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Maschincnsaale aus. Das Haus ist bis auf die Außenmauern zerstört. Das an das Theater grenzende Centralhotel, sowie die übrigen an dasselbe angrenzenden Häuser standen Bcbenlls in großer Gefahr, konnten aber er halten werden. Die Rettung der faewohner der gefährdeten Häuser erfolgte ohne Unglücksfälle, jedoch mit großer Schwierigkeit. Der Brand ist lo- kalisirt und es besteht keine Gefahr mehr für die großen nahe gelegenen Magazine. Vaterländische». Wilsdruff, den 8. Januar 1890. Wer gestern Abend die Ver sammlung des „Gemeinnützigen Vereins" besuchte, der konnte sich kaum des Gefühls erwehren, daß das Bildungsbedürfnis und das Verlangen, sich über Tagesfragen aufklären zu lassen, in unsrer Bürgerschaft zu Zeiten ein recht geringes zu sein scheint, und wenn ein Verein von mehr als 100 Mitgliedern, die doch einen ansehnlichen Teil der Bürgerschaft dar stellen, deren kaum 30 zu einem Vortragsabend entsendet, so kann dies dem Vorstande geradezu den Mut nehmen, Herren für c'nen Vortrag ge winnen zu sollen. Hielt doch Herr Schuldirektor Gerhardt einen durch aus zeitgemäßen, bedeutsamen und höchst interessanten Vortrag über: „Das Wesen der hiesigen Postschule und deren Bedeutung für unsere Stadt!" Die Hauptpunkte desselben sind folgende: Die Frage: Was soll unser Junge werden? ist für jedes Elternpaar eine schwer zu beantwortende; denn die Sorge, welche die Wahl des Berufs ohnehin schon verursacht, wird erhöht durch die manichfachen Warnungen, welche die Ergreifung dieses oder jenes Berufs als bedenklich darstellen wegen der bereits vorhandenen Überfüllung. Um so mehr ist es Wunder zu nehmen, daß cs noch ein Fach gtebt, in welchem ein Mangel sich zeigt, nämlich im Postfach. Der Grund dafür muß in der Unkenntniß, bez. falschen Vorstellungen des Publikums über diesen Beruf gesucht werden, da das Postfach einem streb samen jungen Manne eine gute Existenz gewährt. Zum Eintritt in den Postdienst sind ohne besondere Prüfung berechtigt junge Leute, welche ein Gymnasium oder Realgymnasium bis Untersekunde besucht haben; aber nicht alle Eltern sind in der Lage, ihre Söhne 4—6 Jahre auf eine höhere Schule zu geben, da dies mit nicht unbedeutenden Geldopfern ver knüpft ist. Darum machte sich das Bedürfnis einer anderweiten Vor bildung für die Postgehülfenprüfung fühlbar. Die erste derartige Anstalt wurde 1885 gegründet in Kiel, wo 300 Schüler von 30 Lehrern unter richtet werden. Diese Postschule ist für Sachsen sehr ungünstig gelegen und sehr teuer, indem der Preis für ein Jahr über 750 Mark beträgt. Ähnliche Anstalten bestehen seit 1. Januar 1889 in Langebrück, seit 1. Januar dieses Jahres in Altenberg,wo jeder Schüler 660, bez. 580 M. zahlt; daß in Lommatzsch eine gleiche Schule gegründet wird, haben wir in unserem Wochenblatts gelesen. Am 1. Mai 1889 hat der Herr Vortragende, von gewisser Seite dazu veranlaßt und aufgefordert, unter Genehmigung des Hochwohllöblichcn Schulvorstands und der König!. Bezirksschulinspektion auch hier eine solche Anstalt ins Leben gerufen, gewissermaßen dazu ge drängt durch zwei Herren von hier und aus Grumbach, die ihre Söhne dem Postfach zuführen wollten. Jetzt wird die hiesige Anstalt besucht von 11 Schülern, deren 6 dem Oster- und 5 dem Michaeliskursus angehören. Der Unterricht, der sich an den einer guten Volksschule anschließt, soll die jungen Leute nicht nur auf die Postgehilfen-Prüfung gründlich vor bilden, sondern ihnen auch eine erweiterte allgemeine Ausbildung verschaffen, auf Grund derer sie sich dann später selbstständig weiter bilden und eine gute Assistentenprüfung ablegen können. Nach einem speciell ausgearbeiteten Lehrpläne werden die jungen Leute in wöchentlich 22 Stunden in fol genden Lehrgegenständen unterrichtet: 1., Deutsche Sprache (Aufsatzlehre, Grammatik, Ortographie, Lesen mit Liiteratur.) 2., Französische Sprache. 3.. Geographie. 4., Geschichte. 5., Physik. 6., Rechnen. 7., Geometrie, 8., Postalische Dienstanweisung. Zur Erteilung des letzten Unterrichts gegenstandes hat die Anstalt das Glück, einen praktisch durchgebildeten, äußerst gewissenhaften Postbeamten zu besitzen in der Person des pen- sionirten Herrn Postverwalter Weiß. Der Kursus dauert in der Regel ein Jahr; doch können begabtere und gut vorgebildete Schüler, die das der Anstalt gesteckte Ziel erreicht haben, bereits früher entlassen werden. Der einjährige erfolgreiche Besuch der Anstalt entbindet von der obliga torischen Fortbildungsschule. Die Aufnahme findet mit Ostern und Michaelis jeden Jahres statt. Aufnahmen zu anderer Zeit sind nur möglich, wenn die Vorkenntnisse des aufzunehmenden Zöglings dies gestatten. Das Unterrichtsgeld beträgt monatlich 15 Mark. Die Pen sionspreise richten sich nach den Ansprüchen, die gemacht werden. Sie betragen ungefähr für das Jahr in halber Pension (Wohnung, Kaffee, Mittagstisch, Bedienung) 150 bis 240 Mk., in ganzer Pension (Wohnung, volle Kost, Heizung, Licht, Bedienung) 300 bis 420 Mk. Hieraus geht hervor, daß Wilsdruff bis jetzt in Sachsen die billigste derartige Anstalt besitzt. Welchen Nutzen gewährt nun aber diese Anstalt unserer Stadt? Eine solche Anstalt hebt das Ansehen der Stadt; diese wird bekannter nach außen hin, indem die jungen Leute von weit her zu uns kommen und unsere Stadt weiter empfehlen. Die Errichtung einer solchen Anstalt ist aber auch für die Stadt vorteilhaft in pekuniärer Beziehung. Augenblick lich gehören der Anstalt 10 Schüler von auswärts an, deren jeder mit Pension, Schulgeld, Kleidung und anderen Bedürfnissen, wenn man niedrig rechnet, 500 Mark hier verzehrt; das macht in Summa 5000 Mark. Die Anstalt ist fernerhin vorteilhaft für solche Eltern unserer Stadt, welche ihre Söhne in dieser Weise ausbilden lassen wollen; sie ersparen das teure Pensionsgeld, das sie in anderen Städten würden bezahlen müssen; denn was es kostet, einen Sohn in fremde Pension zu geben, davon weiß mancher von uns ein Liedchen zu singen. Die Anstalt ist dabei auch vor teilhaft für die an derselben wirkenden Lehrer, indem sich dieselben weiter bilden müssen, abgesehen davon, daß ihnen der kleine Nebenverdienst wohl zu gönnen ist. Man hat wohl mancherlei Bedenken gegen die Errichtung einer solchen Anstalt geltend gemacht; so lange man über eine Sache aller dings unklar ist, urteilt man anders, als wenn man über dieselbe recht unterrichtet ist. Darum hielt es der Herr Vortragende für seine Pflicht, einmal ein klares Bild über die ganze Angelegenbeit zu geben. Man hat wohl die Frage aufgeworfen, ob darunter die Bürgerschule nicht leide. Dies kann unmöglich der Fall sein, wenn jeder der Herren Lehrer 3 Stunden Unterricht an der Postgehilfenvorbereitungsanstalt erteilt, da das Schulgesetz und die hiesige Lokalschulordnung bis 6 Stunden gestattet. Außerdem hat der Herr Vortragende gleich bei Gründung der Anstalt dem hochwohllöblichen Schulvorstande erklärt, er werde sofort aufhören, wenn ihm eine Vernachlässigung der Bürgerschule nachgewiesen werden könne, freilich müsse das von fachmännischer Seite geschehen. Bei Gründung der Anstalt hat übrigens der Herr Vortragende nicht nur den postalischen Zweck im Auge gehabt; die Anstalt könne erweitert werden für Kaufmann schaft und Landwirtschaft. Man kann dann die Schüler gemeinsam un terrichten in 18 Stunden, jeder Abteilung aber 4 Stunden in Postdienst, in Buchhaltung w., in Landwirtschaft rc. erteilen, so daß im ganzen immer erst 30 Stunden nötig sind, welche sich auf die vorhandenen 10 Lehrkräfte mit je 3 Stunden verteilen würden. So wäre eine Erweiterung der Anstalt nötig, ohne daß irgend eineweitere Lehrkraft erforderlich würde; der Herr Vortragende erklärt jedoch ausdrücklich, daß er mehr als 20 Schüler unter den jetzigen Verhältnissen nicht annehmen werde. Mit der Bitte, der Anstalt reges Interesse entgegenzubringen, da sie ja der Stadt nur Vorteil bringe, schließt Herr Schuldirektor Gerhardt seinen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag. Indem Herr Vorstand Bretschneider darauf hinweist, wie wir auch heute wieder gesehen, was für eine Kraft wir an dem geehrten Herrn Redner besitzen, wie er lebhaftes Interesse für unsere Stadt zeige, fordert er die Anwesenden auf, ihren Dank durch Erheben von den Sitzen zu erkennen zu geben. — Dresden, 8. Januar. In Folge des Ablebens Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta wird am hiesigen Hofe Trauer auf sechs Wochen an gelegt. Damit ist auch in der Reihe der dieswinterlichcn Hoffestlichkeiten ein Hinderniß gekommen, und cs werden vor der Hand keine Vergnügen stattfinden. Wie verlautet, werden die Beisetzungsfeierlichkeiten am nächsten Sonnabend stattfinden, und zwar wird sich aus diesem Anlaß Se. Maj. der König Albert persönlich nach Berlin begeben. — Dresdeu, 6. Januar. Die unter dem Namen „Deutsche Straßenbahngesellschaft in Dresden" hier im Dezember 1889 begründet- neue Straßenbahnactiengesellschaft, deren Sitz sich zur Zeit im vormals Schwab'schen Grundstücke auf der Petergasse in Friedrichstadt befindet, wo zur Zeit 70 neue Pferde, dänischer Rasse, eingestellt sind, hat sich hier sofort recht gut eingeführt. Am 20. Dezember eröffnete sie die Omnibuslinie Neumarkt-Gruna und am 4. Januar die Omnibuslinie Böhmischer Bahn- Hof-Altmorkt-Neumarkt-Brücke-Hauptstraße-Antonstraße-Neustädter Bahn- höse. Jede Tour, gleichviel von wo aus dieselbe in einem Wagen be nutzt wird, kostet 10 Pfg., bei Benutzung zweier Wagen (Umsteigcbillet) beträgt der Preis 15 Pf. Auf der Bahnhofslinie fahren 5 Wagen. — Auf die Postschule zu Lommatzsch (Königreich Sachsen) möchten alle diejenigen Eltern und Erzieher, die ihre Söhne der mittleren Postcarriere zuführen wollen, ihr ganz besonderes Augenmerk richten. Die fragliche Carrioe ist für junge Leute aus den mittleren Ständen eine so empfehlens«erthe und sichere und führt sobald zn einem Einkommen, daß es wohl nur auf Unbekanntschast mit den thatsächlichen Verhältnissen zurück zuführen ist, wenn sich dieser Laufbahn junge Leute nicht in größerer Anzahl als bisher zuwenden. Die Postschule zu Lommatzsch, welche unter der Oberaufsicht des Kgl. Ministeriums des Innern und der Aufsicht des Stadt- rathes zu Lommatzsch steht, nimmt die jungen Leute schon vvm 14. Jahre an auf, erfordert zur Aufnahme die Vorbildung einer gewöhnlichen Volks schule und dars bei der Billigkeit des Preises für Pension und Unterricht, sowie bei der Vorzüglichkeit aller ihrer Einrichtungen auf das Wärmste empfohlen werden. Ein Prospekt, welcher vom Stadtrath zu Lommatzsch auf Verlangen unentgeldlich an Jedermann gesandt wird, belehrt deS Näheren über die Carriöre und über die Einrichtungen der Postschule. — In einem kleinen Wäldchen hinter dem Stadtgute zu Oschatz wurde am Montag ein Ulan, welcher bereits seit mehreren Tagcn vermißt und gesucht wurde, erhängt aufgefunden. — Ein entsetzlicher Fund wurde am Montag in einem zum Stadt bezirk Plauens i. V. gehörigen Walve gethan, nämlich: die obere Hälft« eines neugeborenen Kindes. — In Plauen i. V. trat am Sonntag Abend in der 11. Stunde der im 52. Lebensjahre stehende Weber Christian Klug, der eben nach Haus« gekommen war, auf eine den Hof überspannende Brücke. Sei es nun, daß der Mann von einem Schwindel erfaßt wurde oder daß er zu weit an den Rand der Vertiefung trat, kurz, er wurde Montag früh in der Düngergrube des Nachbarhauses, welche mit der des Hauses zusammcnstößt, in welchem Klug wohnt, und von dieser nur durch eine Bretterwand ge trennt ist, todtaufgefunden. Der bedaucrnswerthe Mann hatte sich offen bar die größte Mühe gegeben, aus seiner schrecklichen Lage herauszukommen, er fand aber keinen festen Stützpunkt und mußte daher elendiglich zu Grunde gehen. — Oschatz. Ein betrübender Unfall ereignete sich am 4. Januar. Der 11 Jahre alte Schulknabe Schulze, ein Sohn des Försters Schulze in Schöna, welcher die hiesige Bürgerschule besucht und bei einer hiesigen Familie sich in Pension besand, turnte am genannten Tage mit andcren Spielgenossen, fiel aber dabei so unglücklich vom Recke, daß er an den dabei erlittenen inneren Verletzungen wenige Stunden darauf verstarb. — Acht Tage nach Pfingsten vorigen Jahres begab sich der Rentier D. aus M. nach Konitz, um hier die Hilfe eines Arztes gegen die Gelb sucht zu suchen. Zufällig traf er in einem Laden den Barbier M., welcher nebenbei das Geschäft als Heilgehilfe betrieb. Dieser sicherte ihm Heilung von seinen Leiden zu und Beide begaben sich dann zur sofortigen Ausführung der Kur in die Wohnung des M. Hier setzte Letzterer mit Hilfe seiner Ehefrau dem D. 116 Schröpfköpfe, durch welche Prozedur der Kranke so ermattet war, daß er seine Kräfte seidem nicht wieder erlangt hat. Dies barbarische Kurverfahren wurde durch den Kreis-Medizinalbeamten zur Kenntniß der Staatsanwaltschaft gebracht und dicse erhob gegen den Barbier Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung und Kurpfuscherei. Kurz vor dew Verhandlungstermin, zu welchem der Verletzte als Zeuge geladen war, ist dieser aber gestorben. Die Anklagesache wurde nun vertagt, um durch die gerichtliche Section der Leiche festzustellen, ob der Tod eine Folge jener unmenschlichen Kur gewesen ist. — Auch in Ehrenfriedersdorf tritt die Influenza mit tödtlichem Ausgange auf. Am 1. d. M. erlag eine Frau Kempter der Krankheit. Die Semmelkunden des dortigen Bäckers Schaarschmidt erhielten während der Feiertage keine frische Backwaare, da sowohl dieser Bäcker wie sein« Frau Nachts so heftig und plötzlich von der Krankheit heimgesucht wurden, daß dieselben den halbfertigen Teig stehen lassen mußten, ohne die Back- waaren fertig stellen zu können. Sämmtliches Personal der dortigen Buch druckern liegt auch an der Grippe. Im klebrigen tritt die Influenza da selbst zwar zahlreich, aber auch gefahrlos auf. — In Großröhrsdorf wurde am Sonntag dem Auszügler Küne von einem Pferde, mit dessen Beschickung er sich beschäftigte, die Nase ab gebissen. Erst vor Kurzem hatte Kühne das Unglück, daß seine Frau mit einem Beine in das Getriebe einer Dreschmaschine gcrieth und nach erfolgter Amputation des verletzten Beines verstarb. — Zwickau 7. Januar. Die hiesige Staatsanwaltschaft veröffent licht das Urtheil des Landgerichts hierselbst, wodurch der hiesige Handels mann Erdmann Junk wegen Verstoßes gegen das Nahrungsmittelgesetz — Verkauf verdorbener Fischwaaren — zu fünfmonatiger Gefängnißstraf« und zweijährigem Ehrenrcchtsverlust verurtheilt wurde. Airchennachrichten aus Wilsdruff. Am 1. Sonntag nach dem Feste der Erscheinung. Vorm. 8 >/s Uhr Gottesdienst. Predigt über Galat. 3, 23—29. Ball-Scidcnstoffe von N5 Pfge. bis 14.80 p. Met. — glatt, gestreift u. gemustert — Vers, roben- und stückweise Porto-und zollfrei das Fabrik-Depot G. Henneberg (K u. K. Hoflies.) Zürich. Muster umgehend. Briese kosten 20 Pf. Porto.