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MchMMMU WmM, W«, Mnich ud die WWM Amlsökalt für die Ml. AmtsbauvtmLnnlchLft zu Meißen, das Kgl. UmisAencht und den Ktadtiatb W Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. S. Freitag, den 31. Januar 18S». Verordnung an die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände. Behufs Aufnahme einer Inventur bei der Altersrentenbank sind Erörterungen über den Lebensbestand der Rentenanwärter erforderlich und «S wird sich deshalb die Altersrentenbankverwaltung in gleicher Weise, wie dies bereits in den Jahren 1882 und 1886 geschehen, wiederum an die betreffenden Gemeindebehörden mit dem Ersuchen um Ertheilung der nöthigen Auskunft wenden. Auf Antrag des Finanzministeriums ergeht an die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände Anweisung, den bezüglichen Anträgen der Altersrentenbankverwaltung Folge zu geben, ohne dafür Kosten zu berechnen. Die Antwortschreiben an die Altersrentenbankverwaltung sind zwar unfrankirt, jedoch mit der Bezeichnung als portopflichtige Dienstsache abzusenden. Dresden, am 25. Januar 1890. Ministerium -es Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. Auction. Kommenden Freitag, -en 51. Januar -. I., Vormittags von 10 Uhr an, gelangen im hiesigen K. Amtsgerichte verschiedene, zum Theil schon getragene Kleidungsstücke, als: 6 Wmterüberzieher, 1 Sommerüberzieher, Kinderanzüge, Hemden u. d. m. gegen sofortige Baarzahlunz zur Versteigerung. Wilsdruff, am 27. Januar 1890. Matthes, Gerichtsvollz. d. K. Amtsgerichts. Tagesgeschichte. Das 31. Geburtsfest unseres Kaisers ist in allen Theilendes deutschen Vaterlandes freudig gefeiert worden, wie die hierüber vorliegenden zahlreichen Berichte bekunden, und auch an vielen Orten des Auslandes, wo Reichsdeutsche in größerer Anzahl wohnen, beging man die Geburtstags feier des erlauchten Monarchen in entsprechender Weise. Derartige Feier lichkeiten wurden in Wien, Triest, Belgrad, Sofia, Petersburg, Moskau, Rom rc. veranstaltet. Ueber die Geburtstagsfeier am Berliner Hofe selbst wird berichtet, daß der Kaiser am Montag früh 9 Uhr die Gratulationen des kaiserlichen Hauptquartieres entgegennahm, um 10 Uhr folgte die Kai serin mit den kaiserlichen Prinzen, woran sich die Glückwünsche der übrigen Mitglieder des Kaiserhauses anschlossen. Im weiteren Verlauf des Vor- mittags erschienen zur Abstattung ihrer Glückwünsche die Kommandeure der Leibregimenter, die Genermaoflnanien, esenrraee u irr oüM, old ver schiedenen Oberhof- und Hofchargen und den Reigen der Gratulationen schlossen die Staatsminister, der Reichskanzler Fürst Bismarck an ihrer Spitze. Zur persönlichen Beglückwünschung des Kaisers war König Albert von Sachsen gleich nach 10 Uhr mittels Extrczuges von Dresden in Berlin eingetroffen. Der König wohnte der Frühstückstafel bei der Kaiserin Friedrich und Abends der Familientafel im königlichen Schlosse bei und trat Abends 10 Uhr die Rückreise nach Dresden an. Beim Reichskanzler fand am Montag Vormittag ein großes Diner anläßlich des kaiserlichen Geburtssestes statt, an welchem die Mit glieder des diplomatischen Korps und des Bundesrathes, sowie die Direk toren und Räthe im Auswärtigen Amte theilnahmen. Die Nachricht, daß der Kaiser am Begräbnißtage der Kaiserin Augusta 100 000 Mark für eine dritte aus freiwilligen Spenden neu zu erbauende Kirche in Berlin geschenkt hat, wird der „Kreuzzeitung" bestätigt. Fürst Bismarck, welcher sich im besten Wohlsein befindet, wird zunächst dauernd in Berlin bleiben und erst im Frühjahr mit dem Ein tritt der wärmeren Jahreszeit auf einen seiner Landsitze sich begeben. Seitdem es bekannt geworden war, schreibt der „Hamb. Corr.", daß Kaiser Wilhelm den Reichstag in Person zu schließen beabsichtigte, war die Ansicht allgemein, die Thronrede werde außerordentliche Dinge enthalten, Fürst Bismarck werde wahrscheinlich eine Wahlparole ausFried- richsruh mitbringen, welche in besonders feierlicher Weise kundgegeben werden solle. Hiernach mußte die Thronrede eine gewisse Enttäuschung Hervor rufen. Es wäre gewiß nun aber sehr wenig angebracht, um einer unge rechtfertigten Erwartung willen die hohe Bedeutung der kaiserlichen Bot schaft vom 25. Jannar verkennen zu wollen. Schon die Thatsache, daß es dem Kaiser „Herzensbedürfniß" war — und man darf annehmen, daß die feierliche Form des Reichstagsschlusses seiner Initiative entsprang — dem Parlament für die Beweise vvn Treue in schwerer Zeit und für die fruchtbare Mitarbeit an der inneren und äußeren Festigung des Reiches zu danken, zeigt das konstitutionelle Leben im Reiche von der Seite des Monarchen aus in einem Lichte, das bei allen verfassungstreuen Parteien die größte Befriedigung wecken muß. Demnächst ist in dem kaiserlichen Danke, wenn auch keine Wahlparole, so doch immerhin, was fast noch mehr sagen will, ein Programm enthalten, welches sich mehr als in den Worten in dem die guten Leistungen des verflossenen Reichstags anerkennen den, ausgleichenden, versöhnlichen Geist der Kundgebung ausspricht. Für die großen Ziele, die in der Botschaft erwähnt sind, des Reiches starke Weltstellung und gesetzmäßige Ordnung, Zufriedenheit im Innern muß die Mithülfe aller staatserhaltenden Parteien in Anspruch genommen werden, unter denen im Hinblick auf das bisher Erreichte der Geist der Versöhn lichkeit walten möge. Nach der ganzen Absicht, aus welcher die Botschaft entstanden ist, verbot sich die Erwähnung der gescheiterten Sozialistenvor lage von selbst, da hierbei eine Spitze gegen die eine oder die andere der an den Erfolgen der abgelaufenen Legislaturperiode betheiligten Parteien unvermeidlich gewesen wäre. Ueber die Ablehnung des Sozialistengesetzes schreibt die „Köln. Ztg." u. A.: Das Sozialistengesetz hat im Reichstags das Schick sal gehabt, welches für den Full vorausgesehen werden mußte, daß die Regierung an der Forderung der Ausweisungsbefugniß sesthielt. Trotz alles Geredes in schlecht unterrichteten oder übelwollenden Blättern stand es längst fest, daß die Nationalliberalen sich mit der Ausweisungsbefugniß als dem Bestandtheil eines dauernden Gesetzes um so weniger befreunden konnten, als die Schadenseiten derselben von allen Seiten zugegeben wurden. Das Centrum, welches unter Dr. Windhorsts Führung sich zu einer sach lichen Behandlung ernster Fragen nicht aufzuschwingen vermag und stet- die Gesichtspunkte des parlamentarischen Handeslgelchäfts durchschimmern läßt, entschied sich schließlich zu einer ablehnenden Haltung gegenüber eine« dauerndcrn Gesetz. Die Deutsch freisinnigen verlangen Aufhebung des So zialistengesetzes ohne jeden Ersatz. Eine Mehrheit für das Gesetz in der sitzt vorliegenden Fassung konnte also nur durch die Nationalliberalen und die konservativen Parteien zu Stande kommen. Die deutsch-conscrvative Fraction aber hat erklärt, für das Gesetz ohne die Ausweisungsbefugniß nur stimmen zu wollen, wenn eine bestimmte Aeußerung erfolge, daß die Regierung sich mit den ihr vvn deu NaUvitMlloermen gevoienen Wassen das Gesetz gegen die nationalliberalen uüb"freUn^'«Wk'MU die Conservativen, das Centrum, die Deutschfreisinnigen und Sozialdemo kraten abgelehnt werden. Das Schicksal der Vorlage hing also an dem erlösenden Wort, welches man aus dem Munde der Regierung erwartete. Dieses klärende und befreiende Wort ist nicht erfolgt, die Regierung blieb stumm, und auch die Thronrede, mit welcher der Reichstag geschlossen wurde, streift das Zerwürfniß zwischen den Cartellparteien und der Re gierung mit keinem Worte. Man darf wohl annehmen, daß auch in Re gierungskreisen widerstreitende Strömungen vorhanden sind, welche sich nicht in ein gemeinsames Bett leiten ließen. Das deutsche Volk wird nun am Wahltisch unmittelbar darüber zu entscheiden Haben, ob das Sozialisten gesetz am 30. September d. I. erlöschen soll, oder in welcher Form die bürgerliche Gesellschaft gegen jene wüste sozialdemokratische Umsturzbeweg ung geschützt werden soll, deren wilde Brandung jedes Ohr mit ihrem donnernden Getöse füllt. Der Wähler hat es hier in der Hand, durch seine Abstimmung in nachhaltiger Weise die praktische Lösung einer Frage zu beeinflussen, welche tief in alle Verhältnisse unseres gewerblichen Lebens einschneidet. Manche doctrinäre Schrulle wird vor der schweren Verant wortlichkeit, welche der Bürger damit seinem eigenen Fleisch gegenüber übernimmt, wie Märzschnee unter der Frühlingssonne hinwcgschmelzen. Im nationalliberalen Kreise hat die räthselvolle Behandlung der Ange legenheit, welche auf Störungen in der einheitlichen Staatsleitung hinzu deuten schien, vielfach Unbehagen erregt. Diese Empfindungen, wie die Meinungsverschiedenheiten über untergeordnete Einzelfragen, treten jetzt zurück gegenüber der Gewalt, mit der die Frage des Schutzes der bürger lichen Gesellschaft alle Geister aufrütteln wird. Der Cartellreichstag hat, wie die Thronrede ausführt, das Reich militärisch nach außen gesichert, er hat durch eine großgedachte sozialpolitische Gesetzgebung, welche den be sitzenden Classen schwere Opfer auferlegt, für den Frieden im Innern ge arbeitet. Das deutsche Volk wird nunmehr in einer Zeit, da unterirdische Riesen mit rohen Fäusten an den Grundlagen jeglicher Cultur und Ge sittung rütteln, in Ausübung seines höchsten und schönsten Bürgerrechts nach freier, unbeeinflußter Ueberzeugung an der Wahlurne zu entscheiden haben, ob die schützenden Dämme, Welchs eine weise Gesetzgebung gegen dräuende Springfluthen aufgeführt hat, mit jähem Entschluß niedergeriffcn werden sollen. Das der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber der Sozialdemokratie vor gezeichnete Verhalten wird seitens der „Magdeb. Zeitung" besprochen, und das auf dem linken Flügel der Natonalliberalen stehende Blatt gelangt dabei zu folgendem Ergebnisse: „Wir können uns nicht der Befürchtung entschlagen, das ein großer Sieg der Sozialdemokratie bei den Wahlen der Richtung innerhalb der Arbeiter, welche durch Streiks, maßlose For derungen zu erreichen hofft, noch mehr Vorschub leisten und daß in Folge davon der soziale Friede auf's Neue in schwerem Maße gestört werden wird. Diese und andere Gründe müssen die bürgerlichen Parteien dazu sühren, die Sozialdemokratie als die Gefahr zu betrachten, deren Abwehr nur durch Vereinigung aller Kräfte gelingen kann, und wenn nicht kurz sichtige Parteipolitik, wenn nicht persönliche Verbitterung und Leidenschaft lichkeit über Vernunft und Klugheit triumphiren, so hoffen wir wenigstens nicht das Schauspiel zu erleben, daß die Anhänger einer der bürgerlichen Parteien einem sozialdemokratischen Kandidaten ihre Stimmen geben. Zn Frankreich haben sich die Republikaner aller Schattirungen vereinigt, um