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Wochenblatt für für Erscheint wöchentlich 2 Mal IDirnstag und Freitag). Abvnncmentsprcis dierteljährlich 1 Atark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratcnannakme Montags u. Donnerstags dis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 8 Mal (Dienstag und Freitag). AbonncmentSpreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Inscratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshauptmannschaft zn Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Neununv-reißigster Jahrgang. ilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 47. Dieustag, den 17. Juni 1879. , . 7--> .. -..VVt ! ! I' !V 7!-—7---'.---^.^-»- - -V . t Bekanntmachnna. Es wird beabsichtigt, die nach der Kesselsdorfcr Straße, nach Kaufbach und nach dem Kesselsdorfer Weg führenden, in Unkersdorfer Flur gelegenen und im dasigen Flurbuche unter Nr. 303, 305 und 306 aufgeführten Communicationswege als öffentliche Fahrwege einzuziehen, dieselben aber als Wirthschaftswege und was den nach Kaufbach führenden Weg anlangt, anch als öffentlichen Fußweg beizubehalten. Gemäß Z 14, Abs. 3, des Wegebaugcsetzcs vom 12. Januar 1870 wird dieses Vorhaben mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß etwaige Widersprüche dagegen binnen drei Wochen unter gehöriger Begründung hier anzubringen sind. Meißen, den 11. Juni 1879. König!. Amtshauptmannschast. von Bosse. Platz, um einen feierlichen Umzug zu halten, welcher über den Schloß platz durch die Schloßfreiheit nach dem Lustgarten und von da nach dem königlichen Palais ging, überall begrüßt von begeisterten Zurufen der dichtgedrängten Menge. Um 3 Uhr 40 Minuten war derselbe be endet, und damit das öffentliche Auftreten des Kaiferpaares, welches nur auf dem Balcou des Palastes sich noch dreimal zeigte, vom Pub likum stets mit lebhaften Hochrufen empfangen. Zahlreiche Telegramme vom 11. bringen anch ans anderen Städten des Deutschen Reiches, sowie des Auslandes, wo Deutsche weilen, Kunde von der Art, wie man den kaiserlichen Jnbeltag begangen. An die großartige Musikaufführung auf dem Dönhofsplatze reihten sich im Laufe des Tages unzählige andere, namentlich in den ver schiedenen Lehranstalten Berlins; ihren Abschluß erhielten dieselben am Abend, wo auch durch eine zum Theil glänzende Illumination der Stadt die Jubelstimmung ihren Ausdruck fand durch das Jnstrumental- uud Gcsangconccrt, welches die Staatseisenbahnbeamten im festlich de- corirten Tivoli zur Feier des Tages veranstaltet hatten. Zur Feier der goldenen Hochzeit Ihrer Majestäten sind zahlreiche Stiftungen begründet worden: Der Magistrat und die Stadtverordneten von Berlin beschlossen, eine Altersversorgungsanstalt für Berliner Einwohner zu gründen und haben zu diesem Behuf ein Grundstück, sowie tin Kapital von 300,000 M. bewilligt. Das am 23. Januar d. I. stattgehabte Kapitel des Johanniter ordens hat beschlossen, eine Stiftung unter den Namen „Kaiser Wil helm- und Kaiserin Augustastiftung" bei dem direkt unter der Balley stehenden Johannitcrkrankenhause in Polzin, mit der Maßgabe zu gründen, daß die Zinsen eines Kapitals von 10,000 M. jährlich am 11. Juni an die jedesmalige vorstehende Diakonissin des Johan niterkrankenhauses in Polzin gesendet werden sollen, damit diese davon einstweilige Unterstützungen an Personen gewähre, die im hülfsbe- dürftigen Zustand das genannte Krankenhaus verlassen. Der Rittergutsbesitzer Verdries in Fredersdof hat dem Kriegs ministerium ein Geschenk von 30,000 M. gemacht, dessen Zinsen zur Unterstützung für Invaliden der preußischen Armee und deren Hinter bliebenen verwendet werden sollen. Die Genossenschaft der schlesischen Malteserritter unter Führung des Herzogs von Ratibor hat beschlossen, den 11. Juni durch Grün dung einer Stiftung der christlichen Charitas („Kaiser Wilhelm- und Augustastiftuug") zu feiern. Es wird deshalb den Klöstern der barm herzigen Brüder zu Breslau, Steinau und Neustadt O.-S. behufs Stiftung von drei Krankenbetten die Summe von 18,000 M. zuge wendet werden. In Görlitz hat der Militärbegräbnißunterstützungsverein be schlossen, zum ewigen Andenken an die goldene Hochzeit Ihrer Maje stäten ein Waisenhaus für die Hinterbliebenen verstorbener Kameraden zu gründen und dieser Stiftung den Namen „Wilhelms-Liebe" beizu legen. Wie der „N. Görl. Anz." mittheilt, sind die veranstalteten Sammlungen sehr reichlich ausgefallen. Zum Besten der Invaliden des gestimmten Reiches ist die Er richtung eines deutschen Militärkurhauses im Nordscebade Sylt beschlosst» worden. Die Besitzer der chemischen Fabrik in Höchst, die Herren Meister, Lucius und Brüning, haben 150,OM M. zu einer „Wilhelm-Augusta- stiftung" für das Wohl der Fabrikarbeiter gespendet. In Dresden hat der Rath unter Zustimmung der Stadtver ordneten beschlossen, mit einem Kapital von 50,000 M. eine Stiftung zu dem Zwecke zu begründen, daß von den Zinsen bedürftigen und würdigen Schülern des Wettiner Gymnasiums in Dresden Studien beihülfen während der Schulzeit und Stipendien für die Universitäts zeit gewährt werden. Der Kaiser hat genehmigt, daß diese Stiftung nach beiden kaiserlichen Majestäten benannt werde. Der württembergische Wohlthätigkeitsverein hat einen Beitrag von 10,000 M. für das neue Männerkrankenhaus bei Ludwigsburg ge- fpendet, welches unter den Namen „Augustastiftung" errichtet werden soll. Krupp in Essen hat der Krankenkasse der Gußstahlfabrik 6000 M. zu außerordentlichen Unterstützungen, desgleichen dem Lebensver- sicherungsvcrein 4M0 M., für die Erbauung eines Waisenhauses in Altendorf (Wilhelm-Augustastiftung) 3000 M., für die Armen der Stadt Essen 2000 M. angewiesen. Die großen Berliner Zeitungen sind voll von Schilderungen der glänzenden Feierlichkeiten vom 11.Juni, mit welchen in Berlin der hohe Jubcltag des deutschen Kaiserpaares begangen worden ist. Sie machen zunächst mit ihren Lesern eine Rundreise durch ganz Berlin, um ihnen die Stadt im vollen Festschmuck zu zeigen. Wir müssen selbstverständlich davon abstehen, auch unsere Leser zu einem solchen Rnndgauge einzuladen, es genüge, zu bemerken, daß überall ein edler Wetteifer zu Tage getreten ist, die liebevolle Theilnahme und das freudige Mitgefühl an dem hohen Glück, mit welchem das Herrscher- Paar von Gott dadurch begnadet worden ist, daß er dasselbe diesen Tag hat erleben lassen, zum Ausdruck zu bringen. Sodann folgen Schilderungen des Jubclqcsanges, der von ca. 20M Sängern unter Betheilignng von 250 Musikern und 125 Tambouren der Garde- regüuenter und unter Leitung der Herren E. W. Müller und Saro aus dem festlich geschmückten' Dönhofsplatze früh nm 0 Uhr ausgeführt Murde. Das vortrefflich znsammengestellte Pw begann mit dem durch einen langen Trommelwirbel eingcleitcten Choral: „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren". Innere Bewegung ergriff die vielen Tausenden von Zuhöhern bei den Klängen dieses einfach herrlichen, mächtig wirkenden Liedes, und aus aller Augen leuchtete Meihevolle Stimmung und inniges Empfinden der Bedeutung dieses schönen Tages. Auch die weiteren Stücke brachten fast sämmtlich be deutende Wirkung hervor; zu wahrer Begeisterung wurde dieselbe bei fügender Stelle der deutschen Hymne von F. W. Plath, componirt von Sabbath: Deutsche Sitte, deutsche Treue, Walt in uns durch alle Zeit! 'Blühe immerdar auf's Neue Deutschlands Macht und Herrlichkeit. Heil dem Kaiser groß und hehr! Heil dem Reich vom Fels zum Meer! Mit „Heil Dir im Siegerkranz", in welche Lieblingsmelodie schließ- lich das ganze Publikum einstimmte und somit bewies, daß die Feier 'n aller Herzen den schönsten Anklang und reinsten Wicderhall gefunden, fchloß dieje äußerst gelungene Aufführung, und nach einem begeisterten Hoch auf das Jubelpaar, von Professor Or. Alsleben ausgebracht, gingen Sänger, Musiker und Zuhörer in der gehobensten Stimmung auseinander. Um 11 Uhr begann die Auffahrt der hohen Herrschaften Zinn Schlöffe, der Weg, auf welchem man dieselben erwartete, war fchon von früher Stunde an dicht mit Menschen besetzt. Alle die fstmden Fürstlichkeiten, der Kronprinz mit Gemahlin und den 3 jüngsten Bindern, Bismarck und Moltke, die verschiedenen Botschafter und sonst hervorragende Persönlichkeiten wurden in ihren Equipagen mit Jubel gegrüßt; eine Enttäuschung aber erfuhr das Publikum; das kaiserliche Ehepaar erschien nicht; die Kaiserin hatte fchon am Vormittag sich in das Schloß begeben, der Kaiser aber, auf ernstem Gange allen Ova- bonen abhold, in einem einfachen 2spännigen geschlossenen Wagen einen anderen Weg zum Schlosse genommen. Erst als Kanonenschüsse der )nimer noch wartenden Menge anzeigten, daß die Trauungsfeierlichkeit de.ieits begonnen habe, begann dieselbe sich zu lichten; ein gleichzeitig ^'tretender starker Gewitterregen schaffte noch weiteren Platz. Im schlosse fand zunächst im weißen Saale die Beglückwünschung des Jubelpaares im engsten Familienkreise statt; dann ordnete sich der Zug Pach der Schloßkapelle, wo bereits der Reichskanzler, die Minister, die Generalität und andere hochstehende Personen seiner Ankunft harrten. Hof- und Domgeistlichkeit Ivar am Altar versammelt. Hofprediger Kögel hielt die Weiherede über 1. Cor. 13,13. „Nun aber bleibet Maube, Liebe, Hoffnung, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter Men." Nach derselben traten die Majestäten an die vor dem Altar stehende Kniebauk und empfingen den Segen, nach welchem der Dom- fyor: „Heilig, heilig ist der Herr Zebaoth" intonirte. Gleichzeitig er- onten 101 Kanonenschüsse. Mit dem Vaterunser, dem Segen über f^Minde und dem Choräle: „Nun danket alle Gott" schloß der ircyuche Theil der Feier. Nach Beendigung derselben begaben sich der ,vcher und die Kaiserin nach dem weißen Saale zurück. Dort verab- Medeten sich zunächst die fremden Fürstlichkeiten, und dann begann «eDefilircour, in welcher alle znr Gratulation zugelassenen Peyonlichkeiten und Deputation dem auf dem Throne sitzenden Herrscher- Paare vorgestellt wurden. Nach Beendigung derselben um 3 Uhr ymen der Kaiser und die Kaiserin in einem 8spännigen Glaswagen