Stadt erfolgt auf dem Postplatze eine Begrüßung durch die städtischen Behörden. Am anderen Vormittag ist Parade auf dem Paradestlde bei Hermsdorf, Nachmittags großes Parade diner im Gesellschaftshause der Oberlaufitz und Abends Zapfen streich von etwa 800 Musikern. Berlin. Das Kriegsministerium macht bekannt, daß den Unreroffizieren und Mannschaften dienstlich verboten ist: 1. Jede Betheiligung an Vereinigungen, Versammlungen und Festlichkeiten, sowie an Geldsammlungen, wozu nicht vorher be sondere dienstliche Erlaubniß ertheilt worden ist: 2. jede Dritten erkennbar gemachte Bethätigung revolutionärer oder sozialdemo kratischer Gesinnung, insbesondere durch entsprechende Ausrufe, Gesänge oder ähnliche Kundgebungen; 3. das Halten und die Verbreitung revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften, sowie jede Einführung solcher Schriften in die Kasernen oder sonstigen Dienstlokalen. Ferner ist sämmtlichen Angehörigen des aktiven Heeres dienstlich befohlen, jedes zu ihrer Kenntniß gelangende Vorhandensein revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften in Kasernen oder anderen Dienstlokalen sofort dienst lich anzuzeigen. Diese Verbote und Befehle gelten auch für die zu Uebungen eingezogenen und für Kontrolversammlungen ein berufenen Personen des Beurlaubtenstandes, welche bis Ablauf des Tages der Wiederentlassung bez. der Kontrolversammlungen den Vorschriften des Militärstrafgesetzbuches unterstehen. An dem neulich mitgetheilten Erlaß des preußischen Kriez s- ministeriums, betreffend die Abwehr der auf die Unterwühlung der Disciplin in der Armee gerichteten umstürzlerischen Be strebungen ist zunächst die schnelle Veröffentlichung bemerkens- werth. Am 21. Juli ist er ausgefertigt worden, am 23. Juli stand er bereits im „Reichsanzeiger". Damit ist zunächst der sozialdemokratischen Presse in dem vorliegenden Falle das ge fährliche Agitationsmittel genommen, sich gelegentlich als neben amtliches Publikationsorgan militärischer Erlasse zu brüsten, in deren Besitz sie nur durch eine, zu schwersten Bedenken Anlaß gebende Pflichtvergessenheit in den betheiligten Kreisen gelangt sein konnte. Es wird ferner vor der breitesten Oeffent- lichkeit von amtlicher Stelle der Armee und ihren Angehörigen im Beurlaubtenstande bekannt gegeben, wie dafür Sorge ge tragen werden soll, daß auch im Kriegsfälle sich das Volk in Waffen als ein zuverlässig der nationalen Sicherheit dienendes Instrument erweist, und daß die ihrer Ehrenpflicht bewußten In der nordfranzösischen Fabrikstadt Lille ist es an- äßlich des Besuches der deutschen Sozialistenführer Bebel, Liebknecht, Singer und Fischer auf dem dort abgehaltenen llanzösischen Arbeiterkongresfe zn ernsten Straßemmruhm Am ausgeprägt deutschfeindlichem Charakter gekommen. Eine nach tausenden zählende Menge demonstrirte auf den Straßen, auf dem Rathhausplatz und vor dem Theater, "w die Kongreßsitznngeu ftattfanden, durch die Rufe: Meder mit Deutschland! Nieder mit Preußen!" „Hoch «Uankreich! Hoch Elsaß-Lothringm!" gegen dieAnwcsen- mit der deutschen Congreßbesucher wie gegen Deutschland Überhaupt. In der Folge entwickelten sich Schlägereien Zwischen Sozialisten und Antisozialisten, so daß schließlich uicht nur ein starkes Aufgebot vou Polizei und Gendar- Uieric, sondern auch Militär die Ordnung wieder Herstellen Wußte, wobei es nicht ohne Verwundungen und viele Ver- baftnngen abging. Die Herren Liebknecht, Bebel u. s. w. wurden, wo man sie erkannte, mit Thütlichkeiten bedroht Und wohl nur dem Schutze der sie begleitenden Gendarmen "erdanken sie es, daß sie von der erregten Menge nicht iännncrlich durchgeprügelt wurden. Diese Vorgänge sind nach zwei Seiten hin recht be- wcrkenswerth. Einmal beweisen sie, daß in der großen -Nasse der französischen Bevölkerung noch immer der Haß Segen Deutschland und alles Deutsche fortschlummert und baß es nur eines äußerlichen Anlasses bedarf, um diese Desman ngen immer wieder scharf hervortreten zu lassen. M die Aufmerksamkeiten und Liebenswürdigkeiten, welche w> Laufe der letzten Jahre von Deutschland und der deutschen Negierung und namentlich auch vom Kaiser Wilhelm selbst ben Franzosen erwiesen worden sind, haben nicht vermocht, ben Deutschenhaß in Frankreich abzuschwächen, dies geht w>s den Ereignissen in Lille klar hervor. Die Bevölkerung Weser Stadt ist im Großen und Ganzen gewiß nicht chau- ^mistischer gesinnt, als die Bewohnerschaft des übrigen Frankreichs, demnach hat der Besuch der deutschen Sozial- wwokraten genügt, sofort in ihr die Flamme des Deutschen- Mes wieder hell emporlodern zu lassen. Zweifellos steht "'s französische Bevölkerung zum großen oder gar über wiegenden Theil den Deutschen noch immer unversöhnlich Wenüber, und je eher man sich deutscherseits mit dieser Tatsache abfindet, desto besser wird cs für beide Theile sein. . Charakteristisch sind aber die Liller Tumulte auch nach w"er audereu Richtung hiu. Sie richteten sich gerade gegen ^»gehörige der deutschen Nation, welche aus ihrer undeut- when Gesinnung und zugleich aus ihrer Vorliebe für Frnuk- lenh nie ein Hehl gemacht haben. Hat es doch Herr Bebel wahrend seiner Anwesenheit in Lille für angemessen gehalten, wi festlicher Tafel daran zu erinnern, wie er gegen die Annexion Elsaß-Lothringens protestirt und diesen Protest mit -- Zähren Gefängnis; bezahlt habe! Und trotzdem ist den Bünden" der deutschen Sozialdemokratie, den anerkannten manzosenfreundeu, in Lille ein so schnöder Empfang ge- "orden, man hat sie behandelt, als wären sie die glühend- .waschen Patrioten — das mag hart, das mag schmerz- 'Mi für die Liebknecht und Genossen, für soviel Liebe wmien Undank auf französischem Boden zu ernten! Daran, daß die deutschfeindlichen Demonstrationen in irgendwelche politische Folgen nach sich ziehen sollten, n nicht zu denken. Die Herren Bebel n. s. w. sind ganz "Me Rechnung und Gefahr nach Lille gegangen, wenn in er Aufnahme nicht nach ihrem Wunsch ausgefallen ' so haben sie dies mit sich selber auszumachen. Diei Mitglieder der Armee vor der Gefahr bewahrt bleiben, im ent. scheidenden Momente durch eine mit systematischer Verhetzung von Klasse gegen Klasse und gegen den „kulturfeindlichen Begriff" Vaterland erschütterte DiSciplin ins Unglück gebracht zu werden. Auf d«e sozialdemokratische Presse ist auch die Wirkung dieses Verfahrens nicht ausgeblieben; sie weiß zudem Erlasse nur einige nichtssagende Bemerkungen zu machen. In haltlich enthält der Erlaß nichts Neues für die Nächstbeiheiligten, die Unteroffiziere und Mannschaften, welche zu gelegener Zeit im Dienste auf die Vorschriften, die der Erlaß enthält, hinge wiesen werden, und für die Personen des Beurlaubtenstandes, denen auf den letzten Kontrolversammlungen beziehungsweise bei der Einziehung zu einer Uebung diese Bestimmungen zur Kenntniß gebracht worden sind. Neu ist, daß jetzt diese Mit- theilungen an weitere Kreise ergchen. Ueber den Zukunftsstaat der Sozialdemokratie hat sich der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Lütgenau in einem am 19. d. M. in Essen gehaltenen Dortroge zur Er örterung de- Erfurter Parteiprogrammes wie folgt geäußert: „Nun stelle man häufig die Frage, welchen Staat denn die Socialdewokratie an Stelle das heutigen setzen wolle. Das sei eine ganz müßige Frage. Ein Programm dafür habe die Sozialdemokratie nicht, wenn auch der einzelne Genosse darüber seine perfönlichen Ansichten habe. Vorläufig erstrebte sie die Beseitigung des heutigen Staatswesens, die sie mst Sicherheit erreichen würde, und dann würde die neue Ordnung der Dinge sich zur rechten Zeit schon ergeben." Jawohl, die Sozialdemo kratie betrachtet es als ihre Aufgabe, zu zerstören, ohne zu wissen, wie später wieder aufgebaut werden soll; zuerst muß der große Kladderadatsch herbelgeführt werden, dann wird im Trüben gefischt. Der deutsche Schulmeister scheint in England hochange sehen zu sein. Derselbe bildete nämlich dieser Tage das Leit motiv zu einer großen politischen Debatte im Londoner Ober- Hause bei der Berathung über die Erweiterung der Londoner Universität. Im Verlaufe dieser Debatte sprach Lord Playfair die Hoffnung aus, die Regierung werde das Projekt baldthun- lichst durchführen und bedauert, daß dies in diesem Jahre nicht mehr möglich sei. Nach dem deutsch-französischen Kriege habe im französischen Institute eine interessante Erörterung der Frage stattgefunden, warum die große Krisis keine großen Leute her- vorgebracht habe. Die allgemeine Klage sei gewesen, daß Frank reich den Höheren Interessen des Unterrichts nicht genug Auf merksamkeit geschenkt habe. Renan habe damals in seinem Resums der Debatte erklärt, die deutsche Wissenschaft habe Sedan und Sadowa gewonnen, der deutsche Nationalgeist sei das Erzeugniß der deutschen Universitäten und daS deutsche Vaterland das Erzeugniß dieses Geistes. Frankreich habe sich dies sehr zu Herzen genommen; aber es sei sicher, daß Deutsch land nicht stehen geblieben sei, Deutschland habe Straßburg ge nommen und die Wiederherstellung seiner Festungswerke be gonnen ; aber es habe auch die Straßburger Universität wieder- herzustellen unternommen. Die künftigen Wettkämpfe der Welt würden nicht allein durch He«e und Flotten, sondern auch durch die höhere intellektuelle Entwickelung der Völker ausgefochten werden. Wie em Wiener Blatt meldet, wird der deutsche Kaiser in diesem Jahre Gast des Erzherzogs Friedrich auf dessen Herrschaft Bellye in Süd-Ungarn sein, um an den dort zu veranstaltenden Jagden theilzunehmcn. DaS Oberhofmeister amt des Erzherzogs hat bereits die nöthigen Verfügungen ge troffen. Kaiser Wilhelm ist bekanntlich bereit« einmal in Bellye zur Jagd gewesen, als noch der frühere Besitzer Erzherzog Albrecht am Leben war. Ob Kaiser Wilhelm von Bellye aus die Millenniumsausstcllung in Pest besuchen wird, was die Magyaren sehnsüchtig wünschten, bleibt abzuwarten.