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für für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden sür die Königl. Amtshauptmannschost zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Neununddreitzigster Jahrgang. Nr. 181. 1879. Dienstag, dcn 23. Deicmbcr »öchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag- AbonnementspreiS vierteljährlich 1 Mark. Line einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannaüme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Weihnachten 187K. Es zieht herauf die heil'ge Nacht mit Schauern,? Und mancher Grübler grollt daheim vermessens Am Himmel flammen auf viel gold'ne Lichter, Und Stürme brausen über öde Haide; !Mit finsterm Brüten in der dumpfen Kammer;? Und Heller noch wirds rings in allen Zimmern, Die weite Welt liegt da im Todtenkleide, ? Er sieht in sich und in der Welt nur Jammer,? Und um den Tanneubaum im Kerzenflimmern Als ob das Sterben ewig sollte dauern. ?Als hätte Gott die Erde ganz vergessen. Zeigt Alt und Jung nur selige Gesichter. Der Menschenkinder viele hör' ich klagen, ?Da horch! Das Mcttenglöcklein schallt von ferne? In Hütten selbst, wo bange Sorge dräute, Jn's Herze auch sei Frost und Eis gezogen Und weckt im Herzen längst vergess'ne Klänge; Hat heil'ge Weihnacht auch die Noth gewendet Und mit dem Blühen alle Lieb' entflogen, ?Vom Kirchlein her ertönen Chorgesänge Weil milde Hand ein Scherflein still gespendet Als könnte nie ein Lenz ihm wieder tagen. Bon Hirten arm, vom Christkind und voin Sternes In armer Brust erschuf ein Fünklein Freude. Da wird dem Zweifler in der Seel' so linde; ? Und neue Hoffnung zieht in das Gemüthe, Mit Mundermacht treibt es ihn leise, leise, Und neue Liebe hört die Botschaft schallen: Zu singen auch ein Lied nach alter Weise, i „Die Ehre Gott! Den Menschen Wohlgefallen Wie man gelehrt es einst dem gläub'gen Kinde. Und auf der Erde einst ein goldner Friede!" LZekanntmachunq, die Geburtslistcn für das Ersatz-Geschäft 1889 bctr. Die Pfarrämter des hiesigen Verwaltungsbezirks, welche die Formulare zu den Geburtslisten über die im Kalenderjahre 1863 ge borenen Personen männlichen Geschlechts bereits zugestellt erhalten haben, werden auf die Bestimmungen in Z 45/ der Ersatz-Ordnung an- durch hingewiesen. Meißen, am 18. December 1879. Königliche Amtshauptmannschaft. von Bosse. Bekanntmachung, das Begehen der Clbstrom - Eisdecke betr. Zu Vermeidung von Unglücksfällen wird das Begehen der Eisdecke des Elbstroms, insoweit es nicht auf den abgesteckten Eisbahnen erfolgt, für hiesigen Elbstromamtsbezirk hiermit untersagt. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 20 Mark geahndet. Meißen, am 21. December 1879. König!. Amtshauptmannschaft als Elbstromamt. von Bosse. Nachmittags S Nhr soll in der Wohnung des Wirthschaftsbesitzers Gotthelf Ferdinand Vvixt m Groitzsch eine «Kuh gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Wilsdruff, am 18. December 1879. Das Königliche '»Amtsgericht. Matthes, Gerichtsvollzieher. ^agesgeschichle. Ein Wort des Kaisers von Oesterreich ist wie eine Frie densbotschaft mit dem Telegraphen durch ganz Europa gefahren. Es lautet: „Das innige Einvernehmen mit dem deutschen Kaiserreiche bietet die stärkste Bürgschaft, daß jene allgemeine Beruhigung eintreten wird, welche der friedlichen Arbeit ihre volle Entfaltung sichert." Ge sprochen hat er dies Wort bei dem feierlichen Empfang der Abgeord neten von Deutsch-Oesterreich und Ungarn. Berlin. Der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin haben für die Nothleidenden in Oberschlesien dem hiesigen Komitee zur Linderung der Noth 1500 M. zugeschickt. Seitens des hiesigen Ko mitees sind bereits 50,000 M. an den Nothstandsausschuß der ver einigten Vaterländischen Frauenvereine Schlesiens zu Breslau geschickt mit der Bestimmung, daß diese Summe zur Errichtung von Suppen- und sogenannten Volksküchen in den nothleidenden Ortschaften, sowie zur Beschaffung von Kleidungsstücken verwendet werde. Auch aus Süddeutschland gelangen an das hiesige Komitee zahlreiche und be trächtliche Spenden für die Nothleidenden, und auch aus dem Auslande fließen zu diesem Zwecke Geldbeträge. Zu den vier Eisenbahnen, deren Ankauf durch den Staat vom preußischen Landtage bereits genehmigt worden ist, kommen in nächster Zeit noch die Potsdam-Magdeburger, deren Generalversammlung dem Verkauf vor Kurzem mit der nothweudigen Dreiviertelmehrheit zugestimmt hat, die Rheinische Bohn, für welche die Verkaufsbe dingungen bereits vereinbart sind und jedenfalls auch die Zustimm ung der Gesellschaft finden werden, und wahrscheinlich auch die Ber lin-Anhalter Bahn. Gerüchte über den Ankanf noch anderer Privat- bahnen Seitens des Staates entbehren der Begründung. Der Ankauf und die Verwaltung der großen Eisenbahnen durch den preußischen Staat ist auch von dem Herrenhaus genehmigt worden. Neue Gründe kamen nicht dabei vor, nur die alte Erscheinung, daß sich bedeutende Männer mit ihren Meinungen über die Sache gegenüber stehen. Generalpostmeister Stephan zeigte sich als ent schiedenster Anhänger des Staatseisenbahn-Systems und baute große Hoffnung auf die Zukunft; der frühere Minister Camphausen dagegen zeigte sich als ebenso entschiedener Gegner und sagte, er fürchte sich ordentlich, daß die Zukunft ihm Recht geben werde. Berlin. In der letzten Stunde scheint es nun doch noch zu einem provisorischen Handelsvertragsverhältniß zu Oester reich kommen zu sollen. Es sind freilich nur noch 14 Tage bis zum Ablauf des bestehenden Vertrags, und augenblicklich ist ein neues Abkommen noch nicht fertig geworden. Allein es liegen sichere An zeichen vor, daß bei dem beiderseitigen guten Willen, zu einem wenn auch nur provisorischen Verhältniß zu kommen, der zuletzt eingeschla gene Weg zum Ziel führen wird. Der Bundesrath hat am 16.Dec. dem Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Art. 13, 24, 69 und 62 der Reichsverfassung gegen die Stimmen von Bremen und Hessen seine Zustimmung ertheilt. Danach soll Bundesrath und Reichstag statt jährlich mindestens alle 2 Jahre einberufen, die 3jährige Sitzungsperiode des Reichstags in eine 4jährige verwandelt, und der Reichsetat statt jährlich stets auf 2 Jahre, aber für jedes Jahr besonders festgestellt werden. Ebenso hat er den Antrag des Reichskanzlers auf Betheiligung des Reiches an der Aus stellung in Melbourne und die Einstellung der Kosten dieser Betheiligung in der Höhe von 300,000 M. in den Etat 1880/81 genehmigt. In Frankreich wird die Ministerkrisis nur noch bis zum Schluffe der gegenwärtigen Parlamentssitzung zurückgehalten. Dann will das ganze Cabinet seine Entlassung geben und Freycinet soll mit der Bil dung eines neuen beauftragt werden. In dieses werden außer dem Justizminister Leroyer, der durch den Unterstaatssekretär Martin Feuilloe ersetzt werden soll, alle bisherigen Minister wieder eknireten, also auch Waddington, der Minister des Aeußereu, bleiben, aber das Präsidium an Freycinet abgeben wird, wodurch das Cabinet entschiedener eine etwas mehr nach links gehende republikanische Färbung erhält.