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ehe! — Das ist der alte Schlachtruf: Fort mit Bismarck! Was soll man dazu sagen? Straßburg, 10. November. Die Gemahlin des Statthalters Generalfeldmarschalls von Manteuffel, welche schon längere Zeit leidend war, ist heute Abend 7 Uhr gestorben. Am 8. November Abends gegen 8 Uhr hat sich in Bischofsheim ein schweres Eisenbahnunglück zugetragen. Der um 6 Uhr 55 Min. von Frankfurt nach Mainz abgehende Personenzug stieß zu der angegebenen Stunde mit dem gegen 7^ Uhr aus Mainz abfahrenden Pcrsonenzug zusammen. Beide Maschinen wurden beschädigt, ein Personenwagen zweiter Classe und zwei Gepäckwagen des Frankfurter Zuges zertrümmert. Drei Menschenleben sind zu beklagen; ein Brem ser der Rheinischen Bahn und eine Frau mit Kind (aus Mainz). Fünf oder sieben Schwerverwundete liegen im Wartesaal zu Bischofs heim, wo ihnen die nöthige ärztliche Hülfe zu theil wurde. Als Ur sache des Unglücks wird falsche Weichenstellung angegeben. Aus Bild el wird über einen anderen Unglücksfall berichtet: Nachdem bereits vor einigen Wochen der auf der Eisenbahnstrecke Hanau-Friedberg im Bau begriffene Biadukt bei Heldenbergen durch Einstürzen eines Gerüstes zwei Personen das Leben gekostet, hat sich, wie das „Franks. Journal" meldet, am 8. abermals daselbst ein furchtbares Unglück ereignet. Kaum war die Berjchaalung aus einem eben vollenden Bogen entfernt, als derselbe, durch Nachgeben der Widerlager gelockert, einstürzte und durch die aus einer Höhe von 24 Metern herabstürzenden Steine 8 Arbeiter sofort getödtet wurden, der neunte ist heute Nacht seinen Leiden erlegen; 20 andere sind mehr oder minder schwer verletzt; die Verunglückten sind meistentheils ver- heirathet und sollen die zum Theil mit ihren Kindern auf dem Arm zur Unglücksstätte eilenden Frauen einen herzzerreißenden Anblick bargeboten haben. Die Behörde hatte Mühe, die bauleitenden Per sonen vor der aufgeregten Menge zu schützen. Von hier ist sofort nach Bckanntwerden des traurigen Vorfalls die Staatsanwaltschaft zur Untersuchung an Ort und Stelle abgegangen. Zwischen den Stationen Helsa und Kausungen auf der noch im Bau begriffenen Sekundärbahn Kassel - Waldkappel hat sich am 6. d. früh ebenfalls ein beklagenswerther Unglücks fall ereignet. Der „Wests. Ztg." schreibt man diesbezüglich: Mehrere Eisenbahn arbeiter wollten sich, mit ihrem Schachlmelster an der Spitze, mittels eines Arbeitswagens von einer abschüssigen Stelle aus zum Arbeitsplätze begeben. Als dieser improvisirte Zug die Anhöhe hinunter raste, rannte er bei einem Slraßerübergange mit surchtbarer Heftigkeit gegen ein des Weges kommendes Fuhrwerk. Die meisten Insassen des Arbeiterwagens wurden hinausgeschleudert und erlitten mehr oder minder gefährliche Verletzungen, der Schachtmeister, Vater einer zahlreichen, unversorgten Familie, blieb sofort todt auf dem Platze, während noch sieden andere Arbeiter schwere Verletzungen erhielten. Das Fuhrwerk wurde selbstverständlich zermalmt, eines der Pferde ging verloren, doch soll der Fuhrmann selbst mit Schrecken und dem für ihn allerdings sehr empfindlichen Verlust davon gekommen sein. Wie wir nachträglich erfahren, sollen noch zwei der schwer Verletzten ebenfalls ihren Wunden erlegen sein. Die Unglücklichen sind Opfer ihrer eigenen Fahrlässigkeit geworden. OertlicheS und Sächsische». Wilsdruff. Bom 15. November d. I. ab wird die Per son cnp ost zwischen Dresden und Wilsdruff aufgehoben. An deren Stelle wird eine Privat-Pcrsonenfahrt mit Poftsachen- besörderung eingerichtet, welche aus Dresden L Uhr früh und au» Wilsdruff um 12 Uhr Mittags, 2 Stunden früher wie die bi», herige Personenpost, abgefertigt werden wird. — (Postalisches.) Von dem General-Postamt ist folgende Bekannt machung erlassen worden: „Für die Sicherheit und Pünktlichkeit in der Beförderung der der Post anvertrauten Packete ist es unbedingt noth- wendig, daß jedes einzelne Packet nicht allein mit dauerhafter, sondern auch mit durchaus deutlicher Aufschrift versehen sei. Namentlich muß der Bestimmungsort auf dem Packet in recht großen, stark aufgetragenen Buchstaben angegeben sein, so daß er auf den ersten Blick in dieAugen fällt, und auch bei Licht, sowie während der Fahrt in den Eisenbahn-Postwagen leicht gelesen werden kann. Ist der Bestimmungsort nicht eine größere bekannte Stadt, so muß seine Lage durch Hinzufügung der Provinz, des Bezirks u. s. w. näher be zeichnet werden. Bei Verwendung von blauem oder sonst dunkelfarbigen Packmaterial ist die Aufschrift auf einem der ganzen Fläche nach auf zuklebenden Stück weißen Papiers anzubringen. Gedruckte Packet- aufschrifteu sind erfahrungsmäßig am deutlichsten, doch darf der Name oder die Firma und der Wohnort des Ablenders in den Packetauf schriften nur klein und nicht hervortretend gedruckt sein. Ern Bogen mit Mustern zu Packetaufschristen nebst Angabe der Druckereien, von welchen vorschriftmäßige Packetaufschriften zu beziehen sind, und der Preise, ist bei jeder Postannahmsstelle ausgehängt." An die Postämter ist demzufolge noch die Verfügung ergangen, in allen den Fällen, in welchen von einzelnen Packetaufgebern und namentlich größeren Ge schäftshäusern, trotz erfolgter Erinnerung, die Vorschriften in Bezug auf deutliche Adressirung unbeachtet gelassen werden, die zur Auflie ferung kommenden Packete behufs Ausbringung vorschriftsmäßiger Auf schriften zurückzugeben. — Die sächsische Thronrede findet in auswärtigen Blättern eine überwiegend günstige Beurtheilung. Die „Fkf. Ztg." rühmt die Auf richtigkeit der Sprache und die Prägnanz, mit der die Finanzlage ge zeichnet wird. Dem Finanzminister v. Könneritz wird wegen seiner Budgetaufstellung das Kompliment gemacht, daß er mit seinen Berech nungen der Wahrheit näher gekommen sei, als seine Kollegen in Preußen und in Bayern. Die „Nat.-Ztg." hebt hervor, daß Sachsen von allen größeren Bundesstaaten allein noch sich in der glücklichen Lage befinde, nicht vor einem wirklichen. Deficit zu stehen. Sachsen verdiene freilich, abgesehen von einzelnen Distrikten, am ehesten bas Beiwort eines „rei chen Landes", seine Hilfsquellen könnten im Nothfalle ohne großen Druck noch vermehrt werden. So angenehm das klingt, so erlauben wir uns doch dazu einige bescheidene Zweifel. Nur die Einkommen steuer resp. ihr bOprocentiger Zuschlag und ihre scharfe Einziehung bewahrt uns vor dem Deficit. — Dresden, 10. Novbr. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer erklärt die Regierung zu der allgemeinen Finanzlage, das Defizit der vorletzten Finanzperwde aus dem mobilen Staatsvermögen , zu decken und stellt für die laufende Periode wiederum ein Defizit von 10 Mill. Mk. in Aussicht, dessen Verhütung für die nächste Periode es durch die Ueberschüsse der neuen Reichszölle an die Einzelstaaten erhofft. — Das k. sächs. Ministerium des Innern macht bekannt, daß von dem k. ungarischen Handelsministerium zur Verhütung der Einschleppung der Reblauskrankheit die Einfuhr von Weinreben aus dem Auslande mit oder ohne Wurzel, Reißig, Blättern im trockenen oder frischen Zustande, mögen diese auch zur Verpackung verwendet werden, ferner der übrigen Theile des Weinstockes, mit Ausnahme der Trauben, ver boten worden ist. — Die sächsischen Landesirrenanstalten vermögen nach den vom statistischen Bureau des kgl. Ministerium des Innern veröffentlichten Nachweisen, wiewohl auch 1878 die Zahl der Betten wiederum um 60 vermehrt worden ist, dem Bedarf kaum mehr zu genügen. Der mittlere Krankenbestand in denselben war um 250 höher als 1876, je der Platz war im Jahr durchschnittlich 360 Tage besetzt. Es findet also hier eine viel stärkere Ausnutzung statt, als bei den öffentlichen allgemeinen Krankenhäusern, in denen jedes verfügbare Bett durchschnitt lich nur 215 Tage, und selbst in den Krankenhäusern der Hauptstädte durchschnittlich nur 270 Tage belegt gewesen ist. — Die allgemeine Brandversicherungsgesellschaft sächsischer Lehrer erfreut sich fort uird fort des besten Staudes; nach einer Nachricht, welche der Gesammtsorstand der gedachten Gesellschaft den Mitgliedern giebt, kann die am 20. November d. I. fällige Prämie auf die Zeit vom 1. Dec. 1879 bis zum 31. Mai 1880 erlassen werden. — Am Sonnabend früh in der fünften Stunde sind in der Erz grube „Junge hohe Birke" in Zug bei Freiberg drei Bergleute, als sie beim Ausfahren mit der Tonne zu Tage angelangt waren, durch Zerreißen des Seiles in den ca. 350 Meter tiefen Schacht gestürzt. Als man die Verunglückten aufheben wollte, mußte man von zwei der selben die zerschmetterten und umherliegendeu Körpertheile zusammen- suchen, während der dritte sich noch lebend in der Tonne vorfand, aber bald daraus den erhaltenen Verletzungen erlag. Einer der Verunglück ten ist Familienvater. — Zwickau, 10. November. Abermals durchläuft unsere Stadt die Kunde von einer blutigen That, welche sich gestern hier zugetragen hat. Am gestrigen Nachmittage wurden die Leichen des in hiesiger Marienstraße wohnhaften Schneiders Georg Karl Thomas aus Boden- heiligen bei Langensalza und der Ehefrau desselben Klara Bertha geb. Gräfe aus Gößnitz in deren von innen verschlossenen, auf Veranlassung der Hausgenossen obrigkeitlich eröffneten Wohnung in ihrem Blute schwimmend aufgefunden. Thomas hatte eine fast den ganzen Hals von der Kehle bis zum Wirbel trennende Schnittwunde und die vereh. Thomas eine ebenfalls tödtliche Schnittwunde ini Genick. Beide Leichen lagen übereinander und in der Hand des Thomas befand sich ein mit Blut bedecktes Rasirmesser. Da, wie von zuverlässiger Seite mitgetheilt wird, die Hausgenossen der Thvmas'schen Eheleute am gestrigen Vor mittage bis zum Nachmittage keinen Laut in deren Wohnung gehört haben, so ist kaum anzuueymen, daß ein Streit zwischen denselben stattgefunden und diesen Anlaß zur That gegeben habe. Wohl aber soll nach der Lage der Leichen mit ziemlicher Gewißheit anzunehmen sein, daß Thomas, nachdem er seine Frau getödtet, unmittelbar darauf sich selbst das Leben genommen hat. Atan vermuthet, daß in Folge eines unheilbaren Lnngeuleidens der verehelichten Thomas und der Eifersucht der Letzteren eheliche Zwistigkeiten ausgebrocheu und diese die Veranlassung zu der unseligen That geworden seien. Die Tho- mas'schen Eheleute, im Alter von 33 beziehentlich 27 Jahren, hinter lassen einen noch nicht dreijährigen Sohn, der glücklicher Weise gestern bei seinen auswärts wohncndeu Großeltern sich befand. — Döbeln. Hier haben über 100Herren wegen der in hiesigen Restaurationen häufig vorkommeuden üblen Gewohnheit, Biere unter falschen Namen und zu höheren Preisen als mit der Reellität verein bar ist, zu verkaufen, sich unter dem beherzigenswertheu Wahlspruch: „Ein volles Glas und echtes Bier Ist Gastes Recht und Wirthes Zier!" geeinigt, bis auf Weiteres nur solche Locale zu besuchen, in denen die Wicthe eine schriftliche Angabe der von ihnen vcrschänkien Biere nebst deren Preisen für die Gäste aushängen. Viele sind der Aufforderung schon nachgekommen, und das Publikum ist dem thatkräftigen Einschrei ten der Herren, die es vor Ausbeutung schützen wollen, Dank schuldig. Kirchelmachrichten aus Wilsdruff. Am 23. Trinitatus-Sonntag: Vormittags predigt Herr k. Dr. Uabl. Nachmittags Betstunde. ! Obstbäume! sind zu haben in großer Auswahl veredelt und unveredelt, überhaupt unveredelte weißschalige Süßkirschbäume in geraden Hochstämmen und zu billigen Preisen auf der Niederlage beim Herrn Hausbe sitzer „zur altem Schule" neben dem Chausseehaus in ^effel»- -ars. I'ürelUex. HrötseUvI, Baumschulenbes. in Elbersdorf b. Dürrröhrsdorf. Omnibus-Fahrplan zwischen K688k!8üonf u. 0l-k8ävn. WivLr» Fahrplan »am I. November 18VV bi» I. Februar I88V. Abfahrt vom Dresden, Hotel „xolckner Riux" am Postpatz täglich früh » Uhr und Nachmittags 4 Uhr. Abfahrt v»u Wilsdruff, Dresbuerstraße, früh - Uhr und Nachmittags 3 Uhr. Bei der Tour früh 7 Uhr nach und Nachmittags 4 Uhr von Dresden werden Tagebistet» auf einen Tag mit 20 Pfg. Er- mäßigung ausgegeben. v. 0. s sind zu vermiethen und zu Ostern zu beziehen bei Teuscher. Achtung! Schweiuesleisch ä Psd. 55 Pfg., Wurst ä Pfd. 55 Pfg., Lrlediueut'rri, empfiehlt Lvalä Lretseüueläer, Fleischermstr.