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Lich ein Schiff (die Kanalschiffe haben im Durchschnitt ca. 2500 Ctr. Tragfähigkeit) befrachtet wird. — Die Belegschaft auf mehreren Gruben ist bereits verstärkt worden. In der letzten Zeit fängt die Sozialdemokratie an, sich wieder - stärker zu bewegen, und namentlich sind es aus Deutschland ausgewie sene Agitatoren, welche in Ungarn jetzt für ihre Partei werben. Es . wurde in Pest eine neue sozialdemokratische Buchdruckerei gegründet /und gehen aus. derselben aufreizende Flugblätter in deutscher, magya rischer, serbischer und rumänischer Sprache hervor. Die Bildung emes großen sozialdemokratischen Vereines wurde verboten, da dadurch die Partei ein Netz über das ganze Land gezogen hätte; aber zahlreiche kleine Vereine bestehen und werden gegründet, so daß vielleicht in nicht ferner Zeit auch in Ungarn die öffentliche Ruhe durch die Sozialde- makraten, unter deren Führern auch mehre Häupter der Pariser Com mune sich befinden, gestört werden wird. Krakau, 10, November. Der „N. Fr. Pr." wird telegraphirt: Da die hier inhaftirten 38 Sozialisten seit drei Tagen weder Speise noch Trank zu sich nehmen wollten, begab sich heute der Landgerichts präsident zu ihnen, dem sie erklärten, daß sie lieber den Hungertod er dulden, als so lauge auf die Schlußverhandlung warten würden. Ler Präsident beruhigte sie, indem er ihnen die baldige Hauptverhandlung in Aussicht stellte. Der Fall macht hier großes Aufsehen. Der Kronprinz des deutschen Reiches und von Preußen, der seit längerer Zeit mit seiner Familie in Italien weilt, wird bis längstens zum 15. Januar k. I. nach Deutschland zurückkehren, die Kronprinzes sin wird jedoch im Interesse ihrer Gesundheit, bis zum Frühling in Italien bleiben. Der zeitweilige Aufenthalt der kronprinzlichen Familie ist jetzt Mailand. Der Kronprinz steht auch trotz seinem Fernstem in engster Fühlung mit allen politischen Actionen des Heimathslandes und findet ein reger Depeschenverkehr von Seiten des Kronprinzen mit dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck statt. Die Gegensätze der verschiedenen Parteibestrebungen im Innern Frankreichs treten allmählig größer hervor. So giebt sich in den letzten Tagen die Absicht Gambetta's, die ihm nicht gefügigen Minister, vor Allen Waddington, den Minister des Auswärtigen, aus dem Amte zu entfernen, dadurch unverhohlen zu erkennen, daß einer der intimsten Freunde Gambetta's, der französische Botschafter in Bern, Lacour, eine Agitationsreise durch das südliche Frankreich unternommen hat, angeb lich „um die Wünsche der Bevölkerung entgegen zu nehmen". Die Reden bei den veranstalteten Banketten beseitigen jedoch jeden Zweifel darüber, daß es sich um Bekämpfung des Ministeriums Waddington und um Verherrlichung Gambetta's aus Kosten des Ersteren handelt. Gourier, ein einflußreicher Gambettist, erklärte in Marseille ganz offen, daß Gambetta nicht verantwortlich gemacht werden könne für die Hand lungen eines Ministeriums, „das er nicht eingesetzt habe". Das Land muffe erfahren, daß die Rathschläae Gambetta's, welche er der Re gierung ertheilt, von dieser nicht befolgt seien; wenn Gambetta das Land regiere, so würde man erfahren, wie derselbe die Ausübung seiner Gewalt verstände. Zur Ausübung dieser Gewalt werden auch die neuen Festungen dienen sollen, die Frankreich an der belgischen Grenze an vier verschiedenen Stellen anlegt mrd welche in Belgien großes Miß trauen erregen, trotz der französischen Versicherungen, daß die Festungen nur zum Schutze Belgiens gegen die etwaigen Absichten Deutschlands, Frankreich von Belgien aus anzugreisen, bestimmt seien. An dem Lordmajors-Banket, welches am 10. November wie alljährlich in London zur Feier des Amtsantrittes des neuen Lord mayor abgehalten wurde, haben etwa 900 Personen, darunter die meisten Kabinctsmitglieder, Theil genommen. Die Rede, mit welcher der englische Premierminister, Lord Beaconsfield, den üblichen Toast auf die Kabinctsmitglieder erwiderte und auf die man allgemein ge spannt war, hat den gehegten Erwartungen nicht in vollem Maß ent sprochen, da namentlich Rußland und die Türkei in ihr gar nicht er wähnt sind. Die Aeußerungen des edlen Lord über die Erhaltung des Friedens machen indessen einen beruhigenden Eindruck; nur meint die Times, daß derselbe noch befriedigender sein würde, wenn der Friede Europas weniger von England abhängig wäre, was Lord Beaconsfield gerade besonders hervorgehoben hatte. Der deutsche Botschafter, Graf Münster, welcher den auf die diplomatischen Vertreter des Auslandes ansgebrachten Toast zu erwidern hatte, hob hervor, daß kein Fürst sehnlicher den Frieden erhalten zu sehen wünsche, als der deutsche Kaiser, und daß keinLand mehr erfreut sein würde, dieWelt eineFriedensära genießen zusehen als Deutschland. Die kriegerischen Verwickelungen, welche zwischen China und Japan immer drohender werden, sollen die deutsche Admiralität zu dem Eutschlusse veranlaßt haben, das dortige deutsche Geschwader durch zwei Kriegsschiffe, eine Korvette und ein Kanonenboot, zu verstärken. Bei den furchtbaren Ueberschwemmungen in der spanischen Provinz Murcia wird amtlichen Berichten zufolge der Verlust an Menschenleben auf 1200 Personen, der sachliche Verlust auf 50 Mill. Pesetas (1 P. — 1 Franc oder 80 Pfg. unseres Geldes) geschätzt; in jeder der beiden Provinzen Almeria und Alicante sind über 250 Menschen ums Leben gekommen; der sachliche Verlust in beiden wird zu 25 Mill. Pesetas angegeben. Aus den südlichen Provinzen Spaniens kommen wieder Nach richten von Verheerungen durch Unwetter. In einem Dorfe der Pro vinz Huelva, in Roccano, hat eine Wafferhofe große Verheerungen an- gerichtet und in Bedinar (Provinz Jaen) hat eine Ueberschwemmung einige zwanzig Häuser zerstört. OertlicheS ««- Sächsisches. Wilsdruff. Des auf nächsten Freitag fallenden Bußtages halber wird der hiesige Wochenmarkt Tags vorher, Donnerstag, abgehalten. — Die Montag früh 8 Uhr hier eintreffen sollende Privat-Personen- post von Dresden hatte sich, jedenfalls auch wegen theilweise hoch lie gender Schneemassen auf der Chaussee, um drei Stunden verspätet; ebenso kam die Post Sonntag von Nossen anstatt 1 Uhr erst nach 3 Uhr hier an und mußte, um nur ein Retourgehen zu ermöglichen, 4spännig zurück fahren. — Weistropp, 9. November. Heute fand die Weihe und die feierliche Uebernahme des erweiterten Gottesacker und der neuen Be- gräbmß-Kapelle statt, welche der Patron der Kirche, Herr Geh. Lega- tionsrath Domherr l)r. Keil hier, aus eigenen Mitteln erbauen ließ. Schon früher hat der um die Gemeinde hochverdiente edle Geber in hochherziger Weise der Kirche und Schule nahmhafte Geschenke gemacht und soniit an den Tag gelegt, wie er immer das Beste der Gemeinde in's Auge faßt. Möge ihm der Herr Alles reichlich vergelten. — Tharandt. Se. Maj. der König hielt am Mittwoch Hirsch jagd auf dem Naundorfer Revier ab. Au derselben betheiligten sich unter Leitung des Oberforstmeister v. Berlepsch außer Prinz Georg k. H. u. A. auch Geh. Oberforstrath Judeich und die Professoren Richter, Weißwange und Nitzsche. Das Ergebniß betrug bei dem ausgezeich neten Wildstand nur 2 Hirsche, 3 Stück Wild und 1 Reh. Der ge ringe Erfolg ist lediglich der ungünstigen Witterung zuzuschreibeu. Bei einer am 6. auf Grillenburger Forstrevier abgehaltenen Hofjagd wur den (auch bei sehr schlechtem Wetter) 3 Hirsche und 4 Stück Wild zur Strecke gebracht. Dresden. Die 2. Kammer berieth am 14. Nov. über die pro visorische Forterhebung von Steuern und Abgaben im Jahre 1880. Abgeordneter Dr. Minkwitz referirte namens der Finanzdeputation, welche die Annahme des Gesetzentwurfs empfiehlt, nach welchem 1880 in derselben Weise wie im Jahre 1879 zu erheben sind: die Grundsteuer von 4 Pf. von jeder Steuereinheit, die Einkommensteuer nebst einem Zuschläge von 50 Proc. eines ganzen Jahresbetrages, die Steuer vom Gewerbebetriebe im Umherziehen, die Schlachtsteuer, ingleichen die Uebergangssteuer von vereinsländischem Fleischwerke, die Erbschaftssteuer und die Stempelsteuer. Das Gesetz fand nach kurzer Beralhung einstimmige Annahme. — Leipzig. Ein seiner Zeit vielbesprochenes Urtheil preußischer Gerichte liegt gegenwärtig zu letztinstanzlicher Entscheidung dem Reichs gerichte vor und dürfte vielleicht Abänderungen erfahren. Es handelt sich um die Anklage gegen mehrere Lehrer der Realschule I. Ordnung zu Hagen in Westfalen, welche von dem reichen Vater eines Schülers, nachdem der Letztere glücklich seine Entlassungsprüfung bestanden, Ge schenke angenommen hatten und deshalb sowohl von dem Kreisgerichte zu Hagen wie von dem Appellationsgerichte zu Hamm zu Geldstrafe verurtheilt worden waren. Die Anschuldigung war in der Hitze des Wahlkampfes von einem ultramontanen Blatte gegen die Lehrer, welche der natiouallibcralen Pariei angehörten, erhoben und von dem Staats anwalt aufgegriffen worden. Die Sache kam von einem Strafsenate des Reichsgerichts vor kurzem zur Verhandlung, weil das preußische Obertribunal, an welches die Angeklagten sich gewandt hatten, vor Be endigung der Angelegenheit aufgelöst worden war. Die Vertreter der Angeklagten plaitzirten auf unbedingte Freisprechung und ihnen schloß sich der öffentliche Ankläger, Ncichsanwalt Or. Stenglein, der be kannte frühere Reichstagsabgeordnete aus Bayern, rückhaltlos an. Er konnte nichts Strafbares darin finden, daß ein Beamter nachträglich ein Geschenk annimmt wegen einer Handlung, die er ohne Aussicht auf Lohn und nur UM ihrer selbst und seiner Pflicht willen ausgeführt. Der Gerichtshof wird erst in dieser Woche seinen Spruch fällen. — Leipzig, 11. November. Heute früh um 4 Uhr, als der sog. Frankfurter Zug der Thüringer Bahn den Uebergang über die Berliner Straße erreichte, warf sich ein Mann vor die Maschine und wurde von den über ihn hingehenden Wagen vollständig zermalmt. Wer er ist, ist noch nicht ermittelt. — Ein Selbstmord durch Ertränken, im Zimmer ist wohl uner hört! Als in Plauen i. V. in der Nacht zum Sonnabend eine Webersfrau von einem nur halbstündigen Ausgange zu einer Stuben nachbarin wieder in ihre Wohnung znrückkam, fand sie ihren Mann ganz nackend vor einem Wassergefäß in der Stube knieend und den Kopf ins Wasser haltend bereits bewußtlos vor. Sofortige Wiederbe lebungsversuche waren erfolglos. Der Mann war schon seit längerer Zeit krank. Vermischtes. * Eine merkwürdige Prophezeihung, die sich auf astrono mische Beobachtungen stützt, bringt ein englisches Blatt. Seit Beginn der christlichen Zeitrechnung haben die Perihelien der vier großen Planeten des Sonnensystems, Jupiter, Uranua, Saturn und Neptun, nicht mehr gleichzeitig stattgefunven. Das wird aber in den nächsten Jahren geschehen. Die gleichzeitige Sonnennähe dieser Planeten hat sich früher stets durch große Epidemien, Sterblichkeit, schreckliche Re gengüsse, anhaltende Dürre und andere Grausamkeiten ausgezeichnet, wie die Geschichte seit 2000 Jahren nachweist. So traten im 6. u. 16. Jahrhundert nach Christus die größten und verheerendsten Pest epidemien auf, obgleich nur 3 dieser Planeten in die Sonnennähe kamen, während in der Zeit von 1880 bis 1885 alle vier der Sonne nahe kommen, was sich durch übermäßige Kälte und Hitze, große Ueberschwemmungen und Unglücksfälle, allgemeines Mißrathen der Ernten, besonders der Kartoffeln, bösartige Fieber und Seuchen un ter Menschen und Vieh ankündiqen wird. (Bange machen gilt nicht.) * Die Bevölkerung Berlins umfaßte nach den Veröffentlichungen des städtischen statistischen Büreaus am Anfang der Woche vom 19., bis 25. October 1,071,326 Seelen. In derselben Woche wurden 290 Ehen geschlossen und 859 Kinder geboren. * Der Mond und das Fernrohr. Wenn wir von einer tausendfachen Vergrößerung durch das Fernrohr sprechen, so heißt das soviel, als wir sehen einen von uns tausend Fuß entfernten Körper durch da§ Fernrohr ebenso deutlich und groß, als wäre er von uns nur einen Fuß entfernt. Betrachteten wir also den Mond, der von der Erde circa 51,000 Meilen weit absteht, durch ein Fern rohr mit 51,000facher Vergrößerung, so würden wir ihn so deutlich und groß sehen, als betrüge seine Entfernung von uns nur eine Meile. Da aber in einer solchen Entfernung selbst das schärfste Auge noch keinen Menschen zu erkennen vermag und auch unsere größten Bauten, z. B. die Dome, Münster, Bahnhöfe rc., nur als kleiner Punkt demselben erscheinen, so würden wir auch nicht im Stande sein, durch ein Fernrohr von der angegebenen Vergrößerung auf dem Monde lebende Wesen, gewöhnliche Bauwerke, wie Wohn häuser, große Bäume rc. zu erkennen. Allein Fernröhre von 51,000- facher Vergrößerung gibt es nicht und damit fällt die Möglichkeit, dergleichen Gegenstände wie alle die genannten, auf dem Monde zu erkennen, weg. Die stärkste Vergrößerung, mittels deren es noch möglich ist, deutliche Mondbilder zu sehen, ist eine 300fache, bei stärkerer werden die Bilder unklar, und doch müßte sie noch um das 170fache gesteigert werden, sollte sie uns den Mond in einer Ent fernung von einer Meile zeigen. Nun aber zeigt uns eine 300fache Vergrößerung den Mond in einer Entfernung von 170 Meilen und es ist folglich klar, daß, wenn ein Gegenstand auf dem Monde nicht mindestens 4000 Fuß im Durchmesser hat, wir ihn auch nicht mit unseren starken Fernröhren sehen können. Dagegen können wir mit ihnen Gebirgsstöcke, Krater, Gebirgszüge, Thaler, Gruppirungen von Landschaften rc. deutlich unterscheiden. Die dunklen Stellen auf der Mondscheibe sind die Thalschluchten, in welche das Sonnenlicht nicht gelangen kann, die Hellen dagegen sind die von der Sonne beschienenen Gebirgsabhänge und Gipfel und Kämme.