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WM MMf Wi, MM» »Ä die NWgeÄe». Amtsblatt für du K«l. UmlsbEtmallnsLaft zu Meißen, das Ml. UmtssenM und den Mdkntb ru Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 37. Freitag, den !». Mai lM>7 Bekanntmachung, die bei Tiefbauarbeiten zu beobachtenden Unfallverhütungsvorfchriften betr. Die Tiefbanberufsgensffenschaft in Berlin hat für ihren, das ganze Gebiet des Deutschen Reiches umfassenden Bezirk Unfall- verhütnngsvsrschriften erlassen, welche nach Abschnitt V derselben auch für die Bauarbeiter derjenigen Unternehmer gelten, welche nicht Mit glieder der Genossenschaft sind, aber nn Bezirke derselben Bauarbeiten ausführcn. Es kommen als solche in Betracht die Gemeinden, öffentliche Cor- porationcn, sonstige Verbände und Privatpersonen, welche unter das Bauunfallversicherungsgesetz vom 11. Juli 1887 fallende Bauarbeiten in eigener Regi« ausführcn. Die Unternehmer werden bei Zuwiderhandlungen gegen diese Unfallverhütungsvorschriften mit Zuschlägen bis zum doppelten Betrage der Prämie belegt. Versicherte, welche den Unfallverhütungsvorschriften zuwider handeln, werden gemäß § 78 Absatz 1 Ziffer 2 und § 80 des Unfallversicher ungsgesetzes vom 6. Juli 1884 in Verbindung mit § 44 deS Bauunfallversicherungsgesetzes vom 11. Juli 1887 mit Geldstrafen bis zu sechs Mark belegt. Etwaige Exemplare der Vorschriften können von dem Genossenschaftsvorstande in Berlin >V., Kleiststraßej14, kostenfrei bezogen werden. Auf Anordnung der Königlichen Kreishauptmannschast wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntmß gebracht. Meißen, am 3. Mai 1890. Königliche Amtshanptmannschast. v. Airchbach. Freiwillige Versteigerung. Aus Antrag der Erben der Christiane Friederike Oetzsch, geb- Döring, soll das zu deren Nachlasse gehörige, allhier an der Meißner Straße unter No. 263 des Brandkatasters gelegene, auf Fol. 306 des Grund- und Hypothekenbuchs für Wilsdruff eingetragene, aus Wohn haus nebst Nebengebäuden, Obst- und Gemüsegarten bestehende Grundstück, welches ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 9900 Mk. gewürdert worden ist, an hiesiger Gerichtsstclle freiwilliger Weise versteigert werden und ist hierzu Termm auf Donnerstag, den 22. Mai 18W, Bormittags 1v Uhr, anberaumt worden. Eine Beschreibung des Grundstücks sowie die Versteigerungsbedingungen können schon vorher an hiesiger Gerichtstafel eingesehen werden. Wilsdruff, am 21. April 1890. Das Königliche Amtsgericht. Dm OanAlotk. Wekanntmachung. Mit amtsbauptmannschaftlicher Genehmigung wird der Weg von Neukirchen nach Blankenstein und von Neukirchen-(Obcrdorf) nach Dittmannsdorf in der Zeit vom s2. bis 2s. Mai d. I. wegen Massenschun gesperrt uns der Verkehr von Blankenstein über Tannederg uno von Dittmannsdorf über Reinsberg verwiesen. Neukirchen, den 5. Mal 1890. Der Gemeindevorstand. , Rost. LageSgeschichte. Eine große Ueberraschung bietet die in der Thronrede angekündigte beträchtliche Erhöhung der Fricdenspräsenzstärke. AufeineVer- mehrung der Artillerie war man vorbereitet, nicht aber auf eine solche der Fußtruppen und Reiterei. An der russischen und an der französischen Grenze sollen die Infanterie-Regimenter und die Jägerbataillone auf einen erhöhten Etat, d. h. auf Kriegsstärke, gebracht werden, an der französischen Grenze auch die Kavallerie-Regimenter. Diese Grenztruppen sollen im Kriegsfälle nicht erst ihre Reserven abzuwarten brauchen, sondern in ge nügender Stärke augenblicks an die Grenze vorrücken und feindliche Ein fälle zurückschlaaen können. Das mag «in Bedürfniß sein; aber die Er- kenntniß dieses Bedürfnisses ist erst einige Monate alt. Noch Mitte Januar d. I. richtete der Abgeordnete v. Bennigsen die Frage an den Kriegsmi nister v. Verdy, ob mit allen damals erfolgenden Bewilligungen demBe- dürfniß der Regierung endgiltig genügt sei. Der Kriegsminister bejahte dies vorbehaltlos. Gleichwohl wird jetzt eine Vermehrung der Friedens- Präsenzstärke aus beweglichen Gründen für unabweisbar erklärt. Die An schauungen in der obersten Landesvertheidigung über das, was unbedingt zur Sicherung der Grenzen nothwendiz ist, müssen sich daher in neuerer Zeit geändert haben. Ein Widerspruch zwischen der sich immer friedlicher gestaltenden Lage der Dinge mit diesen militärischen Neuforderungen ist unverkennbar. Wohl rächen sich Versäumnisse nirgends furchtbarer als auf militärischem Gebiete, aber Wem fiele nicht bei diesen Neuforderungen die Schraube ohne Ende ein? Die Militärverwaltung hat sich im Bundesrathe «ine 4malige Ermäßigung ihrer ursprünglichen Forderung gefallen lassen müssen, Sache des Reichstages ist es, genau zu prüfen, ob nicht di-Sicher ung »er ReichSgrenzen auch durch ein geringeres finanzielles Opfer als jährlich 18 Millionen zu ermöglichen ist. Die Friedmsprästnzstärke deS deutschen Heeres ist auf 486 983 Mann festgesetzt, die Einjährigen nicht eingerechnet. Vom 1. Oktober ab wird die Armee somit in 538 Bataillonen Infanterie, 465 Schwadronen Kavallerie, 434 Batterien Feldartillerie (was jedoch immer noch mit 46 Batterien hinter der französischen Feldartillerie zurückbleibt), 31 Batterien Fußartillerie, 20 Bataillonen Pionnieren und 21 Bataillonen Train be stehen. Die einmaligen Ausgaben betragen 31 500 000 M., die dauernden, incl. Bayern, 1 800 000 M. Der Schwur im Dienste der Sozialdemokratie. — In wenig Berlrner Fabriken hielten die durch die Agitatoren zur Feier des Maitages aufgestachelten Arbeiter den bezüglichen Entschluß so cinmüthig aufrecht, wie die« in der Fabrik von Ludwig Löwe u. C. geschah. Gegen achthundert Mann haben daselbst am 1. Mai die Arbeit niedergelegt, um den „Weltfeiertag zu heiligen", und diese sind nun mtlassen. Wenn jetzt ein anonymes Komitee auffordert, Zuzug von dieser Arbeitsstätte scrnzu- halten, „bis die gerechte Sache der Arbeiter geregelt ist", so ist das gegen über rem Zusammenhalten der Berliner Maschinenfabriken völlig bedeutungs los; aber bedauerlich ist es, daß nun die große Zahl der entlassenen Ar beiter wird Mangel leiden müssen, daß wieder einmal viele Familien zu Noth und Hunger verurtheilt sind, lediglich, weil die sozialdemokratischen Agitatoren, die ja selbst unter allen Umständen sich eines behaglichen Daseins erfreuen, es also bestimmt haben. Die Löwe'schen Arbeiter hatten sich nämlich, wie die „C C." mitthcilt, durch einen Schwur verpflichten müssen, am 1. Mai die Arbeit ruhen zu lassen, und als das nun nach der bekannten Erklärung der Berliner Metallfabrikanten dem allergrößten Theil jener Männer, welche den leichtfertigen Schwur geleistet hatten, leid wurde und die Betreffenden baten, sie von dem Schwur zu entbinden, wurden sie auf das rücksichtsloseste „abgefertigt." Der Schwur also band die Verführten und für diesen leichtfertigen Schwur haben dieselben nun zu büßen. Daß die Verleitung zu einem derartigen Schwur bezw. die Weigerung, den dies Fordernden von dem Schwure zu entbinden, alle Kriterien zur Begründung strafrechtlicher Verfolgung dieser Angelegenheit an sich trägt, wollen wir nur nebenbei erwähnen. Betrübend aber ist es, wenn man wahrnehmen muß, daß die glaubenslose Sozialdemokratie, welche einerseits den Eidbruch vor Gericht als erlaubt hinstellt, nun andererseits beginnt, sich des Schwures als Aqitationsmittel zu Umsturzzwecken zu bedienen. Der Kampf der Sozialdemokraten gegen die Brauereien in Berlin ist nach der „Nat.-Ztg." jetzt schon so gut wie beendet. Der sozialdemokratische Angriff ist abgeschlagen, die in Volksversammlungen angenommenen Resolutionen, kein Bier von diesen Brauereien zu trinken, werden nicht beachtet. Doch ist noch eine Versammlung mit der Tages ordnung: „Die Resolution der Brauereib-sitzer und wie verhalten sich die Berliner Arbeiter hierzu?" für morgen einzuberufen. Der sozialdemo kratische Stadtverordnete Heindorf ist als Referent in Aussicht genommen. Im klebrigen scheint die Sozialdemokratie gewillt zu sein, einen noch schwereren Kampf aufzunchmen. Wegen der Maifeier sind Arbeiter aus vielen Fabriken entlassen worden; gegen diese Fabriken wollen nun die sozialdemokratischen Heiß'porne vorgehen. Eine große Anzahl von Versammlungen der Gewerk schaften ist einberufen, um Stellung zu den Entlastungen zu nehmen. Daß die Sozialdemokratie mit der beabsichtigten Sperre dieser Fabriken sich -'ne furchtbare Niederlage zuziehen werde, steht außer allem Zweifel. Die Baubandwerker und Metallarbeiter Haden schon eine Art Centralleitung und U berwachungskommission für die Streiks; jetzt wollen sich die Weber, Wirker, Färber, Spinner, Posamentirrr, Teller, Handschuhmacher, Appretirer