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tung, Gesinnung und Programm und dann müssen charaktervolle Po litiker sich von ihm trennen. Da nun die Herren Hobrecht, Falk und Friedenthal charaktervolle Politiker sind, was schwerlich Jemand be streitet, da sie durch Einreichung ihres Entlassungsgesuches ihren männlichen Willen kändgaben, sernerhin mit dem Ministerpräsidenten nichts mehr gemein zu haben im Thun und Lassen, so ist es sür den gewöhnlichen Menschenverstand klar und deutlich: Fürst Bismarck ist nicht mehr derselbe, der er gewesen, als ihm die politischen Freunde der drei scheidenden Minister zugejauchzt. Dies ist der springende Punkt der Krisis und dieses Bewußtsein muß allein Volke gegeben werden, damit es klar erkenne, was ans dem deutschen Reiche nun werden soll. — In unseren Marinebehörden herrscht ein auffälliges Miß trauen gegen die jetzt im Gange befindlichen Arbeiten zur Hebung des „Großen Kurfürsten." Noch seltsamer ist es, daß man sich beeilt, diese ungünstige Meinung schon vor der Zeit allenthalben zu verbreiten. Eine sensationelle Mittheilung über den Prinzen Louis Napo leon bringt der Berliner Börsen-Courier in einer Privatcorrespondenz aus London. Ju derselben wird eine höchst mysteriöse Geschichte er zählt, welche darauf hinausläuft, daß der Prinz eine heimliche Ehe ein- gegangen, aus welcher ein gegenwärtig etwa zwei Monate alter Knabe entsprossen sei. Die junge Mutter soll bereits eine Audienz bei der Kaiserin Eugenie nachgesucht haben. In Paris hat für den gefallenen Prinzen Napoleon eine Seelenmesse stattgefunden, die durch keinen Zwischenfall gestört wurde; der Feier wohnten Prinz Jerome mit seiner Gemahlin und den beiden Söhnen, die Königin Isabella, das diplomatische Corps, die hervorragendsten Bonapartlsten und eine zahllose Volksmenge bei. Der Zustand der Kaiserin Eugenie ist ein in hohem Grade besvrgmßerregender geworden. Paris, 30. Ium. Man versichert, Prinz Jerome Napoleon habe dem Präsidenten Grevy durch einen Freund ausdrücklich er klären lassen, daß er die Rolle eines Prätendenten, welche ihm die Bonopartisten oktroyiren möchten, nicht spielen werde und überhaupt der Regierung der Republik keinerlei Art von Ungelegenheit bereiten wolle (?). König Alfons von Spanien hatte zu Ehren seiner Gäste, des österreichischen Kronprinzen und des Prinzen von Baiern, am 21. Juni eine Heerschau vor Madrid gehalten. Als die Truppen in der Straße von Male einmarschirten und vor dem König und seinen fürstlichen Gästen defilirten, bäumten sich plötzlich viele Reitpferde und Maulthiere der Artillerie, gingen durch und warfen ihre Reiter ab, von denen einige ihren Tod fanden — und in demselben Augenblicke entzündete sich ein Packet Granaten und explodirte unter furchtbarem Krach in der dicht gedrängten Menge von Zuschauern. Viele Leute wurden getvdtet und zertreten in dein furchtbaren Wirrwarr. Drei Minuten vorher hatten an der Stelle der Explosion der König und seine Gäste gehalten. Viele Leute lassen es sich nicht nehmen, daß es auf sie abgesehen gewesen sei, zumal da die Polizei schon in der Nacht vorher Petarden in derselben Straße gefunden und beseitigt hatte. Die Königin von England hat den Pfarrer Joseph Barclay zum evangelischen Bischof von Jerusalem ernannt. Capitäu Carey erzählt höchsteigenhäudig, er fei, als die Zulus plötzlich feuerteir, davon galoppirt bis in die aschgraue Pechhütte hinein, ohne sich einmal umzusehen und an den Prinzen Louis, den Führer der Recognoscirung, zu denken. Nicht einmal die Engländer finden das schön und kameradschaftlich und andere Leute finden es noch sonder barer. Berliner Blätter erzählen, wie es der berühmte preußische Reitergeueral v. Schmidt (der vor ein paar Jahren gestorben ist) in ähnlichem Falle machte. Er hatte ein paar Tage vor der Schlacht von Spichern mit seinem Adjutanten einen Reeognoscirungsritt gemacht, stieß auf französische Jnfauterie uud bekam Feuer. Als er im Galopp wendete, bekam das Pferd seines Adjutanten einen Schuß, daß es so fort zusammenbrach. Die Franzosen drangen nach, um den Adjutanten zum Gefangenen Zu machen: da wendete der General im Feuer sein Pferd, zog den Adjutanten unter seinem todten Pferd hervor und uöthigte ihn, sich hinter ihm auf das Pferd zu setzen. Und fort gings im Galopp. Ueber den abgesetzten Khedive braucht sich die empfindsamste Seele keine schlaflose Nacht zu machen; denn er hat zu leben: 1) be kommt er eine Pension von 50,000 Pfund Sterling ä 7 Thlr., 2) hat er in der englischen Bank einige Nickel liegen, die hübsche Zinsen tragen und 3) hat er für seine Söhne nicht zu sorgen, weil diese Extra- Pensionen bekommen. An seinen Großherrn, den Sultan, schrieb er, er wolle iu seinem Schatten in Constantinopel sich zur Ruhe setzeu; der Sultau soll darüber keine Freude und gesagt haben: der Mann kommt niemals zur Ruhe und wird mich am liebsten selber in den Schatten stellen; denn Ränke spielen und Beine stellen ist sein Leben. Wie sehr in Rußland zur Zeit noch immer die Nihilisten-Pest grassirt, geht aus folgender Mittheilung hervor, die einem russischen Blatte aus Kiew jugeht. Es heißt da: Schon längere Zeit vor der Verhandlung des politischen Prozesses gegen Ojsinskij u. A waren, wie behauptet wird, in Kiew gegen 400 Sozialisten aus verschiedenen Centren Rußlands und hauptsächlich aus dem Westen eingetroffen. Ihr Zweck aber, die Verbrecher zu befreien. Der Umstand, daß in Kijew eine strenge Kontrole der Pässe begann verhinderte sie, da längere Zeit zu verweilen und auch nur einen Versuch zur Ausführ ung ihres Planes zu machen. Zudem war auch ihr Dynamitvorrath schon bedeutend früher konfiscirt worden; die Exekution fand erst am 14. Mai statt, der Dynamit-Vorrath aber schon am 6. aufgefunden worden. Das Alles zusammen genügte, den Plan der Sozialisten zu vernichten. OertlicheS und Sächsisches. Mit dem 1. Juli beginnt die Jagd auf Edel- und Dammhirsche, auf Rehböcke und auf Wildente»! Die Aussichten zur Hasenjagd sind, abgerechnet daß ein großer Theil des ersten Satzes Ende Februar ver loren ging, ganz gut. Weniger gut verhält es sich mit der Hühnerjagd. Die diesjährigen Gerichtsfeneu beginnen am 21. Juli und dauern — da nach ihrem Ablauf das neue Justizgesetz ins Leben tritt — diesmal bis Ende September. Späterhin werden die Gerichtsferien vom 15. Juli bis 15. September dauern. Meißen. Seit mehreren Jahrzehnten schon war der Neubau der altehrwürdigen Fürstenschule St. Afra nur eine Frage der Zeit. Mit der Feier^ ihres 33ttjährigen Bestehens darf in diesem Jahre die Fürstenschule St. Afra die Jubelfeier des nunmehr zu Ende geführten Neubaues vereinen. Das alte, bescheidene und doch für jeden ehe maligen Afraner vom Hauche poetischer Erinnerungen umschwebte Haus ist gefallen; es fiel, nachdem in den letzten zwei Jahrzehnten bereits die größere Hälfte der sächsischen Gymnasien ihr schlichtes, altes Gewand mit einem glänzenden, neuen vertauscht hatte. Vielleicht mag Einzelnes in der äußeren Erscheinung der jedenfalls imposanten neuen Schulgebäude einem kritischen, oder gar verwöhnten Auge nicht ohne Weiteres zusagen: die berühmteste sächsische Schule ist allerdings nicht die durch äußerlichen Schmuck auch äußerlich glänzendste und schönste. Das Zeugniß aber wird Jeder, der die neuen Räume je be trat, ablegen müssen, daß die innere Einrichtung der mächtigen Gebäude durchaus auch den strengsten Anforderungen entspricht, die etwa vom sanitärischen oder pädagogischen Gesichtspunkte aus an Jnternatsge- bäude gestellt werden könnten. Die innere Einrichtung der neuen Schulgebäude hat in dieser Hinsicht keine Konkurrenz und keine Kritik zu scheuen. Die Weihe der neuen Gebäude war ursprünglich für den 17. und 18. Juli d. I. in Aussicht genommen, also für die Tage, welche unmittelbar dem Beginne der großen Ferien vorausgehen. Eine Beschleunigung des Bauabschlusses und die Verlegung des Festes auf die Tage vom 30. Juni uud 1., bezüglich 2. Juli war seit Anfang dadurch geboten, daß Se. Majestät der König Albert die Absicht zu erkennen gegeben hatte, vor der Abreise in die Schweiz noch dem Weiheakt der ehrwürdigen, von einem Vorfahren Sr. Maj. ins Leben gerufenen Fürstenschule persönlich beiznwohnen und so dem afraniichen Feste noch eine besondere Weihe und Auszeichnung zu ertheilen. Ihren königlichen Schutzherrn grüßt die neuerstaudene Schule mit der an ihrer Südfront angebrachten Inschrift 86000^ KMI.4 1dl- 81.4011^1'^ ^OMll lt0618 ä 081'10118. (Die kgl. Schule zu Afra, hergestellt unter dem Schutz des Königs Albert.) Die Ostfront bringt jedem dem Hauptportale der Schule sich Nahenden das zwei fache Losungswort des alten Schulhauses (Obristo et 8tuckiis (Christo und den Studien)) mit Hinzufügung eines dritten, erst unserer Zeit voll und ganz zum Bewußtsein gekommenen Momentes des Vaterlandes entgegen: 001118'1'0 1-Hl040 8'1'00118 (Christo, dem Vaterland, den Studien). Die bedeutsamen Worte weisen auf das innerste Leben und Streben von St. Afra hin. Möge die heutige, möge jede kom mende Generation das ernste Gelübde, die schwerwiegende Mahnung voll und ganz einlösen, daß die Wissenschaft, welcher diese Schule dient, ebenso eine christliche wie vaterländische sein soll. (Die alte In schrift des früheren Portals lautete: (Aauiitii piatas ^n^ustiguo inel^iu viitu» Onno Obrmto vt «tuckim eon8tir«oro «ebnlnm. (Moritzen's frommer Sinn und Angust's leuchtende Tugend — Christo und dem Fleiß — haben die Schule gebaut.)) — Seit dem 28. Juni bereits feierte die «iranische Jugend ihre Feste. Denn mit dem 28. Juni begannen „die Windetage" der Schüler, jenes alljährlich wieder kehrende fröhliche, oft tumultarische Laubhüttenfest, während dessen Hunderte von geschäftigen, mehr oder minder geschickten, durchgängig aber willigen Händen „Tausende von Ellen" (Kränze und Guirlanden) zum Schmucke der Gebäude und Zimmer zu winden haben. In den Mittagsstunden des 30. Juni war die gewaltige Arbeit vollendet, und mit berechtigtem Selbstgefühl stimmte beim Hinblick auf dieselbe mancher Afranerchorist nun jubelnd ein in das Sophokleische Wort: „Nichts ist gewaltiger, als der Mensch". Im Schmucke der bunten Blumen und des frischen Grünes prangten die Fronten der Gebäude, soweit überhaupt deren Bekränzung in Aussicht genommen war. Riesa, 30. Juni. Gestern wurde hier im Gasthose „zum Kron prinz" vom Gaulurnverband der Niedeerelbe ein Gautag abgc- halten, zu dem außer vier Mitgliedern des Gauturnraths die Abge ordneten der Turnvereine Meißen, Riesa, Oschatz, Strehla, Dahlen, Mühlberg, Liebenwerda und Großenhain sich eingestellt hatten. Nach dem vom Vorstand deS Verbandes ein kurzer Rückblick aus die im vorigen Vereinsjahre entfaltete Thätigkeit des Gauverbandes gcthaN und insbesondere die Art und Weise beleuchtet worden war, in welcher von den zum Gauverband gehörigen Einzelvcreinen die Feier des 100- jährigen Geburtstages des Turnvaters Jahn ausgesührt worden, ver- schritt man zum Vortrag der Jahresrechnung, woran sich dann weiter Berothuug und Beschlußfassung reihte über die vom Vortnrnertag zu Meißen gestellten Anträge. Eine längere Diskussion entwickelte sich auch über das Thema „Preisübuugcn" und über beantragte Aender- ungen in dem bisher bestandenen Gaugrundgesetze. Bei der hierauf vorgenommenen Neuwahl des Gauturnraths gingen als gewählt her vor: Leonhardtund Wagner-Großenhain,Eule-Herzberg,Schmal fuß-Mühlberg, Thiele-Oschatz, Hoppe-Liebenwerda. Mehrseitige» Anträgen, im laufenden Jahre eine Gauturnfahrt abzuhalten, Folg« gebend, wurde einstimmig beschlossen, eine solche den 20. Juli d. I- nach Moritzburg zu unternehmen und Niederau als Sammelpunkt z» betrachten. Pirna. Am 24. v. M. wurde die 10jährige Tochter des Stein brechers M. in Kleinhennersdorf von einer Otter gebissen, indeiu sie sich auf dem Wege vom Steinbruche, wohin sie ihrem Vater Esse» getragen, Heidelbeeren pflückte. Sehr schnell zeigte sich starke An schwellung des Fußes und des Gesichtes, sowie heftiges Erbrechen. — Am selbigen Tage biss in Reinhardtsdorf ein Natter das kleine Kind einer Frau, die aus dem Felde ihre Kartoffel« anhackte und nicht weit davon ihr Kindchen im Tragkorbe liegen hatte. Als sie zu dem selben, durch einen Schrei aufmerksam gemacht, hineilte, fand sie die Natter bei dem Kinde, welches seinen Geist bald darauf aufgab. -- Der dritte Fall dieser Art passirte an demselben Tage einem ManM in Schöna bei Reinhardtsdorf, der im Walde mit Reißigbinden be schäftigt war und plötzlich von einer Otter in den rechten Daumen ge bissen wurde. Mau möge bei der jetzt beginnenden Heidelbeerzeit rechte Vorsicht anwenden und namentlich Kinder nicht barfuß gehen lasse». Kleinzschocher bei Leipzig. In der Nacht vom 25. zum 26- Juni wurden mittelst gewaltsamen Einbruchs aus der hiesigen Post- agentur über 400 Mark Postkassen- und Privatgelder gestohlen. Ei» Kasten, welcher die Postkasse enthalten hatte, wurde entleert auf einem Kartoffelfelde in der Nähe von Schleußig nebst einer Partie Brief marken vorgefunden. Leider ist es noch nicht gelungen, den Diebe» auf die Spür zu kommen. Das ungewöhnlich heftige Gewitter in der Nacht vom Sonntag zu Montag hat, wie zu befürchten war, an verschiedenen Orten meist oder weniger Schaden angerichtet. In Mittweida traf ein Schlag die mechanische Kratzensabrik. Obgleich dieselbe mit Blitzableiter» versehen ist, ist doch der Blitz von der Leitung abgesprungen und in den sogen. Schleifsaal gefahren, hat hier das Balkenwerk entzündet und sonst verschiedene Verheerungen verursacht. Bei dem Lösche» des Brandes wurden durch das Spritzen noch einige Maschinen stat» beschädigt. In Leippen bei Lommatzsch schlug der Blitz in das Gehöfte des Gutsbesitzers Müller und legte drei Wirthschaftsgebäude 'n Asche, leitung z< bei Döbe Göldner; Dei Bull Wohnhau berichtet haben sic ligkeit un Nacht. 2 hindurch des Donn Regen al artiger T straßen, Schleußt: die ganze der Häuf Feuersche Orten ge, * A London s Lin gartensyf denen Hl königliche Weiß st. der hoch. M ersehe kette zu ihre Dien Gräfinnen aber eine oder mil. rückzogen an die s Thüre s Gräfin T gebens, und red. Herren?- Graf K die Güt. Wangen Herrlein heilsame der Erzi. veräns st * habe ich der» zm empföhle so beantu "" hat halten." lanq gut unsinnig, drückt il tragt er ihm den hüten, ei der Mei einen so der Ehel so ärger «ngeschic vergißt Mähren * § Merkur Gasthof Kirche b A Die«S> bescher ! weistbiet dingung. D bon Vers Kreita stratze W Ick wegen U sicher m Stttl Mi