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MWUMÄU WM, W», Sicdkilch M die MWlcku. Amtsvcatl für dir Szb AmtsbLurtmanllbbLtt zu Meißen, das Kal. Amtsgericht und de» Aadtrntb t» Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg- — Inserate werden RonU-S und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Rr. M. Freitag. vcn 2I.^ct>ruar <8W. Erlag, das Mitführen von Kindern beim Gewerbebetriebe im Nmherziehen betreffend. Die Königliche Amtshauptmannschaft sieht sich veranlaßt, den ihr unterstellten Octspolizeibchörden die sorgfältige Beobachtung der in der Gewerbeordnung und den dazu gehörigen Ausführungsbestimmungen enthaltenen Vorschriften über das Mitführen von Kindern beim Gewerbebetriebe i» Umherziehen einzuschärfen. Insbesondere ist streng darauf zu halten, daß Kinder, welche nicht im Wandergewerbescheine angegeben sind, überhaupt nicht mit den Eltern umherziehen dürfen. (§ 62 Absatz 1 der Gewerbeordnung.) Außerdem sind die zum Schlafen einer umherziehenden Familie etwa dienenden Wagen oder Buden der erforderlichen Beaufsichtigung und gelegentlichen Revision, namentlich auch in gesundheits- und sittenpolizeilicher Hinsicht zu unterwerfen. Meißen, am 14. Februar 1890. Die Königliche Amtshauptmannschaft. v. Kirchbach. Tagesgeschichte. Staatliche Fürsorge für die Arbeiter. Der Kriegsminister General v. Derdy du Vernois empfing am Sonnabend in Spandau die Arbeiterdeputationen der königlichen Fabriken. Aus der Ansprache, welche der Herr Minister an die Arbeiterdeputatton richtete und den Verhandlungen theilen wir nach dem „Spand. Tagebl." Folgendes mit: Zur Ausführung des Baues der Arbeiterwohnhäuser sei eine Summe von 13 Millionen Mark in Aussicht genommen; jedoch hänge die Aus führung dieser Idee davon ab, ob der Reichstag damit einverstanden sei, den zu wählen jetzt der Arbsiterstand in Händen habe. Hierbei nahm der Minister Veranlassung, die Arbeiter unter Hinweis auf die letzten Erlasse de« Kaisers zum treuen Festhalten an der Regierung zu ermahnen und sich nicht durch die Volkswühler aufhetzen zu lassen. Auch er könne nur bestätigen, daß es Se. Majestät wirklich ehrlich und gut mit den Arbeitern meine. Die vom Abgeordneten v. Eynern citirte Aeußerung deS Kaisers über seine Bestrebungen für die Aufbesserung des Wohles der arbeitenden Klassen habe er selbst mit angehört und lege gerade diese Worte den Ar beitern warm an's Herz. Dann führte der Minister die Arbeiter selbst an den mitgebrackten Bauplan zur Ausführung der Arbeiterwohnhäuser und erklärte alles ausführlich. Auf das Anliegen, daß es von Seiten der Arbeiter mit Freuden begrüßt würde, wenn die Arbeiter, welche schon längere Zeit in einer Farbrik beschäftigt sind und dann aus derselben wegen Arbeitsmangels entlassen würden, in einer anderen Fabrik aber wieder Beschäftigung finden, statt, wie bisher nur zum Minimallohn, ferner zu dem Lohn eingestellt würden, welchen sie beim Abgang in ihrer letzten Arbeitsstelle erhalten hatten, erklärte der Herr Kriegsminister, daß er diese Angelegenheit im Auge behalten würde und für derartige Abänderungen möglichst Sorge tragen werde. Er werde mit dem Inspekteur General major Gerhards darüber Rücksprache nehmen und stellte in Aussicht, für die älteren Arbeiter Altcrszulagen zu gewähren. Der Minister sprach ferner den Wunsch aus, die Arbeiter möchten sich, wenn sie etwas auf dem Herzen haben, dierkt an ihn wenden. Schließlich entließ der Herr Minister die Deputation mit den Worten: „Nun, Kinder, es hat mich gefreut, daß ich Euch hier ein Mal persönlich gesprochen habe, und ich habe die Hoffnung; daß Ihr die Hand, die Euch Seine Majestät geboten hat, nicht zurückweisen werdet. Grüßt Eure Kameraden und sagt, daß dte Fürsorge für Euch in guten Händen liegt und Seine Majestät ein sehr «armes Herz für Euch hat und alle berechtigten Wünsche zur Aus führung gelangen werden." Zu den Irrlehren der Sozialdemokratie wird dem „Chemn. Tagebl." von sehr geschätzter Seite geschrieben: Zu den zahlreichen Irr lehren, welche die Sozialdemokraten den Arbeitern einzuimpfen bestrebt sind, gehört auch die von den Ersteren öfters in ihrer Presse und in Versamm lungen ausgestellte Behauptung, daß ihnen ein Recht zustehe, die Ueberlassung geeigneter Versammlungsräume von deren Besitzern zu verlangen. Die Herren sagen: wir haben das Recht, Arbeiterversammlungen abzuhalten, damit wir Gelegenheit haben, die Arbeiter in unserem Sinne über öffent liche Angelegenheiten zu belehren; damit dies geschehen kann, sind die Be sitzer größerer Versammlungsräume verpflichtet, uns die letzteren zur Be nutzung zu überlassen; geschieht dies nicht, so sind die Wirthe hierzu durch Bedrohungen und Gefährdung ihrer wirthschaftlichen Existenz zu zwingen! Dies ist eine recht nette Anschauung, die uns einen Blick thun läßt in die Zustände des sozialdemokratischen Zukunftsstaates! Daß die Sozial demokraten das Versammlungsrecht trotz der aus dem Sozialistengesetz und aus dem Vcreinsgesetz sich ergebenden Einschränkungen in dem ausgedehntesten Maße ausübm und ausnützen, geht aus der großen Anzahl der von ihnen veranstalteten Versammlungen hervor, im vorigen Jahre betrug diese An zahl in Chemnitz 335. Auf welches Gesetz aber die obenerwähnte Verpflichtung der Saalwirthe gestützt werden soll, ist völlig unerfindlich. Glücklicherweise ist durch die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung das Privateigenthum gesetzlich geschützt. Freilich im sozialdemokratischen Zukunftsstaat wird so etwas nicht vorkommen können, und zwar einfach deshalb, weil da das Privateigenthum abgeschafft ist und es in Folge dessen auch keine Wirthe giebt, die einen Saal ihr eigen nennen. Zu welchen Konsequenzen die obenerwähnte Irrlehre führt, sehen wir aus den mehrfachen Bestrafungen, welche hier und anderwärts über die Verbreiter von Verrufscrklärungen gegen Wirthe von den Gerichtsbehörden verhängt worden sind. Die Ziele derSozialdemokratiehateinerihrer Führer, Singer, wieder einmal unverhüllt in einer Rede in Hannover, durch welche rr die Kaiserlichen Erlasse für Wahlzwecke auszubeuten suchte, darlegte. „Die von der sozialdemokratischen Partei erstrebte Neuordnung ist auf Grund der heutigen Ordnung nicht möglich", erklärte Singer frank und frei. „Die jetzige Sozialreform schafft keine wirkliche Besserung, ist aber doch einzig und allein den Bemühungen der Sozialdemokraten zu danken. Auch die jüngsten Kaiserlichen Erlasse darf die Partei sich als Erfolge anrechnen." — Einen größeren Widerspruch, eine größere Unwahrheit, bemerkt die „B. B.-Z." hierzu treffend, kann es nicht geben. In einem Satze wird ausgesprochen, daß die ganze jetzige Sozialreform nichts werth sei, daß auch die Kaiserlichen Erlasse keine Besserung herbeisühren könnten — und doch rechnen die Sozialdemokraten sich diese Sozialreform als Erfolg ihrer Politik an? Das ist doch blanker Unsinn! Wie kann ich etwas einen Erfolg nennen, was ich als nicht richtig, als nicht gut anerkenne? Wenn die Sozialdemokraten in der That die jetzige Sozialreform herbeigeführt hätten, dann hätten sie ja etwas nach ihrer Ansicht nicht zu billigendes geschaffen. In Wahrheit verhält es sich aber auch umgekehrt; die Sozial reform ist gegen den Willen der Sozialdemokratie in Angriff genommen worden, und erst als die Sozialdemokraten merkten, welchen Einfluß die selbe auf die Arbeiter hatte, stellten sie sich als die Schöpfer derselben hin. Die Sozialdemokratie stellt sich zwar sehr gern als eine zielbewußte Partei hin, die sich großes moralisches Ansehen durch ihren unbeugsamen Charakter und ihre weise Mäßigung erworben und durch ihren Kampf für Arbeiter schutzgesetze, durch ihre Organisation der Massen, sowie durch ihreThätig- keit im Parlament zu einer praktischen Partei entfaltet habe, in Wirklich keit aber sind die Ziele der Sozialdemokraten so unklar und widerspruchs voll, wie nur möglich, und von moralischem Ansehen sowie praktischer Thätigkeit zur Förderung des Wohles der Arbeiter hat man bis jetzt sehr wenig verspürt. Die Thätigkeit im Reichstage beschränkt sich auf Agita tionsreden und das moralische Ansehen der Partei ist ähnlich dem, welches Gretchen beim Anblick des Faust in die Worte ausbrechen ließ: „Heinrich, mir graut vor Dir!" Graf Julius Anbrassy, dessen Leiden sich in den letzten Tagen absolut hoffnungslos gestaltet hatte, ist am Dienstag früh 3 Uhr gestorben. Die Trauerkunde wird besonders in Deutschland tiefe Theilnahme Hervor rufen, denn Andrassy ist es in erster Reihe gewesen, welcher in Wien ein Zusammengehen zwischen Oesterreich-Ungarn und dem deutschen Reiche befürwortete, und er schloß mit dem Fürsten Bismarck das deutsch-östreichische Schutz- und Trutzbündniß ab. Andrassys Leben war ein sehr wechsel volles. Im Jahre 1823 geboren, ging er früh zur Politik über und trat in den vierziger Jahren bereits hervor. Wegen Theilnahme an dem ungarischen Aufstande wurde er zum Tode verurtheilt, entkam aber, wurde 1856 amnestiert und kehrte 1860 in sein Vaterland zurück, wo er Ober gespan von Zemplin wurde. Als Abgeordneter wirkte er eifrig für die Nationalpartei und half den Ausgleich mit Oesterreich herbeiführen. 1867 wurde er ungarischer Ministerpräsident und leitete die ungarische Politik auch während deS Jahres 1870/71. Seinem Auftreten ist es be sonders zuzuschreiben, daß Beusts Pläne, Frankreich beizustehen, vereitelt wurden. Nach dem Falle Beusts ward Andrassy Minister des Auswär tigen in Wien und wohnte als solcher auch dem großen Berliner Kon gresse bei, auf welchem er zu den populärsten Persönlichkeiten gehörte. Den Abschluß des Friedensbundes, vie Okkupation von Bosnien und der Her zegowina leitete er persönlich. Dann legte er aber sein Amt nieder, um der Ruhe zu leben. Airchennachrichteu aus Wilsdruff. Sonntag Jnvocavit: Vorm. 8^ Uhr Gottesdienst. Predigt über 2. Kor. 6, 1—10. Seiden M^nadine», schwär, und farbig fauch alle Lichtfarben) Mk. 1,55 p. Mtx. bis Mk. 14,80 (in 12 vench. Qualitäten) — versendet robenweise Porto- und zollfrei das Fabrik-Depot G. Henneberg (K.und K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto. Schirrmeister - Gesuch. Ein junger Mann, nicht unter 24 Jahr alt, unverh., welcher sich keiner Arbeit scheut, allen landwirthschaftlichen Arbeiten vorstehen kann, wird unter Leitung des selbstwirthschaftenden Besitzers auf ein mittleres Gut als Schirrmeister gesucht. Antritt nach Vereinbarung. Offerten «erden unter D. v. L erbeten