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WeMMÄE WrM, Uchi, Mecktz lü die ilMjBci. Amtsblatt kür die Lgl. AmtsbEtmLnilschaft zu Weitzen, das Kal- Amtsgericht und den Ktadtrattz zn Wilsdruff, Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 12. Dienstag, den 11. Februar 18öb. Der Wahlaufruf der deutschen Konservativen. Die Wahl zum Reichstag steht bevor: da ist es dringend nöthig, daß jeder Wähler seiner Verantwortlichkeit für die Geschicke des Vaterlandes sich bewußt ist, daß keiner sich der Wahl entzieht. Die letzten Wahlen im Jahre 1887 wurden nach der Auflösung eines Reichtages vollzogen, in welchem eine aus den verschiedensten Bestandtheilen zusammengesetzte Mehrheit durch ihren Widerstand gegen die unerläßlichen Grundlagen unserer Wehrverfassung in Wahrheit die Grundlage des Rei ches in Gefahr brachte. Durch das einmüthige Zusammenwirken der Par teien, welche es damals als Pflicht erkannten, für die großen gemeinsamen Aufgaben zusammenzuwirken, die Verfolgung der einzelnen Parteiziele dem gemeinsamen patriotischen Zweck unterzuordnen — unter Führung der großen Männer, unter denen das Reich vor allem seine Entstehung ver dankt, ist es damals gelungen, in hohem Aufschwung patriotischen Gefühls einen Reichstag zu wählen, dessen Mehrheit jetzt nach dreijähriger mühe voller Arbeit mit voller Befriedigung auf die Erfolge seiner Thätigkeit zurückblicken kann. In einträchtlichem Zusammenwirken mit der Reichsregierung hat dieser Reichstag die Wehrverfassung und damit die Wehrkraft des Reiches gesichert; er hat die Finanzen des Reiches auf feste und dauerhafte Grund lagen gestellt und es möglich gemacht, den wachsenden Bedürfnissen, zu entsprechen; er hat Landwirthschaft, Gewerbe und Handel durch das Festhal ten und die Verfolgung einer richtigen Zoll- und Handelspolitik nach Kräften geschützt und gefördert, und der Verbesferung der sozialen Lage der Arbeiter in einer Reihe umfassender Gesetze die eingehendste Fürsorge zugewendet. In einer Zeit, in der wir unseren großen Kaiser Wilhelm, den Be gründer des Reichs, und bald darauf seinen heldenmüthigen schwergeprüf ten Sohn zu Grabe geleiteten, in der, während zweier Thronwechsel, ernste äußere Gefahren drohten, hat wesentlich diese Haltung des Reichstages dazu beigetragen, uns den Frieden zu bewahren. Die unerschütterliche Stellung eines thatkräftigen und friedliebenden Kaisers an der Spitze eines treuen wehrhaften Volkes, die Einigkeit, in der die deutschen Fürsten um ihn stehen, ein Reichstag, in dem die Par teien das Eintreten für des Reiches Wohlfahrt, Einigkeit und Macht als ihre wesentlichste Aufgabe erkennen — das sind die Bürgschaften, welche bis jetzt den Frieden erhalten haben, die ihn mit Gottes Hilfe auch weiter sichern werden — denen das Vaterland seine Weltstellung verdankt, auf die jeder Deutsche mit Stolz sehen muß. Die kleinlich mäkelnde Kritik der Gegner soll uns die Freude an dem Errungenen nicht trüben. Der hinter uns liegenden Zeit blieb, wie jeder anderen, Noth und Arbeit auf vielen Gebieten nicht erspart. Unter den unvermeidlichen Wirkungen von Naturverhältnissen, insbesondereschlechten Ernten, unter dem Einflüsse der rastlosen und oft sich überstürzenden Ent wickelung der Technik und des Weltverkehrs, haben große Gebiete unseres Erwerbslebens, hat die Landwirthschaft, das Kleingewerbe vor allem, schwere Schäden getragen und noch zu tragen. Aber kurzsichtig und undankbar ist es, zu verkennen, daß es im Großen und Ganzen doch gelungen ist, dem deutschen Fleiß sein Arbeitsfeld zu erhalten, die wirthschaftliche Stellung Deutschlands im Weltverkehr zu stärken und zu sichern, daß auf allen Gebieten der Gesetzgebung — wirth- schaftlichen wie sozialen — Deutschland in reger Arbeit vorangcht, daß wir auf keinem Gebiet den Vergleich mit den staatlichen, wirthschaftlichen und sozialen Verhältnissen anderer Nationen zu scheuen haben. Groß und schwer sind die Aufgaben, die noch zu lösen sind, die Ge fahren, welche uns drohen. Inmitten von Nationen, welche uns feindlich und mißtrauisch gegen- überstehcn, ist Deutschland gezwungen, in starker Rüstung des Augenblicks gewärtig zu sein, in dem cs mit den Waffen seine Unabhängigkeit und Ein heit zu vertheidigen hat. Die sozialdemokratische Bewegung, welche in ihren letzten Zielen auf die Vernichtung aller Grundlagen unserer jetzigen Staats-und Gesellschafts ordnung gerichtet ist, welche im Bunde mit den Revolutionären aller Länder die soziale Republik erstrebt, läßt schwere Erschütterungen unserer staatlichen und wirthschaftlichen Verhältnisse befürchten. So ist cs für alle conservativen Männer ernste Pflicht, mit^ganzer Hingebung einzutrcten für die Grundlagen unseres Staatslebens —Kirche, Monarchie, Familie —, für die Wahrung unserer Gesittung und natio nalen Einheit; zu wirken in der Gesinnung echten Christenthums mit deutscher Treue für die Erhaltung des inneren Friedens im gejammten Leben des Volkes, und für die gleichmäßige Förderung der Wohlfahrt aller seiner Klassen. Das Alles fassen wir zusammen in dem altbewährten Rufe „Mit Gott für König und Vaterland" und reichen zu gemeinsamer Arbeit Denen die Hand, welche mit uns zu sammenstehen „Für Kaiser und Reich!" Bekanntmachung. Vom Tharau-ter Forstrevier sollen Montag, -eu s7. Februar -ss. Is., im Gasthause zur Tanne in Tharandt von Vor mittag 10 Uhr an, die auf den Schlägen der Abthlgn. 40 und 42, den Durchforstungen in den Abthlgn. 19, 20, 27 und 63 und sonst aufbereiteten harten und weichen Nutzhölzer, Stangen und Brennhölzer versteigert werden. Speziellere Angaben enthalten die in den Schankstätten und bei den Ortsbehörden der umliegenden Orte ausliegenden Plakate. König!. Forstrcvierverwaltung und König!. Forstrentamt Tharandt, am 4. Februar 1890. An die MKIel lies VI. keicksiWSUskIIlleises. Seit 1869 ist mir die Ehre zu Theil geworden, den VI. Sächsischen Wahlkreis im Reichstage vertreten zu können. Jetzt hat mich eine Anzahl Wähler des bezeichneten Kreises aufgefordert, bei der bevorstehenden Wahl mich wieder als Kandidat aufstellen zu lassen, und ich habe, wenn ich auch gewünscht hätte, daß es möglich gefallen wäre, einem mit besserer Kraft ausgerüsteten Manne die Vertretung des Wahlkreises zu übertragen, doch geglaubt, daß ich dem Vaterland und meinen Mitbürgern, welche eine so lange Zeit hindurch mir ihr Vertrauen geschenkt haben, verpflichtet bin, dem mir milgethetlten Wunsche statt zu geben und mich noch einmal zur Wahl zu gestellen. Was meine Wähler von mir zu erwarten haben, das folgt aus der zeither von mir geführten Vertretung. Ich bin zu alt, als daß ein Preisgeben meiner in langjähriger Erfahrung erprobten Grundsätze zu fürchten wäre. Wer zur Vertretung des Volkes berufen ist, der muß als seine erste und oberste Pflicht erkennen, zu seinem Theile dafür zu sorgen, daß dem Volke der christliche Sinn und das Vertrauen zu Gott erhalten werde, daß der Glaube, den finstere Mächte zu schwächen sich erdreisten, die Macht bleibt, welche die Welt regiert und die Menschen selig macht. Dem Kaiser und dem Reich, dem König und dem Vaterlande ist Treue bis in den Tod zu wahren. Die Reichsvcrfassung hat die deutschen Stämme geeint und die nationalen Güter des Volkes gesichert. Die Zeit, in welcher sich Gegensätze zwischen Reich und Einzelstaat geltend machten, liegt glücklicher Weise hinter uns. Zur Erfüllung der großen Aufgaben des Reichs wird nicht mehr gefordert, daß die den Einzelstaaten gewährleisteten Rechte hingegeben werden. Je mehr man sich bemüht, die Pflichten für das Reich gewissenhaft zu befolgen, desto weniger kann das Recht bezweifelt werden, das zu vertheidigen, was dem Heimahtslande geblieben ist. Der ritterliche Kaiser und unser vielgeliebter Sachsenkönig geben uns die besten Vorbilder. Zur Erhaltung des Friedens ist es geboten, die Mittel zu bewilligen, welche nöthig sind, um das Heer für alle Gefahren stark zu machen. Man kann das Anschwellen der Militärlasten beklagen, wer aber den Frieden haben will, muß sich auf den Krieg rüsten und das Glück und die Ruhe und der Wohlstand der Nation sind um solchen Preis nicht zu theuer erkauft. Aber auch gegen innere Feinde müssen wir gewappnet sein. Jede Partei ist berechtigt, die Ziele, die sie für gut hält, mit gesetzlichen Mitteln zu verfolgen. Wer aber die Grundlagen des Staates, der Kirche, der Gesellschaft, der Familie zu untergraben sucht, wer die von Gott eingesetzten Autoritäten verleugnet, wer den Menschen das einzige Gut, das jeder besitzen kann, die Zufriedenheit, raubt, wer, obschon er ungebundene Freiheit für sich in Anspruch nimmt, doch Andere, die sich seinem willen nicht fügen wellen, in Verruf erklärt, wer sich nicht scheut, mit den äuszeren Feinden Deutschlands in Verbindung zu treten, der ist selbst ein Fein- -es Vatevlan-es und muß als solcher behandelt werden. Die Lösung der sozialen Fragen bleibt noch immer eine ernste Aufgabe der gesetzgebenden Gewalten. Die Kranken- und Unfallversicherung, vor Allem die Jnvaliditäts- und Altersversicherung der Arbeiter sind Merksteine in der Geschichte unseres deutschen Vaterlandes, welches darin der Welt zum Wohle des arbeitenden Volkes bahnbrechend vorgegangenen ist. Aus demselben Wohlwollen gegen die wirthschaftlich Schwachen entspringen