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Wochenblatt für für für die König!. AmtshlUlptmanllschnft zu Meißen, das Kön^gl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Neunund-reißigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich 8 Mal (Dienstag und Freitag) AbonnementsprciS vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag). AbonnementSpreiS dierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. SM Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 56. Freitags den 18. Juli 1876. ' Von dem unterzeichneten König!. Gerichts-Amt sollen den 22. August 18 ist die dem Mühlenbesitzer I'rtvarivN ^uFtist 8tvrN in Helbigsdorf zugehörigen Grundstücke Nr. 40 des Katasters und Nr. 25 und 34 des Grund- und Hypothekenbuches für Helbigsdorf, welche Grundstücke am 10. Juni 1879 ohne Berücksichtigung der Oblasten und der Ernte- ""f 1927« Mark — Pf. gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 17. Juni 1879. Königliches Gerichts - Amt. vr. Gangloff. Obst Verpachtung. Die diesjährige Obstnutzung der fiskalischen Alleen auf der Meißen-Wilsdruffer Chaussee, Abthcilung 2, KesselSdvrf - Nossener - - 1—4 soll Mittwoch, den SS. Juli 1879, Vormittags /,l« Uhr im Gasthofe zum „weißen Yt-ler" in Wilsdruff gegen sofortige Bezahlung und unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen an Meistbietende verpachtet werden. Meißen, am 8. Juli 1879. Köuigl. Chaussee-Jnspection. Königl. Bauverwalterei. Neuhaus. Zeiler. Tagcsgcschichlc. Heinrich v. Treischkc, der Abgeordnete und begeisterte Ge schichtsschreiber des neuen deutschen Reiches, hat in der letzten Sitzung des Reichstages das Wort ergriffen, um die Parteien und das ganze deutsche Polk vor Schwarzseherei zu warnen. Es sei zwar, sagte er, mcbt Alles so ausgefallen, wie cs zu wünschen, aber auch nicht so schlimm, wie Viele behaupten; es lebe und wirke noch Fürst Bismarck und sei nichts weniger als ein Mephistopheles, der sein eigenes Werk mit eigenen Händen zerstöre. Als einst König Wilhelm III. von Eng land von dem Volk, das er gerettet hatte, Undank und Schmähung Zum Lohn empfing, da rief er einmal grimmig: „Heute, da ich lebe, lästern sie mich, bin ich einst gestorben, dann werden sie versuchen, mich mit ihren Fingernägeln ans der Grube wieder heraus zu graben". Bismarck aber, der heute gescholten wird als der Wiederzertrümmerer unseres deutschen Reiches, der hat vor Jahren gesagt und durch Thaten bewiesen, daß er von keinem teutonischen Teufel besessen sei. Es gibt ja Besorgnisse und Zweifel über die augenblickliche Lage unseres Vater landes, auch ich bedauere schmerzlich, daß unsere Politik sich so sprung weise, stoßweise und unberechenbar entwickelt, daß auch wohlwollende Leute ihr oft nicht folgen können; ich bedauere noch mehr, daß dieses junge Reich so viele tüchtige deutsche Mäunerkrast so grausam verzehrt und immer wieder verzehrt; aber von der Schwarzseherei, die sich an den Schwächen unseres Vaterlandes weidet, sollten wir uns fern halten. Ium ersten Mal seit Jahrhunderten ist das deutsche Volk in Wahrheit srei, gehört in Wahrheit sich selber an, nnd wenn ein Volk so znm ersten Mal den Schlaf aus seinen Wimpern schüttelt und seine ge waltigen Glieder reckt und dehnt, dann dürfen wir uns nicht wundern, dar es in seinem Haushalte einige Zeit etwas bunt zngeht. Halten wir nur fest an dem Glauben an unser Volk. Trotz aller Gährungen und Verdruß des Augenblicks wird der Reichsgedanke seinen Sicgcs- z»g halten. Im Bundesrath in Berlin ist ein Antrag auf 2jährige Etats- Perioden eingebracht worden. Das heißt, die Einnahmen nnd Aus- gabeu des Reichs sollen nicht mehr von Jahr zu Jahr fcstgcstcllt w- werden. In der in Elbing erscheinenden Altprcußischcn Zeitung machen d'e dortigen Tetaillisten bekannt, daß sie durch die Eingangs'stcner sich veranlaßt gesehen haben, den Preis für Petroleum auf 24 Pf. pro Liter zu erhöhen. Auch die „Dresdner Zeitung" hält die anscheinende Absage des Aeichskanzlcrs an die nationalliberalc Partei nicht für sein wtzcs Wort. „Seine Politik", sagt sie, „kennt kein „Niemals", und »us der Absage von heute ist nichts zu folgern für das Morgen. wird die Aufgabe der nationalliberalen Partei sein, auch ihrerseits vor dem von grollender Verbitterung eingcgcbcncn „Niemals!" zu Wten. Sie hat mit kaltblütiger Besonnenheit scst zusammenzustchen, 'M links und nach rechts Front zu machen nnd abznwarten, bis der Mmeut kommt, ihr Wort in die Wagschale zn werfen, um eine Bc- "'.Mchtigung des Werkes zu verhindern, dem sie seit ihrem Bestehen wu opferbereiter Hingebung ihre Dienste gewidmet hat. Daun wird M ferner ihre Existenzberechtigung nicht zweifelhaft sein." Zabrze (Oberschlesien), 16. Juli. (Privattelcgr. des Berl.Tage- Mts.) Vorgestern und gestern fand hier auf der fiskalischen Königiu- ^omsengrube -eine Arbeiterrevolte statt in Folge angeordnetcr "hnkurzung. Dieselbe wurde gestern durch Gleiwitzcr Ulanen de- - unterdrückt. Zwei Arbeiter blieben dabei todt, fünfzig verwundet und sechszig verhaftet. Vom 26. bis 28. Juli findet in Berlin der VII. deutsche Turntag statt, zu welchem Abgeordnete aus allen Gauen Deutschlands und Deutsch-Oesterreichs kommen werden. Dieselben, ungefähr 170 an der Zahl, repräsentircn eine Mitgliederzahl von ca. 170,OM Turnern der deutschen Turnerschaft. Auf Anregung des Vorstandes der deutschen Turnerschaft hat sich in Berlin für die bevorstehende Feier ein Orts ausschuß gebildet, der aus 12 Vertreter» der sämmtlichen Turnvereine Berlins besteht. Wenn sich jetzt das Gespräch auf das veränderliche und regnerische Wetter lenkt, so weist der Eine darauf hin, daß es am Tage der Siebenschläfer (27. Juni) geregnet habe, und der Andere hebt hervor, es sei am Tage Mariä Heimsuchung (2. Juli) Regen gefallen, und gewöhnlich wird htuzugefügt, nun regnet es jeden Tag sieben Wochen lang. Allerdings schien cs, als sollte die uralte Wetterregel diesmal zur Geltung kommen, seit beiden Tagen hatten wir jeden Dag Nieder schlag und wenn auch die Regenmenge niemals groß war, so wurde doch mindestens das Wetter verdorben zum großen Verdruß und Schaden der Landwirthe, welche sich vergeblich abmühen, den Ertrag ihrer Wiesen zu trocknen. Welch uachtheiligen Einfluß Regenwetter auf die Güte der reifenden Getreidekörner ausübt, ist bekannt. Es wäre nun geradezu trostlos, wenn die Wetterregel zutreffen sollte. Glücklicherweise ist das wohl jemals kaum geschehe»; denn es fehlt ihr an aller Begründung. Das Wetter ist ein Erzeuguiß des Luftdrucks, der Windrichtung, Les Feuchtigkeitsgehalts u. s. w. und läßt sich wohl von Wetterkundigen vom Fach mit großer Wahrscheinlichkeit auf 1—3 Tage, niemals aber auf 7 Wochen voraus bestimmen, weil die Wetter- bedingungen schnell Veränderungen erleiden. Die geographische Lage Deutschlands ist nämlich die Ursache, warum wir so häufig anderes Wetter, das „Aprilwctter von Europa", bekommen, aber so schlecht sind wir doch hinsichtlich der Witterung noch nicht gestellt, daß wir sieben Wochen lang Regcnwetter ertragen müssen, weil zufällig an einem der obigen beiden Tage Regen gefallen ist. In England ist das Wetter womöglich noch schlechter als bei uns. Alan berichtet von dort: Die Erndteaussichten sind so schlecht wie möglich. Seit Monaten kaum ein Sonnenstrahl, das Land vom Regen fast ersäuft, alles Korn von Unkrant durchwuchert. England ist ohnedies stets feucht genug; daher die Sprüchwvrter: „Es hat in Eng land noch nie Biehl geregnet", und „Trockniß machte das Korn noch nie thcuer". Heuer aber strömt der Regen unablässig. In manchen Häusern wird diesmal im Juli noch Feuer auf dem Stubenherd ge halten. Die Lämmer erfrieren draußen in Menge. Kein Heu kann eingeheimst werden. Die Amerikaner behaupten stets, England habe gar kein Klima, sondern nur Wetter und zwar herzlich schlechtes. Die bösartige Ansicht trifft gegenwärtig vollkommen zu. In Handel und Gewerbe ist übrigens eine kleine Besserung zn verzeichnen; es ist in der That dafür hohe Zeit. Auch in Tirol ist das Wetter trostlos: im Juni 25—30" Wärme, im Juli 5—8" Morgens und Regen und Schnee, der letztere wenigstens auf deu Bergen bis zur Holzgrcnze. Die Fremden sind trostlos. London, 14. Juli. Man erzählt sich, daß die Königin von England seit dem Tode ihres Gemahls, des Prinzen Albert, vier Millionen Pfd. Sterl, erspart hat, welche enorme Snmme in Konsols, französischer Rente und englischen Bahnaktien angelegt ist. Es ist einigermaßen befremdend, daß die Königin nach ihrer Handlungsweise die französischen Papiere für ebenso sicher, wenn nicht noch für sicherer hält als die englischen. Den „Times" wird aus Kalkutta telcgraphirt, daß der König von Birma in einem neuen Anfall von Mordlust 12 Personen seines Hofstaates hinrichten ließ. Eine Windhose hat in Südrußland großen Schaden angerichtet.