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au» Sachsen. Die Schule nimmt junge Leute nur auf, wenn sie ihrer Schulpflicht genügt haben und hat zu ihrer Voraussetzung die Volksschule. Der Eintritt kann Ostern und Michaelis «rfolgen und der volle Jahres- cursus in Sommer und Winterhalbjahren absolvtrt werden. Die Kosten, welche der Besuch der Anstalt verursacht, sind verhältnißmäßig gering Dank der reichen pecuniären Unterstützungen, welche das hohe König!. Ministerium des Innern sowohl, als der Landwirthschaftliche Kreisverein zu Dresden und die Stadt Meißen derselben zu Theil werden läßt. Das Schulgeld mit Aufnahmegebühr beträgt für das ganze Jahr nur 90 Mk.; gute Pen sionen in Lehrer- und Bürgerfamilien sind zum Preise von 360—480 Mk., je nach den Ansprüchen vollauf vorhanden. Im übrigen dürfen aber auch die Kosten, welche der Besuch der Anstalt verursacht, ein Capital bilden, welches nach Rückkehr der Schüler an den heimathl'chen Herd durch das gereifte Verständntß für die ihrer harrenden Aufgaben reichliche Zinsen trägt. Zu wünschen bleibt demnach nur noch, daß auch fernerhin unsere Landwirthe die großen Vortheile, welche ihnen die ausschließlich der Hebung der Landwirthschaft dienende Schule bietet, richtig würdigen und derselben ihre Söhne zahlreich anvertrauen; der fach gemäß esten Unterweisung und der sorgfältigsten Ueberwachung dürfen dieselben versichert sein. Der dies jährige Sommcrcursus beginnt Dienstag, den 15. April, und sind An meldungen für denselben möglichst bald bei Herrn Oekonomierath Steiger hier oder bei dem Director der Schule, A. Endler, zu bewirken. — In das auf dem rechten Elbufer in Kötitz befindliche Fährhaus der Ueberfahrt Gauernitz-Kötitz, dem Fährrneister Thiele gehörig, ist am Freitag eingebrochen worden. Es sind daraus 80 Mark, welche wohl abgezählt dalagen, gestohlen worden. Der Einbrecher soll noch dem Fähr mann ein „Hol' über" zugerufen haben, cs ist deshalb die Ausführung des Einbruches als eine überaus freche zu bezeichnen. — Zwickau, 18. Februar. Der Großindustrielle Stadtrath Fi- kentscher ist heute Vormittag gestorben. Fikentscher, Besitzer der über 300 Arbeiter beschäftigenden, weit über Deutschlands, ja Europas Grenzen rühmlichst bekannten Chamottewaaren- und chemischen Fabrik war ein Wohlthäter seiner Arbeiter, denen er erst im vorigen Jahre wieder 30 000 Mark zur Begründung einer Jnvaltdenunterstützungskasse und am Jahres schlüsse, wie alljährlich, einen Wochenlohn als Weihnachtszugabe zuwendete. — Cunewalde. In der Nacht zum 15. Februar gerieth das Hau» des Webers Eger in den sogenannten Sckäferhäuschen in Brand. ES brannte zuerst in der Scheune. Die Bewohner lagen, wie dies bei einstöckigen Häusern der Fall ist, unter dem Strohdache und zwar im tiefen Schlafe. Zur Noth konnten sie nur ihr Leben retten. Dem Be sitzer, welcher die Treppe nicht mehr herunter konnte und mittelst einer Leiter durch das Fenster gerettet werden mußte, sind die Haare angesengt. Jedenfalls hat eine ruchlose Hand das Feuer angelegt. Leider kam bei diese« Brande der Feuerwehrhauptmann Kalauch aus Schönberg um das Leben. In seinem Pflichteifer, dem Nächsten schnelle Hülfe zu bringen, hatte er die Nothsignale geblasen, die Spritze schnell auf den Weg ge bracht und die nöthigen Befehle ertheilt. Neben der Spritze herlaufend fiel er plötzlich zu Boden. Die folgenden Feuerwehrleute trugen den Ent seelten in ein benachbartes Haus. Ein Schlagfluß hatte dem Leben des wackeren Mannes ein so unerwartetes Ende bereitet. Kalauch genoß all gemein^ Achtung in der Gemeinde. — Dem „Leipz. Tagebl." schreibt man aus Lindenau: Die Roh heit der Sozialdemokraten macht sich unserem Reichstagscandidaten Herrn Dr. Goetz gegenüber in einer Art und Weise geltend, die auf der einen Seite zwar kaum noch erträglich ist, auf der andern aber den Vor theil hat, daß sie den Leuten immer mehr darüber die Augen geöffnet, was zu erwarten ist, wenn diese Partei ans Ruder kommt. Herr Dr. Goetz wird seit 8 Tagen fortwährend von jüngern ihm begegnenden Ar beitergruppen angehustet, angegröhlt und mit höhnenden Rufen verfolgt, — auf dem Wege zwischen Gundorf und Burghausen wurde er heute von einer starken, Flugblätter austragenden Schaar in gemeinster Weise an geschrien. Ebensolche rohe Angriffe durch Singen höhnender Lieder, Um ringen und Reden von Niederhauen passirten unserem Candidaten, als er von einer Wählerversammlung in Zwenkau zurückkehrte, nachdem schon in Gaschwitz der Anfang mit Zurufen gemacht wurde. Glücklicherweise gelang es den Begleitern des Herrn Dr. Goetz, einen der rohen Gesellen dingfest zu machen und der Polizei zu übergeben, die ihn wegen groben Unfugs sofort in Haft nahm. Zu diesen öffentlichen Angriffen kommen nun noch die brieflichen, — ein von einem „Echten Rothen" geschriebener lautet: „Na, mein schöner F. Dein Wahlaufruf giebt einen (unaus sprechbar!) Du gottv—er Hund, Du siehst ja Berlin nicht wieder als Arbeitcr-Vcrläumdcr, was bist denn Du? Ein ganz gewöhnlicher Hallunke, sieh Dir nur die Skizze genau an, zwei von den Vagabunden bammeln schon, in die Mitte kommst Du. (Unter dem Briefe sind drei Galgen gezeichnet!) Du mußt die Krätze kriegen und an jeden Finger einen Schwär. Laß Dich nur nickt auf der Straße sehen, sonst bist Du ein Todeskan didat und kein Neichstagskandidat. Du gottv—er Galgenstrick. Dies wünscht Dir von Herzen. Ein Echter Rother." Das sind die Früchte der Bebelschen Volkserziehung, — die Wähler wissen nun, was sie zu er warten haben! — Am 18. d. M. früh sind auf der Döhlener Flur bei Dresden auf einem abseits vom Wege liegenden Schlackenhaufen drei Männer todt aufgefunden worden. Noch in der vergangenen Nacht sind alle drei am Döhlener Gasthof gesehen worden und einem derselben wurde auch Schlaf geld geschenkt. Offenbar haben die Männer auf dem fraglichen Schlacken haufen schlafen wollen und sind dabei durch ausströmende Dünste betäubt entweder erfroren oder erstickt. — Derjenige Herr in Reichenbachs Umgegend, welcher das Ver gnügen hat, 312 000 Mk. Strafe wegen Steuerhinterziehung bezahlen zu müssen, wird als weitere Folge der Hinterziehung auch noch ungefähr 100 000 Mk. Gemeindesteuer nachzuzahlen haben. Einschließlich des dem Staate zu erlegenden Steuerbctrages selbst dürfte der große volle Gcld- schrank jenes Herrn um ziemlich 400 000 Mk. leerer werden. Pferde zum Schlachte« werden jederzeit zu höchsten Preisen gekauft. Lrnst Lieders Roßschlächterei, Idresüvu - Dübt««, Lharaadter Straße Nr. L.