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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.07.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080715023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908071502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908071502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-07
- Tag 1908-07-15
-
Monat
1908-07
-
Jahr
1908
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Vezu-s-Prei» v»r» »t, M »r,tAe>: d« »«uttchr» N»l»nim> vKNrlitbrlich L.L M.. «omalich l,7d M. «»licht, d«Krll,-L, ckr O-Verreich « L « K, ll»4-rii 8 L «nerreltthrllch. S*r«it»v«l. ,««, rLnrm-rt, de» D«aa-Kaat«v, JtaU», L»«iding, »trkdrrlaud«, N«w«^», Nach» iMid SLwiden, Schw«tj »u» k»«te». Jo olle» tbrioeo «t—lni o« dtrrv durch »t» Lux», d. «- «»«lUtch. Ldoooe»«ot»>»il«dmr: Lu«»R««»l«tz 8^ d« »aiereo rrt,«r», MiiLiru. Spedilru«» »od SnnLduxftellen. iowt« v-ftLmtrrn uu» Brieftrt««». Lle «Uchktoe «»m»er totzei IS 1ed«kit»n »ud «r-rdtti»»: Iodanoitgalte 8, »el«>d<m Nr. «SSL Nr. «SS3. Nr. «SV». Abend-Ausgabe 8. tWMrTagMaü Haudelszeitung. Ämtsvkaü -es Nates und -es Voli^eiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-Prr» it» -ul ulld Uw,«»««, di» S-esvaU«» PeM^il« » BI., ßoanjiell« Unjet,«, SO ««Name» l M.; W, uulwta» SV BI.. MeNirnen t.iv »» Roll-od LU V., ft»«»,. »nje»ze»7L W-. Nrklrmr» lli) UN. Jasrrutru-veddrdeU u aoUlichruLellMV Beilagegebüdr ü Dl. -. lauieao exkl. Bok» gebühr, »eichästlan,eigen an dei>ar,ugle> ideelle tm Preis« erhitzt. Rabatt nach Lar» gesterretlt» Aultrtg« ibnnrn nicht jurück- -»»-geu werden. Für da« itrichrrnra an dstiimmtrii Lagen und Plttzro wird kein« Sarantte übernommen Snjetgen- Luu-tzm-! Augaliulpluch 8, dck ILmtlichen Filiale» a, allen Annoncrn- Bli>«ditu>neo de« I»» und Lu»!-nde» H«»»».Filiale verii», >«rl ivuncker, verzogt, «aqr. -»tbuch- ha ab lang, Lützowstraß« IL lLelevtzon VI. Str. 4MS>. chauvt-Filtal, vrr«d«»i kaestradc 4. 1 iLeleodon 4SA). Nr. M. Mittwoch lS. Juli 1908. 102. Jahrgang. Das wichtigste. * Zeppelins für heute geplanter erneuter Aufstieg mußte abermals aufgeschobrn werden, da infolge eines Windstoßes beim Austritt aus der Halle das Höhcnsteucr des Luftschiffs schwer beschädigt wurde. * Auch heute findet keine Verhandlung im Eulenburg. Prozeß statt. Lb morgen, ist zweifelhaft. (S. d. des. Art.) * Tie deutsch - dänischen Handelsvertragsverhand. lungen werden voraussichtlich im Herbst wieder ausgenommen wer den. (S. Dtschs. R.) * Tie internationale Waffenkonfcrenz in Brüssel ist vertagt worden. (S. Dtschs. R.) * Italien plant die Errichtung einer Kanonenfabrit in Turin. (L. AuSl.) * Einige hohe türkische Offiziere sind zu den jungtürkischcn Revolutionären >n Mazedonien übergegangen. (S. Ausl.) Valkanpolitik. Die verschiedenen in Mazeronien besonders engagierten Machte, Rußland, England, Italien und Oesterreich-Ungarn, verlangen Reformen aus den mannigfachsten Gründen, bald zur Sicherung deS Handels, bald zur Sicherung der Christen vor den Türken. Dabei steht es fest, daß die Türken mit den unter ihnen wohnenden Christen herzlich gerne in Frieden leben wollen. Nur daß die bulgarischen Christen die griechischen, die griechischen die serbischen und die serbiichen die bulgarischen totschlagen. Und für alle diese Sachen macht man den Sultan verantwortlich. Unter der Maske ter „Reformen" versucht man hier und da, ihm ein Stück seiner Autorität nach dem andern zu nehmen. Nur die gegen seitige Eifersüchtelei verhinderte bisher wesentliche Erfolge in dieser Richtung. In letzter Zeit hat man versucht, die widerstreitenden Interessen der Mächte unter einen Hut zu bringen. Der letzte Schritt in der Reihe dieser — meist auch vom „größten Diplomaten" Eduard — inspirierten Verhandlungen waren die Revaler Abmachungen zwischen Rußland und England. In Rußland scheint man nachträglich zu der Ueberzeugung gekommen zu sein, daß England bei den Verhandlungen wieder einmal der Schlauere gewesen ist, und ist recht unzufrieden mit dem anfangs so bejubelien Ergebnis der Revaler Tage. Die Folge ist natürlich, daß Rußland nichl die geringste Neigung zeigt, mit den von ihm in der makedonischen Reformangelegenheit angekündigten Vorschlägen an die Ocffentlichkeit zu treten. Um so eiliger hat es England, das bereits seine Vorschläge in Berlin unterbreitet hat. Offiziös wird hierzu der „Südd. Neichs-Korr." aus Berlin geschrieben: „In der am Donnerstag hier überreichten englischen Note über einen neuen Vorschlag zur Unterdrückung des Bandenwesens in Mazedonien ist bemerkt, dieser Vorschlag werde im Einvernehmen mit Rußland gemacht. Hiernach kann die englische Note nicht unabhängig von den Forderungen beurteilt werden, die Ruß land für das Finanz- und das Gerichtswesen in Mazedonien aufzu stellen beabsibtigt. Eine sachliche Verbindung ist schon darin begründet, daß die Frage der Geldbeschaffung für die von England gewünschte fliegende Kolonne einen Teil der Finanzreform auSmacht. Es ist daher kaum zu erwarten, daß die Mächte zu dem englischen Vorschläge allein und sofort Stellung nehmen können. Inzwischen werden von Rußland und England über den Inhalt ihrer Vorschläge Aussprachen mit anderen Mächten vorbereitet, in erster Linie mit Oesterreich-Ungarn. Dies entspricht einer in der Natur der Sache liegenten Rücksicht aus die Großmacht, die mit Rußland in erster Reihe an den Balkanringen beteiligt ist. Nicht minder natürlich erscheint es, wenn angesichts der englisch-russischen Vorschläge Oesterreich- Ungarn und Italien in einer persönlichen Unterredung ihrer leitenden Minister Fühlung nehmen wollen. Daß Deutschland sich vorläufig beobachtend zurückhält, hat seine Gründe und ist in der mazedonischen Sache kein Novum. Wir haben in dieser Frage niemals das erste Wort baden wollen, ohne darum freilich auf die Abgabe unserer Stimme zu verzichten. Die Ansicht, es werde durch die bevorstehenden Zusammenkünfte und Unterredungen die Orientpolitik Oesterreich-UngarnS aus den Bahnen gelenkt werden, die durch dessen eigene dauernde Interessen vorgezeichnet sind, schwebt in der Luft. Wahrscheinlicher ist, daß bei der Annäherung an österreichisch-ungarische Gesichts punkte die englisch-russischen Vorschläge wieder auf eine breitere, mehr europäische Grundlage zurückführen. In dem scharfen Sinne 6'ost ä pronäre on s, luis-or sind ja diese Vor schläge nicht gemeint. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, wünschen in der mazedonilcheu Frage alle Großmächte nicht so sehr einer oder der anderen Gruppe eingereiht, wie al- selbständige Faktoren behandelt zu werden, die sich über die Einzelheiten von der Basis ihrer eigenen Be dürfnisse aus schlüssig machen." Sehr bezeichnend in dieser offiziösen, im richtigen Diplomatendeutsch abgefaßten Kwnrgebung sind auch die letzten Sätze. Sie bedeuten einen Wink nach Wie», ruhig die bisherige Politik — die letzthin um einige Grad energischer geworden ist — fortzusetzen. Aus dem angeb lichen „Wunsch" der Großmächte, als selbständige Faktoren behandelt zu werden, kann man mit Leichtigkeit die Tatsache herauSlesen, daß eS mit der Einigkeit der Mächte in der Balkansrage Elsig ist. Jeder für sich und — so sagt Berlin offiziös — so böse sind die ganzen Vorschläge ja gar nicht gemeint! Die Balkansache ist die einzige, wo Deutschland durch seine kluge abwartende Politik, die auf der unbedingten politischen Uneigennützigkeit gegenüber dem Sultan beruht, einen kräftigen Trumpf in der Hand hat. Zeppelin schiebt auf. In diesen Tagen steht aller Interesse unter einem Zeichen: Zeppelin! Die Aufmerksamkeit, die man den Vorgängen am Bodensee schenkt, reicht über Deutschland hinaus, und leine Frage ist lebendiger jetzt, als die eine: „Wird also Zeppelin heute steigen?" Und man darf enttäuscht sein: Tie Fernfahrt ist aufgeschoben. Ueber die Ursachen des weiteren Aufschubes — denn nur um einen solchen handelt e» sich — geht un» folgende Mitteilung zu: ck. Stuttgart, 1» Juli. (Prisattelegramm) «ras Aeppeli« ist dorr eine« schweren Mißgeschick betroffen worben. Als um 11 Uhr das Luftschiff aus brr Halle gezogen würbe, würbe es von eine« heftigen Winvftotz an bie Wand der Ballonhalle gedrückt, so baß bas Höhenfteuer schwer beschäbigt würbe. Ein Aufstieg ist vorläufig unmöglich. Schon die Meldungen, die uns im Laufe deS heutigen Vormittags über die Absicht des neuangesetzten Ausstiegs zugegangen waren, hatten stark differiert. Die erste Nachricht hatte als Abfahrtszeit die siebente Stunde des heutigen AbenvS genannt. Zeppelin wollte wieder sechzehn Personen mit an Bord nehmen, darunter drei Militärs. Die Meldung kam über Berlin. Aus Friedrichshafen war dann wieder anders berichtet worden' Das zweite Telegramm hatte gelautet: * Friedrichshafen, 15. Juli. (Eigene Drahtmeldung.) Das Bureau des Grasen Zeppelin gibt eine Meldung beraus, nach der die Fernfahrt für beute morgen angesetzt ist. Doch ist über die Stunde noch keine ' definitive Entscheidung getroffen. Um 9 Uhr 40 Min. war der Ballon noch in der Halle. Jetzt bat man für einige Zeit die volle Gewißheit: daß diesen ver schiedenen Nachrichten gegenüber man mit der Beantwortung der Frage, ob die Fernfahrt wirklich glücken wird oder nicht, sich noch einige Zeii wird gedulden müssen. Ob die Beschädigung, die jetzt das Luftschiff traf, rasch oder erst in einiger Zeit wird wettgemacht werden können, wird man erst nach weiteren Nachrichten zu beurteilen vermögen. Für die Ocffentlichkeit ist die Geduldsprobe vielleicht nicht ohne heilsame Wirkung, indem sie lernt, das Zufällige von dem Wesentlichen, zu unterscheiden. Denn ob Graf Zeppelin heute oder morgen steigt, ist für den Wert seiner Erfindung doch belanglos. Die Umkehr von gestern. Dies die Nachrichten von heute. Ueber den gestrigen Versuch und Milieu und Stimmung des Experimentes wäre noch einiges nachzutragen: Danach dürfte die Berliner Nachricht an Wahrscheinlichkeit ge winnen. Soviel darf man als fast sicher annehmen: daß Graf Zeppelin den Ausstig heute abermals unternehmen wird. Graf Zeppelin Hal sich durch das kleine Mißgeschick, das seine Pläne schon gestern störte, nicht die Laune verderben lassen. Am Abend betrat er, wie einer der zahlreich am Bodensee weilenden Korrespondenten an sein Blatt berichtet, die Hallen seines Hotels „stramm und aufrecht wie immer, durch den Mißerfolg nicht im mindesten niedergedrückt, denn er hat so wenig Grund, an der Möglichkeit seiner Reffe zu zweifeln wie wir". Uebrigens bot die gestrige Fahrt trotz der Nötigung zur Umkehr einen imposanten Eindruck. Das „B. T." meldet darüber: Trotz deS Fiaskos bleibt der Aufstieg deS Luftschiffes eine unvergeßliche Erinnerung für diejenigen, die ibn mit ansehen konnten. Dieser gewaliige Körper, der sich mit so großer und in dem heutigen speziellen Falle aller dings mit einer etwas behäbigen Leichtigkeit bewegte, mit den wundervollsten aller existierenden Maschinen, ist in Sonnenschein gebadet. Er ruht auf der wie Silber glänzenden Wasserfläche, die ihn auffängt und wieder emporschleudert wie ein Kind den zierlichen Diaboloball. ES ist ein liebenswürdiges und wunderbar fistelndes Bild, wie etwa das Liebesgeplänkel eines Walfisches. Und dann ent wickelt der Körper plötzlich seine gewaltige innere Kraft. Die Motoren fangen au zu heulen und zu fauchen, die Schrauben fahren sausend durch die Luft, und das Spiel mit der Wasserfläche beendigend, zieht der Ballon ernst und sicher davon. Ein Schwarm Tauben, deren cs bei Friedrichshafen sehr viele gibt, umflattert ihn, doch er ist kräftiger und geschickter als sie. Ein gewaltiger Fortschritt tritt uns mit vollster Deutlichkeit vor Augen. Der Lulenburg-Prozetz. * Berlin, 15. Juli. Wie ernst der Zustand des Fürsten ist, geht aus der Bekundung des den Fürsten in der Charits behandelnden Dr. Steirer hervor: Der Fürst ist nicht transport- und auch nicht verhandlungsfähig. Eigentlich war der Kranke schon seit geraumer Zeit nicht lransporr- fähig. Trotzdem haben wir den Transport zugclassen, weil es der Fürst durchaus wünschte. Jetzt liegt aber eine direkte Lebensgefahr vor. Ter Patient kann nicht einmal aus dem Bett in einen anderen Raum ge bracht werden. Er hat eine Entzündung der tiefen Venen und hohes Fieber. Dazu hat sich noch eine Grippe gesellt, jedenfalls als Folge- erscheinung der kalten Umschläge um das Bein. Ob das Fieber von der Venenentzündung oder von der Grippe herrührt, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Wann der Fürst wieder verhandlungsfähig sein Feuilleton. Die Dichter sind gleichsam Väter und Führer in der Weisheit. Plato. * Var Grab Letri. (Bon unserem römischen ?.-Korrespondenten.) Rom, 12. Juli. Papst Pius X. har aus Anlaß seines Prieslerjubiläums auch die Geistlichkeit der vatikanischen Basilika empfangen und aus dem Munde oes Kardinals Rampolla, der der Chef dieser Geistlichkeit ist, eine sicher, lich ganz besonders süße Lobrede aus sich als Mensch und Papst ent gegengenommen. Pius X. hat darauf mit Worten der Verehrung für die Basilika und ihre geheiligten Traditionen erwidert und hinzugefügt, daß auch er, der Statthalter Christi und Nachfclger Petri, an der Stätte begraben zu werden wünsche, an der das Irdische Petri ruhe. Pius X. hat hier auf die „Konfession" unter dem Hochaltar der Peters- kirche angespielt, wo der Apostel Petrus begraben sein soll, und ist zu gleich beachtenswerter Weise mit seiner gewohnt:n, ebenso simplen wie autoritären Geste über die Zweifel hinweggegangen, ob wirklich die Peterskirche den Leichnam Petri beherberge. Tiefe Zweifel werden aber neuerdings von den christlichen Archäologen mit Nachdruck ausge- sprachen, und sowohl Leo XIII. wie Pius X. sind mit Bitten angegangen worden, doch eine Untersuchung an Ort und Stelle zu gestatten. Die Untersuchung wäre ziemlich einfach. Unter der großen Kuppel, die Bramante erdachte und Michelangelo Buonarrotis Genie durchsührte, im Schnittpunkte der Kreuzarme der Riesenkirche, unter dem Hochaltar mit seinem kostbaren Tabernakel sollen die Knochen des alten Fischers von Galiläa und Apostclfürsten seit der Stunde des Martyriums liegen. Ihm gelten die Worte aus dem hohen goldenen Fries: „Tu os ?strus et. super lisno petram aockikrcmko eoelcsiam rnc-am et tibi ciabo ekaves rsgmi eaelorum." tTcutsch: „Du bist Petrus, und über diesen Stein werde ick> meine Kirche bauen und werde dir die Schlüssel des Himmel reichs geben.") Tiefen so bedeutsamen, die ganze Theorie der römischen Universalkirche enthaltenden Worten entspricht dann noch die äußere Ausstattung der Grabstätte. 112 kunstvoll aus vergoldetem Metall ge arbeitete große Lampen brennen seit Jahr und Tag rings um eine marmorne kreisrunde Balustrade, von bereu Mitte aus eine doppelte Treppe von lichtem Marmor hinabführt in einen Raum von vielfarbigen und kostbaren Marmorwänden, den außer der betenden Statue Pius'VT. svon Canova) zwei Alcibastersäulen mit den Statuetten der Apostel Peter und Paul zu feiten einer Tür aus vergoldeter Bronze schmücken. Hinter der Tür sieht man eine tiefe Nische, die „Konfession , in deren dunklem, schwach beleuchtetem Grunde ein Altar mit einem alten Mosaikbildnis sich befindet und deren Boden bedeckt ist mit einer vergoldeten Bronze- platte. Unter dieser ist eben der Körper des Apostels oder vielmehr soll er sein. Papst auf Papst hat sich - bemüht, dieser Stätte eine sichtbare Auszeichnung zu gewähren. Papst Urban VHI. war es, der den hochragenden, herrlichen Baldachin hat aufrichten lasten, dessen Zeichnung von Meister Bernini und dessen Erz aus dem heidnischen Pantheon stammt: vier stolze, spiralenmäßig gewundene und von goldenem Laubgeäst umzogene Säulen halten den prächtigen metallenen Baldachin über die geweihte Stätte, und die vom Kreuz gekrönte Weltkugel über dem Baldachin bildet die eindeutigste und zwingende bildnerische Umschreibung der ungeheuren Wichtigkeit dieses Ortes. Wer wagt zu zweifeln, daß das mit so edlem und kraft- vollem Schwung in die Höhe gehobene und so ruhiH herabblickende Kreuz die Tatsächlichkeit und Wahrheit auSspricht, daß die schwere Platte in der dunklen Nische wirklich die Knochen des Apostels P*/^ deckt, der für den Heiland gestorben ist! Tie Tradition nun sagt weniger kategorisch aus. Ihr zufolge hat Petrus in den Gärten des Nero den Märtyrertod erlitten und ist ebendort auch begraben worden. Konstantin der Große hat über dem Grabe Petri eine große Kirche bauen lassen, die mehr als elf Jahrhun- derte lang gestanden, aber mehrmals die Plünderungen christlicher und anderer kriegerischer Horden ertragen hat. Im Jahre 846 haben Sara- zenen den Altar über dem Grabe sortgeichleppt und das Grab selbst ange tastet. Bevor aber Konstantins Basilika ganz zusammenbrach, ließ Papst Nikolaus V. im Jahre 1450 den Grund zu der heutigen Basilika legen, die seine Nachfolger im Verlaufe von mehr als anderthalb Jahrhunderten unter Hinzuziehung der klassischen Künstler jener Zeit ausführen ließen. Unter der Herrschaft des Papstes Clemens VH. wurde die neue Kirche von den Kaiserlichen mit einem alles andere eher als ehrfürchtigen Be- suche bedacht, und bei dieser Gelegenheit wurde die Grabstätte Petri abermals wenig rücksichtsvoll anqetastet. Nun wird von Francesco Torrigio berichtet, daß Papst Clemens VIII., als zu Anfang des 17. Jahrhunderts der Fußboden der Kirche mit Marmor ausgelogt und bei dieser Gelegenheit ein Loch geöffnet wurde, von dem aus das Grab Petri zu sehen war, hier habe hineinsehen wollen: er tat eS, zog sich aber sofort zurück und befahl, das Loch schleunigst zu schließen und mit Schutt zu bedecken. Und das ist doch höchst erstaunlich! Hätte der Papst durch lenes Loch den Sarkophag des ?lpostels wirklich gesehen, so wäre er wohl voller Rührung über diese ihm widerfahrene außerordentliche Gunst, deren keiner seiner Vorfahren teilhaftig geworden war, zu einem Gebet niedergekniet, oder er hätte, wenn es ihm mehr auf die Gläubigen, als auf sich selbst angekommen wäre, heilige Funktionen an Ort und Stelle befohlen, unter keinen Umständen aber Schutt anfwersen lasten. Es erübrigt somit nur die Annahme, daß Clemens VHI. auS dem sdlen Geschlecht der Albobrandini die heilige Stätte nicht etwa bloß profaniert, sondern — leer gesehen und sich, über diesen Anblick entsetzt und seiner Bedeutsamkeit gedenkend, stumm zurückgezogen habe. Wäre diese An nahme unbegründet, dann bliebe wirklich unerfindlich, warum ein Papst wie Leo XIII.. der doch Archive des Vatikans dem profanen Studium geöffnet und sonst ansehnliche Neuerungen gewagt hat, nicht gestatten wollte, daß man mit aller schuldigen Ehrfurcht die Feststellung Les Tat bestandes des Grabes Petri mache, und warum Pius X. jo geflissentlich einen Zweifel entscheidet, indem er einen Glauben oktroyiert. Technischer nn- Aefthetischer von -en Festbeleuchtungen. Von Tr. Heinrich Pudor (Leipzig). Es gibt kaum etwas, was die ästhetische Kritik in höherem Moye berechtigt erscheinen läßt, als die Festbeleuchtung, und cs qibt kaum erwos, bei dem man so wenig an ästhetische Voraussetzungen und Wirkungen denkt, als wiederum die Festbeleuchtung. Ist es so ga.z gleichgültig, ob man die Lichter oder Glühlämpchcn in geraden Li ffen oder in geschwungenen Linien, regelmäßig oder unregelmäßig arioel- ner? Macht beides die gleiche Wirkung, und welche Wirkung sucht man überhaupt zu erreichen'? Wir finden bei derartigen Festbeleuchtungen die Lichter in allen denkbaren Anordnungen, am häufigsten in geraden Linien, den Fensterbalken entlonglaufend, dann in Sternen, Wapvcn, Buchstaben, Rosetten, — welche Anordnung übt die beste Wirkung an . Soll die Antwort auch hierauf lauten, das sei durchaus Geichmacksache — oder gibt es etwa ein künstlerisches oder natürliches Vorbild, uns leiten kann? Was ersteres betrifft, so sei an die Illumina.ion des Heidelberger Schlosses erinnert, die übereinstimmend als wuiste.- bar, also doch wohl auch als ästhetisch vollbcfriedigend empfunden n :,d. Indessen wirkt in diesem Falle die unvergleichliche Lage, doch über trm Neckar und die Erinnerung an die künstlerische, historische u.-.d malerische Schönheit der Schloßruine so stark mit, daß man von istciem Beispiel, bei dem gerade Linien am meisten bevorzugt werden, aui all gemeine ästhetische Gesetze nicht rückichließcn kann. Aber es sei an dc.i Kanal Grande in Venedig erinnert, nicht bei Festbeleuchtung, st'n'rarn so wie er sich allabendlich zeigt. Hier ist von einer beabsichtigten An- ordnung der Lichter nicht die Rede, sondern hier und da an den Häusern, auf dem Wasser leuchtet ein Licht auf — und die Wirkung ist vortrefflich, auch im ästhetischen Sinne, lind diese Wirkung ergibt sich nicht einzig und allein aus der mitwirkenden malerischen und künstlerischen Umgebung, sondern eben geradezu die Unordnung und Regellosigkeit der Lichter ist es, die eine günstige Wirkung nnsnbt. Etwas Aehnliches findet übrigens in der Umgebung der Bahnhöfi, wo Hunderte von Schienen zusammenlausen und die Signale durch Lichter bezeichnet sind, statt, während die Straßen z. B. in teilweise unvcdauten Vorstädten mit den schnurgerade lausenden Laternenlichtern langweilig wirken. Und nun richten wir den Blick in die Höbe, zum Firmament Ta haben wir ja das beste Vorbild der Festbeleuchtung Und a ich bie* sind die Lichter nicht in geraden Linien ungeordnet, sondern regellos, dann und wann ein größeres Licht, hier »nd da ein Trupp von Lichtern
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