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Segels und 12 Dampfschiffs vermitteln diesen Verkehr. Was schließlich Bolivia betrifft, so wird der Werth der von Deutschland dorthingehen den Waaren ans 'circa 5Vr Millionen Mark geschätzt. Zum Schutze der deutschen Interessen wird im Laufe des Monats die Panzerkorvette Hansa, die bisher an der Ostküste Südamerikas stationirt war, in Val paraiso eintreffen und ein nach Australien gehendes Kanonenboot seinen Weg durch die vom Krieg berührten Gewässer nehmen. — Der durch einen Vertragsbruch, nämlich durch widerrechtliche Belastung chilenischer Salpeterwerke von Seiten Bolivias hervorgerufene Krieg ist bis jetzt zu Gunsten des kleineren Chile, welches Peru und Bolivia an Flächen inhalt um das Achtfache, an Einwouhnerzahl um das Dreifache über treffen, verlaufen. Chiles umsichtiges und thatkräfliges militärisches Vorgehen ist ebenso anerkennenswerth wie sein völkerrechtliches Ver halten gegenüber den völkerrechtwidrigen Maßnahmen Bolivias und man kann nur wünschen, daß auch der fernere Erfolg auf Seiten des durch Fleiß und Intelligenz seiner Bewohner (meist europäischer Ab kunft) erstarkten Chile sein möge; denn es handelt sich nicht bloß um materielle Interessen, sondern um einen Kulturkampf gegen den mili tärisch klerikalen Despotismus, der in Peru und Bolivia (beide Staaten sind eigentlich nur dem Namen nach Republiken) mit schwerem Druck auf der Bevölkerung lastet, jede freie Regung unmöglich macht, und die Fremden systematischer Ausbeutung und Erpressung Preis giebt. Chislehurst, 12. Juli. Das Leichenbegüugniß des Prinzen Lonis Napoleon hat heute in der hiesigen Kirche mit militärischen Ehren stattgefunden. Der Prinz von Wales, die Herzöge von Edinburg, Connaught und Cambridge, der Prinz Monaco, der Prinz Jerome und dessen Söhne waren an der Spitze der Leidtragenden. Die Königin, die Prinzessin von Wales und Beatrice blieben bei der Kaiserin am Cambdenplace während der Feier. Zahlreiche Persönlichkeiten der "französischen Diplomatie, der Armee und der Marineverwaltung, De putationen aus Paris und anderen Städten Frankreichs wohnten der Feier in der Kirche bei. Man kann gespannt sein, ob die Leute in Petersburg, die Geld haben, mehr Furcht von den Nihilisten oder vor dem Gouver neur Gurko haben. Die Nihilisten verlangen von ihnen unter Todes drohungen Geld, von dem Einen 40,000, von dem Andern 30,000 und von dem Dritten und Vierten nur 10,000 Rubel und die meisten haben das Geld gegeben. Jetzt hat aber Gnrko bekannt gemacht, wer den Nihilisten Geld verabfolge, werde von ihm auf's Härteste gestraft, weil man sie nicht durch Feigheit unterstützen dürfe. Welches .Feuer breunt nun am heißesten? Deutliches und Sächsisches. Die zukünftige Amtstracht für den sächsischen Nichter- stand ist nunmehr sestgesteUt worden und besteht nach einer Mit- theilung der „Dresdner Nachrichten" in der Hauptsache in der schwarzen Robe, wie dieselbe schon längst in der Rheinprovinz üblich gewesen ast, wenn vielleicht auch unwesentliche Neuerungen Berücksichtigung gesunden haben. — Der zeitherige Referendar beim Bezirksgericht Chemnitz, Herr Ernst Otto Irmer, (aus Grumbach bei Wilsdruff) hat nach der Bestimmung unter V. der Verordnung vom 20. Febr. 1867 das Prä dikat „Assessor" zu führen. Pirna. In der Nacht zum 5. Juli brannte die in dem rolnan- tischen Vielathale, unweit des Bades Schweizermühle gelegene, soge nannte Schinkenmühle ab, welche durch Wasserbauten, Einrichtung eines amerikanischen Werkes nnd Anbau einer Bäckerei von dem neuen Be sitzer O. vergrößert werden sollte. Die Erörterungen über die Ent- stehungsursache des Brandes veranlaßten die Staatsanwaltschaft Pirna, sowohl den Besitzer als dessen Schwiegermutter in Haft zu nehmen. Nossen. In der Nacht zum 9. Juli ist in Dittmannsdorf eine Mordthat verübt worden. Der Mörder, ein Maurer, Wittwer und Vater von 4 Kindern, hat bereits ein volles Geständnis; abgelegt. Das Opfer dieser unheilvollen That ist seine eigene Schwiegermutter. Von derselben hat er vor längerer Zeit die Summe von 125 Thlr. geborgt und ihr einen Schuldschein ausgestellt, letzteren aber wieder an ffch zu bringen gewußt. Die Schwiegermutter bemerkte die Entwendung der Obligation und macht hiervon Anzeige zunächst beim Gemeinde vorstand und daun, auf Weisung des letzteren, beim hiesigen Gerichts- amt. Am 8. Juli war die Frau hier, um ihre Klage anzubringen. Ihr Schwiegersohn, der dies erfahren, nimmt sich vor, sich an ihr zu rächen und seine Schwiegermutter unschädlich zu machen. Als des Nachts die unglückliche Frau im Schlafe liegt, wird sie von ihrem Mörder überfallen, welcher ihr die Kehle so lange mit seinen Fäusten umklammert hält, bis die Frau eine Lerche ist. Diese scheußliche That hat der Mensch in demselben Naum zu begehen sich nicht gescheut, in welchem seine 4 Kinder schlummerten. Nachdem er das Verbrechen be gangen, legte sich der Mörder zur Ruhe und schlief bis zum Morgen. Seinen am Morgen erwachenden Kindern sagte er, daß die Schwieger mutter des Nachts gestorben sei und daß sie die Leichenfrau holen möchten. Diese kommt, schöpft Verdacht und macht Anzeige. Plauen. Der „V. Anz." berichtet, daß in die Handwcberci wieder einiges Leben gekommen ist. Thatsache sei, daß ein altes, be währtes hiesiges Geschäftshaus seit einiger Zeit, und neuerdings noch andere, wieder Arbeit auf Handstühle ausgeben, und daß die Weber soviel sie nur fertig bringen liefern können, ja daß ein tagelanger Still stand eines Stuhles, wie er beim Weber mitunter vorkommt, sehr un gern gesehen wird. Dieser erfreuliche Aufschwung der Handweberei sei in erster Linie dem erwähnten alten soliden Geschäftshaus und einem intelligenten hiesigen Weber zu danken, die ein für den mechanischen Stuhl unmögliches, leicht zn verwendendes und im Publikum beliebt werdendes Fabrikat zu Wege gebracht haben. Großenhain. Veranlaßt durch den Bauunternehmer L. Ma terne hier, erklärte sich der Generalunternehmer H. Bachstein in Berlin bereit, die Städte Kamenz, Königsberg, Radebnrg und Großenhain dnrch eine uormalspurige Sekundärbahn zu ver binden. Da die Offerte Bachstein's eine sehr annehmbare war, ladete für vergangene Mittwoch Bürgermeister Hinkel zu Radeburg die jenigen, welche sich für den Bau dieser Linie interessiren, zu einer Versammlung im Rathskeller daselbst ein. Dieselbe war zahlreich besucht. Man sprach sich vorerst, um direkte Verbindung nach Dresden zu haben, für den Bau der Linie Kamenz-Königsbrück, Radeburg- Moritzburg-Nadebeul aus und beabsichtigt, da Bürgermeister Peters von Königsbrück und Unternehmer Materne wegen der bedeutenden Abkürzung der Linie Breslau-Leipzig-Magdeburg sehr für Kamenz- Großenhain plaidirten, nach Fertigstellung der 'ersteren Linie eine Fortsetzung der Bahn von Radeburg nach Großenhain zu erstreben. Hierauf wurde ein Komitee gewählt, bestehend ans den Bürgermeister" resp. Gemeindevorstehern der interessirten Ortschaften, sowie Stadt« rath Vogel und Bauunternehmer Materne zu Großenhain, um da? Weitere zu veranlassen. Eibenstock, 9. Juli. Heute Nachmittag nach 2 Uhr hat sich hier der aus Pulsnitz gebürtige Kaufmannslehrling Schäfer mittels Revolvers erschossen. Derselbe ist am 18. v. M. aus der Lehre in Meißen entlassen worden, trieb sich zeither zwecklos umher und sollt« von seinem Vater zurückgeholt werden. Beim Eintritt des Vaters in das Haus entfloh der Sohn nach dem Nebengebäude und verhinderte den Ersteren an weiterer Verfolgung durch die Drohung: „Noch einen Schritt und ich schieße Dich nieder!" Unmittelbar darauf er« folgte ein Schuß, wodurch sich der ungerathene Sohn, durch daS Herz getroffen, tödtete. Eine Räuberfamilie. Erzählung der Neuzeit nach wahren Thatsachen von Emilie Heinrichs. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Fünftes Kapitel. Daheim in Deutschland. Im Lande unweit der Elbe, wo sich die Lüneburger Haide, diese an lieblichen Oasen so reiche Wüste, meilenweit erstreckt, um nach und nach mit ihrer Haidschnucken-Romantik der Alles erobernden Kultur zur Beute zu werden, — liegt ein einsames Gut, dessen stattliches Herrenhaus mit seinen Balkonen und blitzenden Fenstern weit hinaus in die flache Gegend schaut und deshalb von den Landbewohnern weit nnd breit das Schloß genannt wird. Hier wohnt der alle Baron von Waldau, abgeschieden von aller Welt, nur in Gesellschaft seiner alten Haushälterin und der übrigen Dienerschaft. Der einzige Mann, mit welchem der greise Baron verkehrt, ist der Inspektor Walther, ein kluger, ausgezeichneter Beamter, in dessen Händen die ganzen Verwaltung des großen Gutes ausschließlich liegt; auch kommt zuweilen der Pfarrer des nächsten Kirchdorfs zum Be« such, sonst sieht der alte Herr keinen Fremden bei sich, während er nur den Armen auf seinen einsamen Spaziergängen Besuch abstattet und durch seine Mildthätigkeit der Abgott dieser Menschen geworden ist. Es war ein prachtvoller Herbsttag, wie wir ihn so mild und schön im Norden haben können; die Sonne strahlte warm und freund« lich vom klaren Aether herab und drang in ein Helles, vornehm aus« gestattetes Gemach, dessen Glasthüren geöffnet waren und den Blick auf einen herrlichen Blumengarten gestatteten. In der Mitte des Gemachs, welches eine Rotunde bildete, stand ein hoher Sammetsessel, worin ein Greis mit schneeweißem Haupte und straffer, jugendlicher Haltung saß. Das Gesicht war mild und freundlich, obgleich von einem beständigen Zug tiefinnerlicher Traurig« keit überschattet, — in seiner ganzen Erscheinung drückte sich so recht der Adel einer echt vornehmen Gesinnung aus. Vor ihm, zu seinen Füßen, saß ein liebliches Mädchen von acht« zehn Jahren auf einem niedrigen Schemel und las aus einem Buche vor. Es tvarcn Lenau's Gedichte. Der Greis war der Herr dieses Schlosses, Baron von Waldau, und das junge Mädchen Agnes Walther, des Inspektors Tochter, an welche Georg seinem Herrn in Neapel die vielen Grüße anftrug. Agnes las: O, Herz, Dem Lauschen ist nicht gut; Sei ewig, Herz und hochgemuth! Da hinten rust so manche Klage, Und vorwärts zittert manche Fragt. Wohlan was sterblich war, sei todt! Ruht Sturm! wohlan! — wie einst daS Boot Mit Christus Stürme nicht zerschellten, So ruht in Dir der Herr der Welten. Ueber des Greises bleiche Wange rann eine große Thräne, er legst die Hand leise auf der Jungfrau glänzenden Scheitel und sprach mit bebender Stimme: „Ja, vorwärts zittert manche Klage, — schließe das Buch, mein Kind! — ein Dichterherz hat für jeden Kummer, für jedes Leid eine" Trost, woran sich die menschliche Seele erheben und stärken kann, wenn's nächtlich will werden in ihr. So will auch ich den schwarze" Schrein der Vergangenheit schließen, und auf jene Klagen horche", welche in der Zukunft zitternd an mein Ohr schlagen werden. Und diese Zukunft hat für mich nur einen Namen: Leonhard!" „Er wird bald kommen, Herr Baron!" versetzte Agnes tröstend, „mir sagt's eine Ahnung, welche mich selten getäuscht. Ein Brief ist schon unterwegs." „Ei, ei, Du hast am Ende von der alten Doris die Karten legen lassen," lächelte Waldau, ihr liebevoll das Haar streichelnd, „wenn ich ihr alles glauben wollte, dann brächte er sich eine Prinzessin aus dein Mvrgenlande mit, wovor uns übrigens der Herrgott in Gnaden bc« wahren wolle. Gesteh' nur, Doris hat den Brief in den Karte" gesehen." ' „Ach, an die Karten glaub' ich nicht," rief Agnes eifrig, während eine Purpurgluth ihr reizendes Antlitz bedeckte. „Mein Ahnungsgeist täuscht nicht, wenn auch die Karten von dein Briefe erzählen, so weiß ich doch ganz gewiß, daß der junge H^l schon selber mit dem Georg unterwegs ist," rief Agnes eifrig. „Das gebe Gott," sprach der Alte bewegt, „ich hatte in der vorigen Nacht einen beängstigenden, schrecklichen Traum, dessen Einzch heiten mich noch mit Schauder und Entsetzen erfüllen. Du weißt' daß sein langer Aufenthalt in Italien mir gar nicht gefallen wollte, England und Frankreich wurden über jenes Land, an daß ich nun ein« mal nicht ohne Abscheu denken kann, gänzlich vernachlässigt. M meine dringenden Bitten ging er endlich nach Frankreich, und nun er« hielt ich in letzter Zeit wieder Briefe mit dem Poststempel italienisch^ Städte. Das hat mich sehr geängstigt, mein Kind, da mir einmal i" seiner Jugend von einer alten Zigeunermutter prophezeiht worden ist- Italien würde sein Unglück. Wenn ich auch an dergleichen nicht glaube, so drückt sich die Erinnnerung doch gewaltig in'die ängstlich Seele, und wie man auch dagegen ankämpft, — das Bild will nicht weichen. Siehst Du, mein Kind, der Aberglaube ist die Hauptmacht des Schicksals, er bestimmt und leitet oft unbewußt unsere Handlungen- „Gewiß, Herr Baron!" lächelte Agnes schelmisch, „Sie glaube" an jene Prophezeihung und an den bösen Traum, wie Doris an W Karten," „Lei! keine Jnt- zeihung i sich so scl wir Neid« obgleich langen 2 brechen ! Haupt a Seite un bunte Sc größer r deckte. ! lastete a Plötzlich — seine Er schluc ihr neu, Hyder, umschlar Schrei e „H> träumen — des! — der prächtig, daß sie läßt un! „N „D hinaus ungen ' treiben Si wie eil nachblic <S aus eii kleines Ebenbil Herz in D auf da er, es <7 Wäre e ihm sc Peinig auch d sieh mi umwai Deinen ihn w< Jamm keine L E und so Kästch flecken einer 's soll. Muth Tuch schwör Mann Blick, und r sterbei Freun schuldi samm digliä vom Wah! richts in L theils Nied« des dami 1874 rc. b spreck die k in d< Zeug baue nnqe raus wird behu schw Stal schiff