Volltext Seite (XML)
WM, W», Zikdeeikhi M Sie WgMdkL Amts b tatt fm die Lgt. KmLsbauvtmanulcöaft zu Meißen, das Kai. Amtsgericht und den Aadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montag» und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 3. Freitag, den 16. Januar 189». .... , — , > Bekanntmachung, das Standesamt Weistropp betreffend. Als stellvertretender Standesbeamter für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk weistrsxP ist heute Herr Rittergutspachter Friedrich Moritz Seyffarth in Weistropp verpflichtet worden. Meißen, am 4. Januar 1890. Königliche Amtshauptmannschast. v. Nirchbach. Kaiserin Augusta Berlin, 7. Januar. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht in einer Extraausgabe Folgendes: Es hat Gott, dem Herrn über Leben und Tod, gefallen, Ihre Majestät Marie Luise Augusta Katharine verwittmete deutsche Kaiserin und Königin von Preußen heute Nachmittag 4^ Uhr in Aller- höchstihrem Palais zu Berlin aus dieser Zeitlichkeit abzurufen. Se. Maje stät der Kaiser und König und das ganze Königliche Haus sind dadurch in die tiefste Trauer versetzt. Die verewigte Kaiserin und Königin war am 10. v. M. zum Winteraufenthalt nach Berlin zurückgekehrt und hatte trotz eintretender Verboten eines Grippenleidens es sich nicht nehmen lassen, bis zum Neujahrstage in gewohnter Weise die Pflichten ihres hohen Be rufes zu erfüllen. Seitdem verschlimmerte sich die Krankheit unter Steigerung des Fiebers und der Körperschwäche, bis Ihre Majestät, umgeben von Sr. Majestät dem Kaiser und König, Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, Ihren König!. Hoh. dem Großherzog und der Frau Großherzogin von Baden und den hier anwesenden Mitgliedern des König!. Hauses am 7. d. M. um 4'/i Uhr Nachm. sanft entschlief. Ihre Majestät war am 30. September 1811 zu Weimar als jüngere Tochter des Großher zogs Karl Friedrich von Sachsen und der Großherzogin Maria Pawlowna, Großherzogin von Rußland geboren. In glücklichsten Familienverhältnissen in Gemeinschaft mit der Ihr vorangegangenen Schwester, Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Karl von Preußen und Seiner Königlichen Hoheit, dem jetzt regierenden Großherzog von Sachsen-Weimar, erzogen, verlebte Ihre Majestät Ihre Jugendjahre in Jena und Weimar in regstem Ver kehr mit allen geistig hervorragenden Persönlichkeiten, welche dort weilten, bis sie am 11. Juni 1829 mit dem damaligen Prinzen Wilhelm von Preußen, Seiner Majestät dem hochseligen Kaiser und König Wilhelm eine eheliche Verbindung schloß, welche erst nach gemeinsam verlebten fast 59 Jahren durch den Tod Sr. Majestät gelöst wurde. Zwei Kinder ent sprossen dieser Ehe, Se. Majestät der Kaiser und König Friedrich, dessen früher Tod der härteste Schlag war, welcher das liebevolle Mutterherz Ihrer Maj. treffen konnte, und I. König!. Hoh. die Großherzogin von Baden, welche bis zuletzt pflegend an dem Sterbelager weilte. Von dem lebhaftesten Interesse für Kunst und Wissenschaft erfüllt, nahm Ihre Maje stät an allen geistigen Bestrebungen den regsten Antheil. Ihre vorzüglichste Ausmerksamkeit widmete sie aber den Werken christlicher Liebe. Hospitäler und Erziehungsanstalten, das große Netz der vaterländischen Frauenvereine, welches alle preußischen Provinzen überzieht, und zahlreich andere wohl- thätige Stiftungen sind von Ihrer Majestät in's Leben gerufen. Ihre Majestät widmete denselben mit Aufopferung Ihrer durch langjährige Körper leiden geschwächten Kräfte eine unermüdete Thätigkeit bis in Ihre letzten Lebenstage hinein. Schwere Prüfungen hatte das Jahr 1888 über Sie verhängt. > Das Hinscheiden des geliebten Gemahls, dem Ihre Majestät in allen Lebenslagen treu zur Seite gestanden, der Tod des einzigen Sohnes und eines hoffnungsvollen Enkels trübten Ihre letzten beiden Lebensjahre, welche Ihre Majestät wie in früherer Weise in Berlin, Babelsberg, Kob lenz und Baden-Baden zubrcchte, in größter Seelenstärke alle Schmerzen überwindend und bis zum letzten Athemzuge Ihres reich gesegneten Lebens unermüdlich thätig, Wohlthaten zu spenden und Nothständen abzuhelfen. Ihr Andenken wird im Königlichen Hause, wie im Lande nie verlöschen. Tagesgeschichte. Berlin, 8. Januar. Der Königliche Hof legt heute die Trauer auf drei Monate für Ihre Maj. der Kaiserin Augusta an. — Eine Ex traausgabe des „Reichs- und Staatsanzeigers" veröffentlicht die nachstehende Allerhöchste Kabinetsordre: „Ich bestimme hierdurch, daß die Landestrauer um Ihre Hochselige Majestät die Kaiserin und Königin Augusta auf sechs Wochen eintritt. Oeffentliche Musiken, Lustbarkeiten und Schau spielvorstellungen sind bis zum Tage der Beisetzungsfeier einschließlich ver boten. Die Landestrauer beginnt mit dem heutigen Tage. Das Staats ministerium hat hiernach das Weitere zu veranlassen. Berlin, den 8. Ja- « nuai 1890. Wilhelm R. Die „N. L. C." äußert sich betreffs des Sozialstengesetzes wie folgt: Morgen wird der Reichstag nach fast vierwöchiger Pause wieder zusammentreten, ohne daß die wichtigste Aufgabe, welche ihm noch zu lösen bleibt, inzwischen einen Schritt weiter gerückt wäre. Es ist das auch nicht anders erwartet worden. Inzwischen hat der Bericht der So- zialistcngefetzkommission das Ergebniß der Arbeiten der Letzteren noch ein mal in übersichtlicher Zusammenstellung in Erinnerung gebracht, und wer dasselbe vom Standtpunkte des besonnenen Liberalismus aus prüft, wird mit ihm nur durchaus zufrieden sein können. Wenn man sich von diesem Standtpunkte aus zu einem für die Dauer zu erlassenden Spezialgesetze gegen die sozialdemokratischen Umsturzbcstrebungen entschließen sollte, so galt es, dasselbe mit ausreichenderen Rechtsgarantien zu umgeben, als dies in der Regierungsvorlage geschah. Es ist denn auch auf Betreiben der Nativnalliberalen in der Kommission eine ganze Reihe solcher weiterer Garantien durchgesetzt worden. Eine von ihnen, die aufschiebende Wirk ung der Beschwerde gegen das dauernde Verbot einer periodischen Druck schrift, ist eben durch den Vorgang der Praxis in ein recht Helles Licht gesetzt worden. Die Reichsbeschwerdekommission hat dieser Tage nicht weniger als drei Verbote aufgehoben. Es war aber seit dem Verbote so viel Zeit verstrichen, daß das, wie die Kommission urtheilt, zu Unrecht erlassene Verbot inzwischen die Existenz der betreffenden Druckschriften vernichtet haben mußte. In Zukunft wird das nicht mehr vorkommen, denn gegen diese und ähnliche Verbesserungen des Gesetzes ist ein ernster Widerstand der verbündeten Regierungen nicht zu befürchten. Der einzige wesentliche Differenzpunkt ist bekanntlich die Frage der Ausweisungsbefugniß. Daß diese Befugniß in der Weise, wie sie die Regierungsvorlage verlangt, unter keinen Umständen auf eine Mehrheit im Reichstage zu rechnen hat, steht fest. Von den verschiedenen Ausgleichsvorschlägen, die mehr oder weniger genau formulirt laut geworden sind, ist der Gedanke einer Bewilligung der Ausweisungsbefugniß auf Zeit als dem allgemein anerkannten Be- dürfniß einer dauernden Regelung der Angelegenheit zuwiderlausend «uf- gegeben worden. Der von den Konservativen in der Kommission ge machte Versuch der Konstruktion einer Ausweisungsbefugniß nach vorher- gegangener gerichtlicher Verurthcilung hat seitens des Ministers Herrfurth eine auf praktische Gesichtspunkte gestützte abfällige Kritik erfahren, in Folge deren die Antragsteller selbst ihren Vorschlag zurückzogen. Dagegen ist auf Grund des Berichtes zu konstatiren, daß die von den National liberalen angedeutete Uebergangsmaßregel, „die dafür sorge, daß die Rück kehr der auf Grund des seitherigen Gesetzes Ausgewiesenen nicht sofort und auf ein Mal erfolge", einer weiteren Erörterung seitens des Ministers nicht unterzogen wurde. Es wird sich bald zeigen müssen, ob in dieser Richtung nicht doch der Weg der Verständigung zu finden ist. Karlsruhe, 7. Januar. Das Hoftheater wurde der Influenza wegen bis auf Weiteres geschloffen. Mannheim, 7. Januar. Der Influenza wegen mußte auch das Hostheater geschlossen werden. Ueber Dr. Peters sind dem Berliner Emin Pascha-Komitee neuere Meldungen zugegangen, aus denen erhellt, daß Dr. Peters mit seiner Expedition nicht niedergemetzelt worden ist, sondern sich auf dem Marsche vom Kenia-Gebirge nach dem Baringo-See befindet, welchen Dr. PeterS als zweite große Etappe auf seinem Wege zur Aufsuchung Emin Paschas bezeichnet hatte. Selbstverständlich ist die ganze Expedition jetzt zwecklos geworden, doch dürfte die Nachsendung von Boten auf große Schwierig keiten stoßen. In Bud weis wurde die Volksschule im dritten Bezirke und die deutsche Staatsrealschule wegen Influenza geschlossen. Die Schließung der anderen Schulen ist bevorstehend. Oie Allgemeine Arbeiter-Kranken- und Unterstützungskasse in Wien, welche sonst per Woche durchschnittlich 1000 Kranke mit 7000 Gulden Krankengeld hat, mußte am 4. ds. bei einem Krankenstände von 5800 Mit glieder 26,000 Gulden auszablen. — Die Genossenschaftliche Krankenkassa der Schlosser sistirtc mit Rücksicht auf die durch den hohen Krankenstand erschöpften Baarmittel derCassa die Zahlungen. — Die Krankenkassa der Schneidergenoffenschaft wurde gleichfalls nothleidend und reducirte die Aus zahlungen. Paris. Heftig wüthet die Influenza in der Provinz; in Toulouse mußte das Theater gesperrt werden, in Rouen wurde der Pferdebahnver- verkehr theilweise eingestellt, in Angouleme erkrankte die Hälfte der Bevölkerung. Das Geschworenengericht in Paris hat dieWirthin Broffut, welche ihren Mann beim Ehebruch ertappte und sofort erstach, freigesprochen. Die Königin von Belgien befand sich am Neujahrstage in der gewiß ungewohnten Lage, nicht ein einziges Wäschestück zu ihrer Verfügung zu haben. Das ganze Leibwäsche-Magazin war mit dem Schlosse Laeken ab gebrannt. Der Versuch, Wäsche in der Stadt zu kaufen; scheiterte zuerst an dem Umstande, daß sämmtliche Geschäfte geschloffen waren. Erst nach stundenlangem Bemühen konnte man das Erforderliche zur Stelle schaffen. — Der verkohlte Leichnam der Erzieherin der Prinzessin Clementine, Fräu lein Drancourt, ist am 4. Januar in den Trümmern de« Laekener Schlosse« aufgefunden. Der Leichnam ist bis auf die Knochen verbrannt. Neben dem Skelett wurden 2000 Frcs. in Gold, welche die Verunglückte im Augen blicke des Brandes retten wollte, gefunden. Der König und die Prinzessin Clementine erwiesen Nachmittags der Leiche die letzten Ehren. Abermals ein Theaterbrand. Diesmal zn Brüssel. Das Theater de la bourse ist in der Nacht zum 7. vollständig durch Feuersbrunst zer stört worden. Das Feuer brach zwischen 2^ und 3 Uhr Morgens i»