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schon finden, daß es von allem am leichtesten ist ein Geheimniß vor dem Manne zu bewahren. Ich gebe Dir mein Wort darauf. Nun beginne also." Klara zögerte wieder. „Ich weiß nicht, wie ich beginnen soll", rief sie dann in verzweifelndem, schmerzdurchbrbtem Tone aus. „Ich kann keine Worte finden." „Dann muß ich Dir zur Hilfe kommen. Fühlst Du Dich krank heute Abend? Vielleicht ist Dir ein Gefühl überkommen, wie vor kurzem an dem Tage, als Du bei meiner Schwester und mit im Garten warst?" „O nein." „Du bist also nicht krank, durch die Hitze im Saale bist Du auch nicht unpäßlich geworden und doch zeigte Dein Antlitz fahle Bläffe, als Du Dich aus dem Tanze zurückzogest. Es muß dies doch eine Ursache gehabt haben." „Ja, es giebt auch eine Ursache dafür. Kapitän Helding . . . ." „Kapitän Helding! Was hat denn der mit Dir oder Du mit ihm zu thun?" „Er erzählte Dir von der „Atlanta" und sagte, daß dieselbe stünd lich aus Afr ka zurückerwartct werde." „Nun, und was soll denn das? Kehrt vielleicht mit dem Schiffe je mand zurück, den Du näher kennst?" „Jemand, den ich fürchte, kommt mit dem Schiffe zurück." Die schönen schwarzen Augen der Frau Crayford richteten sich voller Staunen und Verwunderung auf die Sprechende. „Klara, meine Liebe! Glaubst Du wirklich, was Du sagst?" „Einen Augenblick Geduld, Luzie und dann wirst Du selbst urtheilen können. Um mich vollständig zu verstehen, müssen wir uns in das Jahr versetzen, bevor wir einander kennen lernten, es war das letzte Lebensjahr meines guten Vaters. Habe ich Dir schon einmal erzählt, daß mein Vater, um seiner Gesundheit willen, sich in den Süden Schottlands begab und wir in der Nähe von Kent ein Haus bezogen, das ein guter Freund meines Vaters angeboten hatte?" „Nein, .Liebe. Ich erinnere mich nicht, je etwas von dem Hause bei Kent gehört zu haben. Aber erzähle mir weiter davon." „Es ist nichts weiteres davon zu sagen, als daß das hübsche Haus inmitten eines prächtigen Parkes gelegen war. Der Besitzer, einer der Freunde meines Vaters, war ein Herr Wardour aus Kent. Derselbe hatte einen einzigen Sohn." Sie hielt einen Augenblick mit Sprechen inne und sah sinnend auf den Fächer, mit dem ihre kleinen zarten Hände spielten. Frau Crayford schaute sie gespannt an. Klara's Blick blieb an den Fächer geheftet und ihre Lippen blieben stumm. „Wie hieß der Mann?" frug Frau Crayford nach kurzer Pause. „Richard." „Habe ich es gerathen, Klara, wenn ich vermuthe, daß Richard Wardour Dich bewunderte?" Diese Frage verfehlte ihre Wirkung nicht: Klara kam wieder zum Sprechen. „Im Anfänge war ich mir selbst nicht klar darüber," sagte sie, „ob er mich bewunderte oder nicht. Er war sehr wunderlich in seinem Wesen, — starrköpfig, sehr kurz, manchmal aufbrausend, aber großmüthig und herzensgut, trotz seines launenhaften Sinnes. Kannst Du Dir solch einen Charakter vorstellen?" „Solche giebt es wohl Tausende. Ich bin manchmal auch launen haft und fange schon an, für Wardour zu sympathisiren. Fahre nur fort." „Die Tage und Wochen schnellten vorbei, Luzie. Wir waren häu figer zusammen in Gesellschaft und nach und nach begann ich die Wahrheit zu vermuthen." „Und Richard sorgte natürlich dafür, Dich in Deinen Vermuthungen zu bestärken?" „Nein. Er gehörte nicht zu dieser Klasse Menschen. Nie sprach er mit mir über das Gefühl, das er für mich hegte, und das ich selbst er kannt hatte. Ich konnte nichts machen, als ich es sah. Mein Bestes that ich, ihm verstehen zu geben, daß ich wohl gerne seine Schwester sein möchte, ihm aber nie etwas Anderes werden könnte. Er begriff mich nicht, oder wollte mich nicht begreifen, — ich weiß es nicht." „Daß er Dich nicht begreifen wollte, scheint mir am wahrscheinlichsten. Aber fahre nur fort in Deiner Erzählung." „Es ist möglich. Er war wunderlich in seinem Auftreten und schweig sam. Mich brachte er öfter in Verlegenheit, nie sagte er mir, was ihm auf dem Herzen lag. Er schien mich zu behandeln, wie wenn wir schon als Kinder für einander bestimmt worden seien. Was sollte ich da thun ?" „Thun? Du hättest Deinen Vater um Rath fragen sollen, um diesem Zustande ein Ende zu machen." „Unmöglich. Mein Vater befand sich damals in besonders leidendem Zustande, der leider auch seinen baldigen Tod herbeiführte. Ihm konnte ich das damals nicht sagen, um ihn nicht aufzuregen, was nach dem Arzt gemieden werden mußte. „Hattest Du denn sonst Niemanden, der Dir hätte helfen können?" „Nein, Niemand." „Auch keine Frau, in welche Du Vertrauen setzen konntest?" „Ich hatte zwar mit Damen in der Umgebung Bekanntschaft gemacht, doch Freundinnen hatte ich keine dort." „Was hast Du denn gethan?" „Nichts. Ich fürchtete; eine Erklärung ihm gegenüber verschob ich, bis es endlich zu spät war." „Zu spät? Wie meinst Du denn das?" „Das sollst Du gleich hören. Ich habe noch vergessen zu sagen, daß Richard Wardour bei der Marine in Dienst stand." „Wirklich? Dann setze ich noch mehr Belang in ihn. Und weiter?" „An einem schönen Frühlingsmorgen kommt Richard zu uns, um Abschied zu nehmen, weil er wieder für längere Zeit in See ging. Nach kurzer Begrüßung begab ich mich, in dem Glauben, Richard würde weiter gehen, in das anstoßende, zum Garten führende Zimmer, mein Arbeits- zimmerchen, Richard bei meinem Vater allein lassend." „Und dann?" „Richard scheint mit Absicht darauf gewartet zu haben, mit mir allein sein zu können. Plötzlich sah ich ihn im Garten und ohne weiteres trat er bei mir ein. Ich war ein wenig erschrocken und überrascht, doch that ich mein Bestes, dies vor ihm zu verbergen. Als ich ihn dann frug, was er noch wünsche, trat er dicht vor mich hin und sagte in seiner schnellen, stoßenden Manier: „Klara, ich bin im Begriffe, an die Küste Afrikas zu verziehen. Erhält Gott mir das Leben, dann komme ich befördert zurück und wir wissen Beide, was dann geschehen soll." Dann sah er mich mit einem unbeschreiblichen Blick an, legte seinen Arm um meine Taille und küßte mich. Ich wußte kaum wie all dies geschah und war im Augen blicke unfähig ein Wort zu sagen. Als ich mich von der Ueberraschung erholt hatte, und meine Sprache wiederfand, war er bereits im Garten und verschwunden! Ich hätte reden müssen, das weiß ich; es war nicht recht, nicht ehrlich gehandelt ihm gegenüber. Aber Du kannst mir das Fehlen von Muth und Offenherzigkeit nicht bitterer vorwerfen, als ich es selbst seit- de» unanäblte Malt gethan habe." „Ich mache Dir heute keinen Vorwurf. Ich würbe ihm aber, wäre ich an Deiner Stelle gewesen, geschrieben haben." „Das habe ich gethan." „Offenherzig?" „Ja, ich gab ihm in dem Briefe zu verstehen, daß er sich selbst be trogen habe und daß ich seine Frau nie werden könne." „Offenherzig genug, in der That! Da Du ihm dies mitgetheilt hast, brauchst Du doch nicht mehr zu fürchten. Worüber bist Du denn heute noch in Sorge?" „Nimm einmal an, er habe den Brief nicht erhalten." „Weshalb soll man diese Annahme machen?" (Forts, folgt.) Zur KirchenstatiM. In dem mit Gottes Hilfe zurückgelegten Jahre 1889 ist für die Stadt Wilsdruff und den eingepfarrten Teil von Grumbach Nachstehendes in die Kirchenbücher eingetragen worsen, was summarisch Folgendes ist: 1. Geburten: 107 — und zwar in der Stadt 101, nämlich 60 Knaben und 41 Mädchen, worunter 5 totgeborne Kinder, 3 Knaben und 2 Mädchen, und 13 unehel., 10 Knaben und 3 Mädchen; viermal wurden Zwillingskinder geboren; — in Grumbach 6, 3 Knaben und 3 Mädchen. 2. Kirchliche Aufgebote fanden 27 und Trauungen 23 statte 3. Todesfälle kamen vor: 88 incl. 5 totgeborner Kinder — m der Stadt 83 und in Grumbach 5. Die Verstorbenen waren ihren Lebensverhältnissen nach 18 Ehemänner, 6 Ehefrauen, 9 Witwer, 10 Witwen, 7 jüngere und ältere ledige Personen, 23 Knaben incl. 3 totgeborner und 15 Mädchen incl. 2 totgeborner. Am bedeutendsten war dw Sterblichkeit im April und August, je 12, dann im März 11, November 10, im Mai, Juli und September je 7, im Januar und Juni je 6, im Dezember 5, im October 3 und im Februar 2. Die meisten Erwachsenen starben an Lungenkrankheiten, 21, (an Lungen entzündung 6, Lungenschwindsucht 12 und Tuberculose 2) und an Alters schwäche 9. Die andern starben an Krebskrankheiten 6, an Hirnschlag 4, an chronischem Katarrh, Bauchfellentzündung, Typhus, Gehirnhautent zündung und Herzfehler je 1. Einer war tötlich verunglückt. Auch ein Mord war leider zu verzeichnen; ein alter Vater wurde von seiner eigenen Tochter erschlagen. Von den Kindern starben die meisten an Schwäche und Brechdurchfall, je 8, an Magendarmkatarrh 5, an Keuchhusten 2, an Tuberculose, Lungenentzündung und Krämpfe je 1. Im hiesigen Bezirkskrankenhause starben 9 Personen. Der Begräbnisart nach wurden beerdigt: 1. Grades (mit Beisetzung, Grabrede und Bescheidleuten) 7 Personen: 1., Johann Samuel Traugott Springsklee, Privatus, früher ans. Bürger und Kürschnermstr. hier; 2., Karl Heinrich Rosenkranz, Privatus hier; 3., Emilie Karoline Oppelt, geb. Höhle hier, weil. Karl Aug. Oppelts, prakt. Arztes in OberkunnerS- dorf, hinterl. Witwe: 4., Christiane Wilhelmine Schwotzer, geb. Bret schneider, hier, weil. Friedr. Wilh. Schwotzers, ans. Bürgrrs und Stadt rats in Neustädtel, hinterl. Witwe; 5., Eduard Bruno Gerlach, Kaufmann hier; 6., verwitw. Christiane Friederike Pötzsch, geb. Döring, Privat« und Hausbesitzerin hier; 7., Emil Wilhelm Kanold, Buchbinder in Dresden. — 2. Grades (mit Beisetzung und Grabrede) 8 Personen: 1., verwitw. Eva Rosine Lötzsch, geb. Wehner, Privata hier; 2., Agnes Theresie Ranft, geb. Seifert, Karl Heinr. Ranfts, ans. Bürgers und Möbelfabrikantens bier, Ehefrau; 3., Anna Luise Siegel, geb. Heyne, Rob. Herm. Siegels, ans. Bürgers und Buchbindermstrs. hier, Ehefrau; 4., August Hermann Weber, Wirtschaftsbesitzer und Maurer in Grumbach; 5., Amalie Christiane Schneider, geb. Philipp, Adolf Schneiders, gewesenen Bürgers und Gürtler meisters hier, Ehefrau; 6., Karl Heinrich Schubert, ans. Bürger und Tischlermstr. hier; 7., Hermann Julius Partzsch, ans. Bürger und Loh- gerbermstr. hier; 8., Ernst Rudolf Sturzenbecher, ans. Bürger und Stell- machermstr. hier; 3. Grades (mit Abdankung) wurden 19 Personen und 4. Grades (mit Segen) 45 Personen beerdigt, in der Stille 7. Kommunikanten waren im verflossenen Jahre 1343 incl. 32 Haus- kommunionen, davon waren aus Grumbach 61. Unter denselben waren 62 Konfirmanden. Demnach sind im verflossenen Jahre gegen das Vorjahr 20 Kinder mehr geboren, 2 Paare mehr getraut und 11 Paare weniger aufgeboten und 24 Personen mehr gestorben. Kommunikanten waren 69 mehr als 1888. Dor hundert Jahren, also 1789, zählte man 46 Geborene, 27 Ge storbene und 21 Paar Getraute; die Kommunikantenzahl ist nicht mehr zu finden. Außerdem ist beim Kirchenwesen zu erwähnen, daß nach Beschluß des Kirchenvorstandes recht schöne Abendmahlsgcräte zur würdigen Aus stattung häuslicher Abendmahlsfeier angeschafft und schon zweimal außer einzelnen Fällen bei gottesdienstlicher Feier im hiesigen Bezirkskrankenhause gebraucht worden find. Auch steht, Dank der vom geehrten Stadtgemeinde rate gütigst bewilligten Beihilfe, die demnächstige Beleuchtung der hiesigen Stadtkirche in Aussicht. Mit dem Wunsche für ein recht glückliches und gesegnetes neues Jahr empfiehlt sich allen Gliedern der lieben Kirchengemeinde in Stadt und Land Schwertner, Kirchner. Seiden Grenadints, schwarz und farbig fauch alle Lichtfarben) Mk. 1,55 p. Mtr. bis Mk. 14,80 (in 18 versch. Qualitäten) — versendet robenweise Porto- und zollfrei das Fabrik-Depot G. Henneberg (K. undK. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto. Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 3. Januar. Eine Kanne Butter kostete 1 Mark 90 Ps. dis 2 Mark — Pf. Ferkel wurden eingebracht 100 Stück und verkauft: starke Waare, 7 bis 8 Wochen alt, ' ä Paar 27 Mark — Pf. bis 33 Mark — Pf. schwächere Waare L Paar 21 Mark — Pf. bis 24 Mark —Pf. Meißen, 4. Januar. 1 Ferkel 9 Mk. — Pf. bis 15 Mk. — Pf. Eingebracht 230 Stück. 1 Läufer — Mk. — Pf. bis — Mk. — Pf. Butter 1 Kilogramm 1 Merk 80 Pf. bis 2 Mk. — Pf. Dresden, 3. Januar. (Getreidepreise.) An der Börse per 1000 Kilogramm: Weizen, weiß 190—197 Mk., Weizen, braun 180—194 Mk. Korn 180-183 Mk., Gerste 180—190 Mk., Hafer 158—162 Mk, — Auf dem Markte: Hafer pro Hectoliter 7 Mk. 80 Pf. bis 9 Mk.—Pf. Kartoffeln pro Hectoliter 4 Mk. — Ps. bis 4 Mk. 40 Pf. Butter 1 Kilo gramm 2 Mk. — Pf. bis 2 Mk. 60 Pf. Heu pro Centner 3 Mk. 60 Pf. bis 4 Mk. — Pf. Stroh pro Sckock 40 bis 42 Mk. kauft zu höchsten Preisen Roßschläckter Carl S»iL«- (vormals ffsrlmsnn) Potschappel, Fabrikstr. 4 k. Dank. Für die bei dem Begräbnisse unseres theuren Vaters, des Scbuhmachermstrs vsnl Wilkvlm sinken*, empfangenen Beweise der herzlichsten Theilnahme sprechen wir allen Freunden, Nachbarn und Bekannten unsern herzlichsten Dank aus. Die trauernden Geschwister. Wilsdruff. Dresden. Kansas Citv.