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Nr. 24 Dienstag, den 25. März 1890 s. Mitglieder des Vorstands sind. Ficker, Brgmstr. iren. Heinrich Adels Verger in Wilsdruff, Hshann Traugstt Fritzsche dnselbst In Aesselsdsrs gelangen Ssnnnbend, den 2t). März I., nachmittags 5 Nhr, 1 Schreibsekretär, 1 Sopha, 1 Kommode, 1 Spiegel, 1 Kleiderschrank und 1 Ausziehtisch gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Bieterversammlung im Gasthof zur Krone daselbst. Wilsdruff, am 24. März 1890. Matches, Gerichtsvollzieher. Auf Grund Anzeige ist heute auf Fol. 1 des neuen Genoffenschaftsregisters, den Vorschußverein zu Wilsdruff, „eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht" betr., eingetragen worden, daß Willeserklärungen und Zeichnungen für die Genossenschaft sind verbindlich, wenn sie durch zwei Vorstandsmitglieder erfolgen. König!. Amtsgericht Wilsdruff, dm W iss«. _. - vr. Gangloff. Sieg geführt werden konnte. Heldenmüthigen Sinnes haben Sie in den großen Kriegen Ihre Schuldigkeit als Soldat gethan und seitdem bis auf diesen Tag sind Sie mit nie rastender Sorgfalt und Aufopferung bereit gewesen, um unserem Volke die von den Vätern ererbte Wehrhaftigkeit zu bewahren und damit eine Gewähr für die Erhaltung der Wohlthaten des Friedens zu schaffen. Ich weiß Mich Eins mit Meiner Armee, wenn Ich den Wunsch hege, den Mann, der so Großes geleistet, auch fernerhin in der höchsten Rangordnung ihr erhalten zu sehen. Jchcrnene Sie daher zum Generaloberst der Kavallerie mit dem Range eines General- feldmarschallcs und hoffe zu Gott, daß Sie Mir noch viele Jahre in dieser Ehrenstellung erhalten bleiben mögen." Der Kaiser hat tief bewegt seiner nächsten Umgebung gesagt: „Der erste Reichskanzler Deutschlands sehnt sich nach Ruhe. Ich muß ihn verlieren. Gebe Gott, daß wir ferner zu Deutsch lands Größe beizutragen vermögen!" Und überall im Reiche wird cs heißen: Gebe es Gott! Deutschlands junger Kaiser geht einen kühnen Weg, möge er zu Erfolg und Wohlfahrt führen! Als vor zwei Jahren Se. Maj. des Kaisers Wilhelm I. treue Augen sich für immer geschlossen hatten und die Herrschaft des Reiches auf seinen todtkranken Sohn übergegangen war, erfüllte bange Sorge vieler Deutschen Herzen. Friede ringsum und im Inneren eine Fülle von Gegensätzen, da unterlag es keinem Zweifel, daß das Reich harte Proben zu bestehen haben würde. Aller Hoffnung war damals auf den Fürsten Bismarck gerichtet, von dem man erwartete, daß er dem neuen Kaiser mit derselben altdeutschen Manncstreue dienen würde, wie dem dahingeschiedenen. Treffend gab Kronprinz Wilhelm, unser jetziger Kaiser, der allgemeinen Empfindung Ausdruck, als er bei dem militärischen Festessen, welches am 1. April 1888 aus Anlaß des Geburtstages des Fürsten Bismarck wie dessen fünf zigjährigen Dienstjubiläums im Kanzlerhause zu Berlin stattfand, sagte: „Um mich eines militärischen Bildes zu bedienen, so sehe ich unsere jetzige Lage an, wie ein Regiment, das zum Sturm schreitet. Der Regiments- commandeur ist gefallen, der nächste im Kommando reitet, obwohl schwer getroffen, noch kühn voran. Da richten sich die Blicke auf die Fahne die der Träger hoch emporschwenkt. So halten Euer Durchlaucht das Reichspanier empor. Möge cs, das ist unser innigster Herzenswunsch, Ihnen noch lange vergönnt sein, in Gemeinschaft mit unserem geliebten und verehrten Kaiser das Reichsbanner hochzuhalten." Der Reichskanzler hat trotz änancher Versuche seiner Gegner, ihn zu verdrängen, in den Tagen Kaiser Friedrichs III. treu ausgchalten auf seinem damals mehr denn je verantwortungsvollen Posten, und ihm ist es zu danken, daß Deutsch land ungeschwacht aus den Bewegungen und Versuchen jener 99 Tage, in denen ein todtkrantcr Kaiser an der Spitze des Reiches stand, unge schwächt und unerschüttert hervorging und die Probe bestand. Ein treuer Berather ist Fürst Bismarck auch unserm gegenwärtigen Kaiser gewesen, der sich jetzt betrübten Herzens genöthigt sieht, dem Wunsche des Kanzlers nach Entbindung von den Aemtern, welche er seit langen Jahren mit unvergleichlichem Erfolge geführt hat, zu willfahren. Mit ihrem Kaiser theilt die Nation in ihrer Gesammtheit das volle Bewußtsein der folgen schweren Tragweite des Rücktritts Fürst Bismarck's, und mit ihm lebt sie der Zuversicht, daß der Rath und die Thatkraft, die Treue und Hin gebung des bewährten Staatsmannes auch in Zukunft dem Throne und dem Vaterlande nicht fehlen werden. Das Handschreiben, durch welches Kaiser Wilhelm den Fürsten von der Gewährung seiner Bitte in Kennt- niß setzt, ist das huldvollste, in welchem jemals die Entlassung eines Mi nisters ausgesprochen worden ist. Aus jedem Worte spricht die große Liebe und Verehrung, welche das Herz des Monarchen für den treuesten Diener seines Hauses erfüllen, spricht der innigste Dank für alles das, was der scheitende Staatsmann für Preußen und Deutschland gewirkt und erreicht hat und was er dem Kaiser und seinen Vorfahren gewesen Dagesgeschichte. Berlin, 20. März. Eine Extrauausgabe des „Reichsanz." ver- öffentlicbt die Entbindung des Reichskanzlers Fürsten Bismarck von dem Amt als Reichskanzler, sowie von den Aemtern eines Präsidenten des preuß. Staatsministeriums und des Ministers der auswärtigen Angelegen heiten sowie die Ernennung des Generals v. Caprivi zum Reichskanzler, sowie zum Präsidenten des preußischen Staatsministeriums. Der Staats sekretär des Auswärtigen Graf Bismarck ist mit der Leitung der auswär tigen Angelegenheiten einstweilen beauftragt worden. Ferner werden mehrere Erlasse des Kaisers vcröffenlicht. Mittelts des ersteren wird dem Fürsten Bismarck die Würde eines Herzogs von Lauenburg verliehen und mittels des zweiten wird er zum Generalobersten der Kavallerie in dem Range eines Generalfeldmarschalls ernannt. Das erste Schreiben des Kaisers datirt vom 20. März und lautet: „Mein lieber Fürst! Mit tiefer Be wegung habe Ich aus Ihrem Gesuch vom 18. ersehen, daß Sie entschlossen sind, von den Aemtern zurückzutrcten, welche Sie seit Jahren mit unver gleichlichem Erfolge geführt haben. Ich hatte gehofft, den Gedanken, Mich von Ihnen zu trennen, bei unseren Lebzeiten nicht näher treten zu müssen. Wenn Ich gleichwohl bei vollem Bewußtsein der folgenschweren Tragweite Ihres Rücktritts jetzt genöthigt bin, Mich mit diesem Gedanken vertraut zu machen, so thue Ich dies zwar betrübten Herzens aber in der festen Zuversicht, daß die Gewährung Ihres Gesuches dazu beitragen werde, Ihr für das Vaterland unersetzliches Leben und Ihre Kräfte so lange wie möglich zu schonen und zu erhalten. Die von Ihnen für Ihren Entschluß angeführten Gründe überzeugen Mich, daß weitere Versuchs Sie zur Zurücknahme Ihres Antrages zu bestimmen, keine Aussicht auf Erfolg haben. Ich entspreche daher Ihrem Wunsche, indem Ich Ihnen hiermit den erbetenen Abschied aus Ihren Aemtern als Reichskanzler, Präsident Meines Staatsministeriums und Minister der auswärtigen An gelegenheiten in Gnaden und in der Zuversicht ertheile, daß Ihr Rath und Ihre Thatkraft, Ihre Treue und Ihrs Hingebung auch in der Zu kunft Mir und dem Vaterlande nicht fehlen werden. Ich habe es als eine der gnädigsten Fügungen in Meinem Leben betrachtet, daß Ich Sie bei Meinem Regierungsantritt als Meinen ersten Berather zur Seite hatte; was Sie für Preußen und Deutschland gewirkt und erreicht haben, was Sie Meinem Hause, Meinen Vorfahren und Mir gewesen sind, wird Mir und dem deutschen Volke in dankbarer und unvergänglicher Erinnerung bleiben. Aber auch im Auslande wird Ihrer weisen und thatkräftigen Friedenspolitik, die Ich auch künftig aus voller Ueberzeugung zur Richtschnur zu machen entschlossen bin, alle Zeit mit ruhmvoller An erkennung gedacht werden. Ihre Verdienste vollwerthig zu belohnen, steht nicht ist Meiner Macht. Ich muß Mir daran genügen lassen, Sie Meines und des Vaterlandes uuauslöschlicheu Dankes zu versichern. Als ein Zeichen dieses Dankes verleihe Ich Ihnen die Würde eines Herzogs von Lauenburg. Auch werde Ich Ihnen Mein lebensgroßes Bildniß zu gehen lassen. Gott segne Sie, Mein lieber Fürst und schenke Ihnen noch viele Jahre eines ungetrübten und durch das Bewußtsein treu er füllter Pflicht verklärten Alters. Mit diesen Gesinnungen verbleibe Ich Ihr Ihnen auch in Zukunft treu verbundener Kaiser und König. Wil helm I. N. — Der zweite Erlaß an den Fürsten Bismarck lautet: „Ich kann Sie nicht aus der Stellung scheiden sehen, in der Sie so lange Jahre hindurch für Mein Haus, wie für die Größe und Wohlfahrt des Vaterlandes gewirkt, ohne als Kriegsherr in inniger Dankbarkeit der un auslöschlichen Verdienste zu gedenken, die Sie sich um Meine Armee er worben haben. Mit weitblickender Umsicht und eiserner Festigkeit haben Sie Meinem in Gott ruhenden Herrn Großvater zur Seite gestanden, als es galt in schweren Zeiten die für nöthig erkannte Reorganisation unserer Streitkraft zur Durchführung zu bringen. Sie haben die Wege bahnen helfen, auf welchen die Armee mit Gottes Hilfe von Sieg zu für die Ml. UmLsöauvtmaunschaft zu Meißen, das Kal- Amtsgericht und den Stadtratö zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — AbonnementPreiZ vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags .und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Bekanntmachung. Am 3). dieses Msnats ist der I. Termin Landrente und Landescnltnrrente sowie das I. Vierteljahr Schulgeld und bis spätestens den nächsten Alsnats der I. Termin Vrandversichernngsbeiträge, letztere nach 1 Pfennig für jede Einheit, bei Vermeidung von Weiterungen an die Stadtkämmerei zu entrichten. Wilsdruff, am 24. März 1890.