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Nichte macht. Der Communweinberg in Meißen, der schon von Mai käfern arg heimgesucht wurde, ist von dieser Calamität besonders stark betroffen. Bon oer Niederere. Am vergangenen Sonntag unternahm dec turnerische Gauverdand von der Niederctbe, zu welchem Lie Vereine Meißen, Mesa, Großenhain, Lommatzsch, Strehla, Oschatz üud Dahlen gehören, eine Turnfahrt nach Moritzburg. Sammelpunkt d r Vereine war Niederau, von wo man den Marsch zu Fuß antrat. Nach einem Frühstück auf dem Auer, welches mit echt turnerischer Laune gewürzt war, wurde der Marsch unter Führung des Gauver- tt tees Leonhardt aus Großenhain fortgesetzt, woselbst man nach Einnahme des Mittagsmahles das immer noch herrliche Schloß, den -Park, den Marstall und andere Sehenswürdigkeiten besichtigte. Ans dem Rückmärsche stattete man noch der herrlich gelegenen Friedens burg und Kötzicheubroda einen Besuch ab. Die ganze Fahrt war belebt von echt turnerischem Geiste und hat sicher nicht wenig dazu beigetragen, unter den genannten Brudervcreinen ein Band innigerer Vereinigung zu schlingen. Kamenz, 20. Juli. Abermals hat sich ein entsetzlicher Unglücks- hül hier zugetragen. Herr Lr. Kleinpaul aus Chemnitz wünschte gestern Vormittag lO UHr in Begleitung von zwei Damen und eines 2jährigen Enkelkindes die in einem Zimmer der 2. Etage des RathhauieS aufge stellten Alterthümer zu sehen. Diesem Wunsche wurde von Seiten des Bürgermeisters bereitwilligst entsprochen und der Stadtwachtmeister an- gewies n die Herrschaften zu geleiten. In dem betreffenden Zimmer stand auch auf einem meterhohen Consol ein zimmerhvher, sehr breiter und mehrere Centner schwere Schrank, welcher alterthümliche Figuren enthielt. Als der Stadtwachtmeister die schweren Thüren desselben öffnete, stürzte der Schrank herab und begrub unter seinen Trümmern den Stadtwachtmeister, die eine Dame und das Kind. Die beiden ersteren waren wunderbarer Weise mit leichten Körperverletzungen weg gekommen, aber das blühende einzige Kind der mitanwesenden Mutter lag im Blute, — es war eine Leiche. Der Unfall hat in der Stadt gwße Verstimmung und Bestürzung hervorgerufen. Zittau. Eine Messcrafsaire hat sich hier in einer der letzten Nächte ereignet. Der Brauergehülfe H. kam von einem Tanzver gnügen zurück, wo er einen nicht bedeutenden Streit mit einem andern Tanzlustigen hatte. Ahnungslos geht er nach Beendigung des Tanz vergnügens heim. In der Nähe des Eisenbahnviadnkts fühlt er sich plötzlich von hinten erfaßt und gleichzeitig erhält er mehrere Messer stiche, zwei in den Kopf und einen in den Rücken. Als der That verdächtig ist der Bursche, mit welchem der Streit im Tanzsaale stattfano, cingezogen worden. Der Zustand des Verwundeten soll nicht ungefährlich sein. Adorf. Am 19. Jnli wurde ein Nathsexpedient in Haft ge nommen, i>a er mittelst eines Nachschlüssels den Geldkasten des Stadt- -assners eröffnet und Geld daraus entwendet hatte. Als er sich ent deckt sah, versuchte er den Schlüssel dadurch zu beseitigen, daß er ihn zum Fenster hmauswarf. Eine Frau hatte ihn aber aufgehoben und im Rathhause abgegeben. Der Stadtkassircr, welcher schon oft kleine Defizits merkte, hatte nicht geahnt, daß der Schuldige sich iu seiner Nähe befand. Eine Ranberfamilie. ^Erzählung der Neuzeit nach wahren Thatsachen von Emilie Heinrichs. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Siebentes Kapitel. Eine Soiree auf -er Villa Napo. Folge mir der Leser jetzt nach Bisaceia, einem Städtchen in der Ävellino, östlich von Neapel, wo die Abruzzen, diese mächtige Gebirgs kette, das Land gleichsam halbiren. Daß nach der Verjagung des Königs Franz II., des L« Lom bino, wie das Volk ihn getauft, das Briganten- oder Räuberwesen eine wahrhaft grausige Ausdehnung und Verwegenheit erlangte, ist als .streichend bekannt vorauszusetzen. König Franz ergriff alle Mittel, a -chte es noch so verworfen und teuflisch sein, zur Wiedererlangung wr Krone, und unter diesen Mitteln war das Banditen- und Räuber- c .un eins der Hervorra gensteu. Vom Palast Farnese in Rom, den Ser Exkönig bewohnte, gingen die geheimen höllischen Fäden aus, welche stu förmliche Organisation des Räuberthums schulen, alle unnatürlichen Zerbrechen und Greuel gegen die öffentliche Sicherheit sauktionirten Mw bezahlten und Raub und Word in ein System brachten. Erst heute, mit der endlichen Abreise dieses Menschen, wird die Regierung Italiens im Stande sein, dem Lande Sicherheit und Ruhe wiederzugcbeu. Wir verleben in einem der vorhergehenden Kapitel einen milden, Geist und Körper erquickenden Herbstabend in Norddeutschland, — wie viel anders ist ein solcher in dem schönsten Lande der Welt, de« son nigen Italien, die Natur scheint hier ein Paradies geschaffen zu haben, in welches sie, um die Unvollkommenheit alles Irdischen in den krassesten Gegensätzen zu zeigen, menschliche Teufel hincinsetzte. Weithin spannte sich der tiefblaue Himmel über die lieblichste Flur, im wunderbarsten Lichte schwamm der Mond durch den dunklen Aether nnd das zahllose Heer der Sterne schimmerte au diesem Firmamente als Jehovah's goldgestickter Mantel. Und im leisen Abendwinde, der im berauschenden Liebesgeflüster durch Myrthenbüsche und die Blätter der Pinien rauschte, drangen volle herrliche Akkorde durch die himmlisch schöne Nacht, und zu ihnen gesellte sich eine prachtvolle Frauenstimme, oa den Wogen der Leidenschaften mächtig getragen. Heller Lichterglanz strahlte aus der Villa der Familie Rapo, deren Mitglieder, elf an der Zahl, zu den angesehensten und geachtesten in dein Städtche n Bisaceia gehörten. Der Vat er war todt, nur die Mutter lebte noch mit fünf schönen Töchtern und vier ausgezeichneten Söhnen, während das elfte Mitglied Familie, Gennaro Rapo, Bruder des verstorbenen Vaters, der be- li oteste Pfarrer und berühmteste Kanzelredner von Bisoecia war; be- la int in der ganzen Gegend durch seine sprüchwörtlich gewordene Frömmigkeit und Weisheit. In den fürstlich eingerichteten Räumen ihrer herrlichen Villa dicht vor der Stadt war an diesem Abend eine glänzende Soiree. Die vor nehme Welt des nicht unbedeutenden und reichen Städtchens war hier versa mmelt. Alle Notabilitäten bis zum Ortsrichter, der Bischof, welcher die WUtfreuden durchaus nicht verschmähte nnd seinem lieben Pater Gennaro sehr häufig die Freude und Ehre gewährte, die prachtvollen Salons seiner Familie zu betreten, wie auch die Offiziere der Garnison in glänzenden Uniformen, bewegten sich an diesem Abend mit großer Heiterkeit und lautem Frohsinn in den feenhaften Räumen, deren Ge sellschaften zu den beliebtesten der Stadt gehörten. In diesem Augenblicke war alles in lautloser Andacht versunken; Seraphim Rapo, die Schönste der Schönen, saß am Flügel und be gleitete sich selber eine Romanze, welche sie mit hinreißendem Gefühl vortrng. Es war ein Lied der Liebe, von Sehnsucht und Leidenschaft durchflammt und als sie geendet, brach ein Sturm von Begeisterung und Entzücken los, wie man es in dieser Weise nur in Italien findet. Aber die Sängerin verdiente auch diesen Enthusiasmus, und selt samer Weise waren auch die Frauen in Seraphinens Vergötterung einig. Die schönsten und jüngsten Damen drängten sich an sie heran, umarmten, herzten und küßten sie und baten und schmeichelten noch um ein einzig kleines Liedchen; daß hierin die Herren, besonders die Helden der Uniform, nicht znrückbliebcn, ist natürlich, und die schöne von aller Welt vergötterte Sängerin willfahrte lächelnd dem Wunsche ihrer Gäste und sang noch eine jener reizenden Barcarolen, woran Italien so ungemein reich ist. Seraphine Rapo war eine echte Tochter des Südens, es schien, als hätte dieser glühende Himmel ihr seinen prächtigen Stempel aufge drückt, - - sie war die Königin des Hauses, die Fee und Tonangeberin aller Gesellschaften der vornehmen Welt des Städtchens, jede neue Mode sand an ihr eine ebenso schöne als reiche Repräsentantin, und was die Herzen der gejammten Männerwelt Bisaccia's anbetraf, so war sie eine kluge und geistreiche und dabei so liebenswürdige Tyrannin, daß man sich, falls sie es forderte, mit seinem Todfeind versöhnt hätte. Daß dessen ungeachtet die Eifersucht oft zu Dolch und Terzerol griff, um den Nebenbuhler zu beseitigen oder doch wenigstens unschäd lich zu machen, war bei dem leidenschaftlichen leicht entzündlichen Cha rakter der Italiener sehr begreiflich, doch wußte es die gewandte Sera phine in den meisten Fällen wieder auszugleichen und das Ganze in heitere harmlose Scherze umzuwaudeln. Wer diese Familie, — die Mutter, eine würdige Matrone in schneeweißem Haar, den Oheim, den milden, stets freundlichen Pfarrer, Michel Rapo, den ältesten Sohn, einen schönen, gewandten, äußerst klugen, gebildeten Mann, wie die übrigen jüngeren Geschwister, alle so schön, so heiter und liebenswürdig, — in ihrer Häuslichkeit sah, mußte unwillkürlich an das höchste irdische Glück, an den Himmel auf Erde» dabei denken. Es war Mitternacht, die Jugend hatte getanzt und gespielt, der Wein die Herzen geöffnet und zur übcrsprudelnden Heiterkeit entflammt. Man hatte fast den ganzen Abend von nichts Anderem als deu abscheulichen räuberischen Ueberfällen friedlicher Reisender und bereu Ermordnng, od^r von ihren unerschwinglichen Forderungen hinsichtlich der Lösesummen geredet. Wie viele schauderhafte Morde und Greuel- thaten waren nicht seit den letzten Monaten iu der nächsten Umgebung der Stadt vollbracht worden, ohne daß es nur ein einziges Mal ge lungen wäre, eine Spur der Räuber zu finden. Wie viele Familien in Bisaceia waren durch das Verschwinden einzelner Mitglieder in Trauer und Verzweiflung gesetzt und seltsamer Weise Ivar es de» eifrigsten Bemühungen der Soldaten wie der Nationalgarde noch immer nicht gelungen, irgend einen Banditen Zu sangen oder einen ihrer Schlupfwinkel, deren sie auch sicherlich in der Stadt selbst mehrere haben mußten, zu entdecken. Während sich nun die vor Lust und Heiterkeit übersprudelnde Jugend in dem prächtigen Garten zerstreute, um hier im Mondenscheiiie zwischen Myrthenbüschen und duftenden Orangen an des Lebens über schäumenden Kelch sich zu berauschen, saß eine Anzahl älterer Herren, denen sich der würdige Pfarrer Gennaro, wie auch Michel Rapo a»- geschlossen hatte, im ernsten Gespräche unter dem schlanken Säulendach der Villa. „ES geht nicht mehr länger, Signori's!" sprach der Ortsrichted ein älterlicher Herr, „die Uebcrfälle des frechen Mordgesindcls mehren sich von Tag zu Tag." „Kein Fremder wagt es mehr, diese Gegend zu betreten, ist) werden isvlirt, eingcschlossen von einer Räuberbande, der wir schließlich Alle noch zum Opfer fallen." „Ganz richtig, mein verehrter Signor!" rief der Major der Gar nison, ein feuriger Anbeter der schönen Seraphine, mit welcher er sich nächstens zu verloben hoffte, indem seine dunklen Angen die dichte" Gebüsche zu durchspäheu suchten, „dieses verdammte Gesindel, — PK' don Herr Pfarrer, aber es ist wahr, ich kann's nicht anders nennet — dieses verdammte Gesindel muß hier in Bissaceia wie in der nächsten Umgebung ausgezeichnete Spione und Schlupfwinkel besitzt"' Laß es mir nicht ausreden, daß ein Drittel der Bevölkerung, will fast" der niederen Klassen, Brigantenfreunde sind. 6orpo äi baooo! unst General war vollständig außer sich, als er erfuhr, daß einer seist" Busenfreunde, Signor Manfred di Bolerio, mit seiner ganzen Fam'^ von den Räubern abgefangen, ausgeplündert und in irgend einem e»" legenen Schlupfwinkel verborgen gehalten wurde, bis ein Lösegeld vo" 6000 Scudi Gold erlegt war, — und wie hatte man die Armen stf mißhandelt und geängstigt! Beim Blute des heiligen Januarius, sich mir ein solcher Hund von Bandit iu die Hände, ich ließe ihn lebend"! braten!" (Forts, folgt.)^ Vermischtes. * Was ein guter Schlaf und ein gutes Gewissen Werth ist, cst fuhr neulich zu seiner Uebcrraschung ein Bäuerlein in der Nähe vo" Fulda. Es war in der Stadt gewesen, hatte sich ein Kilo Sst' geholt, dasselbe in die Brusttasche gesteckt, hatte sich auch den Schnob gut schmecken lassen und war auf dem Heimwege unter einem sch" tigen Baum niedergesunken und eingeschlafen. Als er wieder ast' wachte, war das Salz fort, aber an der Stelle desselben auf Brust und auch am Unterschenkel brennende Schmerzen. Kürzst", das Bäuerlein hatte in seinem glücklichen Schlafe nicht das mindest bemerkt, daß es von einem Blitzstrahl getroffen worden war. DK Salz, der Beutel, in welchem es sich befand, Theile der Weste »"- das Beinkleid und Strumpf lagen in der Nähe; auch die Hälfte Schuhes war von dem Blitzstrahl mit fortgerisscn worden. Daß astst der Blitz zu den Dingen gehört, die den Günstlingen des Schickst im Schlafe bescheert werden, ist etwas Neues. * Dumme Fragen und noch dümmere Antworten. „Welches Äst ist das sauberste?" — Antwort. „Der Kikerikihahn, der trägt d^ Kamm stets bei sich." — „Wann hat man die Hülle nnd Lie Fülle'. — Antwort. „Wenn man eine Wurst hat." — „Wer ist dümmer, ? ? Hirt oder das Schaf? — Jedenfalls der Hirte, weil er Schäfer ist