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Scherben. Nachdruck verboten. aber mein sie!" Auf dem Theetisch stehen fünf unversehrte und zwei zerbrochene chinesische Theetassen um ein vollständiges kleines Service vereinigt. Duftende Blütensträuße liegen auf den Tellern und inmitten des Tafelaufsatzes erhebt sich ein schlankes, weiß blühendes Myrtenbäumchen als reizendstes Glückssymbol für ein neues Jahr. Margot und Wolfgang haben den Tisch so festlich geschmückt, und da sie schon zweimal in das Nebenzimmer den Thee gemeldet haben, und dennoch niemand dem Rufe folgt, so sind sie nicht sonderlich in Verlegenheit, wie solch Leutchen an! sie sind sprachlos im Schreck über diese Ent hüllung! Sie wißen schon durch mich, wie die Sachen hier stehen, seien Sie für Herrn von Soltau Brautbitter und überlaßen Sie ihm vorerst diese kleine Schale, welche sein ganzes Lebensglück erkaufen wird." „Glück? An diese Tassen knüpft sich kein Glück! Ich kenne die Dame nicht, welche sie zu besitzen wünscht und das ermächtigt mich, ungalant zu sein! Ich habe auf der Welt kein größeres Kleinod als wie diese Tassen, — ich kann und darf sie nicht fortgeben." „Hellmuth!" Ein Aufschrei, halb Jauchzen, halb Schluchzen unter brach den Sprecher; in der Seitenthür stand die Geheim rätin, breitete die Arme nach ihm aus und wiederholte mit halberstickter Stimme: „Hellmuth!" Der Marineoffizier taumelte der hohen Frauengestalt entgegen, starrte wie betäubt in ihr Antlitz und faßte vie weißen Hände, als gelte es, eine Spukgestalt festzuhalten, ehe sie wieder entschwinden kann. „Cäcilie" murmelte er, — „ja, es ist Cäcilie!" Sie sahen einander in die Augen wie zwei Menschen, die ein großes, unfaßliches Wunder anstaunen! Und ihre Hände verschlangen sich krampfhafter und immer fester, auf den zitternden Lippen schwebten tausend unausgesprochene Worte. Wolfgang und Falkner starrten sprachlos auf diese unerklärliche und unerwartete Scene. Margot aber winkte in jäher Erregung den beiden Herren und dirigierte sie mit stummem Blick in das Nebenzimmer. Dort faltete sie tiefaufatmend die Händchen über der Brust und flüsterte unter Thränen des Glückes: „Gott sei Lob und Dank — er hat ihr die Treu gehalten, nun dürfen auch wir glücklich sein!" 1 "Erlauben Sie, bester Herr von Soltau, daß ich Ihnen !^wm entrüsteten Verfolger den rechtmäßigen Besitzer .Theetaße vorstelle, — welche Sie soeben — x^räon harten Ausdruck — entführten!" "Ja wohl, mein Herr Leutnant! die Tasse ist um, und ich laße eher mein Leben als wie M der Korvettenkapitän. ^„'Är Eigentum, Herr Kapitän? Aber .... Gott " ''^a, natürlich!" rief der Konsul dazwischen: rjch^g kalkuliert hatte, — hier steht die auch wieder zerbrochen! Das nenne ich Pech! Sie gewiß Ersatz holen, lieber Soltau! Na, Kapitän, sehen Sie diese beiden entsetzten jungen (Schluß.) „Auf seinem eigenen Theelisch?" „Nein, hier dicht bei wohnt ein invalider alter See- bei dem ist er heut Abend geladen und bei dem ent wich sie! So, nun ist alles bereit, wenn doch endlich .Tante kommen wollte! Ich fiebere vor Ungeduld, ihr EU Reichtum an chinesischem Porzellan zu zeigen!" tz „Es klingelt so energisch schon zum zweiten das wird sie wohl sein!" „Nein, ich höre fremde Stimmen . . ." v.„Nein Gott, was mag da los sein, das ist ja eine Mar heftige Unterredung?" c Beide horchten auf, Wolfgang aber brach in ein Jendes Gelächter aus: „Aha! Falkner! es wird Falkner welcher den verlorenen Sohn sucht!" Er trat in die Thür und öffnete die Arme: „Sei gegrüßt, Gesegneter des Herrn! Hurrah, Falkner! Konsul, diesmal sind Sie aber fürchterlich herein- Men!" h. „Hier? — also hier steckt der Einbrecher!" antwortete ^Ms lachend eine Männerstimme, „nun ruhig Blut, Kapitän, — nun wird ja die Sache gleich ge- M sein!" Die schlanke Gestalt des Konsuls trat mit lauten L^iworten über die Schwelle, — sehr erregt und mit ^ zornigem Angesicht folgte die hohe, trotz etwas ge- Haltung noch jugendlich markige Gestalt eines , M Herrn. Aedermanu aus dem Tolks. 33 Wilsdruff. I8S6. »kövke shalber billig, ankenstei» Vellage z«m Wochenblatt für Wilsdruff. lezüez Müschen. M ntrum. ll.