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olchen Antrag wie den Franckenstein'schen, der mir nach dieser Richt ung genügt, aus der Mitte der nationalliberalen Partei erwartet. Bor einem Jahre wurde ich verdächtigt, auf dem Berliner Kongresse Deutschlands Interessen auf das Spiel gesetzt zu haben. Die Ver leumdung dieser Behauptung ist seitdem klar geworden. Heute ge fällt man sich darin, mich besonderer Reaktionsgelüste zu beschuldigen. Ich habe mich immer mehr und mehr von der nationalliberalen Partei, die mich bis dahin unterstützt hatte, verlassen gefühlt. Es ist nicht richtig, daß ich mit irgend einer Fraktion gebrochen habe. Ich habe nie einer solchen angehört, seitdem ich Minister bin. Ich habe stets nur dahin gestrebt, Deutschlands Einheit zu schaffen und zn er halten und bin mit Allen gegangen, die mich darin unterstützt haben. Es ist für Deutschland ein Glück, daß es sich außer auf Preußen auf andere Staaten zu stützen hat; es ist dies eine Stütze, die uns durch nichts ersetzt wird. (Beifall.) Hätte ich die Diktatur je für zweck dienlich gehalten für die Einigung Deutschlands, ich hätte gewiß da zu gerathen, aber ich war mir bewußt, daß der Weg, den ich vor schlug, der richtigere und bessere war. Redner wirft einen Rückblick auf die Entwickelung des Reiches in den ersten Jahren seines Be stehens. Wenn ich, fährt er fort, enger an die liberalen Parteien gedrängt wurde, so hoffte ich dadurch allgemein die Verständigung zu fördern. In dieser Voraussetzung sehe ich mich getäuscht, seitdem die große geachtete Presse der Partei mich befehdete. Die Regierung muß diejenigen Wege gehen, die sie für richtig erkannt hat, sie wird der Unterstützung der Fraktionen bedürfen, aber sie wird nie von ihnen abhängen dürfen. So lange ich Minister bleibe, werde ich in meinen jetzigen Bestrebungen nicht Nachlassen, die ich zum Heile des Vaterlands erforderlich erachte. Es wäre Verrath an dem Vaterlande, wenn ich davon abließe. Lieber wäre es mir, wenn ich die Matrikularbeiträge entbehren könnte, wenn ich aber von der na tionalliberalen Partei völlig im Siiche gelassen werde, wenn mir kein positiver Vorschlag gemacht wird, so muß ich doch an dem festhalten, was wir haben. Rach dem Anträge Franckenstein's erhalten die Einzelstaaten, was ihnen von Rechtswegen zusteht. Das Reich steht gerade da in voller Finanzhoheit, wenn es seine Forderung geltend macht, ohne in die Verwaltung der Einzelstaaten einzugreifen. Ich erachte die Finanznoth im Wesentlichen gehoben und glaube, daß das Finanzwerk, das wir jetzt schaffen, fegensreich wirken wird. Ich ver mag nicht abzusehen, wie die Verfassung dadurch erschüttert werden soll oder gar der Bestand des Reiches, das sich ja doch aus den verbündeten Regierungen zusammensetzt. Der Wortlaut des Bundes vertrages im Eingang der Verfassung stellt das Verhältniß ganz klar ünd es ist in keiner Weise zu behaupten, daß wir jetzt den Partiku- larismus stärken. Redner erörtert die verfassungsmäßigen Bestim mungen über die Erhebung und Verwendung der Zölle an der Hand einzelner Paragraphen der Verfassung zum Nachweis, daß der An trag Franckensteins sich genau in dem Rahmen der Verfassung be wege. Die Regierung werde sich von dem Wege, den sie jetzt be treten, seitdem sie sich am letzten Sonntag für den Antrag Francken steins erklärt hat, nicht verdrängen lassen, ich selbst werde diesen Weg bis ans Ende gehen, den ich als den richtigsten zum Heile des Vaterlands erkannt habe. Ob ich Haß oder Liebe damit ernte, ist mir gleichgültig. Fürst Bismarck hat vor zwei Jahren im Reichstag erklärt, die Freundschaft zwischen Deutschland und Rußland sei thurmhoch und thurmfest gegen alle Angriffe der Gegner. An dieses Wort muß man sich jetzt halten, seit zwischen den Regierungen von Deutschland und Rußland starke Trübungen offenbar entstanden sind, die hoffentlich nicht an die persönliche Freundschaft der beiden Kaiser hinaufreichen. Der russische Staatskanzler Fürst Gortschakvff war schon lange ein persönlicher Gegner Bismarcks und die große Partei der Panslavisten in Nnßland sucht nach Kräften das gute Verhältniß zum westlichen Europa überhaupt zu untergraben. Gortschakvff scheint augenblicklich fester zu stehen als je und Schuwaloff, ein Mann von europäischer Bildung und Neigung, ist kaltgestellt und ohne Einfluß. Die Pan- slavisten, an ihrer Spitze der Thronfolger, haben dem Kaiser Alexander gesagt, Rußland könne keinen Minister aus der Hand Bismarcks nehmen. Eben weil Schnwaloff der Günstling Bismarcks, Deutschlands und Europas war und weil diese sümmtlich wünschten, ihn am russischen Staatsruder zu sehen, eben darum stieß ihn die mächtige altrussische Partei zurück. Es ist in der That so: das befreundete Deutschland braucht einen hervorragenden russischen Staatsmann nur zu lobeu, um ihn in Rußland unmöglich zu machen. Das alte Rußland von 1870 bröckelt mehr und mehr ab. Die Deutschen sind am russischen Hofe fast gänzlich verschwunden, und die Freunde westeuropäischer Bildung verschwinden mehr und mehr. Es kommen Diejenigen daran, die ohne deutsche Geburt doch ein Stück deutschen oder enropäischen Wesens an- gcuvmmen hatten, und man wird damit enden, daß auch die äußerliche franz. Bildung als etwas Fremdes vertrieben wird. Daun kommt der rein nationale russifche Staat. Unter der Erkaltung deutsch-russischer Freundschaft erwärmt sich, wie es scheint, die deutsch-österreichische. Zum zweiten Male hat der österreichische Botschafter Karolyi in London bei festlicher Gelegenheit Anlaß genommen, in den wärmsten Worten über die ausgezeichneten Eigenschaften des Kaisers Wilhelm zu sprechen und einen Toast auf sein Wohl ausznbringen. Der deutsche Botschafter Graf Münster hob die trefflichen Beziehungeu zwischen Deutschland und Oesterreich hervor, die für beide und den Frieden der Welt außerordentlich wichtig seien und toastete auf das Wohl des Kaisers von Oesterreich. Zwei große deutsche Eisenbahnen gehen in den Besitz des Preuß. Staates über, erstens die Köln-Mindener und zweitens die Magde burg-Halberstädter Bahn. Die Generalversammlungen der beiden Bahnen haben bereits die Verkanfsverlrüge mit dem preuß. Staat an genommen. Diese Beschlüsse sind von großer politischer Bedeutung, denn es handelt sich um 2 der größten Preuß. Privatbahnnetze, deren Ankauf vielleicht schon dem nächsten Landtag vorgeschlagen werden wird. Die Bedingungen sind für den Staat günstiger als für die Aktionäre und es ist wenigstens zu hoffen, daß der Staat mindestens jene niedere Rente, für die er die Bahn gekauft hat, herauszuschlagen bemüht sein wird. In der französchen Kammer findet sich allgemach wieder der Ton ein, der kurze Zeit laug vor der Bestürzung über die Schreckens nachricht vom Tode Lulu's zurückgetreten war. Die Debatten über die Ferry'schen Unterrichtsgesetze werden mit großer Erbitterung der sich gegenüberstehenden Parteien geführt; am Sonnabend herrschte wieder ein so wirres Durcheinander, daß Gambetta die Sitzung schließen mußte. — Denjenigen Offizieren, die sich nach Chiselhurst begeben wollten, nm sich an den dort stattfindenden Beisetzungsfeierlichkeiten betheiligen, ist der Urlaub versagt worden. Infolgedessen haben viele ihre Entlassung genommen; unter ihnen befindet sich auch der bekannte General Fleury. Die englische „Pall Mall Gazette" schreibt: Die Unterhandlungen Zwischen dem Papst und Fürst Bismarck gehen rasch von Statten. Man erwartet deren erfolgreichen Abschluß noch vor der Ernennung des Nachfolgers Falks. Die Kohlenindustrie in Wales befindet sich in einer kritischen Lage. Die Grubenarbeiter weigern sich, eine Herabsetzung ihrer Löhne um 10 Prozent anzunehmen. Die Grubenbesitzer dagegen sind entschlossen, die Arbeit nur zu der erwähnten Lvhnherabsetzung wieder aufnehmett zn lassen. In der Kohlengrube von High Blantyre in Schottland, wo vor zwei Jahren über 100 Menschen verunglückten, sind jetzt durch eine Explosion wieder gegen 30 Menschen ums Leben gekommen. Petersburg, 6. Juli. Nach glaubwürdigster Quelle ist der vielgenannte Or. Weimar jetzt überführt, an den Verbrechen der So zialrevolutionäre den regsten Antheil genommen zu haben. Es wurde derselbe zum Tode durch den Strang verutheilt. Man weiß jetzt, daß Weimar den Revolver kaufte, mit dem der Mordversuch auf Kaiser Alexander durch Svlowieff ausgcführt wurde; er verschrieb ferner für Svlowieff das Gift; ihm gehörte ursprünglich das Wagenpferd, mit welchem die Mörder Mescnzvffs ihre Flucht möglich machten; er verbreitete nihilistische Druckschriften u. dgl. m. Die Exekution fall schon in den allernächsten Tagen vollzogen werden. Zwischen China und Iapa n steht ein Krieg in Aussicht. Japan hat Ende März eine Inselgruppe, die Linkiu, anneetirt. Die Be wohner derselben waren seit langer Zeit sowohl den Chinesen, wie den Japanesen tributpflichtig. Der chinesische Gesandte am Hof von Japan hat nun ernstliche Vorstellungen wegen dieser Annection er hoben und mit seiner Abreise gedroht. Deutliches und Sächsisches. Oschatz. Vergangenem Sonnabend Nachmittag verunglückte der Ulan Kirsten aus Röhrsdvrf bei Wilsdruff, welcher erst Ende vorigen Monats das Hospital verlassen und nächsten Herbst den aktiven Dienst beendet gehabt Hütte, bei einer Holzfuhre fürs Militär derart, daß der Tod fofort cintrat. In der Nähe der Windmühle des benachbarten Merkwitz scheuten die Pferde, gingen durch und warfen den genannten Ulanen, welcher oben auf dem beladenen Wagen saß, herab. Er fiel auf den Vorderleib, die Räder gingen ihm schräg über den Rücken und führten so seinen sofortigen Tod herbei. Am letzten Sonntag war im Schießhause zu Eibenstock Tanz, der bis gegen Morgen währte. Als früh nach 5 Uhr die Bewohner desselben im tiefen Schlafe lagen, schlugen plötzlich die Flammen aus dem Gebäude empor. Wegen der hohen Lage und des beengten Rau mes verursachte die Herbeischaffnug des Wassers und der Spritzen Schwierigkeiten, so daß sich das Feuer bald über das ganze Etablisse ment verbreitete und dasselbe vollständig zerstörte. Die Bewohner mußten erst von außen her auf das Gefahrvolle ihrer Lage aufmerk sam gemacht werden. Vermischtes. In Würzburg geht man den allgemein eingesührten Bierpumpen stark zu Leibe. Der dortige Magistrat hat im Jahre 1877 diese Pumpen einer Prüfung unterzogen. Nach dem Urtheile auswärtiger Sachver ständigen sollten die Pumpen unschädlich sein, wenn ihnen nur reine Luft zugcsührt und sie selbst stets reinlich gehalten würden. Eine aus Acrzten und Professoren bestehende Commission aber sprach sich dahin aus, daß diese beiden Voraussetzungen meist nicht zutreffend seien, da die Bicrpumpen die Luft meist ans dem Keller, aus Küchen undHauS- gängen bezögen und die Rohre erfahrungsmäßig rasch großen Unrath ansctzten, auch sehr schwer, häufig nur durch Dampf zu reinigen seien und dem Biere ekelerregende Bestandtheile zuführten. Der besagte Ma gistrat hat deshalb diese Pumpen ortspolizeilich verboten und der Re gierungspräsident Graf Luxburg auf die eingelegte Beschwerde von 22 Würzburger Bierwirthen hin, und nach Einhändigung eines neue» Gutachtens seitens des unterfrünkischen Kreis-Medicinal-Comitss, das Verbot bestätigt. Es verdient jedenfalls diese Sache auch anderwärts sorgfältig erwogen zu werden. * In Hof ist jüngst durch ein Urtheil des Bezirksgerichts con- statirt, daß Beimengung von geriebener Semmel zur Wurstfabrikation als Lebensmittelfälschung zu betrachten ist. Die deswegen angeklagten Metzger wurden zu ziemlich empfindlichen Geldstrafen verurtheilt. * Die chinesische Mauer. Die Großartigkeit dieses Riesen werkes übertrifft alles, was die alte und neue Zeit in der Baukunst anfzuweisen hat. Die ägyptischen Pyramiden, die großen römischen Wasserleitungen, unsere Brücken und Eiienbahntunnels sind nichts dagegen. Ein amerikanischer Ingenieur, Herr Undank (dem Namen nach ein Deutscher), der in China den Bau einer Eisenbahn leitet, hat die große Mauer näher untersucht und giebt davon folgende Be schreibung: Sie ist 360 deutsche Meilen lang, 18 Fuß hoch und oben 15 Fuß breit. Das Fundament besteht durchweg aus solidem Granit, das Uebrige aus festem Mauerwerk. In Zwischenräumen von 2-—300 Schritten befinden sich feste, 25—30 Fuß hohe und 24 Fuß im Geviert messende Thürme. Oben auf der Mauer befinden sich auf beiden Seiten Brustwehren, fo daß die Vertheidiger von einem Thurme zum andern gehen können, ohne dem Anblick der Feinde ausgesetzt zu sein. Die Mauer ist ohne Rücksicht auf das Terrain über Berge, Thäler und Ebenen oft an 1000 Fuß tiefen Abgründen vorüber aufgeführt, Bäche und kleinere Flüsse sind über brückt, große Ströme an beiden Usern mit starken Thürmen flankirt- Die Maucr wurde etwa 200 Jahre vor Christi Geburt gegen die Einfälle der Tataren gebaut. Die Zeit, welche die Aufführung dieses kolossalen Werkes in Anspruch nahm, und die Kosten, die es verur sachte, entziehen sich jeder menschlichen Berechnung. Jedenfalls müssen viele Millionen Menschen dabei thätig gewesen sein. * Die unerwartete Freude. Ein Schullehrer erklärte seinen Schülern lang und breit, daß der Mensch sich immer auf Etwas freue, sei es ihm auch nicht klar bewußt, und daß dieses dienöthigste Triebfeder im menschlichen Leben sei. — Z. B. frug er einen der selben: „Denke einmal reiflich nach und fage mir, ob Du Dich nicht auf irgend Etwas freuest?" Der Knabe antwortete nach kurzem Be sinnen: „Ja, daß die Schule bald aus ist." * c Dorimm ein Zwo entnomn junge R ließ das über du Mann s schluckte, wollen * 2 bis 7. ? Aus Juli ge' dem pol * tl einem 1 backenes freundlü bereitste! — Keir blaue N nicht zu wie Gul geworde kleinliche G D Unkerr Ober- gebene Niedergel «WWW« etablirt einschlac s. w., a zur An Gerät Un und der durch sc Verweil! Weiner In zeichne L«88