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Anetio n. ÄVI» 3O. Ä. «S^.- von Nachmittags 1 Uhr an, sollen in der Wohnung des Wirthschaftsbesitzers Gotthelf Ferdinand Voi^t in Hroitrsell 1 Rollwagen, 1 Schlitten, Ackergeräthe, eine Wurf- Maschine, 1 Schwein, 1 Läufer, 15 Schock Korn, 15 Schock Hafer, 4 Schock Gerste, 15—20 Centner Heu und eine Quantität Gemenge meist bietend gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Wilsdruff, am 22. Dccember 1879. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Matthes. Ueber die Sonntagsferer. Im deutschen Reiche, zumal in Preußen, zeigt sich jetzt eine Strömung, welche eine etwas strengere Sonntagsfeier sich zum Ziele gesetzt hat. Es beurkundet sich dies u. a. durch eine Cabinetsordre des deutschen Kaisers, nach welcher die Einberufung von Rekruten nicht mehr an Sonntagen stattfinden darf, durch das Wiederinkraftsetzen einer älteren Bestimmung im Herzogthum Coburg, nach welcher die Ausübung der Jagd an Sonn- und Festtagen gänzlich untersagt ist, und a. m. Sonderbarer Weise macht sich gegenwärtig in Frankreich die entgegen gesetzte Strömung geltend. Dort wurde nämlich in der Kammer ein Antrag von Maigne eingebracht, dahin gehend, daß das Gesetz vom 18. Nov. 1814, welches die Arbeit an Sonn- und Festtagen untersagt, abgeschafft werde. Der auf Seite der Kirche stehende Abgeordnete Keller bekämpfte diesen Antrag, indem er zu zeigen suchte, daß derselbe nur das Interesse der Unternehmer, aber nicht das der Arbeiter verfolge. ES sei wichtiger, dem Arbeiter einen Ruhetag zu sichern, als die täg liche Arbeitszeit um eine Stunde zu verkürzen. Selbst Proudhon habe die Sonntagsruhe entschieden befürwortet. In dieser Frage sei die Stimme der Kirche in Uebereinstimmung mit der der Vernunft und der Freiheit. In England habe man die Zahl der Güter- und Per sonenzüge des Sonntags vermindert. Dasselbe müsse in Frankreich geschehen. Die Eisenbahnbeamten verlangten darnach, alle zwei oder drei Wochen einen freien Sonntag zu haben. Besonders groß sei aber das Bedürfniß der Erholung bei den Postbeamten und Telegraphisten, deren es 40,000 gebe. Die Kammer werde dem Arbeiter diese Sonn tagsruhe nicht verweigern, die ihn von dem Sklaven der alten Zeit unterscheide. (Sehr gut! Rechts.) Der Antragsteller Maigne erwiderte indeß darauf, daß es Niemandem einfalle, den wohlthätigen Einfluß der Sonntagsruhe in gesundheitlicher und sittlicher Hinsicht zu bestreiten. Es handle sich nicht darum, irgend Einem die Nahe zn entziehen, son dern man wolle nur Jeden in die Lage setzen, nach Belieben sich auszuruhen oder zu arbeiten. Mit welchem Rechte könne man den Israeliten vorschreiben, den Sonntag zu halten, oder den Protestanten Feiertage, die ihnen fremd seien? Würde man sich von den Musel männern die Freitagsruhe aufzwingen lassen? Man dürfe nichtzugeben, daß eine Religion die Beobachtung ihres Rituals oder ihrer Gebräuche aufzwinge. Der Arbeiter sei über die bestehenden Vorschriften unzu frieden; der Landmann ein Gegner derselben, denn er möchte den Sonntag oft benützen, seine Ernte einzubringen, seinen Weinstock zu bearbeiten und andere Geschäfte zu versehen. Das Gesetz von 1814 sei ein Bollwerk des orthodoxen Katholizismus und mit den Grund sätzen wahrer Freiheit unvereinbar. Schließlich ist der Antrag Maigne mit 835 gegen 102 Stimmen angenommen worden. Wird eine Aufhebung des alten Gesetzes Frank reich auch wirklich zum Segen gereichen? So viel steht fest, daß dem deutschen Volke nach seinem Gemüthsleben, nach seinem sittlichen Ernste und nach seiner religiösen Gruudanschauung eine Auffassung letzterer Art vom Sonntag, von der Sonntagsfeier und der Sonntags ruhe und einer solchen Bestimmung über dieselben vollständig wider streben würde. Tagesgeschichte. Die Quittung über den Besuch Bismarcks in Wien, die gültige, unanfechtbare, in aller Form ausgestellte Quittung, daß sei» Besuch erfolgreich war, diese fehlte seither noch. Jetzt hat sie der Kaiser Franz Joseph selbst ausgestellt. An feierlicher Stelle und in feierlicher Weise hat er von dem „innigen Einvernehmen Oesterreichs mit dem deutschen Reich" gesprochen, so daß es die ganze Welt gehört hat, die eine Hälfte willig, die andere widerwillig. Jeder fragt sich: wenn Deutschland und Oesterreich treu zu einander halten, wer wird es wagen, wider sie zu sein? Da aber zum Respekt in der Welt Soldaten und mög lichst viele Soldaten gehören, so hat nachträglich und nach manchem Sträuben das österreichische Abgeordnetenhaus 800,000 Soldaten auf zehn Jahre prünumsruncko bewilligt (für den Kriegsfall). Einen Berg haben die Deutschen und Oesterreicher doch noch zu übersteigen, ehe sie sich ganz in den Armen liegen. Es ist ein ziemlicher steiler Berg: die verschiedenen Zoll- und Handels-Interessen beider Reiche, zum Theil natürlich begründet in den beiderseitigen In dustrien, zum Theil auch künstlich gesteigert. Ueberstiegen oder abge tragen muß dieser Berg aber werden; denn zwei Nachbar-Völker, die wegen Zoll und Handel sich täglich in den Haaren liegen, werden auch in der hohen Politik niemals ganz Schritt halten. Als ein sehr günstiges Zeichen der Wiederbelebung der Geschäfte muß es angesehen werden, daß die Firma Krupp in Essen den Plan gefaßt hat, nach dem 1. Januar wieder 400 neue Arbeiter in Dienst zu nehmen. Hoffentlich erweist sich die Besserung als eine dauernde. Das Kohlengeschäft geht sehr flott. Die Nachfrage ist überall so groß, daß die Ausführung der Aufträge sehr oft Aufschub erleidet. Selbst verständlich hat diese günstige Konjunktur auch bereits eine wesentliche Steigerung der Kohlenpreise im Gefolge gehabt, welche ohne Zweifel noch znnehmen wird, da die Werke in dieser Beziehung einmüthig vorgehen. Der Staatsschatz, welcher zu Berlin in den Kellern des Kgl. Schlosses lagert, beträgt (nach einem uns aus bester Quelle zugekom- menen Bericht) jetzt die Summe von 60,506,198 Thaler, theils in Effekten. Silber und Gold. Diese ungeheure Summe liegt unverzinst da und verschlingt an täglichen Zinsen 8250 Thaler, nur zu vier Pro zent gerechnet. — Ein schöner Batzen, wenn es einmal wieder zu Felde gehen sollte. Ist dies vielleicht das Ueberbleibsel von den bekannten Milliarden? (B. Tgbl.) Die Ansprache, welche der kaiserliche Statthalter in Elsaß-Loth- ringen, Feldmarschall von Manteuffel, gelegentlich eines Festbanketts au die Mitglieder des zum ersten Mal in Thätigkeit getretenen Landes ausschusses richtete, erhebt sich weit über die Bedeutung einer gewöhn lichen Tischrede und hat deshalb nicht nur im Reichslande, sondern überall, wo das Interesse für die wiedergewonnenen ehemaligen fran zösischen Provinzen wach ist, berechtigtes Aufsehen erregt. Herr Man teuffel zeigt je länger desto gewisser, daß er der rechte Mann am Platze ist. Seine soldatische Freimüthigkeit, die Gradheit und Rück haltlosigkeit, mit der er seine Gesinnungen ausspricht, die verständige Auffassung der Verhältnisse, die sich in jeder feiner öffentlichen An sprachen kund giebt, dies Alles muß die Herzen der Elsaß-Lothringer ohne Zweifel wohlthuend und versöhnlich berühren. Nur ein Jahr zehnt einer solchen milden und doch kraftvollen Regierung, und das letzte Uebelwollen, daß ein Theil der elsaß-lothringischen Bevölkerung noch gegen Deutschland empfinden mag, wird für immer verschwun den sein. Unter den böhmischen Spitzenklöpplerinnen herrscht große Noth. Da schreibt mau z. B. aus Neudeck, daß die besten Klöppler wöchent lich kaum 1 fl. verdienen, und daß die Fabrikanten trotz dieser nied riges Löhne ihre Arbeiter nicht beschäftigen können, weil das Geschäft nicht geht. Die Kartoffeln, das Hauptnahrungsmittel, sind um das Doppelte gestiegen, und Weihnachten, das schöne Fest der Freude, wird demnach recht traurig an den armen Klöpplerfamilien vorübergehen. Die Administration der Staatseisenbahnen in Frankreich hat beschlossen, allen ihren Angestellten, deren Salair nicht über Fr. 2400 in Paris und Fr. 1800 in der Provinz beträgt, während der strengen Jahreszeit 10 Prozent Zulage zu geben. Ferner giebt die Eisenbahu- gesellschaft der Paris-Lyon und Marseiller Linie ihren Beamten, so lange die Kälte anhält, auf ihren Stationen warmen Wein, Bouillon und Kaffee gratis. (Das Letztere hat auch Herr Maybach für die preußischen Staatsbahnen ungeordnet.) In England herrscht große Bestürzung in Folge der betrübenden Nachrichten aus Afghanistan. Mau giebt sich keinen rosigen Hoff nungen m Bezug auf den afghanischen Feldzug mehr hin, seit es fest steht, daß die britische Armee unter General Roberts gezwungen wurde, die kaum dem Feinde abgerungenen Stellungen in und um Kabul wie der aufzugeben und sich in das befestigte Lager von Schirpur zurück zuziehen. Hier sind nun die britischen Truppen von dem mehr als 80,000 Mann starken Feinde vollständig eingeschlossen, so daß alle Verbindungen zwischen dem britischen Heer und Indien abgeschnitten sind. WermischLes. — Freiberg. Am 19. Dezember hat der kürzlich vom hiesigen Schwurgerichte zum Tode verurtheilte Hausbesitzer Karl Heinrich Müller aus Dittmannsdorf das Tooesurtheil an sich selbst vollzogen. Wählend man denselben srüh gegen 5 Uhr noch mit den Ketten rasseln horte, ward er um 6 Uhr am Güter seines Gefängnisses hängend todt aufgefunden. Der Mörder hatte sich hierzu seines Hosenträgers bedient. — Die im nächsten Frühjahr in Leipzig stattfindende Fachaus stellung der Drechsler und Bildschnitzer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns findet, Wieman aus Berlin meldet, in dortigen maßgebenden Kreisen lebhaften Anklang. Vor einigen Tagen fand eine Konferenz statt, zu welcher die verschiedensten Interessenten, die Obermeister der Drechsler- und Bildschnitzerinnungen erschienen waren. Sämmtliche Redner erkannten nicht nur die Nützlichkeit, sondern auch die Nothwendigkeit einer solchen Ausstellung im Interesse der deutschen Industrie an. Deutschland, so wurde betont, sei auf dem Gebiete der Drechsler- und Bildschnitzerkunst ganz besonders leistungsfähig, und der Erfolg, den diese Ausstellung sür Deutschland ergeben werde, sei deshalb nicht in Zweifel zu ziehen. — Großhartmannsdorf. Immer lichter werden die Reihen der alten Veteranen von 1813—15. Am 16. Dezember wurde der in den 80er Jahren stehende Rentier Gottlob Körner unter starker Betheiligung des Militärvereins, dessen Mitglied er war, zur Erde bestattet. Das übliche Ehrenfeuer erdröhnte in 3 Salven über sein stilles Grab. Er kämpfte 1814 am Rhein und 1815 im Elsaß gegen die Franzosen und wurde 1816 in Freiberg durch Oberstlieutenant Thomas v. Wolan ehrenvoll verabschiedet. Im Mai des nächsten Jahres gedachte er das Fest der diamantenen Hochzeit zu feiern. * (Zwei Grenadiere erstickt.) In der Nacht zum 18. d. M. ver unglückter. auf der Oranienburgerthor-Wache in Spandau in den Arrestzellen zwei Grenadine durch Einathmen von Kohlenoxydgas. Mangelhafte Beschaffenheit des Ofens soll die Schuld tragen. Beide hatten eine kurze Arreststrafe zu verbüßen. * Von einem herzbrechenden Unglück ist am Sonntag eine Fa milie in Berlin betroffea worden Die Frau eines Eisenbahnbeamten begab sich kurz vor 12 Uhr auf den Weg, um ihrem Mann das Mit tagessen zu überbringen und schloß ihre zwei blühenden Kinder, Kna ben von 2 und 5 Jahren, wie sie es stets zu thun pflegte, in der Wohnung ein. Die sich selbst überlassenen Kinder spielten, wie der Augenschein später zeigte, mit Streichhölzchen, und machten unter dem Bette ein Feuer an, welches das Belt ergriff und das Zimmer mit dichtem Rauch erfüllte. Als den Hausbewohnern der Rauch auffiel und die Thür geiprengt wurde, war es leider schon zu spät. Man fand die beiden Knaben erstickt auf der Erde liegen und trotz der an gestrengtesten Bemühungen der schnell herbeigceiltcn Aerzte, die alle möglichen Wiederbelebungsversuche anstellten, gelang es nicht, die Kin der dem Leben wiederzugeben. Die ahnungslos zurückkehrende Mutter war dem grenzenlosen Unglück gegenüber wie gestört. Das Feuer selbst wurde von der schnell herbeigeeilten Feuerwehr leicht gedämpft. * Lebensrettung durch Hunde. Man schreibt aus Altenmarkt vom 18. d.: In die Hütte des Bahnwächters Hanisch bei Altenmarkt drang vor einigen Tasten, während die Frau des Bahnwächters allein zu Hause war, ein Mann ein und verlangte Geld von der Frau. Sie