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Tagesgeschichte. Berlin, 14. Juni. Der „Reichs-Anz" publjzirt folgenden Erlaß des Kaisers und der Kaiserin an den Reichskanzler von gestern: Dank dem Walten der göttlichen Vorsehung war es Uns vergönnt, am 11, Juni das fünfzigjährige Jubiläum Unserer Vermählung zu begehen und dabei zu beobachten, wie dieser Tag Unsrer persönlichen Erinnerungen sich in dem ganzen deutschen Vaterlande und weit über dessen Grenze hinaus, wo Deutsche beisammen weilen, zu einem Festtage allgemeiner Bedeutung gestaltet hat. Mehr als je ist Uns Kunde geworden, von welcher Liebe und Anhänglichkeit das deutsche Volk für seinen Kaiser und dessen Haus erfüllt ist. Die beglückwünschenden Huldigungen in Form inhaltsreicher Zuschriften, telegraphischer Grüße, freudiger Fest spiele, poetischer und künstlerischer Widmungen, duftiger Blumenfpenden wuchsen zu einer volksthümüchen Bewegung an, welche nicht ohne tiefen Eindruck auf Uns geblieben ist. Jndeß nicht hierauf allein hat sich die Befriedigung Unseres Gemüths beschränken dürfen, auch in andern höchst würdigen Erscheinungen trat das erfreuliche Verständnis; für Unser innerstes Empfinden zu Tage. Eingedenk des in bedrängten Zeiten mehr und mehr steigenden Bedürfnisses nach energischem, hülfe- reichendem Wirken hat man dem Gedanken Raum gegeben, das Jubi läum zum Anlaß zu nehmen, um ein über das gesammte Reich sich erstreckendes Netz von Stiftungen zu mannichfaltigen dauernden Zwecken der Humanität zu begründen. Wir fühlen Uns gedrungen, auch an dieser Stelle zu versichern, daß hierdurch die mit besonderer W von Uns gehegten Wünsche ihre Erfüllung erhielten. In welchem Maße und in welcher Weise sich aber auch die Theilnahme an Unserem Jubeltag geltend gemacht hat, Wir wollen allen Nahen und Fernen für ihre Aufmerksamkeiten danken und beauftragen Sie daher, diesen Erlaß alsbald zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Berlin. Die vom Kaiser vollzogenen Straferlasse und Begna digungen bei Personen, welche sich politischer Vergehen, insbesondere Majestätsbeleidrgungen haben zu Schulden kommen lassen, hoben keinen generellen Character und es ist deshalb im „Staatsanzeiger" ein all gemeiner Amnestieerlaß nicht publizirt worden. Es ist vielmehr auf die Gesuche der betr. Personen, resp. ihrer Angehörigen für jeden ein zelnen Fall vom Kaiser Bericht vom Justizminister erfordert und so dann, insoweit die erstatteten Berichte nur einigermaßen günstig lau teten, von dem königlichen Recht der Begnadigung in der ausgiebigsten Weise Gebrauch gemacht worden. Die vollzogenen Straferlasse und Begnadigungen beziehen sich auf eine nach vielen Hunderten zählende Anzahl von Personen und im Justizministerium war zu diesem Zwecke seit Wochen eine große Anzahl von Beamten unausgesetzt mit der Ab fassung der Berichte und den Vorarbeiten beschäftigt. Die einzigen Berliner, denen die Freude an der goldenen Hochzeit verdorben worden ist, waren die Bauernfänger. Sie hatten sich so sehr auf den Fischfang mit den Leuten aus der Provinz gefreut und wurden, ehe ste das Netz zuziehen konnten, von der Polizei gekapert. Die bereits im Netz zappelnden Fische aus der Provinz waren am meisten überrascht, in welche Hände sie gefallen; denn die Fisch- oder Bauernfänger waren so gute Patrioten und sahen so freundlich und respektabel aus, daß sic ihnen nichts hätten abschlagcn können. Wien. Die hervorragenden hiesigen Journale besprecheu die Ber liner goldene Hochzeitsfeier. Besonders sympathisch für das deutsche Kaiserpaar äußern sich die offiziöse „Presse" und die „Deutsche Zeitung", indem sie die Gründung des deutschen Reiches durch den Kaiser und die stete Förderung von Kunst und Bildung durch die Kaiserin her vorheben. Die „Presse" begrüßt mit herzlichster Theilnahme das Ber liner Freudenfest, betont die innige Freundschaft der deutschen Kaiser familie mit der österreichischen, sowie die herzlichen Beziehungen beider Staaten. Die deutsche „Petersburger Zeiturg" und der „Herold" besprechen gleichfalls in den wärmsten Ausdrücken das Jubelfest des deutschen kaiserpaares, ebenso die russische „Petersb. Ztg", welche zum Schluß agt: „Beispiele so langen Friedens zwischen zwei so nahen Nachbarn ind in der Geschichte äußerst wenige, wie auch goldene Hochzeiten im Familienleben selten sind. In dieser Beziehung treffen die hundert jährige Freundschaft Rußlands und Preußens mit der fünfzigjährigen Hochzeitsfeier Kaiser Wilhelms bemerkenswerth zusammen. Wünschen wir, daß noch durch viele Jahrhunderte die eine und andere Freund schaft der Staaten, wie Familien erhalten bleibe." Einen recht erfreulichen Eindruck machen auch die Leitartikel der «englischen Zeitungen, welche dieselben zur Feier der gvldnen Hochzeit des deutschen Kaiserpaares bringen; unter ihnen ragt namentlich der jenige des einflußreichsten aller Blätter Englands, der Times, durch Wärme und Enthusiasmus hervor. Nach einer Schilderung der un vergleichlichen Laufbahn des Kaisers sagt das Blatt, Deutschlands Größe in früheren Jahrhunderten sei nichts ün Vergleich zu seiner jetzigen, und der erste unter den Gründern dieser Größe sei Kaiser Wilhelm. Auf der Weltausstellung in Sydney wird das deutsche Reich durch etwa 500 Firuren vertreten sein. Im Jcchre 1880 werden die deutschen Aussteller die Wahl haben, ob sie wieder nach Australien zur Ausstellung in Melbourne, oder nach Anierika zur Ausstellung in Mexiko gehen wollen. Nach einer Botschaft des mexikanischen Prä sidenten Diaz ist die letztere in sichere Aussicht genommen; das Aus- stellungsgebäude soll 800,000 Dollars kosten. Die Regierungen von Deutschland und England haben einen Vertrag über die gegenseitige Unterstützung schiffbrüchiger Seeleute abgeschlossen. Die Unterstützung umfaßt Verpflegung, Kleidung, ärzt liche Behandlung, Arzneien und Reisegelder; bei Todesfällen werden die Beerdigungskosten bezahlt. New-Jork, 12. Juni. In die Petroleumfabrik von Warden Frew u. Co. in Point Breeze, unterhalb Philadelphia, hat heute der Blitz eingeschlagen und die Fabrik vollständig in Asche gelegt. Der angerichte Feuerschaden wird auf 500,OM Doll, geschätzt. Die deutsche Bark „F. Rochs", die italienische Bark „Guiseppe Quanto", ein rus sischer Schooner, eine österreichische Bark und das norwegische Schiff „Hudson" sind verbrannt. OertlicheS und Sächsisches. Meißen. Durch das Hagelwetter, welches am 9. Juni die Ortschaften Batzdorf, Reichenbach, Reppnitz, Gruben, Bergwerk und Scharfenberg heimgesucht hat, ist ein sehr großer Theil der auf den dortigen Fluren anstehenden Winter- und Sommerfeldfrüchte und des Obstes — insbesondere aber der Kirschen — vernichtet worden. In Reichenbach entwurzelte der Sturm viele Bäume. In Gruben und Scharfenberg aber wurden viele Fenster zertrümmert. Meißen. Der seit 18 Jahren bestehende und segensreich wirkende Armenversorgungsverein im hiesigen Gerichtsamtsbezirke hat in der Generalversammlung vom 11. Juni den Bau eines neuen Krankem Hauses uud die Aufnahme von Korrektionären und Siechen aus dem ganzen Verwaltungsbezirke in die Anstalt zu Cölln beschlossen. Crimmischau. Am 11. Juni hat das 5 Jahre alte Söhnchen des Arbeiters Richter in der Zeit, während welcher die Mutter des Kindes auf dem Wochenmarkte war, aus dem offen gelassenen Brot schrank eine Flasche Branntwein genommen und dieselbe ansgetrunkcn. Bei der Rückkehr fand die Mutter ihr Kind in bewußtlosem Zustande vor. Nachdem sich bei dem Knaben starkes Erbrechen eingestellt, wurde derselbe Nachmittags von den heftigsten Krämpfen befallen, welche trotz aller angwaudten Mittel am Abend den Tod des Kindes zur Folge hatten. Lommatzsch. Die üble Gewohnheit der Kinder, allerhand Gegen stände in den Wund zu nehmen, hat auch hier einen Unglücksfall her beigeführt. Die circa 8 Jahre alte Tochter des hiesigen Stuhlbauers Matthes hatte etwa vor 3 Wochen eine Bohne im Munde gehabt und unfreiwillig verschluckt. Die Bohne hatte sich in der Luftröhre verfangen und, allen Bemühungen trotzend, ist dieselbe nicht zu ent fernen gcwcseu und das Kind ist endlich am Donnerstag verschieden. Der Falschmünzer. Novelle von Ludwig Habicht. Verfasser der Romane: „Auf der Grenze", „Der rechte Erbe", rc. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung und Schluß.) Als jedoch eine Stunde nach der andern verging und Müller noch immer nicht zum Verhör abgerufen wurde, verließ ihn seine Ruhe. „Ich muß etwas Bedeutenderes ausgescssen haben," dachte er und versank in eine trübe Stimmung. „Ob ich nur Jemand erschlagen habe; aber das kann mir unmöglich hoch ungerechnet werden, denn ich war sinnlos betrunken. Es ist freilich zweifelhaft, ob die heil losen englischen Gesetze hierin eine Ausnahme machen." Erst nach Ablauf von zwei Tagen wurde er vorgerusen; er war selbst neugierig was er sich eigentlich eingebrvckt habe und er wunderte sich nicht wenig, als ihn der Untersuchungsrichter, anstatt offen und ehrlich auf die eigentliche Sache loszugehen, nach seinem Freund Wax mann befragte. Er hatte nur eine anonyme Anzeige an den öffent lichen Ankläger gerichtet, um diesen auf die Spur jenes ersten Ver brechens zu bringen, und er begriff nicht, wie die Behörde erfahren, daß auch er in jene Angelegenheit verwickelt gewesen. „Vielleicht hat Waxmann davon geplaudert, um mich ebenfalls zu Vernichten," dachte Müller. „Prosit die Mahlzeit," tröstete er sich rasch, „die Geschichte ist verjährt uud kann mir nicht eine Stunde Gefängniß mehr eintragen." Er beschloß deshalb mit nichts hinter dem Berge zu halten, was ihn jedoch nicht hinderte, seinen Bericht so zu färben, daß er wenigstens als verführte Unschuld dastand und auf Waxman« allein alle Schuld fiel. Selbst wenn ihn nicht ein mal das Bestreben dazu trieb, sich so weiß wie möglich zu brennen, hätte er es nicht anders vermocht. Er war bereits so au das Lügen gewöhnt, daß sich ihm die Wahrheit unter den Händen verwandelte und er zuletzt selbst nicht mehr wußte, wo ihm seine lebhafte Phan tasie einen Streich gespielt. „Sie haben dann später die Hülfe Ihres Freundes sehr oft in Anspruch genommen?" fragte der Untersuchungsrichter. „Er hatte meine ganze Zukunft vernichtet, cs war nicht mehr als billig, daß er mich entschädigte," entgegnete Müller mit Pathos. „Sie verliebten sich dann in seine Tollster?" „Oder umgekehrt," war Müllers selbstgefällige Antwort. „Und um die junge Lady Ihren Wünschen geneigt zu machen, entwarfen Sie einen höllischen Plan," bemerkte der Richter. Ueber Müllers volles blühendes Gesicht breitete sich eine grenzen lose Bestürzung aus; er blickte den Beamten ganz versteinert an, öffnete den Mund und brachte dennoch keinen Tön heraus. „Sie wußten Ihren Vortheil geschickt zu benutzen, daß Sie einem Ihrer Helfershelfer, den entsprungenen Galeerensträfling Bap tiste Thomas in dem Hause des Herrn Waxmann als Bedienten untergebracht," und als jetzt Müller einen lebhaften Einwurf machen wollte, brachte ihn der Richter mit einer Handbewegnng zum Schweigen und fuhr mit eiserner Ruhe fort: „Baptiste Thomas, oder Jean, hatte sich bereits die Schlüssel zu allen Behältnissen des Hauses ver schafft; er mußte jetzt regelmäßig einen Theil der echten Goldstücke des Herrn Waxmann mit falschen vertauschen, um ihn endlich in den Verdacht der Falschmünzerei zu bringen." Müller starrte förmlich entsetzt auf den Beamten. Stand dec Mann mit unterirdischen Mächten im Bunde, daß er Dinge wußte, die so geschickt in Nacht und Nebel gehüllt worden. Er hatte nut die eine Vorstellung, das ist ja gar nicht möglich, du bist noch be trunken, und nun spuken dir solche Geschichten im Hirn. Aber wie er sich auch die Augen rieb, der Mann mit dem überlegenen ruhige» Lächeln und dem durchdringenden Blick gingen nicht weg, er schien jeden seiner geheimsten Gedanken zu lesen und eine entsetzliche Un ruhe überkam ihn. Je vollständiger der Richter das ganze Gewebe seiner Niederträchtigkeit enthüllte, je unheimlicher wurde ihm zu Muthe, all' seine Keckheit brach damit zusammen, und nach einigem Drängen des Beamten legte er ein offenes Bekenntniß ab. Er hatte wirklich nur aus blinder Leidenschaft seinen Freund vernichten wollen. Er würde sich mit einer Anzeige begnügt haben, aber Jean entwarf ihm den weit feineren Plan und er ließ sich gern mitfortreißen, um so mehr, als er hoffte, damit weit sicherer an sei» Ziel zu konimen. Jean, oder wie er mit seinem wirklichen Namen hieß, Baptiste Thomas, machte dem Untersuchungsrichter weit größere Schwierigkeit. Er leugnete alles, die Zeugnisse Dr. Willibald's und Templeton's, das Bekenntniß Müller's, selbst der Umstand, daß noch der Nach schlüssel zu dem Geldschrank Waxmann's bei ihm gesunden wurde, vermochte ihn nicht zu erschüttern. Er schwur hoch und theuer, daß er völlig unschuldig sei, diese nichtswürdigen Deutschen ihn nur ver nichten wollten und entfaltete eine Zungenfertigkeit, die durch nichts cinzuschüchtern war. Erst als man ihm drohte, ihn sofort nach Frankreich auszuliefern, um das Ende seiner Galeerenstrafe abzusitze», schien er anderen Sinnes zu werden, und nun bekannte er ebenfalls seine Schuld. Vielleicht mochte er denken, daß in diesem Falle seine Strafe nicht allzuhoch sei und er weit leichter einem englischen Ge fängnisse als noch einmal dem Bagno entfliehen könne. er mußt zur recht erfolgen Glück, thüre ös reits mi und nui E; war sprengen den Vat geben, 1 letzten 2 geschickt, immer l und da behalte. Ka erste Rc die nött Er ließ sahren, ausgefüt Ha daß er „U Danke," „D „T schulde außeror« „I Dankvai Ha sagte w seine Re cs Willi ,.A Oh wenn s wandte heißen t Vo letzte R Gefröre Meut b für Hai einen Wieder sagte e> Haar si „T wandte freilich Ei> zurück.^, mit seit Befreie« Segnete „T De mann nannte, lege. ( er gefü Tochter gelöst ol, lohn he den sei Töchter Name mmh f im jug warf ec hatte ec geword gemach dürft, fühlte s geword! diese kl, Te fein Os größter gend e zu mack bührt r Kunst, tugendh tritt; a wieder Guten fordert W den er, wohl j fonst f Brust. »r »der s hat sic daß mi meinte